Vorweg: Von mir aus darf man alles. Will man jedoch sehr nah an eine mögliche damalige Wirklichkeit wirds schwer. Und Esche ist ein klasse Bogenholz für Einsteiger, aber zu langsam für einen Profi. Das Holz hat nicht so einen schnelle "Rückstellgeschwindigkeit", wie andere Hölzer. Trotzdem kann man daraus schöne, ambientige Bögen bauen. Nun noch ein paar Kommentare aus der Tastatur eines Bogenverrückten:
Wie gross ist der optische Unterschied zwischen einen Bogen mit 50 Pfund und einem mit, sagen wir, 80 Pfund? Ich denke, wir werden auf Mäkten IMMER, insbesondere bei der Bewaffnung, Kompromisse für eine Darstellung eingehen müssen. [...] Grade im Anfängerbereich wäre doch eher ein Hinweis wie: "Ja, Bogenschütze geht, aber bedenkt dass man auf diesen und jenen Umstand hinweisen sollte." meines Erachtens nach Sinnvoller als einen interessierten Anfänger gleich mit reichlich "Du darfst nicht´s" zu verschrecken.
Ein großer Unterschied ist auch bei den Pfeilen zu sehen. Für einen 80# Bogen braucht man (Ich bleib mal der einfachheit halbe bei nem Selfbow (Vollholzbogen aus einem nicht verleimten Rohling) und zylindrischen Schäften. Diese sind dann im Schnitt, mal so grob überschlagen, Ausnahmen bestätigen die Regeln und so ... 1-1,5mm dicker, was eben so grob 10-15% ausmacht. Gleichzeitig sind die alten Bogenformen eben auf höhere Zuggewichte, als die für uns Homo sapiens buerostuhlicus leicht erlernbaren angepasst. Ein englischer Langbogen braucht ein gewisses Maß an Dick zu Breite, um schnelle Pfeile zu verschießen. Die Länge richtet sich grob nach der Auszugslänge des Schützen, und die Breite nach der Länge, damit der Bogen sich in die richtige Richtung biegt, und nicht zur Seite. Das ist für 80lbs einfacher im passenden Verhältniss zu realisieren, als für 50lbs. Man kann hier mit gebeizten Pappelschäften und anderen Tricks was rausschinden, aber da eine ähnliche Leistung aus dem Bogen zu kitzeln ist haarig.
Wobei ich mir ehrlich gesagt bei der Jagd in einem weitgehend unwegsamen Wald keinen Langbogen vorstellen kann. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren. Gruß, Gerald
Geht wunderbar. Ein Extrembeispiel wären hier mal die sehr fernen Japaner. Die haben mit ihren Bögen (über 2,2m lang) wunderbar gejagd und gefischt. Es geht. Auch heute gibt es im sportlichen Bereich Schützen, die mit recht langen Bögen wunderbar im Wald schießen. Es fordert die Koordination mehr, als ein kurzer Bogen.
Problem ist aber eher, das viele zu hohe Gewichte schießen. Ist ja sonst nicht männlich oder was. Für einen Jagtbogen reicht ein Zuggewicht bis 50 max 60 lbs absolut aus. Und das ist oberste Grenze für die Jagt. Ich schieße aber auch gerne mal hochpfündige Bögen. Aber damit hab ich nicht angefangen. Ich schieße Bogen seit ich gelernt habe zu laufen. Und ich schieße regelmäßig.
Ich bin kein Bogenjäger, lese trotzdem öfter in Bogenjagdbereichen von Bogenforen umher. Für Niederwild reichen auch 40lbs. Das europäische Problem sind Wildschweine und Bären. Die haben Speck unter dickem Fell, was eben fordert. Bei Schwarzkitteln kommt noch dazu, dass ihr Fell mit Matsch vom Suhlen verklebt ist. Diese Schicht nennen Jäger nicht umsonst "Schild." Für Schwarzkittel werden - je nach Auszug - um die 70lbs empfohlen, um auf der sicheren Seite zu sein. Niemand will die angeflickt und wütend auf sich zurasen haben. Bei diesem wehrhaften Wild ist man auch über jeden Meter Abstand froh. Und die erkauft man sich durch Training und Zuggewicht. Das sagt mein Internetquerlesehinterkopfhalbwissen.
Zum Zuggewicht: In Ländern mit erlaubter Bogenjagd ist 60# das Mindestzuggewicht
In den USA gibt es auch Untergrenzen. Diese liegen unterschiedlich, aber bei mindestens 35lbs, da man ein Reh mit sehr schweren Pfeilen (in relation zum Zuggewicht) und kurzer Schussdistanz sicher erlegen kann. Stimmt also nicht 100%ig, aber es bezieht sich auch auf glasfaserverstärkte Bögen. Diese sind nunmal effektiver, als reine Holzbögen. Hier mit der Spannkraft nach oben zu gehen ist für diverses Wild sehr ratsam.
und als Beispiel eines Recurve mit kurzem Auszug
Weil ich leider im Internet keine Abb. des frühmittelalterlichen Awaren aus der Wojwodina finde der weit hinter dem Hals ankert hier einige zeitgleiche Abbildungen des 7. und 8. JH aus dem mit ihnen eng verwandten und kriegstechnologische nahezu identen Kulturkreisen der Sassaniden, Sogdier, Chasaren und Göktürken. Soviel zum kurzen Auszug bei Recurve, denn die Künstler die diese Dinge geschaffen haben waren mit größter Wahrscheinlichkeit im Bogenkampf sehr versiert im Gegensatz zu Nonnen die wie viele andere vor ihnen und nach ihnen den skythischen Bogen aus den ihnen bekannten klassischen Werken abmalten/stickten etc..... P/ Noch dazu kann ich keinen Reflexbogen auf dem Teppich von Bayeux ausmachen. Vielleicht willst du uns hier ein Bildbeispiel bringen das uns einen solchen zeigt?! ?( [...]
Auszug ... Die gezeigten Links verweisen alle auf Völker, die den Hornkompositbogen hatten. Diese kann bei gleicher Bogenlänge deutlich weiter ausgezogen werden, als ein Holzbogen, der in Europa verwurzelter scheint. Nur so als Anmerkung. Wenn man die Form kopierte, kann man das Holzabbild des Hornbogens nicht so weit ausziehen. Ich halte es in meinem Bogenweltbild für plausibel, dass der Bogen rückimportiert wurde, und dann Holzkopien der Hornkompositbögen angefertig wurden. Ich habe allerdings keine Belege für diese These.
Tolle Diskussion, wir reden hier doch um Langbogenschützen in englischen Diensten? Wenn ich solch einen Bogenschützen darstellen möchte, so muß ich nicht unbedingt ein Profischütze ( = Berufssoldat ) sein. Laut dem Statut von Winchester aus 1258 musste jeder Grundbesitzer mit einem Einkommen von 2 bis 5 Pfund / Jahr bei Bedarf als Bogenschütze dienen. So eine arme S.. hat mit Sicherheit nicht täglich geübt um sich seinen Körper zu ruinieren und seinen König zu beglücken. Es hatte auch nicht jeder das gleiche Talent, gleich Kraft, Ergeiz usw. Die zogen vielleicht auch keine 100 Pfund. Die einzigen zweifelsfreien Bogenfunde stammen von der Mary Rose (15 und nen Keks )und stellen das Endergebniss einer kontinuierlichen Entwicklung im Bogenbau dar. Alles was davor war, Länge, Zuggewichte usw. bleibt nebulär. Auf dem Flaggschiff diente wohl eher die Elite ( Berufssoldat ) als der gezogene Zivilist, der sich in seiner Freizeit das Bogenschiessen anzueignen hatte.
Es wurde in England regelmäßig trainiert. Sonntags nach der Kirche. Da die Menschen früher mehr Körperlich arbeiteten, war auch eine andere "Grundfitness" vorhanden und bei einer guten Technik sind 100lbs nicht schädlich für den Körper, bzw nicht schädlicher als andere körperliche Arbeit.
Nö, ich versuche hier nur zu wiederlegen dass alle Bögen "skythischen" Typs eine so enorme Stärke gehabt hätten dass man sie unmöglich weiter als bis zum Oberarm ziehen konnte,[...]
Skythen, okay, Skythen! Es gibt einen Nachbau nach originalmaßen, Formen und mit originalnahen Materialien von einem Bogen, der in ner chinesischen Wüste in erstaunlich gutem Zustand für 3000 Jahre Alter ausgebuddelt wurde. (Stichwirt: "Yanghai") Diese "stackt" ab 27" Auszug fürchterlich, und hat bei 28" ein Zuggewicht von über 100lbs. Es handelt sich dabei um einen zweifelsfrei skythischen Hornbogen, die nur im Osten des Skythischen "Reichs" (kann man das so nennen?) gefunden wurden. In den westlicheren Kurghanen hat man *nur* Bögen aus Holzlaminaten gefunden. Davon gibt es eine Rekonstruktion von Michael Bittl, die man 22" weit ausziehen kann, und der dort 70lbs stark ist. Allgemein ist das skythische Bogendesign wahrscheinlicher für einen "halben Auszug" optimiert, als für einen bis zum Mundwinkel, oder sogar Ohr. Kurze Pfeile haben auch Vorteile. Trotzdem bleibt die Möglichkeit offen, dass es nur Grabbeigaben waren, weil die Hornbögen zu wertvoll waren, um sie dem Toten mitzugeben, und möglicherweise hatte man auch Angst vor Wiedergängern... Zweifel über Zweifel. Trotzdem gibt es bei den Nordamerikanischen Ureinwohnern verblüffend ähnliche Bogenformen, die eben mit kurzem Auszug geschossen werden.