Wertschätzung von Handarbeit

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Erasco ich will Dir nichts, und ich kenne Dich als respektvollen Menschen. Dich meine ich auch gar nicht, Du hast mir nur das Stichwort gegeben. (OK Du hast geschrieben die Nadel zu 10€, Socken 20€. :) ) In den Shops zB bei Flinkhand kosten Socken 70€ und ich weiß sie bekommt das Geld. Das hat vielleicht auch etwas mit dem Status, "die kennt jeder" zu tun, oder ich habe echte Socken von XY, aber wert sind die Sachen das, und das müssen sie auch kosten. Es ist oft einfach nur Unwissen und Gedankenlosigkeit auf der Verbraucherseite und ein sich klein machen auf der Hersteller Seite. Ich ärgere mich, über das sich klein machen. Socken sind keine große Erfindung, ich glaube jeder von uns würde sie erfinden, gäbe es sie noch nicht. Aber lauft mal wenn es kühler wird, ohne - Socken etwas echt Gutes. Sie herstellen ist eine Kunst die zu Omas Zeiten jeder beherrschte, und heute verloren geht. Das mag hier in unserem Kreis abstrakt sein, aber man setzt sich nur mal beim Zahnarzt ins Wartezimmer und strickt an einer - man wir immer angesprochen. Man darf auch einfach stolz sein, kleine Dinge für den "täglichen" Gebrauch herzustellen, man muss sich dabei nicht für ein Butterbrot verschenken.
 
Wiso müssen Omis immer ihre Socken herschenken? Weihnachtsmarkt Stricksocken für 8 Euro, ich krieg nen Hals. Was Erasco meint ist, wenn meine Oma mir ein paar Socken schenkt, kaufe ich sie natürlich nicht wo anders. Manche Handwerker werden auch mit mir kein Geld verdienen, weil ich eben selber mache. Das wäre auch so ei Punkt. Aber selbst meine Oma bekommt von mir als Anerkennung für die Socken eine Schachtel Pralienen oder einen Kuchen gebacken :)
 
ich denke mal, bei vielen Dingen nimmt niemand, der Dumpinpreise nimmt, einem anderen , professionellen den Kunden weg. Höchstens mit der dann folgenden Bemerkung: "Das habe ich aber da und da für die Hälfte gesehen"... wenn ich nen Bogen weggebe/herschenke, und auch ich nehme Geld dafür, dann, damit der Erwerber Spaß da dran hat. Na gut, und auch deswegen, das keiner aufm Markt mit nem Takedown für 150€ sich die Knochen ruiniert. Die Arbeit ist ja die selbe, ob man nun einen Eibenbogen für ein Mitglied der EWBS herstellt oder einen Kinderbogen nahe Fundlage. Das eine Teil kostet deutlich mehr als 300, das andere den Preis für die Sehne und die 3 Pfeile ;-) Allerdings kriegen dann manche Leute von mir den Bogen für die Pfeile dazu, und das sage ich auch. Aber die würden sich nie einen Bogen vom davon lebenmüssenden Bogenbauer leisten können. Nur eben Werbung für meine Dumpingpreise, die muß nicht sein
 
Das Schlimme ist aber, das die Dumpingpreise den Wert im Kopf der Menschen bestimmen. Bekomme ich z.B. auf dem Kirchenbazar, Socken für so kleines Geld, glaubt der Kunde, Socken wären nicht mehr wert.
 
Ich habe mal was richtiges gelernt: Handwerk (Maler und Lackierer). Wie in vielen Berufen verschwimmen auch hier die Grenzen zwischen Hand- und Maschinenarbeit Das bringt aber die Zeitstellung mit sich. Maler im Mittelalter mussten sich nie die Frage stellen machen ich jetzt Handarbeit oder ist es Maschinenarbeit? Es war reine Handarbeit. Heute wird sie durch Maschinen unterstützt. Niemand würde heute schleifen von Hand auf großen Flächen vom Zeitaufwand bezahlen wollen oder gar können. Bleibt der Stundenlohn. Das was auf der Rechnung steht bekommt niemals derjeniege der es ausgeführt hat. Selbst wenn man es durch zwei teilt ist es nicht der Betrag den der einfache Geselle vom Chef ausbezahlt kriegt. Was man im Laden bezahlt muss man durch drei teilen, dann kommt man in etwa auf den Einkaufspreis des Verkäufers. Noch mal durch drei Teilen und man kann ungefähr abschätzen was der eigentliche Hersteller für seine Arbeit bekommt. Wenn ich also ein T-Shirt eines namhaften Discounters für 1,95€ kaufe weiss ich ungefähr was am untersten Ende der Herstellung ankommt: etwas mehr als nichts. Die Wertigkeit des Kleidungsstückes und der Arbeit die dahinter steckt, oder die Sicht darauf, geht dabei natürlich in der heutigen Zeit bei uns verloren. Wenn man bedenkt das es billiger ist Kleidung um den halben Erdball zu verschiffen statt sie im eigenen Land herzustellen, dann muss man zu dem Schluß kommen das ewas nicht stimmt. Hat man mal selbst genäht, so lernt man diese Kleidung ganz anders wertzuschätzen. Billigsachen sehe ich seitdem völlig anders. Aber es ist für mich ein Hobby, ich muss nicht davon leben. Selbst gemachte Sachen gegen andere selbst gemachte Sachen zu tauschen finde ich eine faszinierende Idee. Das untergräbt natürlich komplett den Kapitalismus! :( ( :thumbsup: )
 
Als meine Kinder noch in den Waldorfkindergarten gingen, habe ich mal eine Zeitlang kleine Figürchen aus Filz, Perlen und Holz hergestellt und auf zwei Kunsthandwerkermärkten und privat verkauft. Materialkosten waren dabei 2 Euro, Arbeitsaufwand mit Nähen, besticken, etc. 3-4 Stunden; genommen habe ich 8 Euro. Da ich vorrangig Spaß am Basteln hatte und es mir nicht ums Geldverdienen ging, war das für mich so völlig in Ordnung. Wenn wir etwas für gute Freunde anfertigen (Kinderschuhe, Kleidung) liegen wir auch unter Preis, auch damit habe ich kein Problem. Denn muss sich heute alles nur noch ums Geld drehen? Muss denn alles was wir machen, nur noch in Geldwert aufgeführt werden? Darf man denn nichts mehr nur aus Spaß und Freude machen? Und wenn dann mal auf einem kleinen Hobbybasar eine ältere Dame Socken unter Preis verkauft, muss man sich dann gleich darüber aufregen? (Blumen oder Pralinen kosten im Übrigen doch auch nicht viel mehr, oder?). Warum soll ich dieser Frau den Spaß vermiesen, indem ich ihr vorschreibe, wieviel Geld sie dafür nehmen muss? Sie strickt aus Spaß, genauso wie ich aus Spaß an der Sache ein Pferd hatte oder aus Freude dran Reenactment betreibe. Dabei habe ich bisher weder für Tunierteilnahmen, noch für Reenactmentveranstaltungen groß was bekommen, sondern zahle im Gegenteil noch das Vielfache obendrauf. Und? Es ist mein HOBBY. Diese ganze Diskussion von Wertschätzung kann ich durchaus verstehen, wobei das Beispiel der älteren Dame für mich kein Vergleich zu dem Artikel darstellt. Was ich allerdings sehr traurig finde, dass Wertschätzung heute anscheinend nur noch am Wert der Geldes festgemacht wird. Wenn jemand der Meinung ist, ein Danke reicht ihm, dann lasst ihn doch. Natürlich weiß ich, wieviel Arbeit in einer handgewebten Decke steckt, schätze das und bezahle auch den Preis dafür. Natürlich weiß mein Mann, wieviel Arbeit in seinem auf Maß gefertigtem Rüstzeug steckt und bezahlt auch dafür. Aber das machen wir aus Liebhaberei, nicht aus Lebensnotwendigkeit. Daher sollte jeder, der Handarbeit macht auch einmal ganz realistisch hinterfragen, wie nötig brauchen die Menschen das, was er macht. Auch wenn die Antwort darauf vielleicht weh tut. Man kann leider nicht erwarten, dass einem die ganze Welt zu Füßen liegt, nur weil man schöne Sachen macht. Und gestrickte Socken zum Beispiel kann man mit der Maschine gearbeitet billiger herstellen und die erfüllen genauso ihren Zweck, das ist nunmal die Realität! In dem Moment aber wird Handarbeit nur noch zur Liebhaberei und zum Hobby. Mit ganz viel Glück gibt es dann tatsächlich noch die Nischen, in denen man damit etwas verdienen kann, aber nicht muss. Und ja, es gibt immer die Blödmänner, die Handarbeit nicht würdigen, nichtmal verbal. Aber genau diese Blödmänner würdigen auch die Arbeit von anderen nicht. Und das finde ich persönlich viel schlimmer, wenn ich sehe, was zum Beispiel eine Krankenschwester leistet und verdient und das mit dem Verdienst von Menschen vergleiche, die zum Beispiel bei einer Versicherung oder Bank einen höheren Posten bekleiden, oder noch schlimmer mit Aktionären, für die die Krankenschwester schuften muss.
 
Was ich allerdings sehr traurig finde, dass Wertschätzung heute anscheinend nur noch am Wert der Geldes festgemacht wird. Wenn jemand der Meinung ist, ein Danke reicht ihm, dann lasst ihn doch.
Ich bekomme viel öfter Geld anstatt von Dank. Irgendwie gewöhnt man sich dran. Geld ist halt das ultimative Tauschmittel. Das Problem bei Geld ist nur, dass es einen unterschiedlichen Wert hat, je nach dem, wo man ist. In den meisten Regionen der Welt ist Geld mehr, viel mehr wert als bei uns. Die Asiatin die um einen Euro am Tag unsere Kleidung näht, kann um den Euro am Tag auch leben. In Europa brauchst dafür 50 Euro am Tag. Welchen Wert hat also die Arbeit, die dahintersteckt? 1 oder 50?
 
Da ist sehr viel dran. Aber woraus ich hauptsächlich hinaus wollte, muss man denn heute alles nur noch für Geld machen oder ist es auch legitim, etwas nur aus Freude an der Sache zu machen?
 
Ganz ehrlich, ich klassifiziere dann aber auch Handarbeit und Handarbeit. Es gibt welche, bei der brauchst du ganz viel Wissen und Gerätschaften und musst stundenlang konzentriert werkeln, und dann gibt es welche, die machst du mit minimalem Aufwand quasi nebenher zur Entspannung beim Fernsehen oder so, damit die Finger auch was zu tun haben. Zu zweiterem gehört bei mir das Sockenstricken, ein geübter Stricker muss nicht mal beim Nadelwechsel draufschauen und sich nur bei Anschlag, Ferse und Spitze explizit drauf konzentrieren. Der Rest läuft quasi von selbst. Darum würde ich z.B. die reine Arbeitszeit beim Sockenstricken geringer werten wollen als bei anderen Tätigkeiten, denn ich kann ja nebenbei quatschen oder selbst die spannendsten Filme aufmerksam schauen. Höher werten würde ich z.B. schon die nadelgebundenen Socken (weil ich da hinschauen muss und im Hintergrund nur hören kann, da ist z.B. fernsehen nur auf seehr seichte Sendungen reduziert und somit liegt das Hauptaugenmerk auf der Handarbeit und nicht mehr auf dem Drumherum) oder auch gestrickte irische Aranmuster-Pullover... - selbst Häkeln, was ich persönlich als sehr anstrengend und gar nicht entspannend und rein zielorientiert empfinde... :D
 
Ganz ehrlich, ich klassifiziere dann aber auch Handarbeit und Handarbeit. Es gibt welche, bei der brauchst du ganz viel Wissen und Gerätschaften und musst stundenlang konzentriert werkeln, und dann gibt es welche, die machst du mit minimalem Aufwand quasi nebenher zur Entspannung beim Fernsehen oder so, damit die Finger auch was zu tun haben.
Das sind personenbezogene Unterschiede. Würde ich Sockenstricken, dann wäre das eine sehr konzentrierte Aufgabe, bei der ich keine Ablenkung wie Fernseher haben kann; Nadelbinden ist für mich auch bei höchster Konzentration eine unlösbare Herausforderung. Die Nadeln dafür schnitze ich Dir während des Fernsehabends gemütlich vor der Glotze, nur für das Nadelöhr warte ich auf die Werbepause. Die laufen ansonsten von selbst. Ob man also während man mit beiden Händen arbeitet (und gelegentlich auch noch mit beiden Füssen, wie etwa beim Spinnen) noch die Möglichkeit hat, Augen und Ohren zu beschäftigen, erscheint mir eher unerheblich. Man ist jedenfalls an anderen Tätigkeiten, die dem Erwerb dienen könnten, gehindert. Deshalb zählt da die Zeit, und zwar so wie Arbeitszeit. Die Frage ist halt: Was ist diese Zeit Wert - genauer gesagt, welchen Wert gibt derjenige, der das Werkstück haben möchte, dieser Zeit? Der Marktwert der Zeit sockenstrickenden Omi liegt offensichtlich bei Null, bei der pakistanischen Näherin geben wir immerhin einen Euro für den 18-Stunden-Tag und der Automechaniker ist uns 120 Euro pro Stunde wert. Das liegt auch daran, dass die Omi schon wohnt und gegessen hat, die Näherin grade nicht verhungert und eh unter einem Stückerl Wellblech schlafen darf und der Mechaniker von den 120 Euro immerhin 10 auf die Hand kriegt. Und bei der Rechnung schaut keiner, welchen Wert die Arbeit hätte, sondern nur, wie viel man geben muss, damit man sein Produkt kriegt. Es geht also nicht um den Arbeitenden, sondern nur um den kleinstmöglichen Einsatz, um zu kriegen was man will. Das ist eine Preisfindung. Eine Festlegung des Wertes findet nicht statt! Erschwerend kommt hinzu, dass Arbeit in Europa viel zu teuer ist, was an den absurd hohen Abgaben liegt. Im Mittelalter hätte für Abgabenquoten merklich über 10% die Bevölkerung die Burgen abgefackelt, die Klöster geplündert und den Adel auf dem Weg zum Galgen in Kleine Stückchen zerhackt. Wir haben Steuerquoten von 50%, zusätzlich Sozialversicherungsabgaben und Steuern bis 36% auf alles was wir ausgeben. Diese Multiplikatoren müssen natürlich zusätzlich zu den Gewerbekosten (wieder Steuern, Abgaben, Gebühren) auf den ermittelten Preis aufgeschlagen werden. Deshalb haben unsere Stunden einen 500fach höheren Preis als der der Asiaten oder Afrikaner. Und über den Wert sagt das immer noch nichts aus - vor allem auch deshalb, weil wir uns den Wert, den wir für angemessen halten würden, als Preis unmöglich leisten könnten.
 
Und über den Wert sagt das immer noch nichts aus - vor allem auch deshalb, weil wir uns den Wert, den wir für angemessen halten würden, als Preis unmöglich leisten könnten.
Sehe ich auch so. Man stelle sich zum Beispiel einmal vor, ein Handy würde komplett in Handarbeit in Deutschland gebaut ..... Wenn man gegen Lohndumping ist, darf man dann eigentlich gar kein Handy besitzen, weil nicht eines davon tatsächlich soviel Wert ist, wie Arbeit drin steckt. Angefangen über den Abbau von seltenen Erden wie Koltan, bis zum Zusammenschrauben. Wer jetzt alles ein Handy hat, kann sich hier gerne über Kinderarbeit Gedanken machen, in irgendeinem Bauteil davon steckt garantiert auch die drin. Natürlich gibt es zuviele Menschen mit der "Geiz ist geil" Mentalität. Es gibt aber auch immer mehr Menschen, die der Meinung sind, man muss sich alles bezahlen lassen. Warum sonst gibt es immer weniger Ehrenamtliche? Mein Mann hat im Frühjahr in vielen Arbeitsstunden einen Bienenstand für den Imker in unserem Museum gebaut, unentgeldlich. Muss sich der Tischler von nebenan jetzt auch aufregen, weil mein Mann umsonst gearbeitet hat? Um wieder auf das Stricken zu kommen, solange die ältere Dame das für sich macht, auf irgendeinem kleinen Hobbymarkt verkauft und nicht gewerblich damit Geld verdienen will, ist für mich alles in Ordnung. Ich will damit jetzt niemandem seinen Lohn absprechen und finde es auch richtig für gute Arbeit zu bezahlen. Umgekehrt aber hoffe ich auch, dass akzeptiert wird, wenn andere eben mit weniger zufrieden sind.
 
Ehrenamtliche Arbeit ist etwas ungemein wertvolles. Ohne steht vieles still und auch diese wird ebenfalls viel zu wenig geachtet. Punkt. ... *großer Doppelseufz* ich bin raus aus der Diskussion. Irgendwie falle ich alle halbe Jahr drauf rein, und man versteht doch nicht was ich meine.
 
Silvia, vielleicht stößt hier ja auch die digitale Kommunikation ein bißchen an ihre Grenzen, und das ist eins dieser Themen, die man besser in einer Gesprächsrunde im "realen Leben" diskutieren sollte ? Ich habe bei manchen Diskussionsthemen im Internet (nicht nur und eigentlich sogar sehr selten in diesem Forum) das Gefühl, daß man ihnen mit einer Online-Diskussion, so sachlich sie auch sein mag, irgendwie nicht so ganz gerecht werden kann... :S
 
Ich habe wirklich lange nichts mehr hier geschrieben, aber das Thema finde ich wirklich interessant. Mal etwas aus der Sicht einer Nadelbinderin, der das Nadelbinden nach fast zehn Jahren mittlerweile immer mehr verleidet wurde... Als ich begonn, war ich mit meinem Handwerk noch eine absolute Rarität und die Kenner und Liebhaber waren wirklich bereit so ziemlich ALLES dafür zu zahlen/tauschen. Heute ist das schon lange nicht mehr so. Ich sehe das aber wirklich aus zwei verschiedenen Perspektiven. Auf der einen Seite freue ich mich sehr darüber, dass sich dieses Handwerk steigender Beliebtheit und, im Rahmen der großen DiY-Bewegung, größerer Bekanntheit erfreut. Endlich ist es möglich sich "breitgefächert" auszutauschen und gemeinsam Probleme zu lösen. Doch dann gibt es da noch das weinende Auge... Nadelbinden dauert länger als Stricken udn Häkeln, das ist kein Geheimnis. Viele umgehen dieses Problem indem sie einfach zu sehr dicker Dochtwolle greifen. Schaue ich mir dann eine Mütze an, die aus 10 Reihen besteht und an einem Fernsehabend "mal eben nebenbei" entstanden ist, möchte ich am liebsten weinen. Dann wird die Mütze für einen "normalen" Kurs verkauft. Super! Alle sind zufrieden! Alle? Hm, nicht ganz. Die wenigen Leute, die versuchen historisch zu arbeiten oder auch aus optischen Gründen, oder weil es ein komplexerer Stich ist einfach feinere Wolle nehmen sind im Laufe der "Dochtwolle- und Filzwolle-Bewegung" wirklich die geworden, die den Tritt in den Allerwertesten kassieren. Da sitzt jemand vielleicht 50 Stunden an einer Mütze (nur als Beispiel ich habe zur Zeit eine auf der Nadel mit 193 Schlaufen pro Runde und die Wolle ist noch nicht einmal übertrieben fein) und bekommt das gleiche Geld dafür was jemand bekommt der eben eine Mütze in 4 Stunden runternadelt. Warum ist man dann so blöd und verkauft überhaupt noch was? Ich mache es nicht mehr. Wenn überhaupt dann tausche ich nur noch. Dann sind meist beide Parteien zufrieden. Gut, ich könnte auch beginnen für die breite Masse zu produzieren, aber das widerspricht dem, was ich für meine Darstellung immer propagiere (das ewig wiederkehrende "gezwirnte Wolle ist stabiler und auch die Fundkomplexe geben keine Dochtwolle her"-Mantra). Mir sind auch schon Socken für 20,-€ begegnet und Mützen für 15,-€ , im Grunde genommen wäre das sogar ein gerechtfertigter Preis , berücksichtig man, dass es sich dabei eben genau um diese "an einem Abend runtergenadelten"-Produkte handelt. Aber auf der anderen Seite macht genau das auch die allgemeinen Preise kaputt. Im Grunde läuft es auch im Hobby darauf hinaus, was in der Wirtschaft normal ist. Das Angebot bestimmt die Nachfrage. Warum sollte ich 55,-€ für eine Mütze zahlen wenn ich sie eben woaders für 25-35,-€ bekommen kann? Jeder muss auf das Portemonaie achten, und die wenigsten sind wirklich in der glücklichen Lage sagen zu können "Es ist egal was es kostet ich kaufe das was mir besser gefällt". :bye01
 
Drei mal zum PC gegangen und wieder zu gemacht... Gegen verschenken ist gar nichts ein zu wenden. Aber jeder der ein paar handgestrickte Socken für 5€ verkauft (um bei etwas hier neutralen zu bleiben) spielt den Ausbeutern der Textil Industrie in die Hände. Ich habe Einzelhandel gelernt. Ich habe mich mit tausenden Kunden unterhalten oder zugehört wenn sie sich untereinander unterhalten. Was beim Kunden hängen bleibt, ist immer der Wert den er gezahlt hat. NIE hieß es, es wurde unter Preis verkauft WEIL es für einen guten Zweck ist, sondern es heißt "neulich habe ich handgestrickte Socken gekauft, die haben aber nur 5€ gekostet, wenn sie also 10€ verlangen bereichern sie sich" (so in der Art, ich habe niemals Socken verkauft ich nehme sie also nur als Beispiel) Dinge unter Wert zu verkaufen, halte ich für falsch. Warum nicht den vollen Gegenwert verlangen, und dann das was ich nicht haben will, für die gute Sache spenden ? Die Menschen die davon profitieren wird es freuen. Es sei denn man hat einen guten Grund warum man billig verkauft, etwa weil man Übungsobjekte verkauft, grobgeklöppeltes (siehe Beitrag von Jessaja), fehlerhafte Ware - das kann man alles dem Kunden erklären, und die Dinge behalten ihre Wertigkeit. Hier mit der unterbezahlten Krankenschwester zu winken ist absolut unfair. Das ist einfach ein Thema das hier nichts zu suchen hat.
 
Ach Quatsch, die Oma soll ihre Socken ja nicht für 5 Euro... Aber versuch z.B. mal auf einem Kirchenbasar oder bei einer Hobbyausstellung was zu einem anständigen Preis zu verkaufen - da nimmst du deine Sachen aber schön wieder mit nach Hause. Im Hobby gibt es sicher eher Leute die zu schätzen wissen, was was wert ist. Zumal hier auch viele selbst werkeln und so den Aufwand eher einschätzen und schätzen können. Doof ist es dann natürlich, wenn zwei Lager weiter jemand aus grobem Garn die original mittelalterlichen Mützen zusammenklöppelt und dann keiner kapieren will, weshalb die filigrane bei dir soviel mehr wert sein soll. Meine Mutter ist Schneiderin und hat nach Änderungen oder Reparaturen auch schon gesagt:"jetzt hab ich hier stundenlang gesessen und genäht und gemacht und es sieht nach so wenig aus - die erklärt mich für verrückt, wenn ich mir die Stunden bezahlen lasse!" Aber wenn sie dann doch den Preis aufgerufen hat, weil's angemessen war (und die Töchter ihr zugeraten haben) hat die Kundin vielleicht geschluckt, aber bezahlt. Und ist das nächste Mal trotzdem wieder gekommen, weil die Arbeit für den Preis eben gut war.
 
Ehrenamtliche Arbeit ist etwas ungemein wertvolles. Ohne steht vieles still und auch diese wird ebenfalls viel zu wenig geachtet. Punkt.
Ohne Ehrenamtliche funktionieren bei uns weder Rettungsdienst noch Feuerwehr. Ohne Zivildiener funktioniert auch das Sozialwesen nicht, dann gibt's nicht mal Essen auf Rädern für die Senioren. Auch wenn hier die Diskrepanz zwischen Wert und Preis besteht, ist das dann doch ein anderes Thema. Für die Jungs und Mädels bei RK und FF gibt's zumindest gesellschaftliche Anerkennung.
Aber jeder der ein paar handgestrickte Socken für 5€ verkauft (um bei etwas hier neutralen zu bleiben) spielt den Ausbeutern der Textil Industrie in die Hände.
Das ist leider total richtig. Das fängt schon beim Preis für Wolle an. Deshalb werfen viele Schafbauern die Wolle einfach weg, weil die Aufbereitung und der Handel unrentabel sind. Beim Verarbeiten der Wolle geht das natürlich weiter. Wir können uns in Europa die eigenen Produkte nicht mehr leisten. Das ist ein Problem, das viel größer ist als die bloße Wertschätzung. Wir haben mal einen Gugel vom Schaf weg gefertigt (Spinnen, Färben, Weben, Nähen) und dann mit Mindestlöhnen noch ohne Berücksichtigung von Gewerbekosten (Werkstatt, Versicherung, Steuern, Abgaben, etc.) einen Wert von ca. € 600 errechnet. Das kann keiner zahlen - folglich ist unser Wirtschaftssystem total daneben.
 
Tut mir Leid das zu sagen: Aber in meinen Augen ist das hier "Fünününü......keiner mag mir mein Hobby teuer bezahlen." Selbstgestrickte Socken sind nicht billig weil niemand die Arbeit wertschätzt sondern weil jede Hausfrau der Meinung ist sie müsste die Überproduktion ihres Hobbys verscherbeln um Wolle für das zweihundertste Paar zu kaufen. Sprich es wird nicht für einen Bedarf produziert sondern aus Spaß an der Herstellung überproduziert. Das sorgt für ein Überangebot und das drückt den Preis. Willkommen in der freien Marktwirtschaft. Wenn ihr nicht für euch selbst handarbeitet und nicht auf Bestellung arbeitet drückt ihr Automatisch den Preis weil das Angebot größer ist als der Bedarf. Für Dinge die man entweder wirklich braucht oder man unbedingt haben will zahlt man teures Geld. Für "nice to have " wartet man auf Schnäppchen.
 
Es geht doch nicht darum sich selbst zu bereichern, ich denke der ein oder andere ist froh, sich für sein Hobby das ein oder andere dazuzubekommen. Es gibt aber auch Leute, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben Es sagt auch keiner was dagegen wenn etwas verschenkt wird. Jeder macht das mal an Leute die er kennt. Ich hab am Samstag auch wieder eine genadelte Mütz verschenkt. Das hat sich besser angefühlt für mich alls wenn ich dafür 30 Euro genommen hätte. Der beschenkte hat sich gefreut und ich weis er geht behutsam damit um, dann ist es doch in Ordnung, nur wenn ich dann seh Person X kauft sich in Ebay 4 Nadelmützen auf Vorrat für 10 Euro und schmeisst die dann im Dreck rum oder was auch immer, da bekomm ich nen Hals, weil er es billig bekommen hat und nicht weis was da an Arbeit drin steckt und diese nicht zu würdigen weis. Zum Thema Ehrenamt, ja es ist wichtig und in der heutigen Zeit leider sehr selten geworden. Einerseits sehr schade auf der anderen Seite aber auch verständlich. Wenn ich 40 Stunden und mehr die Woche in der Arbeit bin, abens noch koche, wasche putze was weis ich, am Wochenende vielleicht noch bedienen gehe weil evtl. das Geld hinten und vorne knapp wird, dann will ich die wenige freie Zeit mit meiner Familie verbringen bzw. dann stell ich mich nicht gratis hin und verkaufe für was weis ich den Tierschutzverein Kuchen, wenn ich in der selben Zeit für 10 Euro die Stunde kellnern gehn kann. Mein Mann und ich sind selber in mehreren Vereinen ehrenamtlich tätig. Leider ist es so, das eine Hälfte arbeitet und die andre Hälfte zusieht und meckert. Ich glaube das deprimierende beim Ehrenamt, Hobby aber auch im Alltag ist, dass Worte wie Bitte und Danke immer seltener benutzt werden und immer mehr selbstverständlich wird.
 

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