Herzlichen Dank erst mal allen, die diesen Thread ernst genommen und sehr gute Beiträge geschrieben haben. Nun möchte ich versuchen einige unserer Gedanken hier einzubringen: @ Lord Michael: Zelte sind bei den Kelten, wie Renatus ja zustimmt belegt. Nun unsere Meinung zum Aussehen: Das Zelt zum schnellen Gebrauch vermutlich absolut unbestimmt. Zu einer Zeit wo jeder sich im Wald nehmen kann was er braucht, wird man in den seltensten Fällen Stangen mitschleppen. Also kommt das Aussehen einfach auf Witterung, Ort und Aufenthaltsdauer an. Vielleicht reicht ja ein gespanntes Seil, ein zwischen zwei Bäume geklemmter Ast und meine Manteldecke die ich abspanne, vielleicht ist's aber saukalt, und ich will mein Feuer im/dicht am Zelt haben u.s.w. Wenn überhaupt ein Zelt gebraucht wird, da die Kelten ja Wagen hatten, und darin oder darunter schlafen konnten. Bei längeren Zügen wäre das schon anders, denn auch eine große Familie hatte vermutlich nicht mehr als einen Wagen, der zwar Notunterkunft bietet, aber bei mehrtägigen Rasten relativ unbequem wäre. Wir haben voriges Jahr mit einer größeren Gruppe einen 5-tägigen Kelten - Marsch gemacht (ca. 70 km) so historisch wie möglich (selbst das Schuhwerk) mit Kinder und allem. Da wir nur uns selbst als Zugtiere hatten und unsere Sippe Ausrüstung für drei Erwachsene und fünf Kinder benötigte, haben wir sehr genau überlegt was wir mitnehmen und was nicht. Alle anderen Sippen haben auf ihre Zelte verzichtet, und haben das schon am ersten Tag als Fehler verbucht (5 Tage größtenteils Sauwetter!) Wir haben zwei kleine Keilzelte auf dem Wagen gehabt (leider, da man heute nicht holzen darf, mit Holzstangen) und alle waren glücklich darüber, denn mit Planen und Mänteln konnten wir dazwischen ein relativ großes Not-Zelt bauen. Nun zu Deinem Jagdzug. Durch griechische Quellen ist belegt, daß es hier im Süddeutschen Raum eine für damalige Verhältnisse riesige "Stadt"/Handelsmetropole gab mit ca. 10 000!!! Einwohnern (vermutet wird die Heuneburg als Fürstensitz mit ihren viele Außensiedlungen). Bei einer solchen Siedlung mit ihrem Kommen und Gehen wird das Wild in der Nähe ziemlich rar gewesen sein. Selbst wenn (laut Knochenfunden in den Müllgruben) nur wenig Wild gegessen wurde, kann man mit längeren Jagdzügen rechnen. Der normale Jagdtrupp wird wohl einen Wagen gehabt haben. Aber wenn der Fürst, was damals wohl auch üblich war (Pfeil und Bogen ect. als Grabbeigaben), zur Jagd ging, wird man schon ein regelrechtes Jagdlager gehabt haben, und die Zeltplanen dürften dann schon anspruchsvoller gewesen sein (bello gallico: buntbemalte Zelte). Ob nun Stangen, bleibt die Frage, da selbst unsere recht anspruchsvollen Wiki-ähnlichen Rahmenzelten wenn man das Holz schlagen darf, innerhalb einer Stunde aufzubauen wären (wir haben einen Schreiner, der diesbezüglich experimentiert). Andererseits wenn man Wagen zur verfügung hat, kann es sein, daß man sich die Arbeit in diesem Fall spart, und Stangen mitnimmt. Nun zu unseren Ansprüchen: Ich habe nicht gesagt, daß ich die Keltenhäuser als unbehaglich empfinde, im Gegenteil, es gibt nichts gemütlicheres. Was ich meine, und was Dir viele Leute bestätigen können, wenn man ein Haus immer bewohnt, wird man einiges verbessern, das man für ein paar Tage "hinnimmt". Das ist aber dann nicht A! Denn keiner wird so blöd sein im Zug zu sitzen, bei Kälte zu frieren, bei Regen an einigen Stellen im Haus nass zu werden u.s.w. wenn es mit ein bischen Arbeit geändert werden kann. Selbst der primitivste Höhlenbewohner stellt solche Ansprüche. Ich springe gerne bei fast jeder Temperatur morgens mal in den Fluß, aber ist das nicht möglich, finde ich es nicht verweichlicht, abens zwei Eimer Wasser neben die Feuerstelle zu stellen, anstatt morgens früh eiskaltes reinzuholen.
ff1 Ich werde mich hoffentlich zu keiner Zeit hier mit jemandem "schlagen" sei es auch nur verbal, weil in unserer Gruppe Respekt der Meinung anderer gegenüber sehr wichtig genommen wird. Kann sein, daß mir mal eine ironische Bemerkung entschlüpft, aber das ist bestimmt nich böse gemeint! Nix für ungut, aber das vermisse ich in einigen Threads manchmal ein Bischen! :back @ Renatus, danke für den Buchtitel, das hilft mir zwar bei meiner letzten Frage weniger, ist aber insgesammt super. @ Collin, natürlich geht es uns nicht um MA-Camping, genau deshalb beteiligen wir uns am Aufbau von "Cernubona". Schon geldlich bedingt gibt es bei uns einige, mehr oder weniger geschickt getarnte, un-A Sachen, aber die werden sobald Finanzen und/oder Handwerkszeit es zulassen beseitigt, das verspreche ich.
Gerade Muster von Borden waren vielleicht der einzige Unterschied zwischen verschiedenen Gruppen und Regionen.
genau das versuchen wir darzustellen, wir haben uns einige Vorlagen gegeben, und einige Dinge wie Muster und kleine Eigenarten "stammesübergreifend" gestaltet, andere wieder läßt die Sippenzugehörigkeit erkennen.
Ich kann da nur sagen, bei Darstellungen mit Handwerk, das sollte man dann beherrschen, das Gerät entsprechend der Fundlage dabei haben. Ansonsten wirkt für mich auch die beste Ausstattung nun, nicht lächerlich sondern zum Schmunzeln.
Schon, aber in unserer Zeit ist oft das Produkt, aber nicht das Werkzeug überliefert. Aus wenigen Funden schließen wir darauf wie ein Webstuhl aussah, aber da jeder Handwerker sein Gerät selber herstellte / herstellen ließ, wird man viele verschiedene gehabt haben. Wie sah ein Brettchenwebstuhl aus? Die Halterung am Gürtel ist ja, wenn ich mit Freundinnen plaudernd da sitze und arbeite ganz schön, aber für eine Hausfrau mit vielen Kindern, die schnell immer mal zwischendurch ein paar Reihen schlägt nicht praktikabel. Unser Problem zur Zeit, es gab gedrehte Keramik (mehrfache Scherbenfunde), das ist klar, aber war die erhandelt, oder selbst hergestellt? Es gibt Wissenschaftler die plädieren für eine Töpferscheibe bei den Kelten, andere dagegen. Da man zu dieser Zeit wohl das Schwungrad eher aus Holz hergestellt hat als aus Stein, und eine Töpferscheibe zu der Zeit bestimmt noch selten war, besagt es nichts, daß keine gefunden wurde, denn sie würde wahrscheinlich komplett verrottet sein. Die Kelten kannten das Rad, haben es auch vielfältig genutzt, haben (was nachgewiesen ist), schon größere landwirtschaftliche Maschienen gebaut, also wäre es durchaus plausibel eine Töpferscheibe zu bauen, oder? Wir suchen noch, aber der Bauplan unseres Schreiners ist schon entwickelt.
Am besten kommst du wohl weiter wenn du dich in die damalige Orts/Zeitgebundene Lebenslage versetzt.
Das versuchen wir, mit unserem Bau von "Cernubona", mit unseren Wanderzügen, und anderen Experimenten. Jeder versucht erst mal nicht nur eine "Darstellung", sondern auch eine absolut zu ihm passende Darstellung zu finden. Mit verschiedenen Handwerken und Gewerben experimentieren u.s.w. Denn in unserer Zeit, gab es wohl selten den Nur-Krieger, Nur-Bauern, ect., denn Krieger war zu derzeit jeder, nur seine Ausrüstung eben dem Stande entsprechend. Jeder war ja im Familien-, Sippen-, Stammesleben eingebunden.
Jetzt erst mal Schluß, da wir nächste Woche wieder für eine Weile im Zeitalter der Kelten verschwinden
, muß ich noch einiges in diesem Leben ordnen. :bye02