Gerald der Uhl zu Wilhaim
Well-known member
O.T. Gab es denn in dieser Zeit auf Klosterbaustellen oder in Dörfern Bettler ? Ich war immer der Ansicht Bettler sind eine Erscheinung der Städte.
Ein "Armer" im Sinne des Klosterplanes ist also nicht notwendigerweise ein Bettler, der auf Almosen angewiesen ist, sondern schlicht eine Person mit niederem gesellschaftlichen Rang, die man nicht gemeinsam mit den vornehmen Gästen nördlich der Kirche unterbringen kann. Freilich gab es auch im FMA schon Bettler. P. Riché (Die Welt der Karolinger 1984, 293-296) spricht sogar von einer regelrechten Bettlerplage, die vor Kirchen und Klöstern um Geld und Brot betteln. Allerdings meinen die Quellen dabei körperlich und geistig Behinderte, Alte, Kranke und Witwen - Menschen also, die aus verschiedenen Gründen offensichtlich nicht mehr durch eingene Arbeit für ihren Lebensunterhalt sorgen können und deshalb die Mildtätigkeit der Gläubigen verdienen. Ein verarmter, aber arbeitsfähiger Freier hätte jederzeit die Möglichkeit gehabt, sich selbst als servus dem Kloster zu übergeben, so dass der Konvent für seinen Lebensunterhalt aufkommt. Und gerade in der vom Campus Galli dargestellten Gründungsphase dürfte jede Hand willkommen gewesen sein. Die Frage ist eigentlich falsch gestellt. Nicht ob es schon Bettler im FMA gab sollte man fragen, sondern vielmehr welchen Zweck die Darstellung eines Bettlers auf dem Campus Galli eigentlich verfolgt - inhaltlich wie wirtschaftlich. Unter museumspädagogischen Aspekten wäre es sicherlich interessant, die Aufmerksamkeit der Besucher auf eine Randgruppe zu lenken, insbesondere da prekäre Lebensverhältnisse und drohender sozialer Abstieg sehr aktuelle Themen der Gegenwart sind. Mich beschleicht der leise Verdacht, dass die Einführung des Bettlers ganz andere Gründe hat. Der Campus Galli ist bisher nicht unbedingt durch ausgefeilte museumspädaogische Konzepte aufgefallen, sondern im Gegenteil durch ein recht mageres Gesamtangebot, so dass in der ersten Saison lediglich 43 % des Besucher-Solls erreicht wurden. Ich tippe daher darauf, dass sich die Macher auf der Suche nach günstigen und schnell umsetzbaren Attraktionen Anregungen auf Mittelaltermärkten geholt haben. Dort gibt es ja schon lange den einen oder anderen Bettler-Darsteller. Freilich zeichnen sich diese Darstellungen eher durch eine sehr klischeehafte Charakterzeichnung aus, die deutlich ins Komische tendiert. Die glaubwürdige Darstellung eines körperlich oder geistig Behinderten, welche die Würde von Behinderung betroffenen Menschen wahrt und gleichzeitig fundiert über die historischen Zusammenhänge informiert ist da eine ganz andere Herausforderung und man darf gespannt sein, ob der Campus Galli dieser Aufgabe gerecht wird. Allzuviel Hoffnung mache ich mir aber nicht, denn der "Bettler" soll ja laut Trägerverein von den Almosen auch tatsächlich leben, also kein Gehalt für seine Darstellung beziehen. Das ist m. E. ein mehr als deutlicher Hinweis, dass es um ein billiges Spektakel für Besucher geht. Mal davon abgesehen, dass man die Frage stellen kann, ob ein solch zynisches Vorgehen nicht schon menschenverachtende Züge trägt. Billig ist im Bezug auf die Mitarbeiter aber ein gutes Stichwort. Aus einem Blogbeitrag aus dem Umfeld des Campus Galli kann man schließen, dass die vielen 1-Euro-Jobber, welche die erste Saison einen erheblichen Anteil der Arbeiter ausgemacht haben, mittlerweile wieder in die Arbeitslosigkeit entlassen wurden oder - technisch korrekt - die Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandentschädigung für sie beendet ist. Dafür kommen jetzt neue Langzeitarbeitslose auf den Campus Galli - und den Trägerverein kostet das keinen Cent. Ich erlaube mir, dazu auf ein Facebook-Posting hinzweisen, in dem ich den Sachverhalt beleuchte.Im Früh- und HochMA versuchten Zeitgenossen, die Struktur ihrer Ges.[ellschaft] mit dem Gegensatzpaar »potens-pauper« zu erfassen. Sie verstanden unter P. nicht in erster Linie die ökonom. Schwachen, sondern diejenigen, die dem Zugriff des polit. Mächtigen ausgeliefert waren. Zu ihnen gehörten die wirtschaftl. Unvermögenden, jedoch auch Personen, die über Güter verfügten, aber nicht die Macht besaßen, sich selbst zu schützen, sondern auf den Schutz des Kg.s oder eines Großen des Reiches angewiesen waren. (LexMA 6, 1829-1830)
Hey mein Guter, die Forensprache ist Deutsch. Habe mindestens 5 Minuten gebraucht bis ich dahinter gekommen bin, was du mit "Schdroos" meinst Ok, Dialekt ist nicht so meins 8|Hauptsach, die Kinner sinn vun de Schdroos fort!
Zum Ende der Ausstellung sollen Faksimiles des Book of Kells (um 800), das Evangeliar Heinrichs des Löwen (12. Jh.), das Turin-Mailänder Stundenbuch (Ende 14./Anfang 15. Jh.) und das Très riches heures des Duc de Berry (ca. 1410-1416) an den Leiter des Trägervereins Bert M. Geurten übergeben werden. Die Bücher sollen den Grundstock der zukünftigen Bibliothek des Klosternachbaus aus der Karolingerzeit bilden. Daneben wusste der Wissenschaftliche Beirat auch davon zu berichten, dass sich neben der Holzkirche und der Scheune nun auch das erste Steingebäude des Klosterplanes in Vorbereitung befinde.... die Bedeutung der karolingischen Renaissance für die Entwicklung der abendländischen Buchkultur deutlich machen. "Unter dem Einfluss der kultur- und schriftlosen Germanen und des introvertierten und jenseits-gerichteten frühen Christentums schlossen Schulen und Bibliotheken, Thermen und Theater." Dies änderte sich unter Karl dem Großen.
Herr Geurten baut eine Mittelalterstadt - in echt! Lange galt das Mittelalter als finster und rückständig. Heute weiß man: die Menschen waren damals sehr erfindungsreich und fortschrittlich. Im badischen Meßkirch haben im letzten Jahr die Bauarbeiten für die karolingische Klosterstadt Campus Galli begonnen. Der Studiogast Bert M. Geurten ist der Erfinder und Leiter des Bauprojekts. Er wird mit seinen Mitarbeitern eine Klosterstadt nach einem Bauplan bauen, der seit 1.200 Jahren in Museumsarchiven schlummert. Ein Abenteuer, denn die Klosterstadt wird nur mit den Mitteln gebaut, die im neunten Jahrhundert zur Verfügung standen. Selbst die Erze für das Metall, das gebraucht wird, soll vor Ort gewonnen werden. „Die Menschen haben damals mit einfachen Dingen großartiges geleistet“, sagt Bert M. Geurten. Nicht nur baulich wurden im Mittelalter Fortschritte gemacht. Die Stadtbewohner erhielten freiheitliche Bürgerrechte und das globale Wirtschafts- und Finanzsystem, in dem die Menschen heute leben, nahm seinen Anfang. Aber wer weiß schon, dass im Mittelalter auf deutschem Boden ein Papst gewählt wurde und der erste mobile Pizzaservice entstand? Darüber erzählt bei „Planet Wissen“ der Historiker und Autor Henry Gerlach. Er lebt in Konstanz, wo das Weltereignis des Mittelalters stattfand. Das Konstanzer Konzil ( 1414–1418 ) hat viele Weichen gelegt für die Kirche und Politik von heute. (Text: SWR) SWR Di 22.04. 13:15 Uhr BRα Di 22.04. 15:00 Uhr SR Mi 23.04. 05:00 Uhr WDR Mi 23.04. 15:00 Uhr Eins plus Mi 23.04. 16:00 Uhr
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