Was trägt dieser Mann?

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kann auch ne normale Schecke sein - die Dinger sind sich ja allesamt recht ähnlich ^^ das Bild, ist von Passauer Herkunft oder woanders entstanden? Weiß man den Namen des Künstlers evtl.? Weil ich versuch grad die Mode der Figuren am Bild anhand der Kleidung irgendwie regional einzuordnen, aber wüsst nicht in welche Ecke ;(
 
Ein bisschen nachlesen zur dargestellten Szene erklärt einiges: Katharina ist die Tochter des Königs von Zypern und wird in Alexandrien hingerichtet, weil sie die Ausübung heidnischer Rituale verweigert (quasi eine Märtyrerin). Wer auch immer dieses Bild gemalt hat, lässt mit Sicherheit alles das, was er sich unter fremdländischer Kleidung vorstellt, miteinfließen. Die neckische Rambo-Haarschleife vom Henker fällt hier sicher mit hinein, genauso wie die reichen Stickereien, die so sicherlich reichen Stoff des Orients darstellen sollen. Der Schurz soll wohl so eine Art "Spritzschutz" sein, würd ich mal vermuten, hier hat der Künstler aber offensichtlich dem Zeigen seiner Kunstfertigkeit in der Darstellung von Drapierungen Vorrang vor den praktischen Überlegungen in Bezug auf Schürzentragen gegeben. Interessant ist hier auch die ganz offensichtliche Darstellungstradition für die einzelnen Figuren. Siehe dieses Bild: Hinrichtung der hl. Katharina und nochmal Wir haben hier offensichtlich einige Künstler, die gerne auf andere Vorwerke zurückgreifen. Auch ist der Henker in der Darstellung fast immer in supermodische , superunrealistische Kleidung gehüllt (vgl moderne Haute Couture), um zu zeigen, dass er gut Geld mit dem Leid anderer verdient (was ja eigentlich verpönt ist) und ihn so als Wucherer und anders unmoralisch hinzustellen (auch wenn niemand sein Gehalt in Frage stellen würde). Denn Henker wurden gut bezahlt, aber schlecht angesehn. Den Job wollte niemand machen, aber neidisch war man doch schon ein bisschen. Diskreditierung in Kunstwerken ist nichts ungewöhnliches für derlei Berufsstände. Für jegliche regionale Darstellungen in Deutschland wird das also relativ uninteressant sein. Bei solchen Kunstwerken muss man wirklich den künstlerischen Hintergrund betrachten. Gerade bei Heiligenszenen entspricht wenig im Bild der Wirklichkeit, auch wenn vieles sich anlehnen lässt an die Wirklichkeit.
 
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Boah, also die Zeiten, zu denen ich mich noch intensiv mit dem 15. auseinandergesetzt habe, sind zwar schon ein Weilchen her, aber für mich sieht dieses Teil ziemlich Italienisch aus. Korrigiert mich, wenn ich mich falsch erinnere, aber es gab doch im HRR zum einen den Burgundischen Schnitt mit hohen Krägen und diesen neckischen Puffärmeln und zum anderen den Italienischen, mit wenig Nähten, vielen Nesteln, eng geschnitten und gerade deshalb meist weit aufklaffend. Würde ja auch in die oben beschriebene Intention passen. (Fremd, südländisch...)
 
Für mich sieht das durchaus nach einem Doublet/Wams/"Dingens an dem man die Hose befestigt" in süddeutscher Mode, augehendes 15. aus. Modisch etwas überzogen - da spielt sicher die angesprochene Überzeichnung des Berufsbildes eine Rolle, doch kenne ich aus der Zeit und Region noch eine ganze Menge Abbildungen und Statuen, die ähnlich aussehen (ohne da wirklich Fachmann für zu sein). Das 15. besteht nicht nur aus der burgundischen Mode, auch wenn ich das manchmal glaube, wenn ich mir die ganzen Company-Epigonen ansehe ... ;) Wen das en detail interessiert, der sollte vielleicht mal bei Evocatio Ratisbonensis aus Regensburg vorbei schauen und die Leute fragen, die Truppe hat sich auf die süddeutsche Darstellung spezialisiert. Bis denn Thorsten
 
Hm... also wenn ihr meint, ihr kennt solche Stücke...Süddeutsch passt auch zur Art des Kunstwerks. Die Komposition, Darstellung und Farbigkeit sieht sehr nach mitteleuropäischem Kulturkreis aus. Wenn man nur den Künstler kennen würd...
 
Thorsten gewinnt IMHO 100 Gummipunkte. Der "Nestelverbundanzug" ist bei bewegungsintensiven Sachen nicht so selten. Ist eine Form des Doublet oder Wams, was unter der Schecke (Jacke) getragen wurde. Der anständige Mann, zeigte sich auch beim Sport niemals ohne Wams und wenn es geht auch nicht ohne Schecke. Solche Form von Wämsern sieht man auch in Fechtbüchern wie in dem von Talhoffer von 1467. Die Schärpe ist einfach ein notwendiges Ding, wenn man nicht will, dass der Schweiß in die Augen läuft. Und Verhauen wollt sich ein Henker lieber nicht. Der Künstler nutzt die Schärpe, um den Henker zusätzlich noch ohne Hut darzustellen und somit den niedrigen Stand hervorzuheben (genauso wie der finster blickende Geselle mit dem Langen Messer und der Sparfrisur links auf dem Bild). Dass das Wams so schön bestickt ist: wer sagt, dass Henker zwangsweise arm sein mussten. Vielleicht gefiel es dem Auftraggeber oder dem Künstler. Da würde ich nicht zu viel hinein interpretieren. Das Bild ist übrigens eine Altartafel von Hans Egkel und wurde um 1470 erstellt. Es enthält die älteste Ansicht der Stadt Passau. Er malte auch das Radmartyrium der Hl. Katharina, das Rotschopf oben verlinkte http://www.imareal.oeaw.ac.at/server/images/7000144.JPG (ist ein Suchbild, hier ist der Henker und sein Gehilfe nochmal abgebildet :thumbup: ). Und das Faßmartyrium der Hl. Margareta, http://www.imareal.oeaw.ac.at/server/images/7005548.JPG Ein Besuch des Oberhausmuseums lohnt sich auf jeden Fall, zur Not auch virtuell http://oberhausmuseum.magix.net/
 
Woher weißt du, dass das von Egkel ist? Google ergab bei mir was ähnliches, aber wie du schon siehst, sind die Stile so derart verschieden, dass ich nicht glaube, dass es der selbe Künstler ist. Das erfragte Bild stellt nämlich schon Katharina dar. Wieso sollte er zwei fast idente Motive in verschiedenen Stilen malen? Auch andere Bilder von ihm passen überhaupt nicht zu dem im Museum in Passau. Egkel ist ein Dürer-Schüler, dazu passen die von dir verlinkten Bilder gut, aber nicht wirklich das, von dem wir ausgehn.
 
Also, auf meinem Foto ist die Bildbeschreibung zwar drauf, aber nicht zu entziffern. Aber laut offizieller Homepage des Museums ist das Bild schon von Egkel... Und auch wenn der Still anders ist - einige (in meinen Augen doch offensichtliche) Gemeinsamkeiten sind durchaus vorhanden.
 
Woher weiß ich, dass das von Egkel ist? Weil es drauf steht - sonst wüßte ich das auch nicht ;) Aber selbst wenn ich jetzt das nicht wüßte, würde mir schon auffallen, dass die beiden Katharina-Bilder die selben (damals vermutlich real existierenden) Personen drauf haben. Was du als unterschiedlichen Stil sehen magst, kann durch Schüler verursacht sein - glaub ich aber nicht. Es sind vermutlich lediglich Unterschiede in der Reproduktion, also der Wiedergabe hier durch Fotos und Bildbearbeitung. Die Martyrienbilder stammen alle vom selben Flügelaltar. Müssten insgesamt 4 sein. 3 davon sind hier im Internet zu finden. "Eckhel (Egkel) Hans, Maler aus Obernberg, + 1497 in Dürnstein Der im Donauraum tätige Wandermaler ist der Meister von vier Tafelbildern im Stift Melk, auf jener mit der Enthauptung der hl. Katharina befindet sich die älteste Stadtansicht von Passau mit der türmereichen Altstadt, Veste Oberhaus und Niederhaus, Ilzstadt und Anger mit Donaubrücke. " Dass der Egkel ein Dürerschüler war, mag ich aufgrund seiner Lebensdaten nicht glauben. Egkel wird der Schule Rueland Frueaufs der Ältere zugerechnet.
 
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