Der große Unterscheid zwischen Napoleonik und später zu Mittelalter bis hin zum 17. Jh. ist: Es gibt keine Hinweise auf Uniformen. Und erhaltene Stücke sowie zeitgenössische Schnittbücher/Anleitungen sind ebenfalls rar bis nichtexistent. Und wie von anderen bereits gesagt: Um sich an andere ranzuhängen und beispielsweise bei hochwertigen Veranstaltungen auf nette Leute zu treffen, die unter die Arme greifen und Anschluss vermitteln, ist 1450 ein wenig früh (oder spät, je nachdem...). Ich persönlich fände es toll, wenn sich mehr Leute dieses Zeitraums annehmen, kann dazu aber keine Hilfen geben. Ein gutes Vorgehen wäre: Zeitgenössische Abbildungen suchen und auswerten. Vielleicht eine Heeres-, Aufgebots-, oder Kleiderordnung der Zeit finden und sehen ob mehr für drin steht, als "Jeder soll feste Kleidung haben und einen Panzer, Helm und Spieß für sich bereit halten." - unwahrscheinlich aber nicht unmöglich. Ein wenig Material zum Kriegswesen bietet die Literaturliste des etwas später gelagerten Reichsaufgebots (
http://www.reichsaufgebot.de/literatur/) Erster Schwerpunkt sollte Kleidung sein und die lässt sich sehr wahrscheinlich nicht von der normalen Zivilkleidung einfacher Leute unterscheiden. Das erleichtert aber im Umkehrschluss die Bildrecherche und ermöglicht es größere Investitionen und Entscheidungen in Sachen Rolle und Waffen erstmal zurückzustellen. Vielleicht entscheidet man sich bis Schuhe, Wams und Hose fertig sind ja noch um. Ich beispielsweise nutze meine ursprünglich für einen 1470er Kriegsknecht gemachte Wams-Hose-Kombi einfach immernoch als Unterbau für den 1470er Geistlichen, bei dem ich in diesem Zeitfenster inzwischen gelandet bin. Außerdem ein Vorteil bei niedrigständischen Sachen: Die Änderungen über die Zeit davor und danach sind äußerlich nicht so gravierend. Die Vorgaben aus Soest sind als Anfangsinfo erstmal nicht verkehrt um die Schichtung zu verstehen: Unterhose/Bruche, Hemd (Material Leinen), enger Wams+ enge Hosen (oder eher noch hohe Beinlinge? Material: Wolle), Schuhe, weiter "Rock"/Kittel/Schecke (Wolle, evtl. gefüttert), Gürtel, evtl. Überkleidung (Gugel/Mantel/Schaube/Hut/kniehohe Beinlinge). Sie sind aber bei Form und Umsetzung diskussionswürdig. Die Sachen der Compagnie of St. George sind gut, aber eben auch zeitlich und regional etwas anders gelagert. Für die handwerklichen Fragen beim Selbermachen aber ein guter Ansatz. Bei Geschichtsfenster (
http://www.geschichtsfenster.de/informationen/handschriften/) findest Du eine Sammlung von Links zu digitalisierten Handschriften, die ein guter, aber im Durchklicken zugegebenermaßen etwas langwieriger, Einstieg in die Formensprache der Kleidung der Zeit sind. Dort gefundene Beispiele: Illustrierte Heiligengeschichten (legenda aurea), wohl Elsass 1451, Badische Landesbibliothek, St. Peter pap. 27, 6r :
http://digital.blb-karlsruhe.de/blbhsl/Handschriften/content/pageview/264947 Der rechte der beiden Knechte, die Laurentius steinigen, trägt einen Kittel/eine Schecke, die fast knielang aber seitlich geschlitzt ist, während ein weißer Wamskragen oben rausspitzt. Sein Kollege links trägt keinen Kittel/keine Schecke und nur den Wams. Bei ihm hat sich ein Beinling gelöst, so dass man den Sitz der Unterhose erkennt. Beide tragen hohe wohl am Wams befestigte Beinlinge. Es ist aber zu beachten, dass sie als Folterknechte wahrscheinlich "verlottert" dargestellt sind, man also so ohne Kittel/Schecke und hängenden Beinlingen kaum "gesellschaftsfähig" war. Sammelhandschrift, Regimen, Elsass Mitte 15. Jh., Staatsbibliothek Berlin, Ms. germ. fol. 1191:
http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN620019956 Bei den Monatsbildern sieht man einfache Leute bei der Arbeit. Z.B.:
http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN620019956&PHYSID=PHYS_0006 ,
http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN620019956&PHYSID=PHYS_0009 und
http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN620019956&PHYSID=PHYS_0021 Form des Hemds? Siehe Siegfrieds Tod in einer Bilderhandschrift von 1440:
https://commons.wikimedia.org/wiki/...gen_mit_dem_Bogen_Hundeshagenscher_Kodex.jpeg Nachdem ich jetzt doch ein wenig durch 1450er Sachen geblättert habe, ist mein Endruck, dass sich bis aus Formen des Wamses und dem Übergang von hohen Beinligen zu Schamlatzkonstruktionen (und evtl. häufiger offene Schecke als geschlossener Kittel/Rock, sowie einer Zunahme kürzerer Schecken) nicht so viel bei einfachen Bauern/Handwerkern/Waffenknechten geändert hat zwischen 1450 und 1470. Vielleicht ist dann ein Blick auf die Fotos vom Schützenfest des Reichsaufgebots doch nicht verkehrt:
http://www.augusta.de/~schwarka/Sch...enthal-2015&catid=40:reichsaufgebot&Itemid=14 Oder auch die Bilder von den Mittelaltertagen in Bad Windsheim aus demselben personellen Umfeld:
http://www.augusta.de/~schwarka/Sch...age-im-freilandmuseum-bad-windsheim&Itemid=14 Aber vorsicht: Die Zeitstufe ist später und gerade die etwas ausgefalleneren Dinge und offen (im Sinne von "sichtbar" ebenso wie "vorne nur von ein paar Nesteln gehalten so dass man viel Hemd sieht") getragenen Wämser sind für 1450 raus. Habe ich oben egschrieben, dass ich keine Hilfen geben kann? Das lösche ich jetzt nicht nachträglich raus, aber - Mist wieder über eine halbe Stunde nicht die Wohnung geputzt. ;-)