Tolles Thema und viel zu viel zu erzählen: Zuerst sollte man von der Idee abkommen, dass ein Förster im Mittelalter mit einem Förster der heutigen Zeit irgendetwas gemein hatte. Nicht mal die Bezeichnung des "Försters" gab es. Den Förster wie wir ihn heute kennen oder zu kennen glauben gibt es eigentlich erst seit dem 18. Jhd. Auch die Bezeichnung "Förster" gab es erst seit dieser Zeit. Um die Geschichte des Berufes des Försters bzw. derer die diese Tätigkeit unter anderen Namen getätigt haben zu verstehen, sollte man sich zuerst mit der Situation des Waldes im Mittelalter auseinander setzten. Im frühen Mittelalter waren die Dörfer weit verstreut im grünen Meer der Wälder, kleine Inseln. Der Wald am Dorfrand wurde von allen genutz. Gerodet wurde, wenn Ackerland nötig war oder Bauholz gebraucht wurde. Niemand beanspruchte den Wald für sich. Er war Niemandsland. Um das 8. Jhd. begannen die Könige aufgrund des "königlichen Verfügungsrecht über unbewohntes Land"
(ius eremi) mit der Errichtung der
sogenannten "forestes". (Siehe Wikipedia: Wildbannforst) Im Begriff
"forestes", Singular forestis, spiegelt sich das
ius eremi des fränkischen Königs, das heißt die königliche Verfügungsgewalt über herrenloses und unbebautes Land, wieder. Hierunter versteht man den Wald, bebautes und unbebautes Land, Gewässer sowie die Nutzungsrechte an Wald (z.B. Jagd), Land und Gewässern (Fischfang). Im 9. Jhd. änderte sich der Begriff in
"Wildbann", also das königliche Jagdrecht. Der König übte hier das Jagdrecht aus und hatte auch die Aufsicht über den Wald. Um die Waldaufsicht zu gewährleisten wurden sogenannte
"Wildhuben" gegründet. Die "Wildhübner" und die Vögte waren hier die zuständigen Organe, wobei der Wildhübner als Wildpfleger für den König diente. Es wird zwar erwähnt, dass der Wildhübner auch für die Pflege des Waldes zuständig war, aber dies beinhaltete wohl nicht das Pflanzen von neuen Bäumen, da diese Art der "Nachhaltigen Forstwirtschaft" erst um 1368 in Nürnberg "erfunden" wurde. Begriffserläuterung des Wildhübners bei Wiki. Zuvor gestaltete sich die Forstwirtschaft im Mittelalter nur in den folgenden Nutzungsarten: Es gab ab dem 8 Jhd. etwa die
Niederwaldwirtschaft . Hierbei wurden im Wald Flächen gleicher Größe bestimmt. Diese wurden dann im periodisch wiederkehrenden Rhythmus geerntet. (Zur näheren Erläuterung bitte mich fragen.) Später (urkundlich im 13. Jhd belegt) kam der
Mittelwald hinzu. Hierbei wird im Konzept des Niederwaldes gearbeitet, mit der Besonderheit, dass einige Bäume stehen gelassen werden, damit sie für Bauholz nötige Dimensionen erreichen können. Im Wildbannforst war die Holznutzung eher Nebensache. Hier war dem König eher das geschätze Wild wichtig als die Bäume. Daher glaube ich persönlich, dass hier die Eingriffe in Bezug auf Holznutzung eher gering waren. Die zwei vorgenannten Nutzungsarten beschränkten sich daher auf "bannfreie" Wälder. Im Besitz, also auf der Mark von Gemeinden und Städten. Nun zur "Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft" also zu dem Aufgabenbereich in dem der heutige Förster tätig ist. Diese wurde von dem Nürnberger Rats- und Handelsherren Peter Stromer um 1368 erfunden. Hierbei verweise ich mal auf den Artikel bei Wiki:
http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Stromer Hieraus entstanden die Nürnberger Tannensäer bzw. Dannensäer. Diese waren in Nürnberg den forstlichen Verwaltern unterstellt. Diese Verwalter würde ich nun schon fast als "Förster" bezeichnen, aber nur fast. Die Säer selber waren geachtete Leute, die hohen Lohn bekamen und daher auch gute Gewänder trugen. Sie konnen lesen und schreiben und reisten durch ganz Mitteleuropa. Dies waren aber auch keine Förster, eher wohl Forstwirte also höhergestellte Waldarbeiter. Weitere gute Quelle ist der Artikel aus der LWFaktuell Nr. 37/2003 von Dr. Joachim Hamberger. So, was ich hiermit aussagen wollte war, dass es einen "Förster" im heutigen Sinne nicht gab. Es gab die Wildhübner die als Wildhüter oder Wildpfleger zu verstehen sind. Man könnte auch "königliche Jagdaufseher" sagen. Der "Berufsjäger" im Mittelalter ist für mich ein festangestellter Jäger im Dienste des Königs, der wiederum nicht gleichzeitig ein Wildhübner sein muss. Und es gab später die Dannensäer, die aber auch keine wirklichen Förster darstellten. Über die forstlichen Verwalter der Stadt Nürnberg weis ich nun leider zu wenig um hier eine treffende Aussage machen zu können. Ich denke aber, dies waren Amtspersonen oder sogar Ratsherren (Beamte halt). Ich hab nun keine Ahnung wie man aus diesen Fakten eine authentische mittelalterliche Darstellung eines Försters erstellen will. Ich würde eher dahin tendieren sich in Richtung "Berufsjäger" oder sogar als "Wildhübner" zu versuchen.