Wie spät darf's werden?

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Ich trenne das für mich etwas auf. Für's Forum: Die Forenszene (und nicht nur die) wird meiner Meinung nach kleiner und "dünnt" immer mehr aus. Ich bin ein grosser Freund davon, die Zeitstellung nicht mehr nur auf das "reine Mittelalter" zu beschränken, sondern das ganze zurück bis zur Antike und vor bis an "Ende der Neuzeit" (also bis zur Französichen Revolution 1799 bzw. der Auflösung des HRRDN um 1806) auszubauen. Bis vor zur "Antike" sind wir ja bereits seit einer Weile gegangen. Jetzt gibts nun auch die Sparte "frühe Neuzeit". Hier können wir meiner Meinung nach auch gerne ein paar "zeitliche Unterteilungspunkte" machen. Es hat tolle Darstellungsgebiete darunter, die (nicht nur) ich sehr Attraktiv finde. Eventuell finden das dann in Zukunft einige Darsteller aus dieser Zeit auch so und bereichern dieses Forum und erweiteren unseren Horizont. :thumbup: Viele der kleinen Foren zu "einem speziellen Gebiet" sind aufgrund der fehlenden Aktivitäten meist sehr still oder sogar schon Tod. Wir könnten hier noch viel voneinander erfahren und lernen. Der so mögliche "Blick über den Tellerand" und eine gute Vernetzungsmöglichkeit wäre sicher bereichernd. :) Zu Verantstaltungen:
Auf einer GroMi-Veranstaltung gibt es für mich überhaupt gar kein "unpassend".
Sehe ich auch so! :thumbup:
Bei den Waffen, keine Pulverwaffen. Eigentlich auch keine Hellebarden.
:whistling: Wieso nicht? Gab es doch beides bereits im MA? Abgesehen davon empfinde ich alles das was "man nicht immer an jeder Ecke sieht" sehr reizvoll und interessant für eine VA. Darunter zählt für mich neben der ausgefallen Handerwerkervorführungen auch das zeigen (und abfeuern) von zeitgenösischer Bewaffnung. :thumbup: Gut gemacht sieht man beide Punkte meiner Meinung nach immer noch viel zu wenig!
nix gegen gut gemachte VAs mit ner Zeitschiene habe.
Finde ich auch Klasse, weil es unglaublich viel interessantes zu sehen gibt. Gut aufbereitet und strukturiert ist so eine "Zeitstasse" etwas wunderbares...
 
Hinsichtlich des Forums kann ich die Aussage von Herrn Ritter Erasco völlig unterschreiben. Hinsichtlich der Veranstaltungen habe ich damit Zahnschmerzen. Klar, ich finde auch alles Außergewöhnliche toll und spannend und so. Und eine gute historische Schußwaffenvorführung würde ich auch gerne sehen. Nur meine ich, dass sich dieses "Extem Späten" Historischen Gruppen sich selbst ins Knie schießen, wenn sie sich an die Mittelalter-Szene hängen. Wäre es nicht sinnvoller, sich hier an die historisch etwas näheren Gruppen der Barock-Darsteller zu binden? Davon gibt es meiner Meinung zu wenige und die würden sich über Zulauf sicher freuen. Die würden dann vielleicht auch mal größere Veranstaltungen zusammenbekommen - die ich sehr gerne besuchen würde.
 
Hallo Ritter Erasco Historisch hast Du natürlich recht. Im Sinne der Eingangsfrage, zumindest so wie ich sie verstanden habe, verbinde ich die Ausformung dieser Waffen eher mit den Formen die ab der Mitte des 16ten Jahrhnderts üblich waren. Also ich sehe Adaptionen der 3 Musketiere und diverse Räuber und Piraten vor meinem inneren Auge. Und die alle genau auf Basis der Hochautentischen Quellen aus dem Heiligen Wald. (Hollywood) Und das hat nun so gar nichts mit dem "gefühlten" Mittelalter das ich auf einem normalen Markt, nicht einem Spektaculum, erwarte, zu tun.
 
:eek:ff1 Hollywood heisst natürlich nicht Heiliger Wald sondern Stechpalmenwald. :back
 
Unhistorisch bleibt unhistorisch, ob jetz da einer mit Mittelalteranleihen oder mit Römeranleihen oder mit Steinzeitanleihen oder mit Napoleonikanleihen oder WK1-Anleihen auf einen Kasperl-Mittelaltermarkt geht, das ist doch wirklich schon wurst. Im Grunde wärs auch wurst, wenn er mit historisch korrektem nicht-Mittelalter-zuordenbarem Kostüm auf einen Kasperl-Mittelaltermarkt geht. Interessiert genauso wenig, wie wenn er als Elfe oder Ork dort auftaucht. Dort gibts keinen Anspruch, da kann jeder hingehn wie er lustig is, solang er oder sie keine Nippel und primäre Geschlechtsorgane zeigt. Es wird vielleicht mal wer nen Witz machen, aber es wird dich keiner wegschicken.
 
Für meiner einer: 1517 Thesenanschlag ... max. bis zum Bauernkrieg 1524
Ich würde noch ein Jahr drauf legen und dann wäre für mich Schluß. Es gibt Veranstaltungen die einen engen zeitlichen Rahmen geben. Wenn ich es nicht darstellen kann würde ich in Kleidung gehen die ungefähr ins 21. Jahrhundert passt. Es gab eine Veranstaltung die das 12. bis Mitte 13. Jahrhundert vorgab und nur Gewandete reingelassen wurden die die entsprechenden Kriterien erfüllten. Da ich vorab jedoch gehört habe das bei der letzten Veranstaltung die Minimalanforderung an der Tageskasse auf "Wappenrock" gesenkt wurde, und man darunter Blaue Jeans und weiße Turnschuhe tragen durfte, habe ich auf einen Besuch dort verzichtet. Eine entscheidende Rolle liegt halt auch beim Veranstalter. Löst er seine eigenen Regeln auf braucht man sich nicht zu wundern wenn es dann dort Piraten und Orks regnet. Da ich erst kürzlich den Markt in Hannover Misburg besucht habe weiß ich aus eigener Anschauung das Darstellungen Anfang 16. Jahrhundert andere Lagernde offensichtlich überforden können. Dann werden Landsknechte gerne als Bunter Kasper bezeichnet deren Auststattung jedoch qualitätvoller war als die die Schmährufe von sich gaben. Leider war der angesprochene Landsknecht zu gut erzogen um mit seinem Bidehänder für Ruhe zu sorgen. Es hätte einen guten Beitrag zur gerade im Forum laufenden Diskussion über die Rolle des Schlachtschwertes im Gefecht liefern können. Sich über derartige Rufende aufzuregen ist müssig. Es sind schließlich dieselben Leute die hinter Tempelrittern des 12. Jahrhunderts Mäh! hinterherrufen. Piraten sind eine Erscheinung die mittlerweile fast regelmäßig Bildstörungen, bzw. tote Punkte auf der Netzhaut bei mir verursachen. Ein Versuch des Gehirns derartigen Unsinns auf Mittelaltermärkten auszuschalten. Darum ging es aber bei der Fragestellung ja nicht. Für Hildesheim wird noch mehr oder minder unter der Hand eine Veranstaltung für 2017 geplant die das Handwerk des Mittelalters in den Mittelpunkt stellen soll. Handwerk das benötigt wurde um Kirchen zu errichten. Daneben etwas Handel aber auch lagernde Gruppen. Ich habe angeregt diese Gruppen wie an einem Zeitenstrang zu gruppieren an denen dann die Besucher durch die Jahrhunderte "zeitreisen" können ohne auf Wikinger zu treffen die mit Landsknechten an einem Tisch sitzen (Dieses Verstörende Bild ergab sich in Einbeck). Grenze soll dann auch 1525 sein. Mal sehen was daraus wird.
 
Worauf ich hinaus will: Das verallgemeinerte "gefühlte Mittelalter", so wie ich es bei vielen Leuten außerhalb der Markt- und LH-Szene wahrnehme, enthält folgende Elemente:
  • Ritter in geschlossener glänzender Rüstung (mit Federn am Helm), die Turniere reiten und höfisch um Damen werben.
  • Turniere mit Lanzenstechen und ausgefeilten Wappen. Große Schlösser und Burgen. Auf Bergen oder mit Wasser drum!
  • Damen, die prächtige Kleider und hohe Kopfbedeckungen tragen, werden umworben und spinnen von hohen Türmen aus Intrigien (gerne gegen die Stieftöchter).
  • Die Bauern werden geknechtet und rebellieren ab und zu erfolglos.
  • Die Kirche verkauft Ablässe. Es gibt im Endeffekt den Netten Dicken Pfaffen, der's nicht so genau nimmt, den Dicken Ekligen Pfaffen, der's bei sich selbst nicht so genau nimmt und den Hageren Inquisitor, der's viel zu genau nimmt.
  • Aus dem Osten kommen Gewürze und Krankheiten. Irgendwo ist immer Pest. Alles dunkel, rußig und krank, außer vielleicht beim Adel. Niemand wäscht sich. Alle sind abergläubisch.
Bis auf Schusswaffen/Kanonen ist das "gefühlte Mittelalter" der meisten Leute eine abgeranzte Version der ersten Hälfte 16. Jahrhunderts. So zumindest mein Eindruck. Auch wenn den Leuten große Namen wie Karl, Barbarossa, Walter, Richard Löwenherz einfallen und sie Kreuzritter und Wikinger kennen: Das Bild im Kopf ist meist eine Mischung aus "Ritter aus Leidenschaft und "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel". Und dann kommt der Bruch: Sobald sich jemand ein wenig interessiert und auf Veranstaltung gehen will, hüpft er zu den Wikis oder den Staufern/Kreuzzügen. Die Schwellenzeit spätes 15./frühes 16. Jahrhundert wird mit der Begründung, dass man jetzt "richtiges" Mittelalter macht abgekanzelt - selbst wenn man in diesem "richtigen" Mittelalter auch nur wieder Klischees aufwärmt und "Ich hab gehört und mir gedacht"-Campen betreibt. So zumindest mein Eindruck. Und den finde ich wenig erfreulich, auch wenn ich selbst es nicht besser gemacht habe... Meinungen?
 
Die beschriebenen Gefühlselemente sind wohl wirklich so. Es werden ja z.B. grundsätzlich weibliche Mittelalterleute als "Burgfräulein" bezeichnet. Und jeder der irgendeine Waffe trägt - egal welche und egal aus welcher Zeit - als Ritter. Das sagt find ich viel aus. Das empfundene Mittelalter ist "Robin-Hood-Zeitalter". Aber ich kann in gewisser Weise verstehen, dass gerade die Wikis bei Neulingen hoch im Kurs stehen. Über die gibts ja nun wirklich viel "Belegtes" (keine Brötchen ;) ) Und Kreuzritter kommen immer gut - schon allein wegen der Klamotte. Es ist einfach so, dass gerade die die neu dabei sind, erstmal eine Zeit der Selbstfindung durchmachen müssen. Im besten Fall wird dann irgendwann die Kurve gekriegt und man befaßt sich dann wirklich ernsthaft mit der Materie und entscheidet sich für "seine Zeit" und macht sich dann wirklich schlauer. Schlimmstenfalls gibts halt neue Eventcamper. Leider ist es gerade für Einsteiger aber auch recht abschreckend wenn die Fehler die (natürlich von allen!) gemacht werden, von denen die schon lange dabei sind und die "A-Kappe" weithin sichtbar optisch und verbal schwenken, genüßlich ausgeweidet werden. Nicht jeder möchte gleich zu Beginn hören: das ist aber völlig daneben was Du da machst/trägst/darstellst! statt einfach erstmal freundlich nachzuhaken wie lange die Person überhaupt schon dabei ist und woher die Infos kommen. Aber zurück zum Thema........ Es scheiden sich ja tatsächlich die Geister von wann bis wann denn nun das "Mittelalter" wirklich ging. Wie will man das dann auf einem Markt trennen? Für mich persönlich beginnt das Mittelalter um 600 und endet definitiv mit der Entdeckung Amerikas. Plus/Minus 20 Jahre. Alles dazwischen kann man gesondert sehen oder darstellen. Ist sicher in vielen Fällen sinnvoll. Z.B. bei einer Burgenbelebung. Aber auf einem Markt oder Lager? Sehr schwer.....
 
Da hatte ich dann Deine Intention aus dem ersten Post, in dem ja noch explizit und deutlich eingefügt war
Es geht dabei weniger um historisch korrekt, sondern um das vielbeschworene Flair.
womöglich etwas falsch verstanden. Zu der jetzigen Bitte um
kann ich so viel nicht sagen, da es bei mir selber ja ganz anders lief. Ich kann mich bloß der Meinung anschließen, dass viele Leute, die von ihrer Affinität zu alten Zeiten zum Besuch von Mittelaltermärkten und möglicherweise zu einer gewissen Annäherung an dieses Hobby (=Mittelaltermarktlagern) gedrängt werden, offenbar wirklich dieses Klischeebild im Kopf haben. Und häufig auch gar nichts anderes haben wollen. Aber das kann ich einerseits verstehen und andererseits auch nachvollziehen. Woher kommt das Interesse denn bei vielen? 1. Filme. Egal ob nun Königreich der Himmel oder der Herr der Ringe, es dominiert in solchen Filmen stets ein Universal-Klischeebild vom Mittelalter. 2. Rollenspiele. Auch hier gibt es keine Abstufung nach Epochen. Man kann sich ein Kettenhemd kaufen, das bei einem schweren Treffer 3 Lebenspunkte spart oder einen Plattenpanzer, der 4 LP spart. Ein Kurzschwert macht W6-1 Schaden, ein Langschwert W6 und ein *******schwet w6+1. Differenzierung nach Epochen? Wozu? Warum Pfeile zählen? This is a roleplaying game based upon heroes. Heroes never need ammo. Keep on firing. 3. Comics. Wie etwa der gute alte Prinz Eisenherz. Sehr schön, aber eben auch ein Mischmasch aus verschiedenen Zeiten, die zwar historisch nicht zusammengehören, sich aber zu einem schönen Mittelalterbild ergänzen. (Wobei Prinz Eisenherz sich ja schon weiland in den 50ern Mühe gab, sich mit einigen Klischees kritisch auseinadnerzusetzen - und dafür neue Klischees einführte.) Dann mag es noch Alternativeinstiege geben, wie etwa Samurai-, Ninja- und Kung Fu Filme, die einen in Ermangelung fernöstlicher Szenen in das europäische MA treiben. Woher also sollte denn, bitteschön, gerade bei Einsteigern oder auch nur MA-Affinen ein differenzierteres Bild des MA kommen? Wenn es darum geht, dem oben beschriebenen Besucher oder neuaktiven Ambientecamper das zu bieten, was er sich wünscht, dann können die entsprechenden VAs von der Bronzezeit bis zu den Schweizerkriegen gehen. Eigentlich ist es grundsätzlich müßig, zu versuchen, dieses Romantik-Mischmasch-Bild mit tatsächlichen Epochen in Einklang zu bringen. Von daher könnte man problemlos auch Samurai oder Atzteken zulassen. Wo kein definiertes, klar abgegrenztes Bild herrscht und auch gar nicht wirklich gewünscht oder erwartet wird, kann man auch keine Grenzen übertreten.
 
Wo kein definiertes, klar abgegrenztes Bild herrscht und auch gar nicht wirklich gewünscht oder erwartet wird, kann man auch keine Grenzen übertreten.
Aber es ist nun mal so, dass jeder persönliche Grenzen für sein Misch-Masch hat. Und man diese z.B. mit einer Kanone oder Hakenbüchse schnell übertritt. Und diese Grenze kann man aus meiner Sicht nicht an Jahreszahlen fest machen. "Keine Kanonen" und "Alles mit Ritter" sind Aussagen, bei denen man erkennt, dass man tatsächlich eine persönliche Grenze hat. "Bis 1500" ist dagegen wenig aussagekräftig zu dem, was einen auf einer Veranstaltung tatsächlich stört. Ich in meinem Fall kann zum Beispiel sagen, dass mich bei Kleidung eine Vermischung von "Grob vor 1300" und "Grob nach 1300", sprich von "Vor engen Schnitt" und "Nach engen Schnitt" mehr stört, als der Epochenübergang. Was mich einfach gerade beschäftigt ist wie sich das gefühltes Mittelalter, bzw. das Mittelalterbild von Aktiven zur Schwellenzeit in die frühen Neuzeit verhält. Ganz persönlich, ganz subjektiv. Umso mehr, weil es da ja eine deutlichen Unterschied zu szenemäßig unbeleckten Betrachtern gibt.
 
Dann ist für mich die Grenze erreicht, wenn das ganze Outfit entweder schwuchtelig ( ;) )wird (Männer in Strumpfhosen) oder "landsknechtlich", also diese geschlitzten, farbenfrohen, geplusterten Hosen, Ärmel, etcetera. Dazu bunte Strümpfe in Kuhmaulschuhen und Barette mit üppig Federn auf'm Kopf. Mittelalter muss für mich rustikal sein. Wildromantisch. Ich gestehe, dass für mich ein wilder Typ mit viel Leder und Fell intuitiv viel mittelalterlicher aussieht als ein authentischer spätmittelalterlicher Edelmann. Blöd gesagt: Ein Hörnerhelm, völlig un-A, ist für mich ambientiger als jeder vollauthentische Pfauenfederhut. :schaem Das war's, das Outing. Ich schäme mich. Ich komm gar nicht bis zur frühen Neuzeit, mein persönliches Mittelalter endet schon vorher. Das SpäMi ist schon weitgehend raus. Wenn die letzten Reste von Kettengeflecht bei der Rüstung verschwinden, fehlt mir was. Von der zivilen Mode ganz zu schweigen.
 
Ich bin nicht 100% sicher, wohin Deine Fragen zielen und versuche dennoch mal: Die Faszination der meisten Besucher von üblichen MA-VA gründet wohl auf der angenommenen "Einfachheit" und "Ungebundenheit" aus... Baden im offenen Zubern, Lagerfeuer, saufen, schlichte Mugge mit banalen Effekten, Raufereien, derbe Sprache, Frauen am Kochtopf im Lager, herumstehende Kerle mit martialischen Aussehen, Kämpfe Auge in Auge.... da lässt sich wohlig schauernd eine Auszeit nehmen, die eigenen Problemchen mit dem Chef/der Ehefrau/ etc.pp vergessen und doch das schöne Gefühl haben, dass man es doch eigentlich ganz fein im 21.Jhdt. hat, wo man nicht aus diesen unpraktischen Sturzbechern/ Hörner trinken muss. - Viele Lagernde, die ich damals als regelmäßiger Besucher sprach, bedienten gern diese Klischees... teils aus Unkenntnis, teils bewusst als Entertainment. - Was mich persönlich nervt:
  • auf alt getrimmte Leimholzmöbel (geflammt!!!)
  • mit Fell beklebte Bundeswehrstiefel... ach, eigentlich alle modernen Schuhe
  • Petroleumlampen
  • Biertischgarnituren
  • verbeulte rostige Rüstungsteile
  • Rüstuingsteile aus 3 Jhdt. an einer Person
  • rostige Waffen mit deutlich sichtbaren Schweißnähten
  • "Wikingerschach" (Kubb)
  • mit Jutebahnen getarnte Partyzelte
  • Kartoffelspalten an der Taverne
  • laminierte A4-Bögen mit Sinnsprüchen wie "Achtung! Das Feuer ist echt!"
  • ...
Als SpäSpäMi stehe ich ja an der Schwelle zur Neuzeit... und akzeptiere problemlos auch Landsknechte auf einem MA-Markt, wenn deren Darstellung gut ist und sie Ahnung haben, von dem, was sie darstellen. Eine räumliche Trennung und ein Hinweis auf einer Tafel zu Ort und Zeitfenster der jeweiligen Lagergruppe wäre wünschenswert.
 
Von daher könnte man problemlos auch Samurai oder Atzteken zulassen.
Am Eingang einer Veranstaltung stand ganz groß: Bitte keine Samurais! :thumbsup: In Brokeloh musste ich meine Tochter zurückhalten. Sie geht als Bogenschützin mit Schnittmustern aus dem 13. Jh. wo ein Zivillist meine "Ich dachte immer Robin Hodd wäre ein Mann gewesen". Sie zog darauf hin einen Pfeil aus dem Köcher und machte zwei schnelle Schritte auf den Bierbau zu ehe ich sie zu fassen bekam. "Nicht hier," sagte ich. "Es sind zu viele Zeugen hier." Vielleicht überlegt er sich beim nächsten mal diese Äußerung. Zurückhalten werde ich sie jedoch kein zweites mal. Jedenfalls hatte ich erstmals auf einem Markt das geschlossene, die Illusion eines Mittelaltermarktes. Das ausgerechnet auf einem LARP Treffen! Sicherlich, wenn man die falsche Gasse eingeschlagen hat, war man bei Fluch der Karibik gelandet. Das störte aber nicht da die Stadtwache (13. Jahrhundert, wirklich geil und nach meinen Wissen sehr authentisch) gerade auflief um die Gasse von Piraten zu räumen :D . Ausgerechnet auf einer LARP Veranstaltung wurde ein geschlossenes Bild erreicht. Es war zwar fernab jeder Wissenschaft, aber eben geschlossen da am Eingang recht streng kontrolliert wurde wie man gewandet war und Leute auch abgewiesen wurden. Was bei den Klischeebildern noch fehlt ist Ritter der Tafelrund und Ivenhoe, der schwarze Ritter. Die habe ich eigentlich immer noch im Kopf. Da ich bis jetzt noch nicht von A Anhängern auf Märkten gesteinigt worden bin, gehe ich davon aus das meine erste Darstellung akzeptabel ist. Vielleicht liegt es daran das ich ein echtes Wappen tragen darf, das verpflichtet schließlich, aber auch daran, das ich alleine zwei Monate nur Theorie gemacht habe. Gute Vorbereitung und Zeit ist etwas was die meisten nicht investieren wollen oder können. Für viele reicht eben der Wappenrock für 10,99€ um ein Mittelalterfeeling zu bekommen. Mir reicht es nicht. Ich nähe bewusst von Hand um die Dauer und Wertigkeit zu erfahren. Gleiches gilt für mein Kettenhemd für das ich von vornherein zwei Jahre veranschlagt habe. Jetzt werden es eher drei. Ist mir aber egal weil hier mehr der Weg das Ziel ist. Für das Bild das ein ziviler Besucher zum Markt über das Mittelalter in seinem Kopf mitbringt kann kein Lagernder und kein gewandeter Besucher etwas. Aber für das Bild das der Besucher mit nach Hause nimmt schon. Wer sich eine bestimmte Darstellung und Zeitstellung vornimmt muß, nach meiner Meinung, dafür sorge tragen das er das erfüllen kann. Außerdem gehört dazu das man zu jeder Zeit und zu jeder Frage eine Antwort geben kann. Das fehlt bei vielen Darstellern. Frage: Was stellst du dar? Antwort: Einen Ritter. Frage: Und was zeigt dein Wappen? Antwort: Keine Ahnung. Das ist mir zu armselig. Ich habe in letzter Zeit recht interessante Gespräche gehabt die verwundert darauf reagierten das ich ein echtes Wappen trage und die Geschichte dahinter erzählen kann.Ich denke das die Besucher dann ein anderes Bild mit nach Hause nehmen als von Rittern des Templerordens mit Thorshammer um den Hals und Trinkhorn am Gürtel (inklusive LARP Schwert und natürlich volltrunken, gesehen in Seesen und nein, es war nicht rescue!).
 
Ich habe in letzter Zeit recht interessante Gespräche gehabt die verwundert darauf reagierten das ich ein echtes Wappen trage und die Geschichte dahinter erzählen kann.
Die Geschichte hinter dem Wappen oder die Geschichte der zugehörigen Familie? Ich führe privat und in der Darstellung drei Stück und könnte über meine Vorfahren wohl stundenlange Vorträge gespickt mit äußerst interessanten Anekdoten erzählen, die Geschichte hinter den Wappen, bei denen das bekannt ist, ist aber recht langweilig. "Blauer Balken auf weiß bzw umgekehrt ist kilometerweit sichtbar. Ende." Aber einen Vorfahren darstellen ist meiner Meinung nach eine äußerst spannende Geschichte, aus vielen Blickwinkeln. Das macht es irgendwie auch viel authentischer. Finde ich toll dass du das machst. Ich würde Touris auch gerne Geschichten über meine Darstellung erzählen, irgendwie wollen die aber viel lieber selbst anderen erzähle was ich da mache, obs nun stimmt oder nicht...
 
Für viele reicht eben der Wappenrock für 10,99€ um ein Mittelalterfeeling zu bekommen. Mir reicht es nicht. Ich nähe bewusst von Hand um die Dauer und Wertigkeit zu erfahren.
Für das Bild das ein ziviler Besucher zum Markt über das Mittelalter in seinem Kopf mitbringt kann kein Lagernder und kein gewandeter Besucher etwas. Aber für das Bild das der Besucher mit nach Hause nimmt schon. Wer sich eine bestimmte Darstellung und Zeitstellung vornimmt muß, nach meiner Meinung, dafür sorge tragen das er das erfüllen kann.
Da stimme ich dir grundsätzlich absolut zu. Nur stellt sich mir irgendwie zu deiner Darstellung zum wiederholten Male die "ketzerische Frage", ob du die genannten Anforderungen selbst erfüllst? Sei mir nicht böse, aber da passt (von dem was ich auf deinen Fotos sehe) so einiges (noch) nicht zum zweiten zitierten Abschnitt. :whistling:
Ich würde Touris auch gerne Geschichten über meine Darstellung erzählen, irgendwie wollen die aber viel lieber selbst anderen erzähle was ich da mache, obs nun stimmt oder nicht...
Ging mir auch schon so... :thumbsup:
 
Da stimme ich dir grundsätzlich absolut zu. Nur stellt sich mir irgendwie zu deiner Darstellung zum wiederholten Male die "ketzerische Frage", ob du die genannten Anforderungen selbst erfüllst? Sei mir nicht böse, aber da passt (von dem was ich auf deinen Fotos sehe) so einiges (noch) nicht zum zweiten zitierten Abschnitt. Böse bin ich nur gegen Bezahlung :D Mit Fehlern in der Darstellung ist das so eine Sache. Solange wie Fehler nur gesehen aber nicht angesprochen werden, kann ich diese nicht abstellen. Damit schließt sich der Kreis: Väter erklären ihren Kindern das Mittelalter, obwohl es gerade vor ihnen steht (Handwerk, Lager, "Ritter" usw.) Darsteller sehen bei ihrem gegenüber Fehler, behalten diese Fehler aber für sich. Auf Fehler angesprochene reagieren Böse so das der Gegenüber lieber nichts sagt und der Vater seinem Sohne... aber das hatten wir ja schon. Böse wäre ich nicht, eher dankbar da ich eine zweite Darstellung mit gleicher Zeitstellung plane. Ich schreib dich mal per PN an da das hier nicht der richtige Ort dafür wäre.
 
Die Geschichte hinter dem Wappen oder die Geschichte der zugehörigen Familie? Ich führe privat und in der Darstellung drei Stück und könnte über meine Vorfahren wohl stundenlange Vorträge gespickt mit äußerst interessanten Anekdoten erzählen, die Geschichte hinter den Wappen, bei denen das bekannt ist, ist aber recht langweilig. "Blauer Balken auf weiß bzw umgekehrt ist kilometerweit sichtbar.
Beides. Familie wie Wappen. Es wird bis heute in der ursprünglichen einfachen Form, zumindest in Deutschland, geführt: Das Rad der Heiligen Katharina von Alexandria. Schwarz auf Gelb ist es ebenfalls sehr gut auf große Distanz zu erkennen. Zum Ausdruck kommt mit diesem Wappen auch die tiefe Religiösität der damaligen Zeit zum Ausdruck. Diese Religiösität wird auf den Mittelaltermärkten fast gänzlich ausgeklammert. Im übrigen habe ich eine Kurz- und eine Langversion für beides im Kopf. Je nach Interesse oder Alter nehme ich die entsprechende Variante. Und ja, ich habe die Erlaubnis zum Tragen vorab beim entsprechenden Herrn eingeholt.
 
Ich glaube solange man irgendwie an sich selbst den Anspruch eines wie auch immer gearteten Bildungsauftrags stellt, wird man IMMER irgendwie an seine Akzeptanzgrenzen stoßen. Ist aber auch gut so - Stillstand im Denken folgt der Stillstand im Handeln. Fehler helfen im günstigen Fall bei einer Verbesserung. Im schlechten erzeugen sie eine Trotzhaltung. Beides ist normal und mehr als menschlich. Ich höre viel Unfug (nicht nur von Besuchern , auch von anderen Lagerern) über die eigene oder fremde Darstellungen. Störts mich arg, sag ich was. Ists mir egal, grinse ich in mich hinein. Wir haben auch ein echtes Wappen. Hat mein Mann sich vor vielen Jahren erstellen lassen. Bei einigen Besuchern geht das als Werbeschild für unsere Darstellung durch. Dazu kann man nix sagen........ Übrigens hatten wir vor etlichen Jahren auch mal vor eine Inkadarstellung umzusetzen. Wäre ganz knapp am MA Ende vorbeigewesen...... Aus verschiedenen Gründen haben wir das dann doch gelassen. Gesine
 

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