Grade von einer VA zurück, gebe ich hier zu bedenken, daß diese Diskussion viel differenzierter betrachtet werden muß. Zuerst sollten mal die Veranstaltungstypen unterschieden werden, sonst ist das Ganze hier wieder Äpfel mit Birnen verglichen. Fahre ich beispielsweise zu einer Burgbelebung auf die Lütjenburg ( noch ist es Zukunftsmusik), dann brauche ich als modernes Utensil vielleicht mein Bett, weil ich wohl sonst am Montag einen Bandscheibenvorfall habe. Alles andere ist vor Ort, inklusive Duschen und Toiletten und ich brauche, recht authentisch, außer meinen Klamotten, Geschirr und Essbesteck nichts mitzunehmen (allenfalls den Fotoapparat). Schlage ich aber auf einem Mittelaltermarkt auf, kommen da ganz andere Faktoren ins Spiel- Schon mal nachts um 2:00 im Regen mit Grummeln im Gedärm (weil eben der authentisch im Grapen gekochte Hirsebrei ballaststoffhaltiger war als man glaubte, speziell in Verbindung mit Trockenpflaumen und Apfelmost, oder eine Migräneattacke kotz01 ...) vor einem vollgeschissenen und vollgekotztem Klowagen/Dixi gestanden? Einmal war sogar ein Name an die Innentür geschrieben, aber nicht mit Edding... Da lernt man sein Klo to Go (googelt mal danach) im abgetrennten Zeltbereich durchaus zu schätzen. Ebenso wie den schwarzen Wassersack zum Duschen, wenn bei geschätzten 2000 Teilnehmern lediglich ein Bader und 4 Duschkabinen vorhanden sind. Das Teil dezent und außer Sicht in die Sonne gelegt und Abends in einem versteckten Eckchen damit geduscht, ist nach 2 Tagen mit 28°-30° ein Hochgenuß. Klar kann man sich auch an der Bütt mit dem Schwamm waschen, aber die nimmt auch wieder mehr Platz weg. Und auch ich gehöre mittlerweile zu den Personen, die ein Bett mit Bodenfreiheit schätzen (darunter ist ja auch Stauraum). Da wir mehrere Personen mit verschiedenen Lebensmittel-Intoleranzen in der Gruppe haben, kochen wir gezwungenermaßen im eigenen Lager. Auch da haben wir abgespeckt, es reicht uns eine 60 x 40 Feuerkiste mit einem kleinen Dreibein darüber. Zum Kochen braucht man kein Höllenfeuer. Machen wir uns nix vor, ein Markt ist keine Museumsveranstaltung und letzten Endes kann nur der Veranstalter etwas bewirken, wenn Plaste und Elaste Überhand nehmen. Auch wurden die gleichen Punkte bereits im Thread "Protzen mit Schlichtheit" angesprochen. Ich brauch keinen Strom und fließend Wasser im Lager. Eigentlich ist nach meinem Verständnis hier eher auch der Grundgedanke, der die meisten von Uns umtreibt die Tatsache, daß diejenigen, die sich mit ihrer Darstellung, ob nun Lagerleben auf Reisen oder Alltag in den eigenen 4 Wänden in der Stadt/Burg auseinandersetzen, diese im offenen Lager präsentieren möchten und sich dabei viel Mühe geben, zurecht darüber aufregen, daß es mittlerweile auf vielen Veranstaltungen die Ambientecamper sind, die einem die besten Plätze wegnehmen, 30 x30m für 4 Alexzelte und ein Tarp benötigen, kein offenes Lager, geschweige denn offenes Zelt haben und eben dann noch zusätzlich mit den Mätzchen wie 220l Kühlschränken und/oder modernem Säulengrill aufwarten. Von Camping- oder Steckstühlen ganz zu schweigen. Andererseits, um fair zu bleiben, kann ich auch das Mitführen eines ganzen Anhängers voll mit spanischen Reitern oder Tschechenigeln nicht ganz nachvollziehen- erwartet man statt Turis einen Angriff? Auch bei dieser Fraktion gibt es Lager, die einen Monsteraufwand betreiben, mit 8x8 Zweimasterbaldachin, 6m hohen Fahnenstangen, Küchenfeuerstellen, so groß wie Normannenzelte, die sogar den Schweinebräter in den Schatten stellen...und dann ist das eigentliche Lagerleben 20m von der Absperrung entfernt, kein Zelt offen und Turis vor der Abspannung werden kühl gemustert, es könnten ja echte Authentiker in Zivil sein... :kopfhau Es bleibt schlußendlich jedem selbst überlassen, wie viel moderner Komfort einem wichtig, bzw. notwendig ist. An den Auswahlkriterien der meisten Marktveranstalter kann man nichts ändern und muß dann für sich selbst abwägen, ob man dort nun aufschlägt oder nicht.