BH im Mittelalter?

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@ Antje: dei Unterwäschefrage ist die, die ganze Lager abends beim Plausch spaltet. Wissenschaftlich sind kaum Funde bekannt, zumindest keine außer dem von Dir geposteten und einer Unterhose bei der Infantin Maria von Spanien (ich glaube 15. oder 16. Jh.) Selbst Kania schreibt, dass keine Unterwäschefunde bekannt sind und sie vermutet, dass keine getragen wurde. Wir gehen da eher logisch ran. Ja, es gibt keine Bildbelege. Aber möglicherweise aus dem Grund, dass man Frauen in Unterwäsche einfach nicht dargestellt hat. Unzüchtig, daher Frau immer im langen Übergewand (bis auf einige wenige Ausnahmen, aber da sind sie dann ganz nackt). Es gibt auch keine Funde - Leinen verrottet schließlich. Männer-Bruchen hat man meinem Wissen nach auch nicht gefunden, weiß aber, dass es sie gab, weil es eben Bildbelege gibt. Ich persönlich als Frau im Hochmittelalter hätte mir in kalten Tagen mindestens eine Bruche und Beinlinge gegönnt, da ich mir sonst den A... abgefroren hätte. Aber das muss jeder persönlich für sich entscheiden, wie "A" er die Sache angehen will.
 
Ich denke, dass Frau zumindest in der Zeit der Menstruation sicherlich was unterhosenähnliches anhatte, um bindenähnliches Material am Ort des Geschehens zu befestigen. Ich denke nicht, dass man sich freiwillig seine Gewänder vollgeblutet hat, da Stoff kostbar war und nicht beliebig viel Wechselmaterial zur Verfügung stand.
 
Ich hatte vor ein paar Tagen gerade ein paar Bücher durchgeblättert. In einem ist mir ein Bild aufgefallen, dass eine Frau zeigt, deren Kleid hochgerutsch war. Eindeutig zu sehen, dass sie keine Unterwäsche trug. Ich werd nochmal versuchen, das wiederzufinden. Ansonsten kann ich Dir nur empfehlen, nochmal selber zu recherchieren, da die wenigen Abbildungen, die es mit hochgerutschten Kleidern gibt, tatsächlich keine Unterwäsche zeigen sollen. Da wir das unter Darstellern nur einmal ausgiebig diskutiert hatten, kann ich Dir leider nicht sagen, wo und wieviele solcher Bilder es genau gibt. Trotzdem würde ich die oben genannten Argumente nicht von der Hand weisen. Auch da soll es einen Hinweis auf einen Mönch geben, der sich über Bruchen tragende Frauen ausgelassen hat. Aber auch in diesem Fall müsstest Du selber einmal versuchen herauszufinden, wo das steht. Ein schönes Beispiel für die Nachbildung von einem Unterkleid, dass gleichzeitig die Funktion eines Bh's erfüllt findest Du bei der Holländischen Gruppe Deventer Burgerscap. Schau mal in deren Blog, dort gibt es auch Links zu Seiten mit weiteren Abbildungen aus dem Mittelalter. LG Martina
 
Man kann auch aus dem Vergleich der vorherigen und folgenden Mode ersehen, dass Unterwäsche im heutigen Sinne nicht üblich war. Man trug ein leinernes oder seidenes Unterkleid, um das Überkleid vor Schmutz zu schützen und ich vermute auch stark, dass für die Monatshygiene Konstruktionen - vielleicht in Form einer Art Lendenschurz/Bindengürtel, wie er noch in den 50ern des letzten Jahrhunderts getragen wurde - nötig und üblich waren. Runterlaufen lassen ist nicht, das ist doch eine riesen Sauerei, noch dazu mit langem schwingendem Rock, buäh. Habe übrigens auch schon gehört, dass es stark von der Ernährung abhängt, wieviel man blutet, (Menge, Zusammensetzung, Nährstoffreichtum). Das beweisen heute verschiedene "Extremdiäten", bei denen die Periode leichter wird (was sicher auch öfter mit Mangelernährung zu tun hat). Es könnte also sein, dass Frauen der älteren Geschichte weniger geblutet haben als wir heute und diese Wäsche nicht so saugfähig sein musste wie heute. Aber wozu sollte man noch mehr Wäsche tragen? Ist doch nur unnötige Schmutzwäsche. Hosen waren nicht üblich und so kam "da unten" auch nichts in Kontakt mit unappetitlichen Körpersäften. Ich stelle es mir eher noch angenehm vor, wenn da öfter mal frische Luft zukommt, bei den damaligen eher schwachen Hygienebedingungen sicher nicht das schlechteste. :) Was BHs angeht, ich würde jetzt mal zu sagen wagen, dass bis Cup C Extrahalt nicht notwendig ist und man hatte damals sicher auch nicht die heutige Panik von durchscheinenden Nippeln. Ab Cup D aufwärts (was bei fehlender Körpermasse sicher selten der Fall war), gibt es auch die Möglichkeit, das Unterkleid einfach etwas enger zu schneiden. Macht natürlich kein so schönes Dekolte wie heutige BHs, aber da dürfen wir sicher unsere ästhetischen Maßstäbe nicht ansetzen.
 
Zum Glück haben die Isländer recht beschauliche und vor allem lange Winterabende und erzählen sich deshalb Geschichten, die sie ab etwa 1200 auch aufschreiben. Grundlage vieler dieser Geschichten sind auch aus der Besiedlungszeit, also kann man aus einem großen Zeitfenster viel nachlesen. Geschichten sind natürlich viel spannender, fesselnder und realistischer, wenn Alltagsgegebenheiten, die jeder kennt, eine Rolle spielen. Wenn jemand in der Nacht an den Hof schleicht, die Türe aufbricht und die Familie ermorden will, was passiert dann? Der Held wacht auf, greift die nächste Axt und stellt sich dem Kampf oder kann doch noch in der Dunkelheit flüchten. Weil er keine Zeit hat, sich anzuziehen, trägt das am Leib, womit er geschlafen hat und das ist.... ...öfters einfach nix. Oder eine einfache Hose oder nur eine dünne Tunika mit nix drunter. Oder ab und an mal tatsächlich Unterwäsche. Wobei leider nicht beschrieben ist, wie die Unterwäsche aussah - es kannte ja jeder der Leser und Zuhörer Unterwäsche (auch wenn er selber vielleicht gar keine besessen hat). Jedenfalls kann man wohl davon ausgehen, wenn in den Sagas Unterwäsche vorkommt, dass es sie gegeben hat. Auch kann man davon ausgehen, dass nicht jeder eine hatte oder wollte oder grade gebraucht hat.
 
In "Die Ärztin im Hause" von Dr. med. Jenny Springer, einem Anfang des letzten Jahrhunderts erschienenen Werk der Populärmedizin, lässt sich die Autorin oftmals über die "unappetitlichen und unhygienischen" Gewohnheiten des Landvolks aus. Insbesondere ist ihr ein Dorn im Auge, dass die Bäuerinnen keine Unterhosen tragen, im gleichen Hemde schlafen, in dem sie tagsüber gearbeitet haben und statt der modernen "Reformbinden" (die in abenteuerlichen Konstruktionen steckten) ihre monatliche Blutung aufzufangen suchten, indem sie sich Schwammstückchen an Fäden oder zusammengeknüllte Tuchfetzen einführten. Einige andere angeprangerte, nach ihrer Meinung überholte und unhygienische bzw. ungesunde Verhaltensweisen der Verfechterin der "Reformbewegung" waren u.a. die Biersuppe zum Frühstück, das reichliche Trinken bei heißem Wetter (wodurch man in unhygienischen Schweiß gerate) oder das enge Wickeln der Babys in so genannte Steckkissen, damit die Beinchen schön gerade würden. Alles Dinge, die man auch viele Jahrhunderte früher beobachten konnte. Man kann imho schon davon ausgehen, dass die angeprangerten Verhaltensweisen eine sehr lange Tardition haben, die möglicherweise bis ins Mittelalter reicht.
 
Zitat Rotschopf:"Ab Cup D aufwärts (was bei fehlender Körpermasse sicher selten der Fall war), gibt es auch die Möglichkeit, das Unterkleid einfach etwas enger zu schneiden. Macht natürlich kein so schönes Dekolte wie heutige BHs, aber da dürfen wir sicher unsere ästhetischen Maßstäbe nicht ansetzen." Spätestens in der Taille wurde dem ganzen doch dann eh durch den Gürtel wieder Einhalt geboten... :D
 
Also ich habe in einem alten Buch von Hildegard von Bingen gelesen das die Frau eine art BH trug ( als Abbildung war sowas wie ein Bikini Oberteil aus Leinen) dazu trug Frau eine art Unterhose in Form einer Bruche... Als Hygiene wegen der Mensturation wickelte Frau Moos in Leinen und legte sich das in die Hosen. Leider kann ich das Buch nicht Posten, da es im Kloster meiner Tante ist (St. Vinzenz in Köln)
 
Ist das VON Hildegard oder ÜBER Hildegard, denn was so alles vermarktet wird an Eso- und Hausfrauenkram unter dem Namen Hildegard von Bingen, passt teils auf keine Kuhhaut.
 
Jaja die gute Hildegard :D ...aber mal im ernst - spätestens von den "Landsknechten" (Gassenhauern) ist bekannt das sie Kondome in Form von Scharfsdärmen nutzen.... Von den alten Ägyptern meine ich zu wissen (mal gelsen zu haben), das die Frauen Binden (Tampons) zum einfüheren aus Stoff nutzten. Beides hat natürlich wenig mit dem eigentlichen Mittelalter zu tun, aber ich denke schon das sie für diese "unkeuschen und unreinen" Gelegenheiten ein Mittelchen wussten - anderes, auch wenn es eventuell von der Kirche insgeheim geächtet war, macht keinen Sinn. Das es wenig bis gar keine Hinweise darauf gibt ist siche der erzwungenden "Reinheit und Keuschheit" geschuldet, welche die kirche proklamiert. - Aber wenn ich mir den Grundtenor hier im forum so antue in anderen Themenbereichen, so gibt es keine Funde und Belege diesbezüglich, also muß Frau sehen wie sie tropfen lässt :kopfhau Wer A sein will, trägt weder BH noch Unterwäsche und schon gar keine Binden oder gar Tampon-artiges! Geht ja gar nicht....! :angel1
 
@ Alveradis: Gibts zu dem Buch auch einen Titel bzw. Verfasser? Manchmal sind einige schöne Dinge ja bei google.books einsehbar, auch ältere Semester.
 
Nee, ich hatte noch ein anderes gesehen, find es nur leider nicht wieder ;( . Die Dame war darauf bis zur Hüfte entblößt und es war eindeutig zu erkennen, dass sie keine Unterhose anhat. Dafür habe ich noch eine andere Abbildung gefunden, die ins Gegenteilige geht. Müsste der Kleidung nach aus dem 15. Jahrhundert stammen und zeigt ein junges Mädchen beim Ausziehen, dabei ist für mich ziemlich eindeutig eine Unterhose zu erkennen. Bei der Abbildung handelt es sich um eine Nachzeichnung die anscheinenend nach einer halbversteckten Chorgestühlschnitzerei enstanden ist. Wenigstens weist der Begleittext in diese Richtung. Die Abbildung ist in dem Buch "Bildatlas der Weltkulturen Mittelalter" aus dem Bechtermünzverlag leider ohne Datierung und nur mit dem Bildquellenhinweis St. Cernin versehen. Für das vierzehnte Jahrhundert gibt es wenigstens zwei sehr schöne Deutsche Abbildungen, die ich bei Deventer Burgerscap gesehen habe, indem das Unterhemd so gearbeitet ist, dass es wie ein BH sitzen müsste. Etwas in der Art werde ich mir vielleicht diesen Winter auch mal versuchen nachzunähen, zumal eine Abbildung aus Braunschweig stammt, also nicht zu weit von uns entfernt. LG Martina
 
DAS BUCH IST IM KLOSTER UND VON HILDEGARD VON BINGEN und nicht über diese Nonne in einem Neumodischen Buch Da ist meine Tante, die ist Nonne :)
 
Dafür habe ich noch eine andere Abbildung gefunden, die ins Gegenteilige geht. Müsste der Kleidung nach aus dem 15. Jahrhundert stammen und zeigt ein junges Mädchen beim Ausziehen, dabei ist für mich ziemlich eindeutig eine Unterhose zu erkennen. Bei der Abbildung handelt es sich um eine Nachzeichnung die anscheinenend nach einer halbversteckten Chorgestühlschnitzerei enstanden ist. Wenigstens weist der Begleittext in diese Richtung. Die Abbildung ist in dem Buch "Bildatlas der Weltkulturen Mittelalter" aus dem Bechtermünzverlag leider ohne Datierung und nur mit dem Bildquellenhinweis St. Cernin versehen.
Ist es vielleicht möglich, dass es sich dabei um eine "Gegenwelt"-Darstellung handelt? Davon gibt es nämlich mehrere. Da wird dann meist dargestellt dass die Frau "die Hosen anhat" bzw sie sich gerade anzieht und meist noch ein Mann dazu mit einem Spinnrocken in der Hand. Das soll quasi Beziehungen veralbern, wo der Mann unter der Fuchtel der Frau steht.
 
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal auf einen Artikel der Zeitschrift Freundin verweisen kann. In der aktuellen Ausgabe ist folgender "Beauty" Punkt erläutert: Oben ohne strafft den Busen Das sagt die Studie: Ausgerechnet aus dem Mutterland der Dessous, Frankreich, kommt die Erkenntnis: Das Tragen von BHs macht die Brust abhängig von ihrer Stützfunktion und sorgt dafür, dass das Brustgewebe schlaff wird (Langzeitstudie über 15 Jahre mit 320 Frauen am Universitätsklinikum von Besançon). Ohne BH hingegen straffte sich das Muskelgewebe und wurde fester, die Probandinnen hatten keine Rückenschmerzen mehr, teilweise hob sich der Busen sogar an, das Muskelgewebe übernahm also die eigentliche Aufgabe des BHs. Und das können Sie tun: Verzichten Sie, so oft es Ihnen Ihr Alltag erlaubt, auf den BH, wenigstens nach der Arbeit zu Hause oder auch mal ein ganzes Wochenende lang. Die Cup-Größe hatte übrigens keinen Einfluss auf das Studienergebnis, sogar ein E-Körbchen wurde „oben ohne“ deutlich straffer. Was will uns dieser Beitrag also sagen?
 

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