Von Dauercampern und Marktlager-Optimierern

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Die älteste bekannte Marmelade kam aus dem alten Rom. Also zwischen -800 bis +700... Nicht sonderlich genau, reicht aber. Zucker gabs spätestens ab 1100 auch, war nur teuer, also können die Marmeladen sogar recht modern geschmeckt haben. Da die Existenz von Hypocras die Kenntnis über den Hippokratischen Ärmel voraussetzt, kann man auch davon ausgehen, dass die technischen Möglichkeiten zur Verfügung standen, komplett klare Fruchtaufstriche ohne feste Bestandteile herzustellen. Und jetzt kommen wir zu den ganz wilden Mutmaßungen: Gelatine lässt sich sicher nachweisen, zumindest über die Verwendung als Leim. Und somit ist es sogar möglich gewesen, Wackelpudding zu machen. Und wenn ich Wackelpudding haben kann, was brauch ich dann schon noch großartig anderes?
 
Die Frage nach der Möglichkeit zur Herstellung von Marmelade noch nicht gestellt. Allerdings habe ich mir die Frage gestellt, ob es für mich nach Zeit und Stand wirklich realistisch war. Dem war nicht so (wegen des Zuckers), also scheidet für mich die Frage nach der Möglichkeit in diesem Fall aus. Ein Fruchtaufstrich mit Honig war sicher realistisch. Aber darum ging es mir in dem Satz ja auch eigentlich gar nicht ;), sondern darum Dinge in Behältnisse zu packen, die in die Darstellung passen.
 
Aber das ist ja genau die Frage: Wieviel "modern" nehm ich mir mit, wenn ich auf Lager gehe? Auch, wenn es in der "A"-Keramik verpackt ist, bleibt es etwas, mit dem der mittellterliche Mensch nix zu tun hatte. Denn genau um die holzverpackten Camping-Duschen, Chemieklos, Fernseher etc. ging es ja im Anfangsfred. Wird ein Smartphone dadurch mittelalterlich, dass ich ihm eine Lederhülle spendiere? Oder bleibt es ein Stück aus dem 21. Jahrhundert, das ich zwar mitnehme, aber nur nutze, wenn es unbedingt nötig ist - zB weil der erwartete Besuch sonst keine Chance hat, mich auf dem riesigen Marktgelände zu finden oder ich für eine Bereitschaft erreichbar sein muss. Kann ich für einen Morgen auch mal Hafer-oder Hirsebrei essen, wie es früher üblich war? Oder brauch ich mein Nute+++-Brötchen? Krieg ich die Krise, wenn ich net sofort jedem meiner hundert Fratzebuch-Freunde die Bilder von der Feuershow posten kann, wenn der Raid mal ohne mich den Endboss legen muss - oder genieße ich den Ausflug in eine untechnisierte Epoche, wo das Leben eben ganz anders war? Es ist auch ein bisschen Selbstreflektion dabei - was ist wirklich wichtig, worauuf möchte man nicht mehr verzichten, wofür bin ich letztendlich dankbar.
 
Jeder muss für sich selbst entscheiden wie weit er da gehen will. Das ist völlig klar. Diese Grenzen und Differenzierungen empfinde ich als entwickelbar. Sie sind nur in Stein gemeißelt, wenn man nicht reflektiert. Wir essen auch morgens einmal Brei an einem Wochenende, am anderen eben dann Brot. Ich kann beispielsweise auf mein Handy gut verzichten, auf Kaffee dagegen weniger und bei meiner Tochter scheiden sich die Geister eben am Nutella.
 
Jeder muss für sich selbst entscheiden wie weit er da gehen will. (...) Diese Grenzen und Differenzierungen empfinde ich als entwickelbar. Sie sind nur in Stein gemeißelt, wenn man nicht reflektiert. .
Da bin ich ganz bei dir!
 
Ich finde die Vermengung von Campen und Mittelalter generell bedenklich. Für mich sind die Zelte ein Ersatz für die Häuser, die wir uns nicht bauen können, weil wir nur für ein Wochenende bleiben. Würden wir mehrere Wochen an einem Fleck bleiben, würden wir uns ja Hütten bauen. Es geht um die Darstellung, nicht ums Überleben auf der Wiese. Drum haben meiner Ansicht nach moderne Dinge, besonders wenn es um Komfortausstattung geht, nach Möglichkeit nichts beim Lagern verloren. Einige Gegenstände können (Erste-Hilfe-Ausstattung) oder wollen wir nicht vermeiden, wir sind ja doch immer noch Kinder unserer Zeit. Es geht ja nicht darum, dem Kind den Schokoaufstrich vom Brot oder mir den Kaffee aus dem Häferl zu nehmen. Kompromisse wie Luftmatratze statt Strohsack oder Feldbett statt Boden entstehen meiner Ansicht nach daraus, dass wir eben nicht in Häusern oder Hütten wohnen und für den Transport improvisieren müssen. Was aber gar nicht Thema ist. Es geht vielmehr darum, dass viele Gruppen Ambiente-Camping und Kostümsaufen mit Mittelalterdarstellung verwechseln. Als ich diesen Sommer von unserem Lagerplatz während einer Veranstaltung einen zweifelhaften Ausblick auf die Nachbarn beschert bekam, die im offen stehenden Zelt die Sitzbank aus dem Auto als Sofa aufgestellt hatten und in kurzen Jeans den Gasgriller anwarfen, realisierte ich: "Der gleiche Menschenschlag, der in den 70ern nach Jesolo an den Strand fuhr und halbnackert nur in Badehose und Badeschlappen mit Eis in der Hand während der Messe durch die alterwürdigen Kirchen stolperte, lungert mittlerweile auf den Mittelaltermärkten rum und versaut mir den Ausblick und den Besuchern die Athmosphäre." Wenn es nach mir ginge, könnten sich die Mittelaltercamper zu den Dauercampern auf die Campingplätze stellen. Wobei ich ja den Verdacht habe, dass sie dort schon waren und nicht mehr hinfahren, weil auch Dauercamper Wert auf angepasstes Verhalten legen. Dauercampen ist ja wie Schrebergarten, nur ohne Gemüse. Da gelten halt mal Regeln.
 
Wenn ich mal bedenke, das wir nur einen Kleinwagen haben und wenn wir das nötigste dabei haben, dann ist der Wagen voll, einen Anhänger haben wir nicht. Den einzigen Luxus den wir uns gönnen ist ein Luftbett und ein Feldbett damit ich wieder hochkomme, von einem Luftbett komme ich wegen meinen Knien nicht mehr hoch und meine Freundin benutzt das Luftbett. Wir haben auch nur ein A-Zelt in der Größe von 2,50 x 3m und 2m Höhe, reicht vollkommen aus und ist auch nur spatanisch eingerichtet. Feldkapelle hab ich auch noch, aber auch nur in kleinem Rahmen. Sonnensegel zum drunter sitzen haben wir auch, unsere Truhen nutzen wir zum sitzen und einen kleinen Tisch haben wir auch. Kaffe oder Teewasser wird noch altmodisch über dem Feuer heiß gemacht und eigenes Feuerholz bringen wir mittlerweile selbst mit. Für moderne Annehmlichkeiten ist kein Platz im Auto und wozu auch, Handy (ganz einfaches Gerät) liegt meist ungenutzt in der Versorgungskiste, wer mich erreichen will, muss dann zur Veranstaltung kommen, schließlich will man wieder ein wenig zurück zur Natur. Lebensmittel sind zwar aus Bequemlichkeit schon moderner aber halten sich im Rahmen, gekocht wird auch über dem Feuer, Kessel vorhanden. Was braucht man mehr? Ich brauch jedenfalls keinen Kühlschrank, Smartphone, Laptop und Fernsehr im Lager, wenn ich bei den Mahlzeiten aus dem Lager schaue, hab ich Fernsehen genug, grins.
 
Ich stehe ja kurz vorm ersten MA-Zeltlagern... Voraussichtlich im Dezember - 200 m von meiner Wohnung entfertn. Sollte es also zu kalt werden oder das Zelt doch nicht dicht sein - ich kann zurückfliehen zu Frau und Heizung... Für 2014 habe ich fest einige Zeltlagertermine eingeplant. Ich sehe unser "aller" Hobby als temporären Ausstieg aus unserem bequemen Leben, ein wenig Living History und Abenteuer... Daher will ich so wenig wie möglich an modernen Dingen mitnehmen, eigentlch nur 1-Hilfe-Kasten, Feuerlöscher und Insulin nebst Zubehör sowie Zahlungsmittel. Wenn ich jetzt mal Zeltlager mit Kleinkindern (also Säuglinge und Babies) in unserer Diskussion aussen vorlasse, dann finde ich Strom (besonders für Kühlschränke und Fernseher) eigentlich ein NoGo. Wer so etwas will = Wohnwagen/-mobil und ab auf den Campingplatz... Ich wundere mich sowieso über schöne Gewandungen, und dann ist der/die TrägerIn nicht in der Lage Kontaktlinsen zu tragen? Ich bin Brillenträger, aber die Brille bleibt in Gewandung aus, ich muss eigentlich an den 2 - 3 Tagen nichts lesen (ab und zu geht das sogar noch ohne Brille). Ich finde es doch gerade schön, dass ich nicht auf die nächste E-Mail, SMS, verpassten Anruf achten muss. Zigaretten, Tabak, erst recht "alternative" Genussmittel :wiki4 sind mir, obwohl ich gerne eine Pfeife, Zigarre oder Zigarillo geniesse, auf MA-Veranstaltungen ein Graus. Ich bin garantiert kein A-Papst - wie jeder hier im Forum an meinen Beiträgen ablesen kann -, ich versuche aber doch bei einem Hobby, als Amatuer (kommt bekanntlich vom Begriff liebhaben) mit Ehrgeis etwas darzustellen... Als Theaterregisseur: "moderne" Dinge vermiesen doch sowieso nur die Inszenierung! Und die Inszenierung im Living - History ist m. E. sehr wichtig.... Dauercamper = habe ich auch bei meinen Erzeugern erlebt, die haben glaub ich mehr Geld in den Dauerplatz gesteckt als in das Wohnhaus zu Hause ;-) War mir ein Graus,... Campen ja gerne = aber eben Mobil! 3 Tage im Wohnwagen an einem unbekannten Ort und dann weiter,... das ist spannend...
 
Ich wundere mich sowieso über schöne Gewandungen, und dann ist der/die TrägerIn nicht in der Lage Kontaktlinsen zu tragen? Ich bin Brillenträger, aber die Brille bleibt in Gewandung aus, ich muss eigentlich an den 2 - 3 Tagen nichts lesen (ab und zu geht das sogar noch ohne Brille).
Ich kann dir in ganz vielem zustimmen, nur Brille muss bei mir sein, da mein Sehfehler nur mit unverhältnismäßig teuren Linsen korrigiert werden könnte, die ich (aus Erfahrung!) nicht besonders gut vertrage. Lesen geht auch gut (sogar besser) ohne Brille. Wie alles, was in der Nähe stattfindet, zB Handarbeiten oder Kochzutaten schneiden. Aber bei knapp 25% Sehfähigkeit für die Fernsicht auf die Brille zu verzichten, heißt an Leuten vorbeizulaufen und über die erstbeste Zeltabspannung in die nächstbeste Feuerstelle zu purzeln. Vermutlich hätte man mich bei den Kelten in ein Eckchen zum Spinnen gesetzt und ich hätte meine Leute an den Stimmen erkannt... Aber diese Brille ist eben etwas, das ich an unserer Jetzzeit sehr zu schätzen weiß. Und ich erkläre auch jedem, der es nicht weiß, sehr gerne, dass die Kelten keinen Fielm..n hatten und Apollo damals noch ein Heilgott der Griechen war ;) Wenn ich aber weiß, dass ich fotografiert werde, nehm ich die Brille ein Momentchen ab, um den Gesamteindruck nicht zu sören.
 
LOL, ich finde auf den Marktverträgen immer wieder lustig, wenn nach Drehstrom, 220V anschluß etc gefragt wird und die Antwort eben ist: " Nö, ich denke, das gabs im MA noch nicht, aber über einen Meter trockenes Holz und etwas Stroh würde ich mich freuen". Den vorletzten Veranstalter stellte das vor unüberwindliche Probleme. Auch diese netten Feuerschalen, Klöpperboden mit Füßchen, die wegen des heiligen Rasens aufgestellt werden sollen, nö, muß ich nicht haben... Das man auch ein Lagerfeuer machen kann, ohne den Rasen dauerhaft zu schädigen, wissen auch die wenigsten. Abplaggen, Soden aufheben, und hinterher wieder rein... Klappt wunderbar.
 
Ohne jetzt hier die nächste Brillendiskussion vom Zaun brechen zu wollen - es kann eben nicht jeder ohne weiteres auf Linsen umsteigen. In manchen Fällen sind diese aus medizinischen Gründen nicht empfehlenswert, so z.B. auch bei meinem Freund. Das ist zwar schade, aber nicht zu ändern. Und sooo schlimm finde ich es auch wieder nicht, denn wir alle sind und bleiben trotz aller Bemühungen und auch bei noch so guter Ausrüstung moderne Menschen - und da finde ich eine moderne Brille dem Zuschauer gegenüber noch deutlich ehrlicher als ein "historisches" Modell, das erst ca. 150 Jahre nach dem ansonsten dargestellten Zeitraum en vogue war. Grundsätzlich: wo die Gesundheit ins Spiel kommt, sollte meiner Meinung nach Modernes erlaubt sein - genauso wie ich auch auf Veranstaltungen mein Handy (tagsüber selbstverständlich lautlos gestellt) im Almosenbeutel habe, weil meine Eltern eben in einem Alter sind, wo auch mal schnell was sein kann und ich dann Bescheid wissen möchte. Stromversorgung für Kühlschränke und Mikrowellen im Zelt sind jedoch Blüten, die besser nicht treiben sollten...
 
Grade von einer VA zurück, gebe ich hier zu bedenken, daß diese Diskussion viel differenzierter betrachtet werden muß. Zuerst sollten mal die Veranstaltungstypen unterschieden werden, sonst ist das Ganze hier wieder Äpfel mit Birnen verglichen. Fahre ich beispielsweise zu einer Burgbelebung auf die Lütjenburg ( noch ist es Zukunftsmusik), dann brauche ich als modernes Utensil vielleicht mein Bett, weil ich wohl sonst am Montag einen Bandscheibenvorfall habe. Alles andere ist vor Ort, inklusive Duschen und Toiletten und ich brauche, recht authentisch, außer meinen Klamotten, Geschirr und Essbesteck nichts mitzunehmen (allenfalls den Fotoapparat). Schlage ich aber auf einem Mittelaltermarkt auf, kommen da ganz andere Faktoren ins Spiel- Schon mal nachts um 2:00 im Regen mit Grummeln im Gedärm (weil eben der authentisch im Grapen gekochte Hirsebrei ballaststoffhaltiger war als man glaubte, speziell in Verbindung mit Trockenpflaumen und Apfelmost, oder eine Migräneattacke kotz01 ...) vor einem vollgeschissenen und vollgekotztem Klowagen/Dixi gestanden? Einmal war sogar ein Name an die Innentür geschrieben, aber nicht mit Edding... Da lernt man sein Klo to Go (googelt mal danach) im abgetrennten Zeltbereich durchaus zu schätzen. Ebenso wie den schwarzen Wassersack zum Duschen, wenn bei geschätzten 2000 Teilnehmern lediglich ein Bader und 4 Duschkabinen vorhanden sind. Das Teil dezent und außer Sicht in die Sonne gelegt und Abends in einem versteckten Eckchen damit geduscht, ist nach 2 Tagen mit 28°-30° ein Hochgenuß. Klar kann man sich auch an der Bütt mit dem Schwamm waschen, aber die nimmt auch wieder mehr Platz weg. Und auch ich gehöre mittlerweile zu den Personen, die ein Bett mit Bodenfreiheit schätzen (darunter ist ja auch Stauraum). Da wir mehrere Personen mit verschiedenen Lebensmittel-Intoleranzen in der Gruppe haben, kochen wir gezwungenermaßen im eigenen Lager. Auch da haben wir abgespeckt, es reicht uns eine 60 x 40 Feuerkiste mit einem kleinen Dreibein darüber. Zum Kochen braucht man kein Höllenfeuer. Machen wir uns nix vor, ein Markt ist keine Museumsveranstaltung und letzten Endes kann nur der Veranstalter etwas bewirken, wenn Plaste und Elaste Überhand nehmen. Auch wurden die gleichen Punkte bereits im Thread "Protzen mit Schlichtheit" angesprochen. Ich brauch keinen Strom und fließend Wasser im Lager. Eigentlich ist nach meinem Verständnis hier eher auch der Grundgedanke, der die meisten von Uns umtreibt die Tatsache, daß diejenigen, die sich mit ihrer Darstellung, ob nun Lagerleben auf Reisen oder Alltag in den eigenen 4 Wänden in der Stadt/Burg auseinandersetzen, diese im offenen Lager präsentieren möchten und sich dabei viel Mühe geben, zurecht darüber aufregen, daß es mittlerweile auf vielen Veranstaltungen die Ambientecamper sind, die einem die besten Plätze wegnehmen, 30 x30m für 4 Alexzelte und ein Tarp benötigen, kein offenes Lager, geschweige denn offenes Zelt haben und eben dann noch zusätzlich mit den Mätzchen wie 220l Kühlschränken und/oder modernem Säulengrill aufwarten. Von Camping- oder Steckstühlen ganz zu schweigen. Andererseits, um fair zu bleiben, kann ich auch das Mitführen eines ganzen Anhängers voll mit spanischen Reitern oder Tschechenigeln nicht ganz nachvollziehen- erwartet man statt Turis einen Angriff? Auch bei dieser Fraktion gibt es Lager, die einen Monsteraufwand betreiben, mit 8x8 Zweimasterbaldachin, 6m hohen Fahnenstangen, Küchenfeuerstellen, so groß wie Normannenzelte, die sogar den Schweinebräter in den Schatten stellen...und dann ist das eigentliche Lagerleben 20m von der Absperrung entfernt, kein Zelt offen und Turis vor der Abspannung werden kühl gemustert, es könnten ja echte Authentiker in Zivil sein... :kopfhau Es bleibt schlußendlich jedem selbst überlassen, wie viel moderner Komfort einem wichtig, bzw. notwendig ist. An den Auswahlkriterien der meisten Marktveranstalter kann man nichts ändern und muß dann für sich selbst abwägen, ob man dort nun aufschlägt oder nicht.
 
Wenn es nach mir ginge, könnten sich die Mittelaltercamper zu den Dauercampern auf die Campingplätze stellen. Wobei ich ja den Verdacht habe, dass sie dort schon waren und nicht mehr hinfahren, weil auch Dauercamper Wert auf angepasstes Verhalten legen. Dauercampen ist ja wie Schrebergarten, nur ohne Gemüse. Da gelten halt mal Regeln.
Das vermute ich ja auch ganz stark :groehl Ganz ehrlich, die Brille nehme ich bei einem Markt nicht ab. Das danken mir meine Augen. Ich komme mittlerweile mit Linsen nämlich nicht mehr zurecht. Auf einer Museumsveranstaltung lass ich die Brille in der Box und renne halt als halbblindes Huhn herum, zumindest solange es noch geht. Wenn dem nicht mehr so ist müssen meine Mitstreiter entweder die Brille akzeptieren, oder ich kann keine musealen Veranstaltungen mehr machen.
 
grundsätzlich lasse ich mir die Brille nicht verbieten, ich bin darauf angewiesen, Kontaktlinsen vertrage ich leider nicht. Wenn es um medizinische Grundsätzlichkeiten geht, sage ich mir auch immer Gesundheit geht vor. Aber da wir gerade vom Ambiente-Camping sprechen, fällt mir gerade ein Markt ein, wo eine ganz bestimmte Gruppe wie auf dem Präsentierteller direkt neben dem Eingang beim laufenden Markt völlig ungeniert ihre Pizzas verzehrt und am Tisch lagen dann ganz offen die Pizzakartons und in einem angrenzenden Pavilon hatten sie auch noch eine elektronisch betriebene Bierzapfanlage, also noch dekadenter ging es schon nicht mehr.
 
Jedem Tierchen sein Pläsierchen, sage ich nur. Wenn ich Eure Beiträge so lese - *seufz* - jetzt weiß ich warum ich nicht mehr lagere! Ich erspare mir den Anblick von Kaffeemaschine, Fernseher, Laptop, Bierzapfanlage und Co. Denn ich würde mich garantiert aufregen, wenn ich solche Lagernachbarn hätte. Und zur Brille: wir sind Menschen des 21. Jahrhunderts. Wir leben im hier und jetzt und "Sonntags bin ich Ritter" ... Eine gute "Klamotte" wird durch eine Brille nicht schlechter! Wer Linsen tragen kann super! Wer ohne Brille sich unfallfrei bewegen kann - Glückwunsch! Wer nicht, der trägt eben Brille. Es muss ja nicht gleich eine sein mit riesem Gestell und in neongrün. Eine randlose oder dezentes Gestell ist doch vollkommen in Ordnung. Wenn ich fotografiert werde und es vorher merke nehme ich meine ab. Zur Modenschau kann ich ohne gehen, aber zum handarbeiten und kochen brauche ich sie nunmal - wer will schon die Finger in der Suppe haben statt Möhre :D
 
Meiner Meinung nach gibt es im Hobby zwei sehr verschiedene Strömungen und dementsprechend muss man auch nach der Intention der Lagernden unterscheiden: Darsteller mit dem Ziel, dem Besucher einen Einblick in das Leben im Mittelalter zu liefern müssen andere Maßstäbe anlegen, als Lagernde (oder Belebende), die selbst Mittelalter erleben wollen. Im ersten Fall stellt sich immer die Frage, ob der Eindruck nach außen mittelalterkonform ist im zweiten muss man sich fragen, ob es die Lebensumstände sind. Das hat ganz erhebliche praktische Auswirkungen: Wer nämlich Mittelalter selbst erleben will, betrügt sich mit Brille, Telefon und Fernsehen selber und auch mit modernen Genussmitteln, wie hartem Alk, Zigaretten, Kaffee und Nutella. Dafür muss die Ausrüstung nicht bis ins letzte Ornament stimmen. Wer dagegen anderen überzeugendes Mittelalter vorspielen will, muss darauf achten, dass alles, was nach außen sichtbar ist, der dargestellten Zeit entspricht. Dafür kann im für das Publikum nicht sichtbaren Bereich durchaus ein Kühlschrank stehen, damit man in der Schauküche auch frisches Fleisch zubereiten kann, ohne vorher ein Huhn selber zu schlachten. M. E. haben hier auch Brillen nichts zu suchen, weil sie für die meisten Zeiten einen Anachronismus darstellen. Natürlich kann man argumentieren, dass die Brille als erkennbarer Anachronismus tolerabel ist. Aber dann muss man auch die Diskussion führen, was noch geht und wo die Grenzen liegen: Gummistiefel bei Regen? Die offen gerauchte Fluppe? Das Laptop, um das Display durch Multimedia-Elemente zu erweitern? Wenn man das konsequent zuende denkt, ist man m. E. schnell beim Dauercamperphänomen (und ja: Ich find's auch blöd, denn ich kann manche Sachen auch nicht mehr ohne).
 
..., sonst ist das Ganze hier wieder Äpfel mit Birnen verglichen. ...Machen wir uns nix vor, ein Markt ist keine Museumsveranstaltung ...
Genau so isses! Ein "Lager" wie es auf den "Märkten" dargestellt wird, hat es mit Sicherheit so nicht gegeben. Und je nach Anspruch und Können fällt die Ausstattung mehr oder weniger passend fürs Jahrhundert aus. Wer seinen persönlichen Anspruch und Meßlatte hoch legt, darf nur noch auf Museumsveranstaltungen tätig werden. Die Kritik ist aber gerechtfertigt, das sich auf manchen "MIttelalter"-Veranstaltungen etwas breit macht, das da nicht reinpasst. Allein der Anspruch des Veranstalters ist hier das Maß der Dinge. Alle die "Mittelalter" machen wollen, waren das letzte Mal auf einer betreffenden Veranstaltung. Alle die MA-Camping machen dürfen da weiterhin teilnehmen. Wenn aber der geneigte Besucher in seiner Erwartung von "MIttelalter" derbe enttäuscht wird, wird er eine solche Veranstaltung nächstes Jahr nicht mehr besuchen. Damit erledigt sich die Qualität solcher Veranstaltungen von ganz alleine. Die Tatsache, dass es Märkte gibt, die die Bezeichnung "Mittelalterliches Spektakel" mit oder ohne Phantasie nicht verdienen ist zwei Dingen geschuldet: Den Dollarzeichen in der Augen des Veranstalters und der Dummheit/Einfältigkeit der Besucher. Und solange das funktioniert wird es Veranstaltungen unter dem Dekcmantel "Mittelalter" geben. "MIttelalter" findet dann woanders statt und der anspruchsvollen Darsteller wird sich nur auf passenden Veranstaltungen finden (Museum). Wer sich über die Flodders von nebenan aufregt ist einfach auf der falschen Veranstaltung. Konsequent wäre es, den Veranstalter darauf hinzuweisen und ggf. während dem Markt abzubauen und das Lager auf Nimmerwiedersehen zu verlassen. Wenn plötzlich 70% der Lagernden am Samstag vormittag abbauen hat das Wirkung! Oder man bringt viele Besucher auf den richtigen Pfad durch geduldiges, fachkundiges Erklären, damit der Tourist mit diesem neuerworbenen Wissen beim un-A-Lager auf die Mißstände aufmerksam machen kann. Der Herrgott hat einen großen Tiergarten und es gilt: Leben und leben lassen. Wer also im Lager versucht Andere zu belehren wird sehr viel Unmut ernten, denn die Betreffenden sind sich keiner Schuld bewußt. Man ist nur auf der falschen Veranstaltung, so oder so. Grüßle Doralf
 
Aber ich finde selbst auf einem stinknormalen Markt kann man sich doch ein bisschen anstrengen!! Die Besucher zahlen schließlich auch Eintritt, wie ich finde für die Illusion, ein wenig in eine andere Zeit einzutauchen. Und da stören Stromkabel und Plastikbecher ebenso wie das "Die Schlümpfe 2"-Badetuch und die Alete-Aufdruck-Dose (Lager übrigens ohne Kinder)... Wir selbst haben dieses Jahr erst mit Lagern begonnen, da haben wir erst mal Veranstaltungen in der näheren Umgebung mitgenommen. Aber mit unserem beigen Leinenzeltchen kamen wir uns schon sehr exotisch vor... Irgendwie overdressed, wenngleich wir dafür ja doch wieder viel zuwenig Bling-Bling zu bieten hatten. Ich kam mir echt schon fast blöd vor in meinem handgenähten Wollkleid mit Kopftuch... Schwierig. Gibt es Märkte mit Lager, auf die wir besser gepasst hätten? Nennt Namen, wir suchen noch für nächstes Jahr!
 
Die Kritik ist aber gerechtfertigt, das sich auf manchen "MIttelalter"-Veranstaltungen etwas breit macht, das da nicht reinpasst.
Leider scheint dieses Phänomen über die Jahre zugenommen zu haben. Ich weiß nicht, ob das mit der stetig zunehmenden Zahl von Anhängern dieses Hobbys zu tun hat, finde die Entwicklung aber schon schade. Vor allem, wenn man mitbekommt, wie der Bergriff Mittelaterveranstaltung immer häufiger belächelt wird. Und ich kann es, wie schon beschrieben einfach nicht nachvollziehen, wieso man auf einer Mittelalterveranstaltung geht, um dann so zu leben wie im 21.Jahrhundert. Um mal die Hühner aufzugreifen, eine Schauküche mag noch etwas anderes sein. Allerdings würde ich auch dann versuchen, den Kühlschrank aus dem Lager zu verbannen und nach Alternativen suchen. Entweder doch frisch schlachten (muss ja nicht gerade direkt vor dem Publikum passieren), oder Fleisch morgens frisch einkaufen, am selben Tag noch verarbeiten, oder was anderes kochen. Das viel größere Problem sind aber meines Erachtens die Lagernden, die eigentlich gar keine Lust auf Mittelalter haben, sondern nur auf diesen Zug mit aufgesprungen sind, weil sie dort eine Möglichkeit gefunden haben sich auszuleben.
Als ich diesen Sommer von unserem Lagerplatz während einer Veranstaltung einen zweifelhaften Ausblick auf die Nachbarn beschert bekam, die im offen stehenden Zelt die Sitzbank aus dem Auto als Sofa aufgestellt hatten und in kurzen Jeans den Gasgriller anwarfen, realisierte ich: "Der gleiche Menschenschlag, der in den 70ern nach Jesolo an den Strand fuhr und halbnackert nur in Badehose und Badeschlappen mit Eis in der Hand während der Messe durch die alterwürdigen Kirchen stolperte, lungert mittlerweile auf den Mittelaltermärkten rum und versaut mir den Ausblick und den Besuchern die Athmosphäre."
Das Zitat von AndiP trifft es da für mich recht gut.
 

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