Weben um 1300

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Hallo zusammen Ich überlege mir mit Weben anzufangen. Kürzlich habe ich etwas über das Kammweben und Bandweben gelesen. Würde das in die Zeit um das Jahr 1300 passen? Und wo ist der Unterschied zwischen Kammweben und Bandweben? Ist es nur die Breite vom Kamm oder gibt es noch andere Unterschiede? Für einen "richtigen" Webstuhl, also mit Tritten, fehlt mir der Platz in der Wohnung. Vielleicht wäre Kammweben oder Bandweben auch etwas für Töchterchen. Sie macht solche Sachen noch ganz gerne und übt auch mit der Spindel, aber irgendwas muss sie ja mit der fertigen Wolle dann machen... Schon mal vielen Dank im Voraus für eure Antworten.
 
Mit dem Kammweben beschäftige ich mich auch und versuch mich mal an einer Antwort. Einen Unterschied zwisch Kamm- und Bandweben gibt es eigentlich nicht. Bandgewebtes kann man mit Webkämmen oder Brettchen herstellen. Das Erstere ist meist als Kettrips ( das Gewebe ist durch den Schussfaden so dicht gezogen, dass man nur die Kettfäden sieht ) gewebt. Bei den Brettchengeweben/-borten ist es eine Schnurbindung. Katrin Kania erwähnt in ihrem Buch Webkammfunde aus Norwegen aus dem 12. Jarhundert. (Quelle: vgl.: Katrin Kania " Kleidung im Mittelalter" 2010, Seite 59) Eine weitere Quelle spricht von Webkammfunden in London schon ab dem 9-10 Jahrhundert: Elisabeth Crowfoot, Frances Pritchard and Kay Staniland. Textiles and Clothing. C.1150-c.1450. Medieval finds from excavations in London series, 4. New edition. Boydell Press, Woodbridge, 2001. Eine mögliche Adresse für schlichte, wenn auch neuzeitliche, Webkämme, wäre die Firma Holzkircher.de P.S. Kammweben macht Spass :)
 
...noch ein Nachtrag aus dem Codex Manesse: http://manesse.de/img/094.jpg Sieht für mich am ehesten nach einem Webkamm aus, wenn ich auch das riesige Webschwert und das sechseckige Sternteil nicht zuordnen kann ... ?(
 
Vielen Dank für die schnelle Antwort!
P.S. Kammweben macht Spass
Und wohl auch süchtig - wie spinnen, nähen und Mittelalter. ;)
...noch ein Nachtrag aus dem Codex Manesse: manesse.de/img/094.jpg Sieht für mich am ehesten nach einem Webkamm aus, wenn ich auch das riesige Webschwert und das sechseckige Sternteil nicht zuordnen kann ...
Hihi, eines meiner Lieblingsbilder aus dem Codex Manesse. Ich habe mich schon oft gefragt ob das eine Brettchenborte sein soll oder nicht. Sicher ist, dass sich das Muster als Brettchenborte weben lässt. Eine Kollegin hat es mir gemacht, aber einfach in anderen Farben und es ist wunderschön geworden. Danke für den Link. Ich werde da mal rein schauen...
 
...ich wollte nochmal auf meinen Beitrag zurückkommen und ihn korrigieren. Auf der Messe hatte ich das Buch von E. Crowfort "Textiles and Clothing" mal in der Hand und habe den Hinweis, den ich bekommen hatte, nachgeschlagen. In der Textpassage war zwar die Rede von schmalen Bändern in "Tabby" - Bindung ( also Leinwand- oder Tuchbindung), aber der Webkamm als Werkzeug zur Herstellung dieser Bänder wird nicht erwähnt. Ich nehm den Hinweis auf E. Crowfort zurück, bleibe aber bei Kathrin Kania, das Buch habe ich selbst.
 
Das 6 eckige sind 6 Loch Brettchen. Möglich das der Kamm da hinter nicht als Webkamm eingesetzt wird, sondern als Abstandhalter.
 
Ah, also doch ein sechseckiges Webbrettchen. Aber so ganz schlau werd ich trotzdem nicht daraus. Wenn ich das Bild vergrößere, dann ist vom Betrachter aus gesehn die fertige Borte hinter dem "Webkamm". Sie wird dort auf eine Art drehbahre Spule aufgewickelt. Die Weberin hält die miteinander verdrehten Kettfäden vor dem "Kamm" und vor dem Webbrettchen mit der Hand fest. Dabei müsste doch, wenn es Brettchborte ist, die fertige Borte zur Weberin hin gehen?? :bahnhof
 
Dieses Bild ist immer wieder heiß diskutiert, vielleicht weil Niemand so ganz schlau daraus wird. Bei Bildern aus dieser Zeit darf man nicht vergessen, das vieles nicht realistisch dargestellt wird, sondern oft eine Art Bildsprache ist, das wäre Möglichkeit 1) Der Maler weist drauf hin, das die Weberin mehrere Techniken beherrscht. Möglichkeit 2) der Maler, hat schon mal eine Weberin gesehen, aber sich nicht so ganz alle Details merken können, zB an welcher Seite das fertige Band ist.
 
Kommentar meines eben von schräg nach quer auf das Bild schaueneden Mannes "is doch ganz einfach, der knieende Mann hat den Webkamm bzw. die Kette föllig falsch aufgezogen und kriegt dafür von der Weberin jetzt mit dem Webschwert eins drüber gebraten" So, nun wissen wirs :D
 
Ich hab' gerade mal schnell in Textiles and Clothing geblättert, weil ich entgegen deiner Aussage noch irgendwas zur Herstellungsart dieser Bänder im Hinterkopf hatte ?( . Und siehe da: Auf Seite 140 f. sind die Bänder in Leinwandbindung aufgeführt, aber keine Herstellungsart... auf Seite 25 wird die aber erwähnt. Verwendet wurde für die Bänder wahrscheinlich ein Webkamm (ridgid heddle bzw. heddle frame - das müsste ein Webkamm sein, korrigiert mich falls ich falsch liege), der auch in einen box loom eingebracht sein konne (keine Ahnung wie das auf deutsch heißt - Kastenwebstuhl??). So ein Kastenwebstuhl ist natürlich gerade zum Mitnehmen echt praktisch, die Abbildungen davon sind aber leider alle deutlich nach 1300 datiert. Ein Webkamm aus Elchgeweih aus Bergen (13./frühes 14. Jhdt.) wird auch noch erwähnt. Zu dem Bild aus der Manesse: Das was da nach einem Webkamm aussieht, könnte auch einfach nur ein Abstandhalter fürs Brettchenweben sein, so etwas wird in Textiles and Clothing auf S. 24 erwähnt. Würde zumindest mehr Sinn ergeben, als die gleichzeitige Verwendung von Brettchen und Webkamm :huh: . Edit: Ich schreib eindeutig viel zu langsam..., aber egal :D .
 
Dadurch das der Kamm (?) ja auf diesem Gestell wohl fest installiert ist, gehe ich auch davon aus, die Dame webt mit Sechseck-Brettchen und der Kamm ist nur Abstandshalter. Und der Maler hatte tatsächlich nicht wirklich Ahnung vom Brettchenweben und hat die Kette falsch rum gezeichnet. Obwohl mir die Antwort von Luandas Mann mir auch gut gefällt :-D
 
... Ei ei, es lohnt sich doch immer wieder Bücher ganz und nicht nur partiell zu lesen ... ich glaube ich kauf mir das Buch doch noch...
 
"is doch ganz einfach, der knieende Mann hat den Webkamm bzw. die Kette föllig falsch aufgezogen und kriegt dafür von der Weberin jetzt mit dem Webschwert eins drüber gebraten" So, nun wissen wirs
Oder er bekommt mit dem Webschwert eines übergebraten weil er zudringlich wird und ihr unter den Rock greift. Frau wehrt sich mit dem was grad in der Hand ist... :D Ich habe auch schon die Interpretation gehört, dass dem Mann die Haare geschoren und dann zum weben gebraucht werden. Er hat ja immerhin eine seltsame Glatze. Ich bin jetzt nicht ganz sicher, aber irgendwo habe ich mal gehört, dass Menschenhaar zum weben und flechten sehr kostbar war weil es besonders fein ist. Eine Kollegin hat sich kürzlich ein Armband aus Schweifhaaren von ihren Pferden und ihrem eigenen Haar flechten lassen. Anscheinend beherrschen nur noch wenige Leute die Kunst Haare zu Schmuckstücken zu verarbeiten. So wie sie erzählt hat, ist es für Bauersfrauen ein gutes Geschäft gewesen wenn sie gelegentlich ihr Haar, das auf spezielle Art "gebürstet" wurde, zu verkaufen. Für genaue Details müsste ich sie aber fragen.
 
Sagt mal, gibt es die Kämme eigentlich nur mit einer Breite von 20 cm? Oder gibt es auch breitere Kämme?
 
Hallo @Zauberin Die Industriel hergestellten kenne ich schmaler und bis zur von dir genannten Breite. Und das bei 20 cm für bis zu 80 Fäden laut Herstellerangabe. Eigentlich müssen es, so wie ich rechnen gelernt habe 79 oder 81 Fäden sein (Zaunlattenproblem). Die traditionellen Webkämme sind deutlich höher als breit und so gestaltet, dass unten ein Gewicht zum auspendeln angebracht werden kann. Wenn du mit einem 20 cm Kamm webst und den nur schmal aufspannst merkst Du nähmlich wie der Kamm versucht zu rotieren. Meine Empfehlung heißt daher: nimm ersteinmal einen schmalen Kamm um die Technik der Kettrips zu lernen.
 
Vielen Dank Heinrich für die Tipps Ich spinne viel mit der Handspindel und muss das Garn dann ja irgendwie weiter verarbeiten. Mit Nadelbinden habe ich mich bis jetzt noch nicht beschäftigt und nur häkeln ist irgendwie langweilig - und es wurde erst im 18./19. Jahrhundert erfunden. Stricken wäre die Alternative weil es schon wesentlich früher - spätes 15. Jahrhundert - erfunden wurde. Allerdings ist stricken absolut nicht mein Ding... Weben habe ich schon als Teenager geliebt, aber damals keine Zeit dafür gehabt - ausser in der Haushaltungsschule wo Weben mit dem grossen Trittwebstuhl ein Schulfach war. Bei uns im Dorf gibt es den "Verein Webstube" wo einige Frauen den unteren Teil von einem Bauernhaus in eine Webstube mit 6 mehr oder weniger grossen Webstühlen eingerichtet haben. Aber eben, ein Webstuhl braucht viel Platz und den habe ich leider nicht. Die Webstube ist momentan noch keine Option weil Junior noch die ganze Woche daheim ist und wenn ich hin gehe will er natürlich auch probieren... So frei nach dem Motto "alles was Mami macht will ich auch"... ;) Mangels Platz bin ich jetzt beim Bandweben gelandet. Das lässt sich wenn nötig auch mal zusammen rollen zum versorgen oder transportieren. Ob meine selbst gesponnene Wolle wohl durch die Löcher passt? Ich mache mittlerweile zwar sehr dünne Fäden, habe es bis jetzt aber noch nicht geschafft einen "Single" zu spinnen den ich nicht zwirnen muss. Das Garn ist schlussendlich als zwei- bis dreimal dicker als der gesponnene Faden. Zum üben ist es aber vielleicht besser wenn ich mal etwas anderes nehme als grad die selbst gesponnene Wolle.
 
Ich habe einen Gatterkammwebrahmen, mit dem ich das Selbstgesponnene zuhause zu Lagerdecken verwebe. Das Kettgarn verzwirne ich und als Schußgarn nehme ich Singles. Das klappt prima. Ich habe mir aber einen zusätzlichen Kamm mit breiterem Loch/Schlitz-Abstand geholt, damit ich auch dickes Garn verweben kann ohne einen überdimensionalen Klettverschluss (mein erster Versuch mit selbstgesponnenem Kettgarn)herzustellen...
 

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