Wilfried
Well-known member
Immer wieder tauchen die Fragen auf: Wie sieht ein "englischer/xy " Bogenschütze aus? Ich schieße gern Bogen und möchte einen Bogenschützen darstellen, wie kann ich das? Ich habe einen Bogen und möchte diesen in meine Darstellung einbauen ... Liebe Anfänger, liebe erfahrene User, der normle Mitteleuropäer, der einen normalen modernen Bogen von bis zu 50 englischen Pfund schießen kann, kann keinen irgendwie gearteten mittelalterlichen Bogennutzer darstellen, geschweige denn einen Kriegsbogenschützen irgendeiner Armee des Mittelalters. Es gibt nämlich keinen Beleg dafür, das diese Leute Bögen unterhalb eines Jagdlichen Zuggewichts von 60 englischen Pfund Zuggewicht geschossen haben, es wird keinen geben, denn das ist so ziemlich das Zuggewicht, das man braucht, um ein Reh auf die Decke zu legen. Es gibt keinen Beleg dafür, das die Langbögen dieser Leute nicht aus Eibe oder Goldregen waren, somit kann niemand seinen Eschen oder sonstwas Bogen als mittelalterlich verkaufen. Als "nachempfunden " in einer anderen Darstellung, ja, als Zentralelement ist es einfach lächerlich. Ungefähr so glaubhaft, wie ein Hammer aus Holz, grau angestrichen , bei einem Schmied. Die Bögen auf Früh/Hochmittelalterlichen Miniaturen , einschließlich des Teppichs von Bayeux, sind Recurve bzw Reiterbögen mit einem kurzen Auszug bis ~ Mitte Oberarm, was da dann gezogen wurde, um auf die nötige wirksame Pfeilgeschwindigkeit zu kommen, kann sich jeder leicht selbst ausrechnen, die Miniaturen übertreiben in der Dicke der Bögen durchaus nicht , wir reden da dann von ~100# @28"oder 70-80#@24" Klassische Langbögen sind eigentlich nur für den skandinavisch beeinflußten Raum sowie England und Wales nachgewiesen. Und da erst seit dem 12. Jhdt. . Im mitteleuropäischen Raum klafft zwischen den Alamannenbögen um 500 n.Chr bis zum "alten Pogen" "Hohenaschaubogen " von 1480 eine Lücke, in der nur die skandinavisch anmutenden Bögen aus Friesland und von der Burg Elmendorf auftauchen. Alles Eibenbögen höheren Zuggewichts. Der Hohenaschaubogen ist wahrscheinlich aus Goldregen, obwohl hier auch Esche von Fachleuten ins Gespräch gebracht wird. Die Recurve Bögen der Miniaturen des Frühmittelalters könnten, Vermutung und durch nichts bewiesen, aus Holunder sein, allerdings deuten Farbgebung und Bogendicke dies an. Es kann zwar vermutet werden, das auch anderes Holz als Eibe verbaut wurde, und es spricht nichts dagegen, mit einem "middelalderlichen Bogen" in Gewandung zu schießen, aber mir klappt es die Fußnägel hoch und ich empfinde es als Veralbern der Gäste auf Veranstaltungen jeder Art, Eschen oder sonstwas Bögen mit schwachem Zuggewicht als "mittelalterlich " zu verkaufen. "Die sahen so ähnlich aus und waren ~doppelt so stark und aus Eibe " , das lasse ich mir denn von einem Darsteller, der keinen Bogenschützen darstellt, noch gefallen. Man will ja auch Spaß im Hobby, und da gehört Bogenschießen für viele auch dazu. Und ein 1:1 Modell aus einem "modernen" Werrkstoff, und Esche etc sind moderne Wekstoffe ,sind nun allemal besser als ein FITA -Bogen. Es sticht nicht so bös ins Auge. Aber eine halbwegs stimmige Darstellung als "Jäger" "xy-Bogenschütze" ist meiner Meinung nach ohne 60#+ Bogen nicht glaubhaft. Es wird dem Gast nämlich ein vollkommen falsches Bild vermittelt, und damit hat sowas im Living-History o.ä. nichts verloren. Wenn, dann stellt irgendjemanden dar, Landwirt, servi , o.ä., da geht dann eventuell auch schwächeres aus was anderem als Eibe, zum Vertreiben von Raubzeug aller Art. DAS wäre dann aber in keiner Weise belegt !!!