Rotschopf
Well-known member
Da siehst dus, genau so eine Interpretation ist sehr problematisch. Grabbeigaben entsprechen MITNICHTEN der Realität des Alltags dieser Menschen. Gerade in Kulturen der Ur- und Frühgeschichte zeigt sich ein sehr einheitliches Bestattungsbild in Männergräbern. Es wird hier nämlich immer versucht, den Mann als den Jäger, den Krieger darzustellen, völlig schnurz, ob er jemals ein Schwert oder einen Bogen angefasst hat, so muss er aussehn im Tod. Und wenn meine Verwandten mich mal bestatten lassen, dann werden sie mich auch nicht in meinen Alltagsklamotten (Baggypants und Bandshirt) beerdigen, sondern sie werden mir vielleicht ein Kostüm oder ein schönes Kleid anziehn, das ich im wahren Leben nie so getragen hätte. Warum? Weil auch meine Uroma schon so bestattet wurde und meine Oma ebenso bestattet werden wird. Was die Keramik angeht, so kann ich dazu nur sagen, dass ein Lektor uns mal Videoaufnahmen von einigen Stämmen in Afrika gezeigt hat. Die haben für ihre gedrehte Keramik einfach einen alten Keramikscherben auf einen halbrunden anderen gesetzt, der auf dem Boden lag (das sah dann so aus wie eine sehr flache Sanduhr) und haben dann mit einer Hand den Scherben mit dem frischen Ton drauf gedreht, während die andere geformt hat. Kein Rad notwendig und die Schüssel wurde genauso schön wie eine, die man auf einer modernen Töpferscheibe hinkriegt. Und wenn diese zwei alten Scherben mal zerbrechen sollten, dann wird man sie wegwerfen, oder vielleicht zermahlen und in neuen Ton einarbeiten. Kein Fund. Was ich damit sagen will, ist eigentlich nur, dass das große A immer ein Prozess ist. Keine endgültige Lösung. Jeder ernsthafte Darsteller wird irgendwann erkennen müssen, dass er nur sehr nahe an die Wahrheit heran kommen kann, aber sie niemals besitzen wird. Was ihn aber besser arbeiten lässt, ist das ständige Suchen und das ständige Hinterfragen. Es gibt nicht nur eine Lösung für ein sich stellendes Problem. Aber es gibt eine, die wahrscheinlicher ist als eine andere. Wichtig ist, dass du dir gegenüber ehrlich bist und sagst "Ich weiß, dass ich nichts weiß." und dir auch mal vergibst, wenn du daneben lagst, aber dich auch ständig selbst kritisierst und hinterfragst und dass du dem Besucher gegenüber ehrlich bist und sagst "Das kann man leider nicht genau sagen, wie es war." und ihm den Anreiz gibst, es selbst heraus zu finden.Aber wenn der Fürst, was damals wohl auch üblich war (Pfeil und Bogen ect. als Grabbeigaben), zur Jagd ging, wird man schon ein regelrechtes Jagdlager gehabt haben, und die Zeltplanen dürften dann schon anspruchsvoller gewesen sein (bello gallico: buntbemalte Zelte). Unser Problem zur Zeit, es gab gedrehte Keramik (mehrfache Scherbenfunde), das ist klar, aber war die erhandelt, oder selbst hergestellt? Es gibt Wissenschaftler die plädieren für eine Töpferscheibe bei den Kelten, andere dagegen. Da man zu dieser Zeit wohl das Schwungrad eher aus Holz hergestellt hat als aus Stein, und eine Töpferscheibe zu der Zeit bestimmt noch selten war, besagt es nichts, daß keine gefunden wurde, denn sie würde wahrscheinlich komplett verrottet sein. Die Kelten kannten das Rad, haben es auch vielfältig genutzt, haben (was nachgewiesen ist), schon größere landwirtschaftliche Maschienen gebaut, also wäre es durchaus plausibel eine Töpferscheibe zu bauen, oder? Wir suchen noch, aber der Bauplan unseres Schreiners ist schon entwickelt.