AndiP das erkläre bitte noch ausführlicher
Ja, gerne. In Europa haben wir Kulturlandschaften, die seit Jahrhunderten bestehen (teilweise auch schon wesentlich länger). Ja, sicher, für die Kulturlandschaften wurde der Urwald geopfert. Mittlerweile hat sich jedoch ein neues, stabiles Gleichwicht ergeben, das Menschen, Tiere und Pflanzen beinhaltet - Lebewesen, die es davor im Urwald noch nicht oder nicht in dieser Dichte gab. Dazu gehören auch Weidetiere wie Schafe und Kühe. Wenn Du das bei uns im Gebirge beobachtest, wirst Du feststellen, dass die Tiere nur in bestimmten Zonen gehalten werden (das wechselt im Jahresverlauf). Durch das Fressverhalten entstehen dauerhafte Lichtungen ebenso wie verdichteter Baumwuchs (das ist unser Lawinenschutz, den wir ganz dringend benötigen), besonders in den Zwischenzonen ist Raum für Wildpflanzen, die in einem Urwald so nie existieren könnten - da sind dann auch seltene Orchideen und so weiter dabei, das wiederum wirkt sich auch auf die Insekten aus. Dieses Gleichgewicht funktioniert ohne Düngung (das erledigen die Tiere) und ohne Pflanzenschutzmittel. Wenn man die Tiere aus diesem System rausnimmt, funktioniert es nicht mehr. Dann funktioniert auch der Hochwasser- und Murenschutz nicht mehr und muss durch technische Maßnahmen erstetzt werden, was weitreichendere Eingriffe in die Natur erfordert. Auch würden dann viele Tierrassen, die ohnehin bereits selten sind, einfach aussterben. Nachdem die Tiere also schon mal da sind und ohnehin gebraucht werden (wobei der "Gebrauch" zugleich eine tiergerechte Haltung ist), ist es nur anständig, ihnen die Achtung zu erweisen und alle ihre Produkte vollständig zu verwerten. Der Kauf von Produkten, die aus einem solchen Wirtschaftssystem stammen, unterstützen also den Katastrophenschutz, den Landschaftserhalt, den Tierschutz und die Menschen, die viel Arbeit investieren um all das am Laufen zu halten. Baumwolle kommt zumeist aus Asien, wo Anbauflächen erst erschlossen werden müssen; der Umwelt- und Sozialstandards sind bestenfalls erbärmlich. Schlimmeres gilt nur noch für die Lederproduktion in Asien. Kunststoffe entstammen (mit wenigen Ausnahmen) der chemischen Industrie und verursachen in den Herstellungsländern (die sind ja nicht bei uns um die Ecke, sondern dort, wo man noch rumsauen und Leute vergiften darf) massive Probleme durch den Schadstoffausstoss. Auch wenn durch Gore-Tex und ähnliche Kombination von Kunststoffen versucht wird das Verhalten von Wolle zu imitieren, ist es doch so, dass diese High-Tech-Wunder nur in zwei Punkten die Wolle übertreffen: Die Wasserdichtheit (nur die sehr teuren Stoffe schaffen das) und Volumen (und somit auch das Gewicht). Bei der Haltbarkeit kommen sie aber mit Wolle nicht mit, das wiederum liegt daran, dass die Kunststoffe ausdünsten (juhu, was leckeres zum einatmen!) und dadurch nach einigen Jahren ihre Eigenschaften verlieren (unddicht und brüchig werden). Meiner Ansicht nach ist Wolle in Bezug auf Umweltschutz und Sozialverträglichkeit allen anderen Textilfasern überlegen. Meine letzen Einkäufe waren übrigens Leder vom Almrind und Wolle von Bergschafen. Und auch die bereits erwähnte Hose aus Biobaumwolle - aber wegen der habe ich ein bisschen ein schlechtes Gewissen.