Welche Art von Umhang?

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Zeit: 9hd. Ort Haithabu, Birka, Gotland Stand: alle
In nahezu allen bekannten Männergräbern auf Gotland ließen sich durch die Zeiten hindurch große, wuchtige Fibeln aus Kupfer-Zinn-Legierungen ("Bronzen") finden, die vermutlich einen schweren Stoff (wie es bei einem Mantel/Umhang sein sollte) zusammenhielten. In den Gräbern fanden sich diese häufig im Bereich der rechten Schulter, was darauf schließen lässt, dass besagtes Stoffstück dort geschlossen wurde. Die Interpretation dieser Fundsituation als Zeichen für einen Rechteckmantel zu deuten ist naheliegend. Textilfunde für Gotland sind mir nicht bekannt. Siehe hierzu: Die Wikingerzeit Gotlands von Lena Thunmark-Nylén
 
In Hildegard Elsners "Wikinger Museum Haithabu: Schaufenster einer frühen Stadt" steht aber folgendes zu den Rechteckmänteln: "Ein Prunkgewand, allein fürstlichen Standespersonen vorbehalten, war der aus feinstem Stoff gefertigte Rechteckmantel, der häufig auch als fürstliches Gastgeschenk überreicht wurde." Ist auf S.48 zu finden. Ist diese Vermutung haltlos bzw. überholt oder warum haben (fast) alle Wikis Rechteckmäntel, egal welchen Stand sie darstellen?
 
Hm, vielleicht bezieht sie sich da wirklich auf den aus feinstem Stoff gefertigten Mantel, quasi ein Alltags Kleidungsstück aus edelstem Material. Halte es für eher unwahrscheinlich dass so ein simples und praktisches Kleidungsstück nur den hohen Gesellschaftsschichten vorbehalten war
 
Es ist nur eine Vermutung, aber vermutlich begründet sich diese Anmerkung auf den tatsächlich im Hafen von Haithabu gefundenen Rechteckmantel-Fragmente. Diese waren von verhältnismäßig hoher Qualität und wohl nicht der Besitz eines einfachen Mannes. Erlich gesagt habe ich mich nie mit dem Rechteckmantel als Standessymbol beschäftigt, aber nachdem ich eben mal einen Blick auf den Teppich von Bayeux geworfen habe, so scheint mir, dass auch dort eher nur die betuchteren Figuren ein solches Kleidungsstück tragen. Da ich mir eigentlich auch so einen Mantel anschaffen wollte, werde ich auch mal tiefer in die Recherche einsteigen...
 
@ Hjalmar: Ja, das gleiche denke ich auch, schließlich ist er im Vergleich wirklich einfach herzustellen. @Sven Wenn Du da was interessantes rausfindest, lass es mich wissen, da ich selbst einen solchen Mantel in Planung habe. Weiß vielleicht jemand, wie es mit Rechteckmänteln im fränkischen Reich aussah? Immerhin hat sich die Führungsschicht von Haithabu wohl doch sehr von der fränkischen Mode beeinflussen lassen.
 
????????????????????????? Ist hier die Rede von einem Stück Stoff, meinetwegen gefüttert, 2,1-2,3 m x 1,6-1,8m ? Das wäre dann für mich ein Rechteckmantel, nicht quadratisch, aber praktisch und gut, oder wovon ist die Rede ?
 
Genau Wilfried, so ein Mantel ist nix anderes als eine Decke wenn du so willst ... Länge nach Körpergröße bemeseen , wie lange " Mann " ihn gerne tragen will. Oben ein Viertel bis ein Drittel - nach außen - eingeschlagen und dann nach vorne umgelegt und hinten etwa wadenlang.
 
Nun ja, die Dinger , ich in ja nicht mittelalterlich, sondern nur traditionell gekleidet, gibts bis in die Neuzeit, mit Bändern zum zu binden oder schicker "Sicherheitsnadel", eigentlich fast bis in die Jetztzeit . Bestickt ton in ton oder etwas "blackerig" mit anderen Farben am Saum und im "Überhang" bei Hirten der Ostfalen (vom kreis Mansfeld bis südlich Hamburg, zwischen Elbe und Weser). Ich verstehe da nicht, warum das früher die Kleidung der Reichen gewesen sein soll. Ein Klappenrock oder Radmantel ist doch viel aufwändiger herzustellen (und viel unpraktischer)
 
Der Haithabumantel ist aus einem Gleichgratköper gewebt und ist am Rand mit einer Brettchenborte verziert. Ob diese angenäht/ aufgenäht oder angewebt ist kann ich leider nicht sagen. Aber allein die Borte weist schon auf den höheren sozialen Status des Besitzers hin. Gab es in Mammen Mantelfragmente????
 
In Hildegard Elsners "Wikinger Museum Haithabu: Schaufenster einer frühen Stadt" steht aber folgendes zu den Rechteckmänteln: "Ein Prunkgewand, allein fürstlichen Standespersonen vorbehalten, war der aus feinstem Stoff gefertigte Rechteckmantel, der häufig auch als fürstliches Gastgeschenk überreicht wurde." Ist auf S.48 zu finden. Ist diese Vermutung haltlos bzw. überholt oder warum haben (fast) alle Wikis Rechteckmäntel, egal welchen Stand sie darstellen?
Diese Aussage stellt natürlich einen Widerspruch zu der Hypothese dar, dass von mir erwähnte Fibeln tatsächlich einen Rechteckmantel zusammenhielten. Hier kann man nur spekulieren - entweder waren Rechteckmäntel eben doch nicht nur hohen Personen vorbehalten oder die Fibeln hatten einen anderen Zweck, hielten ein anderes Kleidungsstück (eine andere Mantelform?) auf der Schulter.
 
Zu Haithabu kann ich leider nicht so viel sagen, wohl aber zu Reckteckmänteln in der Rus. Vllt hilft es ja weiter ; ) Zitat aus "Die Geschichte der Kultur der alten Rus Band 1" "...Der Mantel aber war offenbar das wichtigste Kleidungsstück der Russen, eine Tatsache , die auch durch archäologische Funde aus dem 10. Jh bestätigt wird. Fibeln zum Mantelverschluß kommen in den Kurganen von Drushinniki aus diesem Jahrhundert häufig vor. Man findet jeweils ein oder zwei Exemplare in einer Grabstätte. Der Mantel wurde mit der Fibel an der rechten Schulter zusammengesteckt, die Schöße standen auseinander, wie dies auch bei Ibn Fadlan geschildert und aus Abbildungen der folgenden Jahrhunderte zu ersehen ist..." und dann heisst es weiter: "Das .. war ein ziemlich weiter Umhang, in den ein Mensch sich selbst und noch einen anderen einhüllen konnte, wie es beispielsweise Wladimir Mstislaw tat, als er Igor Ologowitsch zu schützen suchte: ,,Er sprang vom Pferd und umhüllte ihn mit dem Mantel" Das der Mantel groß war , ersieht man auch daraus, dass der Leichnam des von Bojaren getötete Andrej Bogoljubski mit ihm bedeckt war."
 
Naja, bei den Rus kommt ja als Mantel noch der Kaftan in Betracht, und je nach dem wie der aufgebaut ist dient der locker als sehr warmer Wintermantel... Mit einem Rechteckmantel aus Wolloden macht man aber ganz sicher nichts verkehrt !!! LG Dani
 
In Mammen wurden Pelz- und Stickereireste gefunden, die auf einen Umhang schließen. Im Ausstellungskatalog "Wikinger am Rhein. 800 - 1000" ist ein Foto der Rekonstruktion des Umhang abgebildet. Hier die Beschreibung: Bei dem Umhang auf dem Bild handelt es sich um einen etwa knielangen Umhang aus (dunkelblauer) Wolle, der am unteren Rand mit Pelz eingefasst ist. Die Seitenränder sind mit einer Stickerei verziert. Der Umhang ist halbkreisförmig geschnitten. Aufgrund dieser Form dient dieser Umhang eher Repräsentationszwecken - meine Meinung.
 
Klingt auch für mich nach Prunkmantel, Swanhild. Halbkreismantel (der doppelt soviel Stoff wie ein Rechteckmantel braucht), dazu in einer recht teuren Farbe (Indigo?), Stickerei & Pelz - Vielleicht noch der Gebrauchsmantel eines Jarl oder sehr reichen Händlers, aber höchstwahrscheinlich eben kein "Standard"-Mantel.
 
Auch die Mäntel aus Birka sind nachweislich hauptsächlich blau gefärbt gewesen, wohl also auch eher ein Luxus-Kleidungsstück.
 
Hmm, also sieht es so aus als hätte der einfache Mann/Frau gefroren oder sich halt zwei Tuniken angezogen!???
 
Jemand müsste mal in den Birka Büchern nachschlagen, aus welchem Material die Fibeln waren die für einen Rechteckmantel bestimmt sind. :whistling: Zwiebelprinzip wäre die logische Konsequenz daraus.
 
Hmm, also sieht es so aus als hätte der einfache Mann/Frau gefroren oder sich halt zwei Tuniken angezogen!???
zwei Tuniken wärmen zumindest schon physikalisch betrachtet besser als ein Rechtecktmantel :krank01
 
Ist zwar schon etwas älter, aber mir tut sich hier eine Frage bezüglich der Halbkreismäntel auf. Wie kommt ihr auf diese wahnwitzige Mänge an Stoff? Wenn ich von einer Stoffbreite von 150 cm ausgehe ergibt sich mir eine Stofflänge von 3 Metern. 150 cm Radius ergeben 300 cm Durchmesser. Oder liege ich da völlig quer mit meinen Gedanken? Und wenn ich hier lese ein Rechteckmanten hatte ca 280 x 160 cm erkenne ich keinen ganz unglaublich grossen Unterschied in der Stoffmenge. Mach mich doch mal bitte jemand schlau. Und mir gehts grade wirklich nur um die reine Stoffmenge die verarbeitet werden müsste.
 

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