Guten Morgen! Ja richtig, die Originale sollen ja auch definitiv bleiben! Ich war im letzten Jahr z.B. enttäuscht, dass ich im Museum in Haithabu keinen einzigen Schuh gesehen hab, obwohl die da wohl schon einmal ausgestellt waren. Und wie du auch sagst, Menschen brauchen es auch, das echte Original sehen zu können. Weil so eine ganz andere Verbindung zu dem Stück aufgebaut wird. Ich hab mir in letzter Zeit soviele verschiedene Bilder vom Gjermundbu-Helm angesehen und selbst einen Helm gebaut, etc. Aber trotzdem wünsch ich mir begierig das ECHTE Original einmal zu sehen. Am liebsten auch noch anfassen
Aber bleiben wir beim Beispiel Schuh. Du und ich als Reenactor können uns gut vorstellen, wie dieser Schuh hergestellt wurde, wie anstrengend es ist, wir wissen sogar wie es sich anfühlt so einen Schuh zu tragen. Das sind alles Dinge, die in einem Museum ersteinmal unmöglich sind. Der Laie sieht den Schuh und denkt: Boah, ist der hässlich. Auch eine Beschreibung wie die Leute damals ausgesehen haben, und wie der Schuh hergestellt wurde, wird ihn nur mäßig zufrieden stellen, selbst mit einer guten Phantasie. Wenn er jetzt aber sein Smartphone
D) auf den Schuh richtet, und der Schuh dabei zum Leben erweckt wird, plötzlich von einem Schuhmacher auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt wird, wie er dann plötzlich an einem Fuß eines wackeren Kriegers steckt... und wie man dann in der Menge lauter andere ähnliche Schuhe sehen kann.... dann wird das im Gedächtnis bleiben und man hat einfach eine viel bessere Vorstellung davon. Phantasie ist etwas großartiges und ja, die kann auch durch Technik abgetötet werden, kann aber auch durch sie stimuliert werden. Viele sagen z.b. Filme töten die Phantasie, das seh ich nicht so. Ein guter Film ist für mich, quasi ein Phantasie-Stimulanz. Und so ist es für mich auch mit der Augmented Reality. Zu den Apps: Ja, wirklich brauchen tut man die nicht. Aber wirklich brauchen tu ich auch meine Unterhose nicht, trotzdem trag ich gern eine *g* Sie machen einiges einfacher und bequemer und schaffen eben auch neue Möglichkeiten. Und sind auch nicht nur Spielereien, mit denen man sich die Zeit vertreiben kann. Einige haben wirklich auch einfach einen praktischen Nutzen. Aber ja, sie bewahren einen nicht davor, auch selbst zu denken. Aber ich denke, das ist möglicherweise auch eine Generationenfrage. Sehr viele neue Techniken haben im breiten Volk eine Adaptionszeit (Wortneuschöpfungen machen Spaß!) von etwa einer Generation. Weil die meisten Menschen ab etwa 40 neuen Techniken immer skeptischer gegenüber stehen: Früher hatten wir das nie und sind auch zurecht gekommen! (Ich hoffe, das klingt jetzt nicht ZU dreist *g*) Als das Auto brandneu war, hatten viele Angst davor es zu benutzen und dachten bei einer Geschwindigkeit von über 30km/h würden sie durch den Druck zerquetscht werden. Meine Großeltern konnten nichts mit Computer anfangen. Meine Mutter hat lange gebraucht, das Internet zu verstehen und zu nutzen. Meine Professorin(!) weigert ich Wikipedia zu nutzen... Ich selbst hab mich erst vor zwei Wochen bei FB registriert (dabei fühl ich mich gar nicht so alt!). Bin aber jetzt schon total angenervt davon, weil ich dauernt nur lese was irgendwelche "Freunde" von mir im Moment machen, was sie zu Mittag gegessen haben und wie sie sich dabei gefühlt haben. Eigentlich interessiert mich das überhaupt nicht! Aber frag mal einen fünfzehnjährigen. Der wird sich wahrscheinlich strikt dagegen weigern, sich von FB loszusagen. Warum habe ich mich dann angemeldet? Tja, weil ich schon Dinge verpasst habe, die darüber organisiert wurden. Weil ich mich auch freue, wenn ich ab und zu neue Bilder von Freunden sehe, die ich wege Umzugs nur noch ein oder zweimal Jahr treffe. Auch macht es Spaß über aktuelle Dinge dort kurz zu ... nein diskutieren ist es nicht: quatschen. Das geht auch real oder am Telefon? Ich telefoniere fast nie mehr. Warum auch? Warum hab ich überhaupt noch einen Festanschluss? Ich habe einen Freund, mit dem chatte ich quasi immer wenn ich am Rechner bin. Wirklich sehen, tu ich den zweimal im Jahr. Und da reden wir dann nicht viel
Was ich damit sagen will: Fortschritt und Entwicklung sind unumgänglich. Man darf sie nicht ungefragt und ohne zu überlegen akzeptieren und nutzen, aber vieles hat seinen Nutzen. Und die mobile Entwicklung wird noch weiter zunehmen in den nächsten Jahren. Was ich aber wieder erschreckend finde: Ich habe Kollegen die sind IMMER zu erreichen. Das Laptop ist immer an, und wenn nicht der, dann das Smartphone auf dem Skype läuft. Das heißt, egal wo sich derjenige befindet, sein Skype-Status wird upgedated und ich kann den ganzen Tag verfolgen wo er jetzt gerade ist und kann ihn immer erreichen. Das werden viele schrecklich finden, ich auch ein wenig, hat aber auch seinen Nutzen. *g* Aber bei all der Technik... es geht nichts darüber halbnackt nur in selbstgenähter Hose im Wald herzumzulaufen und so zu tun als wäre man ein Wikinger. Ist ungefähr genauso bekloppt wie sich im Wirrwarr der elektronischen Welt zu verlieren. Macht aber auch einfach Spaß
Damit einen schönen Sontag, my Lord! der BRAD, der jetzt den ganzen Tag APP's programmieren wird und lieber draußen in der Sonne läge :/