Tut mir Leid das zu sagen: Aber in meinen Augen ist das hier "Fünününü......keiner mag mir mein Hobby teuer bezahlen."
- Ja, aber nicht nur. - Nein, aber auch. Das hier ist für allem die Feststellung, dass weder die Rohstoffproduktion noch die handwerkliche Verarbeitung zu Bedingungen des globalisierten Marktes möglich ist. In Europa ist großteils die Agrarproduktion (und von da kommen ja viele Handwerksrohstoffe ja) unrentabel und die handwerkliche Verarbeitung ist zu gewerblichen Bedingungen unbezahlbar. Das liegt vor allem daran, dass bei uns jeder Handgriff behördenüberwacht und versteuert ist, während der Inder barfuß mit dem Schneidbrenner auf der Straße arbeitet. Und daran, dass bei uns arbeiten freiwillig ist während die Kinder des Inders für ihr Essen arbeiten gehen. Ein anderer Aspekt ist der, dass durch den modernen Wissenstransfer viele Handwerke sehr schnell erlernbar sind. Ein Wochenende Internetsurfen und Du hast die Theorie, dann noch ein paar Wochen üben, und schon kannst Du was. Nadelbinden, Klamotten nähen, Leder punzieren, Schmieden, Glasperlendrehen, was auch immer. Das senkt natürlich das Ansehen und die Wertschätzung. Kann ja gleich jeder, ist ja nichts dabei. Was dabei - meist aus Geiz-ist-Geil-Mentalität - für gewöhnlich übersehen wird, ist, dass handwerkliche Produkte, auch wenn sie auf den ersten Blick gleich erscheinen mögen, oft enorme Qualitätsunterschiede haben. Das merkt man dann über eine längere Nutzungsdauer, wenn der Verschleiss steigt, die Genauigkeit von Passungen sinkt, Farben sich verändern oder schlicht und ergreifend das Ende des Lebenszyclus des Produkt sehr früh eintritt. Oder gleich von Beginn an die Beschaffenheit des Erzeugnisses unpassend ist - besonders im Living-History-Bereich kann ja Fadenstärke, Oberflächenbehandlung oder was auch immer bereits eine auffällige Eigenschaft sein, die einen Gegenstand disqualifiziert. Prinzipiell bin ich ja der Ansicht, dass man sich durch Qualität von den Billigprodukten abheben kann, besonders im lokalen Handel und persönlichen Kontakt funktioniert das. Beim Fernabsatz und im gewerblichen Bereich ist das nahezu unmöglich - dann konkurriert man mit Produzenten, die einfach zu unterschiedliche Produktionsbedingungen haben. Solange freie Marktwirtschaft heisst, mit dem bloßfüßigen Inder, der seine Kinder arbeiten schicken muss, damit's am Abend ein Schüssel Reis gibt, preislich konkurrieren zu müssen, bevorzugt die freie Marktwirtschaft immer den Bloßfüßigen Inder mit den hungrigen Kindern. Nicht unbedingt zum Vorteil des Inders. Geld ist ein Machtinstrument. Damit kann ich Wertschätzung Ausdruck verleihen und aktiv bestimmen, wen oder was ich fördere. Und ich muss nicht unbedingt Bedingungen fördern, die zu Ausbeutung oder Gefährdung von anderen Menschen führen. Daher kaufe ich lieber höherpreisig oder kaufe eben mal nix, wenn der Preis mir unangemessen niedrig erscheint. Beim Verkaufen sehe ich das mittlerweile auch so. Auch wenn die fünf Werkstückerl, die ich pro Jahr verkaufe oder vertausche, nicht die Welt bewegen: Mit einem angemessenen Preis setze ich ein Zeichen und bestimme den Marktpreis in eine gewünschte Richtung, die diejenigen davon leben lässt, die davon leben müssen. Und, um ehrlich zu sein: Bevor ich was zu billig verkaufe, verschenke ich es lieber. Beim Verschenken kriegt man immer Freude, Dank und Wertschätzung dafür. Und das ist auch viel wert.