Wendegenähte Schuhe für unter 100€?

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Wenn der Abrieb der Sohle nach ein paar Mal tragen schon so enorm ist, dass die Gefahr besteht das Löcher entstehen, dann wurde ganz sicher kein vernünftiges Sohlenleder genutzt. Oder der Schuh nicht vernünftig gepflegt. Wie Adalbert schon schreibt, niemals nicht den nassen Schuh schön am Lagerfeuer trocknen. Lieber ausziehen, ausstopfen und an einem warmen Ort trocknen lassen. Hinterher gut mit Lederpflege einfetten. Meine Schuhe halten auch schon einige Jahre und ich bin auch auf jedem möglichen Untergrund bei jedem möglichen Wetter damit unterwegs. (Naja ... so wie Mara auf dem Jakobsweg leider nich nicht) Also, lieber einmal etwas mehr Geld ausgeben und gut behandeln und viele Jahre dran Freude haben als jedes Jahr neue zu kaufen.
 
Ich möchte hier einmal einwerfen das das Sohlenleden bei bei wendegenähten Schuhen die aus einem Stück sind eindeuig dünner sind. Hier muss man darüber nachdenken wo und wann man sie anzieht oder eine zweite Sohle montiert. Mir fällt allerdings auch des öfteren der Einwand auf das die Leute dann über Schotter oder Ashalt laufen Dies konnte ich häufig vermeiden in den ich die Wegränder genutzt habe. Wer nicht gerade Frühmi macht hat oft auch die Möglichkeit Trippen zu verweden . Die simpelste Form die wie die einfachen Klapperlatschen aussehen (Holzbrett in Fußform mit Lederquerrriemen) bekommt man auch gut noch den Brotbeutel oder Pigertasche.
 
Habe mit Interesse die einzelnen Beiträge verfolgt. Hmmm... das ist jetzt off topic, aber ich ich drücke gerne mal den Tellerrand runter damit andere drüberschauen können. Wie einige ja wissen habe ich im "Wilden Westen" angefangen. Das war ein langer Weg bis man als Cowboy ( :rauch01 ) so einigermaßen "A" ist. Ein großes Problem waren die Schuhe bzw. Stiefel. Nach der Wende gab es die endlich. Sogar für um die 100,- DM! Mann waren wir cool! Ja aber leider nicht "A", denn das Design heutiger Westernstiefel von der Stange passt nicht zu einem Cowboy um 1880. Cowboy der 1940er Jahre wäre besser. Und da hatten wir uns schon von Jeans verabschiedet, denken sind ein Stück weiter - denkste. In den 1990ern kamen dann endlich die authentischen Boots bei ausgewählten Händlern auf den Markt, hergestellt in Spanien nach erhaltenen Originalen. Super. Leider konnte ich nicht soviel Geld dafür ausgeben, denn für um die 100,- DM waren die nicht zu haben. Also wurden die modernen Stiefel zu einer unpassenden Epoche weiter getragen, meist versteckt unter der Hose oder unter Chaps. Befriedigend war das nicht. Aus der Notlösung wurde eine Dauerlösung. Vor 2 Monaten fand ich bei den Kleinanzeigen ein solches Paar in meiner Größe, gebraucht aber top Zustand, und für 170,- €uro wurden sie meine. Danach mal recherchiert, werden immer noch angeboten, in neu für ab 300,- € aufwärts. Also, somit bin ich nach 30 Jahren im Hobby endlich auch an den Füßen "A"... Jetzt wo ich das schreibe, denke ich wie blöd war das denn, hättste mal lieber früher auf sowas gespart und das Geld ausgegeben. Was will ich jetzt mit der Nicht-Mittelalter-Story rüberbringen? 1. Preise für Schuhe - alles relativ. 2. Auch in Notlösungen kann man laufen/ reiten. 3. Für gute Schuhe/ Stiefel sollte man auch mal gutes Geld ausgeben. 4. Wie lange Schuhe halten muss man selber ausprobieren. 5. Und billig ist nicht immer gut. Aber niemand sollte auf allzu großem Fuß leben, meint Wilfried Tenneschuh. boots02.jpg Hier meine neuen Lieblingsstiefel (eig. Foto) :D
 

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Etwas wegen des Geldes muß ich aber noch einwerfen. Mehr Geld ist nicht automatisch bessere Qualität. Billig ist nicht immer gut - teuer aber auch nicht.Ich habe mir hier etwas bei einer Schneiderin machen lassen und es war teuer und wirklich nicht gut geschneidert. Aber ich habe mir auch schon ein günstiges Kleid machen lassen - der Hammer. Top nähte und tolles Material usw. Das gleiche gilt für praktisch alles. Vor allem in Deutschland werden sie was Mittelalter angeht häufig unverschämt. Komischerweise waren es immer die günstigeren Händler die wirklich schöne Qualität lieferten. Ich rede nicht von total billig - aber eben weit unter durchschnitt. Speziell seit dem das Mittelalterzeug so boomt. Da fallen mir so witzige Leute ein die mir die gleiche Hose in Leinen anstatt Baumwolle für das doppelte verkaufen wollten. Soviel teurer ist Leinen einfach nicht. Da war der ganze Schneider dann für mich erledigt. Was ich damit sagen möchte: Teurer ist nicht besser und auch keine bessere Qualität. Länger halten tut es schon drei mal nicht. Bessere Qualität hat nichts mit dem Preis zu tun. Deshalb schaue ich mir alles genau an und kaufe nicht einfach so etwas. Nicht einmal wenn es mir empfohlen wurde. Selbst da schaue ich genauer hin oder sehe mir ein paar der Sachen genauer an die andere von dem Händler/Handwerker haben. Ich habe oft gesehen wie sich manche Leute von dem "Qualität hat ihren Preis" blenden lassen. Denn Preis ist nicht Qualität. (Natürlich bekommt man ein tolles Kleid aber auch nicht für 30€ :D )
 
Da fallen mir so witzige Leute ein die mir die gleiche Hose in Leinen anstatt Baumwolle für das doppelte verkaufen wollten. Soviel teurer ist Leinen einfach nicht.
Aha, da würde mich doch mal deine Leinenquelle interessieren. Baumwolle bekomme ich in Leinenoptik schon ab 4 €/ lfm, reines Leinen kostet schon mindestens doppelt, wenn nicht sogar dreimal so viel. Insofern wundert es mich gar nicht, dass die Baumwollhosen für die Hälfte angeboten wurden.
 
Keine Ahnung wie du rechnest aber bei Handgenähten und handgefärbten Hosen ist der Arbeitsaufwand ziemlich genau der gleiche bei Wolle, Leinen und Baumwolle oder Polyester. Ein großer Anteil des Preises sind natürlich deshalb die Stunden der Schneider aufwendet. Sie geben ja nicht nur Materialkosten weiter. Ego kann falls der Stoff das doppelte kostet kein doppelter Preis raus kommen.
 
Ähm ... nein. Der Arbeitsaufwand bei Färbungen (die was taugen und lange halten!) ist bei allen vier Materialien völlig unterschiedlich. Davon abgesehen kosten alle vier Materialien unterschiedlich. Und, warum soll sich ein Preis nur nach dem Arbeitsaufwand rechnen?
 
Natürlich nicht nach dem Arbeitsaufwand, aber der ist natürlich ein Faktor. Stell dir vor du bestellst eine Waschmaschine und läßt sie aufbauen. Die Aufbaukosten sind immer gleich. Beim nähen von Leinen oder Baumwolle ist der Aufwand nicht wirklich größer. Das mit dem Färben war natürlich ein schlechtes Beispiel, aber ich hatte auch noch keinen Kaffee :D Ein Trägerrock für mich kostet nicht einmal einen Quadratmeter Wolle. Dennoch zahle ich natürlich nicht 12 € oder so was, wenn ich ihn aus Industriell gefertigter Wolle machen lasse. Den der Arbeitsaufwand ist dennoch da. Den er ist genau das was der Schneider verdient. Das Material ist beim Schneidern dann fast egal. Natürlich gibt Unterschiede... Und natürlich richtet sich der Preis nicht NUR nach dem Arbeitsaufwand. Das habe ich auch nicht gesagt.
 
Vielleicht sollte man sich von doppelt soviel lösen ... bei den meisten die Hangenähtes anbieten ( die ich kenne) ist der Preis für die Arbeit nicht abhängig vom Material.
 
Vielleicht sollte man sich von doppelt soviel lösen ... bei den meisten die Hangenähtes anbieten ( die ich kenne) ist der Preis für die Arbeit nicht abhängig vom Material.
Genau darauf möchte ich hinaus :) Ich habe dieses doppelt so viel aber tatsächlich auf einem Markt gesehen. (Und das war einfach unverschämt) Er argumentierte, dass er den doppelten Einkaufspreis beim Material hat. Jetzt hier alles zu zerlegen ist eigentlich auch unnötig. Evtl Formuliere ich es neu: Lasst euch nicht bei den Materialkosten veräppeln. Es gibt einige die da Schindluder betreiben.
 
Als Kunde entscheidet man ja, ob der aufgerufene Preis angemessen erscheint und wieviel man ausgeben möchte... Auch, wenn das weit vom ursprünglichen Thema abweicht - bei einem Markthändler werden wohl eher von Besuchern die günstigen ambientigen Sachen gekauft und die Menge, die man Einkauft, beeinflusst auch den Materialpreis... Und ich würde dem Händler jetzt nicht unterstellen wollen, dass dieser veräppeln wollte - er hat ja gleich ein Einstieg geliefert, weil er feilschen wollte...
 
Hallo & guten Morgen zusammen :) Selbstverständlich hat ein höherer Preis nichts mit der Qualität zu tun, aber das sollte wohl jedem gesunden Menschenverstand klar sein! ;) Ich möchte auf den Titel des Themas zurück kommen. Wendegenähtes Schuhwerk für unter 100€? Definitiv nein! Und nicht nur aus der sicht eines historischen Schuhmachers! Warum? Recht einfach! Die meisten können hier sicher erahnen, wie viel Arbeit in einem wendegenähten Schuh steckt - aber ich biete gern einen Einblick:
  • Beratung - die wenigsten Leute wissen genau, was für Schuhe sie haben wollen
  • Konzeption - sehr aufwendig, wenn man einen neuen Schuhtypen entwickelt
  • Leisten an den jeweiligen Fuß anpassen - schleifen oder aufbauen
  • Schnittmuster erstellen
  • Oberleder zuschneiden, Sohle ausschneiden
  • Schaft vernähen - je nach Schuhtyp unterschiedlich aufwenig:
    • Fersenverstärkung annähen
    • einteiliger- oder mehrteiliger Zuschnitt?
    • eventuelle Schaftrand-Verstärkung/ -Einfassung
    • Schuhverschluss - Knebel, Bändchen, Senkel, Verstärkung...?
  • Sohlennaht, Randstreifen mit einnähen
  • Schuh wenden, wieder einleisten & trocknen lassen
  • Sohle ölen, Oberleder fetten
  • für jeden Nähvorgang muss ein passender Faden erstellt werden, da der historische Schuhmacher mit Borsten näht...
Da kommen schnell mal 20 Stunden pro Paar zusammen. Dann benötigt man natürlich die Fähigkeiten die oben beschriebenen Schritte durchzuführen - auf eine historisch korrekte Weise, mit möglichst historischen Werkzeugen. Meine Schuhtypen erstelle ich ausschließlich nach archäologischen Funden, damit man auch einen historischen Schuh am Ende erhält. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Wenn es Handwerker/Händler gibt, die diese Leistung für unter 100€ anbieten können, kann man davon ausgehen, dass es bestimmte Gründe geben muss, um den "billigen" Preis gerecht zu werden. Wenn es ein Handwerker ist, dann müssen die 100€ sehr viel wert sein, in dem Land, in dem er lebt. Wenn es ein Händler ist, dann wird er einen Weg gefunden haben, wie er andere Menschen auf eine gewisse Weise ausbeutet. Auf Anfrage kann ich gern mehr Details dazu liefern. Thema Haltbarkeit bei historischen, wendegenähten Schuhen: die Haltbarkeit hängt stark von der Trageweise & Dauer wie auch der Gangart ab. Wenn man wendegenätes Schuhwerk täglich tragen würde, so ist es vollkommen historisch korrekt, wenn sie innerhalb weniger Wochen, wenn nicht sogar Tage schlicht "aufgetragen" sind. Ich stelle eine reiche, adlige Person im HoMi dar? Dann besorge ich mir doch einfach jede Woche ein neues Paar Schuhe aus feinsten Materialien - ja wenn nicht gar täglich! Das machen reiche Leute heutzutage doch auch nicht anders! Wie viele Stars tragen custom sneaker nur 1-2 mal...?! Wie viele Darsteller ja schon berichtet haben, tragen sie ihr Schuhwerk bereits einige Jahre. Bei guter Pflege & einem "Schongang" ist das auch möglich. Je nach darstellendem Stand aber nicht unbedingt historisch korrekt. :D <--- der steht da nicht umsonst. ;) Man muss auch nicht immer mit Euros bezahlen - zumdindest bei mir nicht. In der darstellenden Szene gibt es immer wieder rege Tauschgeschäfte. Es ist von Vorteil, wenn man selbst was fertigen kann, das sich gut eintauschen lässt. Ein sehr wichtigter, gerne vernachlässigter Punkt. Tausche ein Paar wendegenähte Schuhe gegen handgenähte Kleidung. :bye01 Um wieder "vorne" anzukommen - teurer bedeutet nicht gleich bessere Qualität - und billiger schon gar nicht - selbst wenn nur die Fertigungsqualität darunter leidet. Was macht eine gute Darstellerin, einen guten Darsteller - quer durch alle Epochen - aus? Das historisch korrekte Schuhwerk. Herzliche Grüße aus dem Tecklenburger Land :)
 
:eek:ff2 Ganz ehrlich, wenn der Einkaufspreis des Materials doppelt so hoch/höher ist und der Aufwand/Kosten zur Fertig gleich ist und hier nichts eingespart werden kann. Wo soll denn dann, wenn man Gewinn machen möchte/ muss , ein gleich hoher Preis bei herrauskommen??? Hier ginge nur ein gleich hoher Preis wenn sich das "billigere" Produkt am Preis des Teureren oreintieren würde. Damit bekommt man das "Günstigere" vielleicht nicht mehr verkauft. Somit geht im Zweifel nur eine Mischkalkulation indem das günstigere das teuerere Produkt mit finanziert. Wenn sich alles nur über die Materialkosten abbildet kann der Endpreis nicht gleich sein! Es sei denn ich kalkuliere die Verluste anderweitig mit ein weil ich z.B mit "Kampfniedrigpreisen" mir einen Namen machen möchte.
 
Meine ersten Wendeschuhe waren Massenware von einem der Versandhändler für 60 Euro. Alle Nähte krumm und schief, die Sohle (wenn überhaupt) 2mm dick, und das 0,5mm Oberleder mit irgendwelcher Pladtikchemie so zugekleistert, dass das Lederfett direkt abgeperlt ist. Taugte eigentlich nur für den Müll. Das zweite Paar für den etwas mehr als doppelten Preis mit gut 4mm Sohle, hinten sauber und großzügig um die Ferse hoch gezogen, alle Nähte top, und Oberleder ca. 1,5mm in weich und geschmeidig, plus farblich abgesetzte Randversäumung. Unterschied wie Tag und Nacht. Bei der Bekleidung kann ich (bei Ware von der Stange in industrieller Fertigung und Färbung) einen doppelt so hohen Preis nicht nachvollziehen. Baumwolle (industriell) der lfm. für rund 5 Euro, Leinen (industriell) der lfm. 8 Euro. Mit ordentlich Verschnitt braucht man für eine einfache Tunika rund 2 lfm, da sollte der Materialpreis mal echt Latte sein. Wolle ist schon rund doppelt so teuer, da ist ein Aufpreis definitiv völlig okay. Alles wohlgemerkt bei Massenware. Handgefertigte Klamotten mit Anspruch und entsprechenden korrekten Materialien sind eine ganz andere Liga.
 
Hallo Hendrik, gerade bei der Masse mach sich jeder Cent bemerkbar. 3 Euro differenz im Einkauf sind Welten! Die müssen dann in der Fertigung eingespart oder Querfinaziert werden.
 
Ich glaube jedem ist mittlerweile klar was gemeint war und worauf man achten sollte. Wir könnten uns jetzt noch ein paar Jahre über Kalkulationen und darüber unterhalten was natürlicher Menschenverstand ist sowie genaue Personalkosten, Fixe Kosten und variable Kosten - oder es einfach so stehen lassen.
 
Was für wilde Behauptungen? Das manche Händler zu viel verlangen? Oder das Material nicht alleine den Preis bestimmt, sondern auch die Arbeitszeit? Oder das Leinen Kleidung immer das doppelte von Baumwolle kostet? Oder was meinst du? Wir haben jetzt sehr viel Besprochen....
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich wollte ein paar allgemeine Ratschläge über Unverschämte Händler und das man genauer nachschauen soll bzw sich Informieren soll geben. Auch das man nicht alles glauben soll was einem ein Händler erzählt. Viele sind ehrlich und viele nicht - es sind halt Menschen. Gerald und Mara haben das noch mit hilfreichen Detail Anmerkungen zum Vergleich toll ergänzt. Das ist alles schön und ich lerne gerne neues. Aber mir bei so allgemeinen Ratschlägen, die wirklich gut gemeint waren und in vielen Fällen stimmen mir da wilde Behauptungen vorzuwerfen ist für mich unverständlich. (ich sagte ja nicht bei allen Händler usw) Da ich ganz ehrlich keine Lust habe jedes mal fünf Seiten mit allen Eventualitäten und Möglichkeiten vollgestopfte Komplett Recherche für einen kleinen Tipp zu schreiben, (der wie gesagt einfach gut gemeint war und auf meinen Erfahrungen beruht) werde ich das in Zukunft um ganz ehrlich zu sein Unterlassen. Vor allem wenn mir dafür dann wilde Behauptungen unterstellt werden. Da ist mir einfach meine Zeit zu schade :)
 

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