Vitalienbrüder ca 1390 - Wie könnte die Darstellung aussehen?

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

Scadian

Well-known member
Registriert
14. Feb. 2009
Beiträge
130
Reaktionspunkte
0
Ort
23628 Barony of Knight's Crossing
Hallo Mitreisende, neben einer Hintergrundgeschichte für einen Vitalienbruder um 1390 als neue SCA-Persona stellen sich mir seit einiger Zeit ein paar Fragen. Da die zeitgenössischen Quellen nicht viel hergeben (oder sie mir einfach noch nicht untergekommen sind), ich dieses Thema aber sehr spannend finde, gehen die folgenden Fragen an euch: "Wie würdet ihr eine solche Darstellung vom Verhalten her erwarten?" "Welche Ausrüstung wird erwartet? Woran würdet ihr einen Vitalienbruder niederadliger bzw. ritterlicher Abstammung erkennen?" Da das deutlichste Merkmal, ein Schiff, so schnell nicht zur Verfügung steht, ist mir bewusst, dass das ganze etwas komplizierter ist. Auch gehe ich nicht davon aus dass hier irgendwer ein Klischee-Piratentum erwartet und dafür bin ich schon jetzt dankbar, denn mir geht es um ein nachvollziehbares Verhalten :) Bin gespannt auf Eure Vorstellungen. Vielleicht hat auch der eine oder andere noch eine tolle Quelle für mich. Es grüßt, der Scadian P.S.: Falls ich im falschen Bereich gelandet bin, bitte verschieben.
 
Ich würde erstmal davon ausgehen, dass die "Vitalienbrüder" um 1390 an Kleidung und Ausrüstung das selbe besassen, wie jeder andere in der Region um 1390 auch. Also, zeitgenössisch kleiden. Und vom Verhalten her? Nun, es kommt darauf an, wo man eben einen der Vitsalienbrüder dasrstellen will. Auf einem Schiff auf Raubzug benahm man sich ja durchaus anders als über einen Markt schlendernd. Oder bei einem Fest sitzend.
 
Hmm, Vitalenbruder 1390... Einsatzgebiet Nord- und Ostsee. Ostsee, da haben wir die Schlacht von Visby 1360! Also für Kampfausstattung würde ich mal schauen, was es dazu gibt. Ich würde einen Gambi nehmen, dazu eine Beckenhaube und Kniekacheln. Mehr nicht... Warum? Alles an Eisen leidet auf See, soweit es nicht wie Schiffsbauteile durch Pech und Teer geschützt wird, extrem unter Rostanfälligkeit. Und eine leichte Salzgischt kommt immer über, das kann ich nach 9 Jahren Seefahrt bestätigen. Der Helm und die Kacheln, die bei Bedarf schnell aus einem geölten Sack kommen sind realistisch zu handeln, alles andere wird deutlich schwierig und braucht hohen Aufwand. Für Entergefechte an Bord darf man außerdem nicht allzu schwerfällig werden, sonst landet man schneller im Wasser als einem lieb ist. Bewaffnung? Such dir was aus, was im Gedränge eines Enterkampfes Nutzbar ist. Kurze Klingen und Enterbeile erfreuten sich von den Wikis bis ins 19. Jhdt hoher Beliebtheit. Bei einer Abwehr auf dem eigenen Schiff bist Du mit einem Schild und Schwert bzw. Enterpike (Kurzspeer) auch nicht schlecht aufgestellt. An Land kannst du natürlich für eine repräsentativere Darstellung jederzeit auch auf modernere Rüstungsteile zurückgreifen. Zivilkleidung? An Bord würde ich nicht zu viel nehmen, eher wetterangepasst. Cotte, wenn Du es besser willst kannst auch schon eine Cottehardie nehmen. (Die Viktualienbrüder kamen auch bis Nordfrankreich und London). Um Dich von der einfachen Besatzung abzuheben, ruhig in bunt. Dazu Beinlinge, Gugel und für Schlechtwetter einen "Reisemantel" (Komplettüberzug) aus Loden und Du bist in See brauchbar aufgestellt, an Land kann Deine Eitelkeit besser ausgetobt werden. Ich hoffe mal, das hilft als grober Anhalt weiter. Zum Verhalten: Normal. Viktualienbrüder waren auch nur Seefahrer, die ihre Waren verkauft haben. Gut, beim Erwerb waren sie etwas unzivilisiert, und feste können etwas ausarten, aber sonst hatten sie durchaus normales gesellschaftliches Leben. siehe Störtebecker und Gödecke Michels...
 
Hier ein sehr schöner und vor allem ausführlicher Wikipediaeintrag...: http://de.wikipedia.org/wiki/Vitalienbrüder Quelle : Wikipedia Davon ausgehend, daß die Likedeeler wesentlich weniger den Standesunterschieden unterlagen, kann man wohl davon ausgehen, daß das allg. Verhalten etwas lockerer war. Wobei man allerdings nicht vergessen sollte, daß es sich hier zum einen um freiwillige, Blockadebrechende und Kriegführende und zum anderen auch um größtenteils auf eigene Rechnung handelnde Seeleute gehandelt hat, sie also Tätigkeiten ausübten, die ihnen ein gehöriges Maß an harter, fast schon kompromissloser Disziplin und eine unabdingbare Fähigkeit zum Teamwork abverlangten, da sie sich sonst kaum länger als ein paar Wochen oder Monate erfolgreich hätten halten können... Mit Sicherheit sind sowohl Hauptleute als auch Manschaftsmitglieder beim freien Landgang hin und wieder mal "über die Stränge" geschlagen, was dann natürlich, aufgrund der zu der Zeit allgemein herrschenden "Benehmensnorm" sowie dem bereits o.g. weniger vorhandenen unterliegen der Standesunterschiede bei den Likedeelern für die "Normalbevölkerung" deutlich auffälliger wirkte, als deren Wahrnehmung eines gewöhnlichen "über die Stränge schlagens"... ;) :) LG Halfdan Horntrinker
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Vielleicht könnte man mit der Ausrüstung auch auf die Seeräuberei hinweisen. Also zu der üblichen Kleidung/Ausrüstung eines Ostseebewohners ein Kleidungsstück oder Ausrüstungsgegenstand, der für Deinen Stand zu wertvoll ist (z. B. ein sehr reich verziertes Messer oder teure, rot gegerbte Schuhe). Diese waren dann Beute und weist darauf hin, dass Du doch kein normaler Seemann bist. Wenn Du auch Dein Verhalten anpassen möchtest, schlage ich "Agentenverhalten" vor, also nie mit dem Rücken zur Tür, immer die Umgebung im Auge halten bei möglichst entspannter Körperhaltung. Und nie in der Nähe des Marktvogts aufhalten.
 
Zum Verhalten und der Kleidung kam es evtl. darauf an wo sich die Personen befanden. Im Gebiet bei welchem sie Unterstützung durch den jeweiligen Herrscher fanden, wohl etwas lockerer in der Klamotte und im Verhalten. Dort wo sie nicht so gern gesehen wurden, auffällige Kleidung wohl eher nicht. Dort würden sich diese Leuter eher „unscheinbar, normal gekleidet haben, ebenso das Verhalten. Leider gibt diese Zeit nicht viel schriftliches über Verstöße und Verurteilungen in div Städten her. Sonst wäre mein Tip mal in div. Urkunden bzw. Protokollen der jeweiligen Städte zu lesen. Dies lässt dann einiges über Verhalten bestimmter Personen vermuten.
 
Im Grunde sieht es bei der Ausrüstung wohl so aus wie es Lisabeth weiter oben schon gesagt hatte. Betrachtet man passende Bildquellen, die eindeutig Seefahrer zeigen, so erkennt man keine großen Unterschiede.
 

Neueste Beiträge

Oben