Wenn wir die Theorie weiter verfolgen, dass mit erweiterter Trefferfläche die Panzerung immer dicker wird, können wir wohl davon ausgehen, dass bei den römischen Legionären, die ja grundsätzlich schwer gepanzert waren, Arme und Beine verbotene Trefferzone waren. Klingt unsinnig. Bei den Rittern gab es Regeln im Krieg, aber die haben noch gegen "Wilde" gekämpft, werden sich also um recht wenig gekümmert haben. Warum haben die das also gemacht? Darüber gibt es genügend Aufzeichnungen. Mit der Linken hält man den Schild nach vorn, die Rechte ist hinter dem Schild, nach vorn schaut erstmal nur die Speerspitze raus. Auf dem Kopf hat man einen Helm, weil man ja noch ab und zu mal raus schauen muss, um die Brust hat man einen Bänder oder Ringelpanzer, falls wirklich mal was am Schild vorbei kommt. Auch später dürfte das, mit kleinen Variationen, die Kampftaktik der Wahl gewesen sein. Auffällig ist auch, dass zu Kettenrüstung in der Regel ein Schild getragen wurde, je mehr Platten dazu kamen, desto kleiner wurde der Schild. Das dürfte der Fall gewesen sein, weil die meisten Soldaten schwach gerüstet waren, entsprechend die meisten Soldaten Waffen gegen schwach gerüstete Soldaten dabei hatten. Solche Waffen kommen durch eine Plattenrüstung nicht durch, wodurch Parieren seine Bedeutung verliert und auch Flankenangriffe ungefährlich werden. Und trotzdem gibt es genügend Abbildungen von voll gepanzerten Kriegern, die keine Handschuhe tragen. Sogar im Talhoffer. Und die beschriebene Technik richtet sich trotzdem gegen den Sehschlitz, nicht gegen die Hände. Tendenziell bin ich aber gegen Kämpfe mit beschränkter Trefferzone, da halt doch ein enormes Verletzungsrisiko daraus hervorgeht. Treffer gegen verbotene Trefferzonen sind für gewöhnlich absolut nicht abgebremst, vor Allem wenn die erlaubten Stellen gerüstet sind und man sich sicher fühlt(passiert auch mit Plastikschwertern gerne, weil man die mental als Spielzeug einstuft). Daher fangen viele plötzlich an, auf bizarre Art und Weise aufzurüsten, wenn sie mal was auf den Finger bekommen haben, statt ihren Arm nach hinten zu nehmen, was die richtige Reaktion darauf wäre. Da der Arm nun vollkommen gepanzert und unempfindlich ist, wird er nun noch viel weiter nach vorn gestreckt und geschwungen, kann ja nichts mehr passieren. Wegen der Rüstung besteht man dann aber auch darauf, dass Treffer auf diese Stelle nicht zählen. Treibt man das auf die Spitze, kommt man irgendwann beim Buhurt raus, was zugegeben einen mords Spaß macht. Aber dann ist man eben auch schon ganz weit vom frühen 13. Jahrhundert entfernt. Vielleicht sollte man einfach in freie Kampfdarstellung ohne echten Gewinner und Wettkämpfe trennen, hab ich mehr oder weniger jetzt auch gemacht. Einmal 1228, einmal 1380. Aber den Ansatz von Unified Weapons Master finde ich auch sehr interessant, eine moderne Rüstung, die Treffer per Computer analysiert. Nächstes Ding: Ich habe hier eine relativ geschichtsnahe Replik eines Textilpanzers, wie man sie als alleinige Rüstung getragen hat. Weil das Regelwerk in Ehrenberg mich weder darin, noch in blanker Kette kämpfen lassen wollte, musste ich mein Kettenhemd über dieses Teil drüber ziehen. Damit das überhaupt möglich war, musste ich so einen schönen 2,5kg Beutel Ringe und ein paar Reststücke komplett mit einarbeiten. Topfhelm zu Fuß war natürlich auch Pflicht, musste ja was geschmiedetes auf dem Kopf sein. Plötzlich hatte ich um die 35-40 Kilogramm Ausrüstung dabei und durfte dann noch eine Halbe Stunde so am Treffpunkt warten, nach einer halben Stunde Show gingen überhaupt erstmal die Kämpfe los. In der Zwischenzeit hatte ich mich schon um meinen Schild erleichtert, den ich nicht mehr halten konnte und durch das ständige hinknien und wieder aufstehen war mein linker Kettenbeinling vom Halter abgerissen und in den Diechling gerutscht, wodurch ich dieses Bein nicht mehr bewegen konnte. Ende vom Lied war, dass mir der Veranstalter eine Blondine zugewiesen hat, die mich erst auf dem Schlachtfeld mit Limo versorgen(alle anderen bekamen nur schluckweise Wasser), danach meine Waffen und den Helm zu meinem Zelt tragen und mir beim Umziehen helfen sollte und dann immer wieder vorbeikam um zu schauen ob mein Gesicht langsam eine gesündere Farbe annimmt. Ich möchte meinen, das war der realistischste Kampf an dem ich in meinen über 10 Jahren Schwertkampf teilgenommen habe. Und das, obwohl ich nicht einmal Feindkontakt hatte. Egal aus welcher Richtung ich an die Sache rangehe ich komme einfach nur auf die Lösung, dass man die Rüstung leicht und beweglich gehalten hat(Siehe auch Maurizius von Craun, der das direkt ausspricht), weil das eine viel höhere Lebensversicherung ist als eine schwere undurchdringliche Rüstung, mit der man dann eben in einen Fluss gerollt wird und untergeht. Sollte doch mal was durchkommen, ist es schön, nicht gleich durchbohrt zu werden. Ich kann mir auch vorstellen, dass es trotz kugelsicherer Weste nicht sonderlich angenehm ist, angeschossen zu werden. In einer realistischen Darstellung sollte so etwas halt doch berücksichtigt werden. Und ist doch auch gleich viel schöner.