Was trug eine Frau aus Birka auf dem Kopf?

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.
A

Aennlin Bluom

Guest
Ich bin jetzt an der Planung, mir eine Haube oder Mütze zu machen und wieder mal etwas ratlos. Der Grundstoff soll Seide werden, damit das ganze sommertauglich ist. Hübsch verziert darf es auch sein mit einer broschierten Borte. Nur - wie sieht das ganze aus? Inga Hägg schreibt da was von Borten, die auf seidenem Untergrund aufgebracht sind, die "über den Scheitel" verlaufen. Ich kann's mir nicht so recht vorstellen. Längs eine rüber oder vielleicht eher quer und die Enden baumeln über den Ohren? Habt ihr dazu mehr Infos? Was tragt ihr (außer Kopftuch)?
 
Haare...? Im Ernst - ich würde da auch gerne genaueres zu wissen, da die meisten Kopftücher etc. die ich bisher gesehen habe wohl eher in den Bereich Fantasy gehören.
 
Nachlesen kann ich grade nicht, weil meine Birka Bände von meinem Vater in Beschlag sind, aber ich habe hier ein paar Sachen zu Bildlichen Darstellungen. Bei einigen Guldgubbern sieht es so aus, alsob die Frau eine Art Haarband trägt. Quer über den Haaransatz und im Nacken verknotet. Hier z.B. (Quelle: http://www.guldgubber.de) oder hier (Quelle: http://oldtiden.natmus.dk) Auf dem Osebergteppich sieht es nach Häubchen oder etwas ähnlichem, wie ein Haarnetz aus. Bei dem Odin von Lejre, der wegen der Kleidung auch als Frau interpretiert wird sieht es nach einer Mütze oder Kappe aus. Auch bei einer walkürendarstellung sieht es nach einem Haarband aus. Siehe da(Quelle: www.wikipedia.org) Ansonsten sind die Darstellungen eher haarig, als bedeckt. Ist alles nicht wirklich Birka speziell, aber immerhin ein Anhaltspunkt. Ich hab je nach Laune und momentaniger Haarfarbe entweder kein Kopftuch, ein rechteckiges oder ein dreieckiges. Einfach weil praktisch ist und lila oder rote Haare wunderbar versteckt. :D
 
Hiho, ich hab mal alle Birkabände durchforstet auf der Suche nach Kopfbedeckungen für Mann und Frau. Das Thema beschäftigt mich schon länger, hier die Ergebnisse für Frauen... Frauen: In rund 20 Gräbern wurden Mützen mit "einfacher Form" (ähnlich der heutigen Wintermützen) mit Brettchenbändern aus Silber und Gold, welche auf Seidenstoff (seltener Wollstoff), der als Unterlage diente, aufgenäht wurden. Die Brettchenbänder verlaufen einzeln (ähnlich eines Stirnbandes) am unteren Rand der Mütze rundherum. Es gibt aber auch bis zu drei Brettchenbänder die mit etwas Abstand dazwischen rundherum verlaufen. (Drei "Ringe" übereinander). Es gibt aber auch Bänder, die im Nacken "offen" auslaufen, einen Posamentknoten formen und nach unten hängen. Eine Mütze macht den Anschein, das sie nur auf dem Scheitel gesessen hat (ähnlich der jüdischen Kippa), da ein Band nur um den Scheitel läuft und die Enden im Nacken nach unten hängen. Die ~ 20 Mützen konnte man nur anhand der Silber und Gold Brettchenbändern bzw. Posamenten rekonstruieren. Der Grundstoff ist fast komplett zerfallen und nur einzelne Unterlagen aus Seide sind noch vorhanden. Ich persönlich gehen davon aus, das es auch einfache Stoffmützen ohne Silber und Gold gab, dafür gibt es aber keine Fakten (bzw. kenne ich diese nicht). Gruss Kolle
 
Wie man sieht trage ich entweder ein weißes Leinenkopftuch dreieckig, ein naturfarbenes Kopftuch aus Leinen, ein Haarnetz und ein Kopftuch aus dünner Wolle ist in Arbeit. In Ermangelung langer Haare und meinem ständigen Farbwechsel verstecke ich die Haare :rolleyes: an die Seidenhaube wollte ich mich auch noch machen.
 
Dazu gab's hier schon mal was Die Wikingerfrau und die Kopfbedeckung(fand ich jetzt nicht ganz so aussagekräftig), aber das hier schon: http://www.mittelalterforum.com/index.php?page=Thread&postID=117116#post117116 von Skotr unter Wikingerhochzeit
Wozu spekulieren, wenns doch so schöne Belege gibt.... In wenigstens zwanzig Gräbern gab es Reste von einer Kopfbedeckung mit Brettchenbändern aus Silber oder Gold (vgl. Birka III, 145ff). Der Plan des Doppel-grabs Bj 750 deutet an, dass die Frau hier ein Silberband mit zwei herabhängenden Enden um den Scheitel trug. Wo die Bandenden im Nacken zusammentrafen, sass ein Posamentenknoten, ebenfalls aus Silber (P 16). Ähnlich mag die Kopftracht im Grab Bj 967 gewesen sein. Die übrigen Gräber lassen keine herabhängenden Bandenden erkennen.Nur wenige Pläne (Bj 707, 823, 845 und 967) zeigen in situ Bänder oder Teile von Bändern, die wie ein Stirnband eng um Stirn und Nacken schliessen. In einigen Fällen, wie in den Gräbern Bj 823 und 845, waren zugleich Seidenreste von einer Unterlage, auf der die Bänder festgenäht waren, erhalten, was darauf deutet, dass es sich hier um eine Kopftracht anderer Art handeln kann. Auf dem Plan vom Grab Bj 946 liegt das Band so, als hätte es an einer Mütze, die den Scheitel bedeckte, gesessen (vgl. Birka III, 171). Ausser in diesen Gräbern, wo der Plan erkennen lässt, dass die Bänder wie ein Diadem sassen, gibt es auch andere, in denen Fragmente einer Unterlage, meistens aus Seide (Bj 660, 838, 943), erhalten sind, es kommt hier aber auch Wollstoff vor (Bj 946). Aus dem Grab Bj 963 kommt ein gewebtes Band mit Kette aus Wolle und roter Seide und Eintrag aus Silberlahn. Das Band wurde zusammen mit Seidenfragmenten aufgefunden, die ja Reste einer Unterlage sein könnten. Die erhaltenen Fragmente deuten also darauf, dass es eine mützenartige Kopfbedeckung gegeben haben muss. Dafür sprechen vielleicht auch die Pläne von einigen Gräbern: Bj 573 (mit der einzigen Borte aus Spiral-silberdraht, St 7, aus einem Frauengrab), Bj 660 und Bj 731, in denen die Schmuckborten den Scheitel nicht eng umschliessen, sondern in losem Bogen über dem Kopf oder in dessen Nähe liegen. Inga Hägg, Birka II Band 2 die Tracht Kopfbedeckungen irgendeiner Art wurden allgemein sowohl von Männern wie von Frauen verwendet und in vielen Fällen hat es den Anschein, dass es wirkliche Kopfbedeckungen und nicht nur schmale Bänder waren. In vielen der hier erhaltenen Fälle finden sich nämlich nebst der bandförmigen Silbergarnierung auch Seidenreste — bei den Goldsachen fehlen ja günstige Konservierungsumstände. Aber auch in dieser Hinsicht gilt im Grossen und Ganzen die Regel einer gewissen Uniformität für die Frauen und großer Abwechslung bei den Männern. Bei Frauen sind Bänder die Regel — die Pläne zeigen 19 Beispiele dafür. Abgesehen von 3 oder 4, die offensichtlich aus ihrer Lage verschoben und daher als Belege ein wenig unsicher sind, liegen diese Bänder gewöhnlich über der Stirn. In einem Grab (946) markiert das Band mit der dranheftenden Seide ein rundes Käppchcn über dem Hinterhaupt. Eine reichere Form wird durch das Goldband des Grabes 731 angedeutet, das rund um den Kopf einen Kreis mit auf die Schultern herabhängenden geraden Stücken bildet. Im Übrigen sind Goldbänder in weiblichen Gräbern selten: wir kennen nur 3 Beispiele, davon zwei aus Doppelgräbern. Alle diese Bänder sind brettchengewebt. Eine Ausnahme macht das breite, broschierte Band B 1. Nachdem hier kein Stoff erhalten ist, ist anzunehmen, dass das Band direkt auf das Haar gelegt worden war. Dies kann vielleicht auch bei einigen der anderen Bänder der Fall gewesen sein, in etlichen Fällen lässt sich denken, dass diese durch Seidenstreifen verbreitert worden waren. Nach dem Plan lag das breite Band rings um den Kopf. Doch dürften die erhaltenen Reste ein längeres Stück gebildet haben, als nur dazu nötig war; der prachtvolle Kopfschmuck bei den Silberfigurinen Taf. 38:3 lässt uns auch auf den Rücken herabhängende Bänder ahnen. Eine alltäglichere Mode ist in dem Ölandsbild vertreten, das wohl eine gewöhnliche Haartracht mit einem Knoten im Nacken und einem einfachen Band überder Stirn wiedergibt. Agnes Geijer Birka III die Textilfunde Weiters finden sich unzählige Erwähnungen in Sagas, wie z.B. in der Gisla Saga, wo das Kopftuch 20 Ellen oder 9 Meter misst. Einige Bildsteine wie z.B. der von Alskog lassen ähnlichen Schmuck erkennen.
 
Ich hatte halt die ganze Zeit für mich herumgerätselt, wie die Bänder in den Gräbern lagen, wegen der Formulierung "um den Scheitel" und hatte dabei immer den "Haar-Scheitel" im Kopf. Deswegen hat mich das so irritiert. Nachdem ich jetzt mal drauf gestuppst wurde, dass der Scheitel anatomisch gemeint ist, ist die Sache natürlich schon ein Stück klarer. Damit fällt nämlich für mich die Wahrscheinlichkeit eines Kopftuchs oder Schleiers eher weg. Damit läuft es für mich auf eine runde Seidenkappe mit Borte hinaus. ^^
 
^^ Dann schau doch vllt. auch noch mal hier: http://www.strangelove.net/~kieser/Russia/KWChead.html (Quelle: Women's Headdress in Early Rus - by Sofya la Rus, Mka Lisa Kies) da geht es zwar um die Rus, aber da sind Zeichnungen dabei. Inga Hägg zur männlichen Kopfbekleidungen in Birka (inkl. Bilder und Erklärung) ab Seite 159 des pdf http://www1.uni-hamburg.de/helmut-z...ns/other/KFrerichs-Archaeologie2000(2006).pdf Ist zwar nur eine Vermutung, aber ich denke mit der Kappe mit Zierborte liegst du schon ganz gut. Für Männer gibt es da ja mehr Belege und Rekonstruktionen und es heißt immer mal wieder, dass bei bestimmten Dingen (Mantel, Fibeln und aber auch Kopfbedeckungen) wohl nicht nach Mann und Frau unterschieden wurde und lediglich die "feiner gearbeiteten" Sachen dann für Frauen als Nutzerinnen (z.B. bei Stoff hab ich sowas gelesen) auswiesen.
 
da geht es zwar um die Rus, aber da sind Zeichnungen dabei.
Das ist doch etwas völlig Anderes. Was hat nun ein Link mit Materialien zum Thema "Russland im Mittelalter" mit Frauenkopfbedeckungen auf Birka zu tun? Äpfel sind Äpfel, und Birnen sind Birnen... Sucht doch mal nach den Walküren von Kinsta, Tuna, Mälaren, etc... Die haben alle was auf dem Kopf. ;)
 
Seh ich nicht so
Zur Herkunft der Rus existieren unterschiedliche Theorien. Eine der gängigsten ist die normannische Theorie, nach der die Rus, auch Waräger genannt, Völkerschaften aus dem schwedischen Raum waren, die nach Funden in Lettland aus dem 7. bis 9. Jahrhundert in Lettland und an der Schwelle zur Wikingerzeit nach Funden in Staraja Ladoga, gegründet 750, in den Nordwesten Russlands einwanderten.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rus Siehe auch http://www.wikinger.org/wikinger/osten.htm wo ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass "Art und Beigabe" für Gräber der Rus wikingischer Natur sind. Und wenn die Trachten - also auch die Kopfbedeckungen - aus wikingischer Quelle stammen, so ist das Bildmaterial zwar kein Nachweis für Birka, lässt aber zumindest eine Idee aufkommen, wie der Kopfschmuck der Frauen ausgesehen haben könnte, zu dem ähnliche Teile definitiv in Birka gefunden wurden. Wo ist jetzt dein Problem?
 
Hihi - Kara: Guck doch mal die Linkliste von mir genau an ... :D Und Ragnar: Gleicher Tipp ... :D Beides schon bekannt und schon gepostet. :p Also Ragnar hat natürlich insoweit Recht, dass Rus Rus sind und Birkaner Birkaner. Aber es gibt ja durch Handelsbeziehungen starke Einflüsse der Rus auf die Birkatracht. Und da wir eben nur Fundfragmente haben und die Abbildungen ja nun auch nicht sooo viel hergeben, ist das mit dem Heranziehen anderer umliegender Trachten schon sinnvoll. Also lag Kara auch richtig. Also - Friede ihr Lieben! :angel1
 
Wo ist jetzt dein Problem?
Oh, ich habe keins. Ich mag es nur nicht wenn man Halbwahrheiten über Dinge sagt von denen man wenig bis keine Ahnung zu haben scheint. Und die gezeigten Kopfbedeckungen der "Kieser-Seite" sind definitiv nicht aus Wikinger´scher Quelle... P.S.: Wikipedia und irgendwelche Internetseiten sind keine Quellen...
 
Kleiner Nachtrag: Die Frauen- und Männertracht scheint sich schon in einigen Punkten sehr unterschieden zu haben, ganz besonders was Fibeln betrifft (siehe als Beispiel Kleeblatt- / Ovalfibeln), Gürtel aber auch z. B. bei den Mänteln. Die Männer trugen Kaftan und Klappenrock. Die Frauenmäntel, die als "Obertunika" bezeichnet werden, hatten wohl einen anderen Schnitt und auch ganz andere bzw. weniger Verzierungen. (Jetzt mal ganz grob pauschalisiert.)
 
@Aennlin Bluom: Danke :) Wollte auch nicht sagen, dass es keine Unterschiede gab, aber auf einigen HP wird in Mann und Frau unterteilt und dann gibt es noch eine "dritte" Abteilung von Sachen, die wohl sowohl als auch genutzt wurden.
Viking men and women wore trim (sometimes backed with silk) on chest, arms, and garment seams. Women's gowns (the layer under the apron-dress) and men's overtunics were the recipient of most of this sort of trim.
aus: http://www.cs.vassar.edu/~capriest/metaltrims.html Und ich komm jetzt tatsächlich mit Walküren ;) Aber nur als Götterfiguren, die ja auch Frisuren/Kopfbedeckungen hatten: http://www.vikinganswerlady.com/hairstyl.shtml Hier sind Bilder von Funden aus Birka und ein Rekonstruktionsversuch: http://as.tirrigh.org/files/Viking-AgeHeaddresswTabletWovenBand.pdf Und Bilder zu Kopfbedeckungen gibt's hier:http://www.scribd.com/bgerritsma/d/...ngs-in-North-Western-Europe-in-the-Viking-Age Hauptsächlich zwar Viking Dublin, aber Birka kommt auch vor.
Headwear: Fillets (woven headbands), caps (silk or wool), veils (9th C. Oseberg); not kerchiefs as far as we know.
http://www.cs.cmu.edu/afs/andrew/org/Medieval/www/src/contributed/[email protected]/viking.garb.html
Birka Sweeden Grave Bj 798 headband Birka Sweeden Grave Bj 944 Birka Sweeden Grave Bj 958 silver brocaded band Birka grave 958- Arbmans "Birka - die Gräber", page 383 Birka Sweeden Grave Bj 976 SIX PIECES SKULL CAP wool, linen bands - Birka Sweeden Grave Bj 644 Rus hat with conical silver terminal mounts Silk a woven gold wire 'passement' band was apparently fastened from the brow to the peak (Hägg 1986). Birka Sweeden Grave Bj 581 Rus hat with conical silver terminal mounts Silk Traces of silk were found on the inside of the mounts. In one case, the hat was further decorated with four woven silver wire pendants Birka Sweeden Grave Bj 832 Type B hat
aus https://sites.google.com/site/archoevidence/home/hats
 
bei diesem Grab ist auf Höhe der Stirn eine Reihe aus Perlen eingezeichnet. entweder war dies ein Stirnband oder ein besticktes Tuch / Mütze. Weitläufig auf der Brust in Kreisform streuen 194 weitere Glasperlen, hptsl. Grün, gefolgt von kleinen gelben, weißen und grauen. Weiß ich nur mal so, weil ich die letzte Woche repliziert habe ^^ Jetzt bräucht ich nur jemanden, der seinen Umhang/Schürze/o.Ä. da mit besticken will... :kopfhau Grüße Torben
 
Das mit den Perlen am Kopftuch / an der Mütze klingt schon mal seeehr schick. :love: Auf dem Trägerrock wäre das auch extrem dekorativ. Hm, 194 Perlen, sagst du? Was wiegen die denn zusammen? Das ist ja zusätzlich zu den Ovalfibeln noch mehr Gewicht, was den Trägerrock immer nach vorne runter zieht ...
 
160g. ich tippe eher auf die Bestickung eines Umhangs, da die einige der Perlen bis zu 1cm Durchmesser haben. Den Grabplan findest du hier: http://mis.historiska.se/mis/sok/kontext.asp?kid=732 Am Fuße des Grabes lag dazu noch ein Beutel mit Perlen, die habe ich auch gemacht. Ein Bild des Perlenensembles findest du hier untern auf der Seite (nebst drei weiteren neu gemachten Repliken.
 
Hei,
Auf dem Trägerrock wäre das auch extrem dekorativ. Hm, 194 Perlen, sagst du? Was wiegen die denn zusammen? Das ist ja zusätzlich zu den Ovalfibeln noch mehr Gewicht, was den Trägerrock immer nach vorne runter zieht ...
wenn Du diesen Trägerrock liegend trägst, wird das wohl kein Problem sein. ;) Gruß aus dem Wikingerland Kai-Erik
 

Neueste Beiträge

Oben