Welche Fibel darf 'Mann' eigentlich tragen?

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Hendrik1975

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Ich bin gerade ein wenig ratlos... Für meine Darstellung brauche ich mehr oder weniger drei Fibeln. Eine kleine, um die Obertunika am Kragen zu verschließen, eine für den Klappenrock unten, und eine für den Umgang / Rechteckmantel (natürlich nicht alle gleichzeitig, sondern situativ je nach Umfang der Kleidung). Jetzt habe ich bei meinen Recherchen bei nahezu jedem Fibelstil den Vermerk gefunden, dass es sich dabei eher um ein weibliches als ein männliches Accessoire handelt. Ovalfibeln - eindeutig Frau. Dosenfibel - Frau. Kleeblattfibel - überwiegend / eher weiblich. Rautenfibel - weiblich. Gleicharmfibel - eher weiblich. Rabenfibel - weiblich. Hufeisenfibel - hey, wenigstens unisex. Rundfibel - die einen sagen so, die anderen so. Was geht denn dann eigentlich noch, ohne als 'Du Mädchen' angesehen zu werden? ?(
 
Auf die schnelle, kannst beruhigt sein. Zumindest nach Frau Dr. Gale R Owen-Crocker wurde der Rechteckmantel im 10/11 Jhd auch bei Männern mittels Fibel gesichert (Dress in Anglo-Saxon England) Für eine sehr prominente Fibel siehe zB die "Fuller Brooch". Zur Not wechselst du halt das Lager :D
 
Ich switche auf das neumodische 'D' wie 'divers' und alles ist gut :D
 
Die Herren von Wallenrode, meiner Stammburg, tragen einen rautenförmigen Fürspan im Wappen. Weiberkram ? Wird deswegen diese Fibel oft auch als Gürtelschnalle gedeutet ?
 
Was ihr wieder denkt, mit anderem Lager meinte ich natürlich das Lager der Angelsachsen :saint:
 
Guten Morgen @Hendrik1975, in "Haithabu - Schaufenster einer frühen Stadt" gibt es die Abbildung einer Ringfibel mit dem Beitext "Ringfibel für eine Männerbekleidung". Weiter steht dazu: "Männer trugen gewöhnlich nur eine einzige Fibel, mit der man auf der Brust oder rechter Schulter - um den Schwertarm im Notfall frei zu haben- den ärmellosen Umhang zusammenhielt. Das charakteristische Männerschmuckstück war die Ringfibel. Der Ring ist selten geschlossen geschmiedet. Diese offene Konstruktion ermöglicht es, mit der beweglichen Nadel eine besonders große Stoffmenge oder auch sehr schwere Stoffe, ja sogar Pelze zu halten. Wohl besitzen wir auch sehr prunkvolle Ausführungen dieses Fibeltyps im Fundgut wie die mit vollplastischen Tierköpfen an den Ringenden geschmückte schwere Bronzefibel eines vornehmen und reichen Gotländers. ...... In Haithabu überwiegen einfache, massive, wenig verzierte Gewandspangen. Ausserdem gibt es einen Hinweis auf Gewandnadeln für Umhänge oder Mäntel. Liebe Grüße Tyra
 
@Tyra SoUndSo - das würde natürlich irgendwo erklären, warum es so oft 'für die Damenwelt' heißt. Danke Dir für das Zitat. Bei den Gewandnadeln wird aufgrund des Durchmessers ihres Dorns vermutet, dass es dafür in der Kleidung spezielle Löcher gegeben haben muss. Zum Durchschieben durch das Gewebe sind sie einfach zu ****. Leider fehlt für diese Löcher noch der Beleg. Dann mache ich mich mal auf die Suche nach einer schönen Ringfibel
 
Ringfibeln und Ringnadeln für Mäntel (und womöglich Klappenrock). Keine Fibeln für den Halsauschnitt (bei Männern). Würden den anders, z.B. mit Bändern verschließen.
 
@nib - Irgendwo habe ich mal einen Bericht gelesen, dass bei Männern dafür auch Glasperlen verwendet wurden (These). Hintergrund war der, dass man in einigen Männergräbern im Halsbereich 1-3 der typischen Glasperlen gefunden hat. Für eine Kette waren es zu wenige, und es gab auch keine Indizien für Halsbänder o.ä. So kam die Idee auf, dass die Perlen möglicherweise wie ein Knopf benutzt wurden. Klang logisch und interessant.
 
:thumbsup: Dann habe ich das sogar wirklich bei Euch gelesen. Witziger Zufall ;)
 
Wenn ich das richtig im Kopf habe gilt das aber erst für die Zeit so um 1000 und danach davor sieht es anders aus oder?
 
Interessante Frage. Bislang war nib's Gruppe die einzige Quelle, wo ich von Glasperlen als Knöpfe gelesen habe. Wo ist denn das 'um die 1000 herum' noch erwähnt?
 
Entschuldigung ich habe mich missverständlich ausgedrückt. :/ Im Kopf war ich auch bei Deiner Tunika. Also keine Schlüsseloch-Ausschnitte sonder verdeckte Auschnitte wo mit Bändern gearbeitet wird und man eigentlich auch keine Fibel benötigt. Die Perlen als Schmuck an den Bändern kenne ich so auch nicht. Mir ging nur durch den Kopf das wir hier wieder rund 250-300Jahre und einen Kultutraum über einen Kamm scheren und einige Dinge vielleicht nicht allgemeingültig für den gesamten Zeit- Bzw. Kulturraum nehmen dürfen. ;)
 
Die Fundlage, von der wir mit unserer Interpretation, nämlich dass in Männergräbern - wenn überhaupt - meist kleinergleich 3 Perlen (oft sogar nur eine einzige) vorkommen, bezieht sich hauptsächlich auf die Zeit vor 1000. Nach 1000 gibt es ja nicht mehr so viele Grabfunde. Die Bildquellen und der Fund aus Skjoldehamn sind aber aus dem 11.jh, das stimmt.
 
Ergänzug: Für Gewandnadeln benötigst du nicht unbedingt soetwas wie Knopflöcher. Bei dickerer Handgesponnener Wolle und vielleicht 8-10 Fäden pro cm² bekommst du die Nadel zwischen de Fäden gut duch ohne sie zu verletzen. Wenn dann noch die Spitze etwas abgerundet ist gehts besser und ohne Gewalt ;) Ist dann auch besser bei der britischen Trageweise von unten nach oben durchgesteckt. Dann leidet im ungünstigsten Falle auch das Gesicht nicht so :D
 
Bändsel am Hals kenne ich soweit nur von dem Viborghemd. Gut möglich, dass es da noch andere Funde gibt, die ich bisher noch nicht kenne. Und den Knopf halt von dem Skjoldehamn-Shirt. Deswegen würde ich die Bänder jetzt auch nicht wild auf irgendeine andere Tunika übertragen wollen. Wobei die Halsöffnung auch stark modischen Aspekten unterlag (regional und zeitlich gesehen). Erst die eng anliegenden Halsöffnungen machten ja Bänder und Knöpfe überhaupt erst notwendig. Bei der Gewandnadel bin ich noch skeptisch, @Wolfram von der Oerz. Klappenrock und Rechteckmantel (zumindest die höherwertigen, die zu den aufwändigen und sicherlich sehr wertvollen Gewandnadeln passen würden) waren eher aus gewalkten Stoffen gefertigt, nicht aus locker und grob gewebtem Material. Da weiß ich nicht, ob man durch wertiges und wasser/winddichtes Gewebe einfach so eine dicke Nadel durchschiebt und damit Löcher provoziert. Und ja - die britische Anspielung lässt mich gerade dezent schmunzeln :thumbsup:
 
Deswegen würde ich die Bänder jetzt auch nicht wild auf irgendeine andere Tunika übertragen wollen.
Eine kleine Fibel am Halsauschnitt steht halt auf viel wackeligeren Beinen, da es dafür überhaupt keine Hinweise gibt. Dann lieber noch den Halsausschnitt so schneidern, dass er schön anliegt und nicht geschlossen werden muss.
 

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