Als meine Kinder noch in den Waldorfkindergarten gingen, habe ich mal eine Zeitlang kleine Figürchen aus Filz, Perlen und Holz hergestellt und auf zwei Kunsthandwerkermärkten und privat verkauft. Materialkosten waren dabei 2 Euro, Arbeitsaufwand mit Nähen, besticken, etc. 3-4 Stunden; genommen habe ich 8 Euro. Da ich vorrangig Spaß am Basteln hatte und es mir nicht ums Geldverdienen ging, war das für mich so völlig in Ordnung. Wenn wir etwas für gute Freunde anfertigen (Kinderschuhe, Kleidung) liegen wir auch unter Preis, auch damit habe ich kein Problem. Denn muss sich heute alles nur noch ums Geld drehen? Muss denn alles was wir machen, nur noch in Geldwert aufgeführt werden? Darf man denn nichts mehr nur aus Spaß und Freude machen? Und wenn dann mal auf einem kleinen Hobbybasar eine ältere Dame Socken unter Preis verkauft, muss man sich dann gleich darüber aufregen? (Blumen oder Pralinen kosten im Übrigen doch auch nicht viel mehr, oder?). Warum soll ich dieser Frau den Spaß vermiesen, indem ich ihr vorschreibe, wieviel Geld sie dafür nehmen muss? Sie strickt aus Spaß, genauso wie ich aus Spaß an der Sache ein Pferd hatte oder aus Freude dran Reenactment betreibe. Dabei habe ich bisher weder für Tunierteilnahmen, noch für Reenactmentveranstaltungen groß was bekommen, sondern zahle im Gegenteil noch das Vielfache obendrauf. Und? Es ist mein HOBBY. Diese ganze Diskussion von Wertschätzung kann ich durchaus verstehen, wobei das Beispiel der älteren Dame für mich kein Vergleich zu dem Artikel darstellt. Was ich allerdings sehr traurig finde, dass Wertschätzung heute anscheinend nur noch am Wert der Geldes festgemacht wird. Wenn jemand der Meinung ist, ein Danke reicht ihm, dann lasst ihn doch. Natürlich weiß ich, wieviel Arbeit in einer handgewebten Decke steckt, schätze das und bezahle auch den Preis dafür. Natürlich weiß mein Mann, wieviel Arbeit in seinem auf Maß gefertigtem Rüstzeug steckt und bezahlt auch dafür. Aber das machen wir aus Liebhaberei, nicht aus Lebensnotwendigkeit. Daher sollte jeder, der Handarbeit macht auch einmal ganz realistisch hinterfragen, wie nötig brauchen die Menschen das, was er macht. Auch wenn die Antwort darauf vielleicht weh tut. Man kann leider nicht erwarten, dass einem die ganze Welt zu Füßen liegt, nur weil man schöne Sachen macht. Und gestrickte Socken zum Beispiel kann man mit der Maschine gearbeitet billiger herstellen und die erfüllen genauso ihren Zweck, das ist nunmal die Realität! In dem Moment aber wird Handarbeit nur noch zur Liebhaberei und zum Hobby. Mit ganz viel Glück gibt es dann tatsächlich noch die Nischen, in denen man damit etwas verdienen kann, aber nicht muss. Und ja, es gibt immer die Blödmänner, die Handarbeit nicht würdigen, nichtmal verbal. Aber genau diese Blödmänner würdigen auch die Arbeit von anderen nicht. Und das finde ich persönlich viel schlimmer, wenn ich sehe, was zum Beispiel eine Krankenschwester leistet und verdient und das mit dem Verdienst von Menschen vergleiche, die zum Beispiel bei einer Versicherung oder Bank einen höheren Posten bekleiden, oder noch schlimmer mit Aktionären, für die die Krankenschwester schuften muss.