Wertschätzung von Handarbeit

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Schwester_Amalia

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Ich habe soeben eine tollen Artikel zugeschickt bekommen. Ich denke vielen von uns spricht er aus der Seele Vielleicht kommt eine tolle Diskussion zustande ;) link Quelle: Ringelmietz
 
Danke, Schwesterchen, ich werde mir den Artikel sicherlich noch mehrmals durchlesen. Wir hatten das Thema ja vor einiger Zeit schon mal per PN... Ich habe aus Anlass eines für mich selbst genähten neuen Unterkleides mal grob überschlagen: ca. 35 Euro Materialkosten, dazu so um die 16 Stunden Handnäharbeit - veranschlagt man dafür den gesetzlichen Mindestlohn, wäre man bei 170 Euro. Wer ist bereit das für ein handgenähtes Kleidungsstück zu bezahlen ?? Das ist der Grund warum ich meine Arbeiten - wenn ich ganz selten mal Dinge in Auftrag mache - normalerweise nicht verkaufe, sondern gegen ebenfalls Handgemachtes tausche. Damit fühle ich mich besser, hat doch mein Tauschpartner genausoviel wertvolle Zeit in seine Arbeit investiert wie ich und weiss den Wert von Handgemachtem zu schätzen.
 
Ich habe aus Anlass eines für mich selbst genähten neuen Unterkleides mal grob überschlagen: ca. 35 Euro Materialkosten, dazu so um die 16 Stunden Handnäharbeit - veranschlagt man dafür den gesetzlichen Mindestlohn, wäre man bei 170 Euro.
Ich hab auch mal ne Auflistung für ne Schwertscheide gemacht. Das würde keiner bezahlen! Vllt ist "Handarbeit" auch nix besonderes mehr. Man sollte auf "Fußarbeit" umrüsten. Wenn ich immer lese: "mundgeblasen"! Ist nix besonderes - "Arschgeblasen" -> DAS wäre was! Es wird so viel als Handarbeit angepriessen. Wenn ich irgendwas mit der Nähmaschine nähe, dann ist das auch Handarbeit, denn die Maschine näht ja nicht ohne mein Beitun. Wenn ich ein Loch mit der Bohrmaschine bohre, dann muss auch jemand die Bohrmaschine in seinen Händen halten. Gibts es ne Grenze zwischen Handarbeit und (ich nenn es mal) Maschinenfreier Handarbeit ? Oder gar eine treffende Bezeichnung? Wenn nicht, sollte man mal ein neues Wort erfinden! Mein Geldbeutel ist (laut Etikett und verpackung) 100 reine Handarbeit. Ist aber mit Maschine genäht und der Druckknopf ist sicher auch nicht mit den Fingern reingestanzt. Solange Handarbeit das ALLES sein kann, kann man weder unterscheiden noch genauer deklarieren. Und somit ist das auch mit den Preisen nicht so einfach!
 
Hmmm - ich hatte gestern überlegt ob ich solche Dinge wie Johann sie beschreibt, mit einem Schildchen "mit Hand und Herz" versehe. Einfach weil es so schwierig ist, Arbeitsschritte in sauber deklarierte Schubladen zu stopfen. (Druckknöpfe kann man übrigens mit einer Zange von Hand ein pressen, das wäre für mich dann auch noch reine Handarbeit, die Industrie hat da Geräte zu) Man sollte Kleinserien anerkennen. Kaum Jemand weiß, wie viel Mühe die Entwicklung von Schnitten macht, selbst bei scheinbar schlichten Schnittmustern und das dieser Prozess im Preis des Produktes mit ein fließen muss. Ebenso wie von Ulf angebracht (Nachbar Tread) das Instand halten von Werkzeugen und Gerätschaften. Dazu kommen so blöde Kosten, die niemand sieht, wie aufgezwungene Verpackungskosten. Früher konnte ich Päckchen immer wieder verwenden, heute muss ich welche kaufen, wo die Entsorgung schon mit bezahlt wird. Vom Ansatz her prima, aber mehrmals verwendet, würde das den Müllberg schrumpfen lassen. Nebenkosten lassen sich beliebig auflisten, aber darum geht es hier ja nicht. (sorry die blöden Sprüche von Wochenende hallen immer noch nach...) Mir ist das Tauschen zum Teil vergällt: weil sie Akzeptanz auch untereinander nicht immer gegeben ist weil ich Dinge zum Teil unter Preis verkaufe, weil ich den eigentlichen Wert nicht bekomme, beim Tausch aber gerne anerkannt hätte weil ich mit Vorurteilen kämpfen muss, wie ich musste das ja erst lernen - ich etwa nicht ? Immer noch kämpft man mit dem Vorurteil das Dinge die Frauen machen, nicht erlernt werden müssen. Nähen, putzen, kochen... nur weil es jeder macht, bedeutet das nicht, das es einfach ist, oder Spaß macht, Handarbeit gehört für viele auch in diese Kiste. Auch darum geht es bei Ringelmietz. Wer sich richtig aufregen will liest sich dann noch den Artikel der diese Woche in der "Brigitte" war und genau das Gegenteil von Ringemietz aussagt: http://www.brigitte.de/frauen/stimmen/diy-trend-1216100/ Quelle: Brigitte de Oft werde ich gefragt wie lange ich für eine Webarbeit brauche und weiß genau, der Fragesteller hat ein Bild vor dem Auge, wie ich gebeugt am Webstuhl sitze und das Schiffchen schubse. Dann erzähle ich wie lange es dauert, den Webstuhl ein zu richten, die Garne vor zubereiten, das Gewebe nach zu behandeln und zu putzen. Schiffchen schubsen ist dabei nur ein Bruchteil der Arbeit. Einen Stundelohn rechne ich da lieber nicht aus. Warum ich das dennoch mache ? Weil es meine Leidenschaft ist, mein Antrieb sind die Hände die nie ruhen können. Weil ich aus Versehen viel zu tief in das Thema eingetaucht bin, es hat mich scheinbar ausgesucht. Es macht mir mehr Freude als einen tumben Job aus zu üben oder mich über einen dummen Chef zu ärgern.
 
Katharina, Du Steuerhinterzieherin und Sozialschmarotzerrin, Du willst keinen Beitrag für die Allgemeinheit abgeben???? ;) Mit 170€ für Dein Kleid kommst du nicht hin. Mit den Beiträgen zu Steuer und Sozialsystem liegst Du beim gesetzlichen Mindestlohn nämlich im Stundenlohn schon bei 17€, dazu kommen noch Licht, Wasser , Miete und Kloppapier, also alles in allem ein Werkstattstundensatz von ~ 25€. Dein Kleid kostet dann nicht 170€ , sondern 435€.
 
Da drücke ich mich immer davor das bei mri durchzurechnen, das mindermotiviert nur.
 
die Leidenchaft und die Freude ist die eine Sache, aber muss man seine Sachen immer "herschenken"? Ich hab mal bei einer Nadelgebundenen Mütze nachgerechnet. 6 Stunden nadelt man da hin, wenn es eine einfache ohne groß Farbspiel ist. Bei 10 Euro die Stunde wären das 60 Euro die Arbeit plus 10 Euro die Wolle, also 70 Euro. Strom und Heizung rechne ich mal nicht, weil ich sowas nebenbei bein Fernsehen mache und der würde eh laufen oder die Musik. Jetz halte mal jemandem eine Mütze hin und sag du willst 70 Euro, die zeigen dir nen Vogel. Umgekehrt fahre ich mein Auto in die Werkstatt, ist es selbstverständlich das man 70-100 Euro Stundenlohn hat. Aber das wird gezahlt und da meckert auch keiner Auf meinem letzten Markt hatte ich eine kleine Diskussion, da hat eine Dame ein paar genadelte Socken für 30 Euro verkauft, ja ihr lest richtig und es war Gr. 41 also keine Kindergröße oder so. Dann habe ich sie gefragt wie sie auf den Preis kommt, die Antwort war, sie orientiert sich bei den anderen Ständen. Ja nur is es ein Unterschied ob ich Wollsocken maschienengestrickt oder eben genadelt habe. Dann hab ich auch mal mit ihr gerechnet, die Wolle 15 Euro (billig kalkuliert) Arbeitszeit wir haben mal 10 Stunden gesagt, kommt bei weitem nicht hin. Also 30 Euro - 15 Euro bleiben 15 Euro Arbeitszeit geteilt durch 10 Stunden, macht 1,50 die Stunde.... ich hoffe die Dame bekommt noch Harz4 dazu :whistling: Die will davon leben ?( Klar gingen die Socken weg wie warme Semmeln, für 30 Euro würde ich mich wirklich nicht selber hinsetzen wollen. Zugegeben es war verlockend auch welche zu kaufen, aber ich hab es gelassen, es ging mir rein ums Prinzip Dumpingpreise nicht zu unterstützen
 
Das ganze ist nicht immer so leicht zu rechnen. Wenn ich so rechnen würde, wurde keiner eine Nadel mehr kaufen. Ich experimentiere jetzt auch mit stahlnadeln. Das wird nicht besser. An einer einfachen balearischen schleuder aus Hanf oder Leinen arbeite ich gut 12 Stunden. Das würde keiner bezahlen. Aber ich muss auch nicht davon leben.
 
@Jungraban - DU bist sowieso zu billig. das sind ja eher Symbolpreise. :love:
 
Du glaubst gar nicht wie übel ich schon beschimpft wurde weil ich für eine elfenbeinnadel mit einem Gewicht von etwas über einen Gramm zehn Euro verlange
 
Dann soll der Schimpfende es eben lassen und keine kaufen. Ich hätte auch gern nen Porsche, soll ich jetzt den Händler so lang beschimpfen und beleidigen bis er mir einen neune, guten Porsche für 10 Euro gibt.... ich glaub da könnt ich alt und grau werden, Kopfstand und Salto machen, mich schreiend am Boden legen und er würde mit dem Preis nicht so runter gehn das es mir gefällt :whistling:
 
Du glaubst gar nicht wie übel ich schon beschimpft wurde weil ich für eine elfenbeinnadel mit einem Gewicht von etwas über einen Gramm zehn Euro verlange
Solche Leute fragt man nach ihrem Stundenlohn und danach ob diese die gleiche Arbeit auch für 1/10 des Lohnes machen würden.
 
Nun ist aber eine Nadel nunmal kein Porsche. Und auch wenn ich mittlerweile ganz viel weiß über nadeln und Material. Ich steck Nicht drin? Sie gehen also auch mal kaputt. Oft auch deshalb weil der Umgang ein anderer war. Für mich ist es spannend so etwas herzustellen. Davon zu leben unmöglich. Das einzige, bei mir muss man halt warten
 
Aber das ist der Kern der Sache ! Nur weil man eine Knochennadel schon für kleines Geld bekommt, wissen die Leute die für die 10€ Elfenbeinnadel schimpfen, nicht was Sache ist. Es ist ja nicht nur so, das Du Nadeln machst, Du machst sie mit historischen Mitteln. Das ist der Grund warum ich keine Würfel verkaufe, ich zeige wie sie hergestellt werden, und wenn Jemand welche haben will, dann habe ich Visitenkärtchen von einer lieben Kollegin, deren Würfel schöner als meine sind, weil sie sie dank Maschinen einfacher herstellen kann. Lieber verschenke ich meine Würfel an Freunde die sie wert schätzen, ehe ich mir Diskussionen über den Preis antue. :pöh Für die 10€ hast Du doch gerade das Material und den Werkzeug Verschleiß wieder raus.
 
Zumindest hat mir das nadelmachen und flechten schon einiges eingebracht . Ich habe mein Zelt damit finanziert und auch andere kleinere Dinge fürs Hobby. Aber ich dies Hobby nun auch schon ein weilchen
 
Nun gut... ich bin immer noch der Meinung, dass auch in unserem hobby der Markt den Preis (also den Wert) eines bestimmten Gegenstandes bestimmt. Es gibt Schneider (und viele andere Handwerker) die bekommen für 8,50-€ keine Aufträge... Das kann entweder an der Region liegen, oder evtl. daran, dass es jemanden gibt, der die gleiche Arbeit besser und/oder günstiger anbietet... Andersherum gibt es Handwerker, denen ihre Kunden freiweilig gerne mehr bezahlen, als 8,50- € pro Stunde. Das liegt dann wohl an ihren etwas besseren Produkten (die so wohl nicht "bei jedem anderen" angeboten werden). Gute Erfahrung habe ich auch mit einem "Komplettpreis" (so mache ich das bei hochpreisigen Anschaffungen im Hobby oft auch) gemacht. Man einigt sich vorab auf einen Preis, bei dem es dann (ausser es kommen noch unvorhergesehene Dinge dazwischen) auch bleibt. Egal wie schnell (oder wie lang) die Herstellung dauert. Das ist gerade bei ganzen genähten Garnituren oder Nachbildungen von Waffen und Kriegsgerät eine gute Alternative. Ich (der NICHTS selbst näht und alles herstellen lässt) zahle meist die Preise die aufgerufen werden, oder tausche gegen (vom Wert her) gleichwertige Dinge. Bis jetzt bin ich mir mit den HandwerkerInnen immer einig geworden. Das man "so unter uns" die Socken für einen "20,-er" oder Nadeln für nen "10,- er" weiterschiebt, halte ich für völlig normal. Das man nun damit jemandem (der damit beruflich sein Geld verdient) einen Auftag wegnimmt, halte ich persönlich für "eine Realität" die nunmal nicht zu ändern ist.
 
Das man "so unter uns" die Socken für einen "20,-er" oder Nadeln für nen "10,- er" weiterschiebt, halte ich für völlig normal.
DAS ist aber der Teil den ich nicht verstehe. Haben die Leute die genadelte Socken für 10€ weg geben keine Selbstachtung ? Selbst wenn ich mit fingerdickem Zeug nadle und das in zwei Abenden geschafft habe, bleibt unterm Strich nach Abzug des Garns 2€ übrig. Natürlich kann man sagen ich mag XY so gerne, ich mache ihm das zum Materialpreis und die Arbeit verschenke ich. Aber selbst das zu sagen, dazu fehlt oft der Stolz. Der Beschenkte weiß oft nicht mal das der Materialpreis für pflanzengefärbtes Dochtgarn bei 8€/Strang liegt, sondern freut sich billig dran gekommen zu sein. Und da ist sie die angesprochene nichtvorhandene Wertschätzung.
 
Silvia, lies dir meinen Teil bitte nochmal in Ruhe durch... :rolleyes: das steht nichts von "Socken für nen 10.-er weggeben"... Mit "unter uns" meine ich "unter uns Hobbyisten" (die sich evtl. Sogar schon persönlich kennen und schätzen gelernt haben). Da ist sicherlich genug gegenseitige Wertschätzung vorhanden und es verbietet sich quasi von selbst, sich mit unverschämten "Dumpingpreisen" (aber auch mit zu überzogenen Preisen) die gute Beziehung zueinander zu "versauen"...
 

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