Weil ichs gerade bei FB gefunden habe, hier noch mal ein Kommentar zur Entwicklung auf der BaRiBu aus einer zwar ähnlichen, aber dennoch etwas anders gewichteten Perspektive, von den Begründern der Initiative "Living History ist Bunt". Auch diesen Aspekt sollte man, wie ich finde, nicht außer Acht lassen: "Kurze Stellungnahme zur geplanten Neuorientierung des Museums "Bachritterburg Kanzach" Aus "Die Bildschirmzeitung" zuletzt abgerufen am 9. August 2020: "So viel sei gesagt: War in den letzten Jahren die Burgbelebung durch Mittelaltergruppen der Programmschwerpunkt, so soll sich das im nächsten Jahr ändern, denn „die Belebung ist ausgeufert“, stellt Schultheiß fest. Demnach hat die rege Mittelalterszene mehr und mehr die Burg für ihre eigenen Vorlieben genutzt, ohne die Besucher in den Mittelpunkt zu rücken, was nicht im Interesse der kommunalen Burgherren sein kann, erklärt der Bürgermeister. Dieses selbstherrliche Eigenleben in der Burg habe auch zunehmend die vielen notwendigen ehrenamtlichen Helfer vergrätzt. Höchste Zeit also, dem Treiben Einhalt zu gebieten. Da kam „Corona als Bremsklotz“ gerade recht." (
http://www.diebildschirmzeitung.de/blix/kultur-freizeit/kultur-freizeit-le/1366-bachritter-suchen-neue-wege#!/ccomment-comment=166) ***Geschichtsbildung ist Demokratiebildung*** In einer Zeit, in der unsere Demokratie immer öfter ihre Wehrhaftigkeit unter Beweis stellen muss, sind bzw waren kleine Bildungseinrichtungen wie die Bachritterburg Kanzach mit Ihrem bisherigen Konzept ein wichtiger Träger demokratischer Bildung. Ein Konzept, das zum Ziel hat, Geschichte nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zu vermitteln, trägt dazu bei, das durch Medien und Weltanschauungen idealisierten Bild des Mittelalters zu brechen und damit unattraktiv für die Vereinnahmung durch undemokratische Positionen zu machen. Daneben bietet es damit auch ein Lernfeldfeld, das sich auch auf andere Bereiche übertragen lässt. Es ermöglicht den Transfer auch in andere gesellschaftliche Themen, in denen wissenschaftliche Erkenntnisse im Gegensatz zu idealisierten Meinungen und Pseudofakten stehen, die im Widerspruch zu unserer freiheitlich-demokratischer Grundordnung stehen. Dieses Konzept aufzugeben halten wir für einen großen Fehler und bedauern es sehr. ***Ehrenamt lebt von Anerkennung*** Im bisherige Bildungskonzept der Bachritterburg waren die Belebungen durch ehrenamtliche Darsteller*innen ein wichtiger Bestandteil. Sie waren der Garant dafür, dass den Besucher*innen ein lebendiges und wissenschaftliches Bild der Geschickte des Mittelalters vermittelt wurde. Dabei wurde von der Burg neben der Vermittlung von Geschichte auch noch ein Lern- und Betätigungsfeld für das Ehrenamt geboten. Das bisherige Konzept und vor allem auch die bisherige Museumsleitung haben es dabei verstanden, beide Aspekte miteinander zu vereinen. Dabei die Balance zu halten zwischen Wissenschaftlichkeit und Engagement, war bestimmt nicht immer einfach für die Museumsleitung in der Vergangenheit, da nicht alle Interessierten sich auf beide Voraussetzungen einlassen wollten. Denen die beide Voraussetzung erfüllt haben und ehrenamtlich das Bildungskonzept der Bachritterburg unter großem Aufwand umgesetzt haben als "selbstherrlich" zu bezeichnen ist eine Verweigerung der für das Ehrenamt so wichtigen Anerkennung für die geleistete Arbeit. Der auf den sozialen Medien stattfindende kleine "Shitstorm" spiegelt genau dies wider. ***Persönliche Betroffenheit*** Natürlich sehen wir uns auch aus persönlicher Betroffenheit zu unserem Statement veranlasst. Dabei spielt auch die verweigerte Anerkennung für unsere ehrenamtliche Tätigkeit auf der Bachritterburg im Rahmen der Küchenmeisterey, von Ferienprogrammen oder Familiensonntagen eine, wenn auch untergeordnete, Rolle. Vielmehr aber wiegt für uns, das wir seit Jahren immer wieder erklären müssen, warum wir mit unsere Engagement bei "Living History ist Bunt" das "Hobby" Living History politisieren. Die geplante Neuausrichtung bzw. Konzeptänderung der Bachritterburg zeigt uns aber, dass ein politisches Bewusstsein für die Tragweite von Living History als Teil einer demokratischen Geschichtsbildung dringend nötig ist. Für das "Living-History-Ist-Bunt"-Team Wolfgang Haberl PS: Unsere Solidarität und Dank an alle die sich die letzten Jahre ehrenamtliche und unentgeltlich in der Mueseumsarbeit auf der Bachritterburg engagiert haben.