Dunkle Wolken über der Klosterstadt: Mittelalter-Projekt des Alsdorfers Bert Geurten steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Meßkirch muss 170.000 Euro nachschießen. Meßkirch/Alsdorf. Nur drei Monate nach dem Baustart des „Campus Galli“ sind über dem Mittelalter-Projekt des Alsdorfers Bert Geurten dunkle Wolken aufgezogen. Denn trotz üppiger Anschubfinanzierung ist den Zeitreisenden vom Bodensee bereits das Geld ausgegangen. [...] Zunächst hatte es auch danach ausgesehen, als seien zumindest die ersten drei Jahre des Abenteuers gesichert [...] Doch der bisherige Baustellentourismus hinkt den Planungen weit hinterher: In Meßkirch, auch sonst nicht gerade eine touristische Hochburg, konnte man soeben erst den 12.000. Gast begrüßen. Weil die ursprünglich für Mai geplante Eröffnung der Baustelle auf den 22. Juni verschoben werden musste, habe man keine Bustouristen mehr anwerben können, nennt Initiator Bert Geurten einen der Gründe für die Finanzmisere. „Es war jedem klar, dass man im ersten Jahr keinen Gewinn machen kann. Da ist die Stadt jetzt gefordert.“ Die Begeisterung im Meßkircher Rathaus dürfte sich in Grenzen gehalten haben, nachdem Geurten noch zwei Tage vor der Eröffnung im Juni in einem Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“ verkündet hatte: „Ich kalkuliere für die erste Saison mit 250 Besuchern täglich.“ Dann könne seine Klosterstadt Ende des Jahres eine „schwarze Null“ schreiben. Die guten Vorsätze hielten gerade mal bis September. Dann kam der Hilferuf: Konkret brauche die Klosterstadt 50.000 Euro Soforthilfe sowie weitere 210.000 Euro, um für den Rest des Jahres über die Runden zu kommen, konnten die erstaunten Meßkircher im September im Lokalteil ihrer Zeitung lesen. Und das, obwohl bereits am 11. November auf der Baustelle die Winterpause beginnt. [...] Es könne nicht sein, „dass die Stadt da zigtausende Euro in den Sand setzt“, soll sich ein Gemeinderatsmitglied nichtöffentlich echauffiert haben. Im Amtsblatt der Stadt vom 27. September kündigte der Bürgermeister dem „Kloster-Flüsterer“ daraufhin „angemessene Konsequenzen“ an. Letztlich stimmte der Gemeinderat aber mehrheitlich zu: Die beantragten 50.000 Euro Soforthilfe wurden gewährt. Das war am 17. Septem- ber. Am 15. Oktober legte die Bürgervertretung in einer ebenfalls nicht-öffentlichen Sitzung nach und sagte Bert Geurten für sein Klosterstadtprojekt in diesem Jahr einen Nachschlag von 170.000 Euro und für das nächste Jahr weitere 15.000 Euro zu. [...] Auch die Mitglieder einschlägiger Mittelalter-Foren im Internet wie hiltibold.blogspot.de übertreffen sich mit Kritik am „Campus Galli“. Bert Geurten: „Die Blogs lese ich nicht mehr. Das sind alles Neider. Die sind so widerlich und so hinterhältig.“ Die von ihm befragten Baustellen-Besucher seien mit dem Gebotenen durchweg zufrieden. Es gibt allerdings auch Gäste, die anderer Meinung sind. „Es ist eine Baustelle, die keine Baustelle ist, weil nichts gebaut wird“, kritisiert eine Insiderin, die namentlich nicht in der Zeitung genannt werden möchte. „Da durchzugehen und jemandem zuzusehen, der ein Brett durchsägt, ist nicht so spannend.“ Wo ist der Bauantrag? Dass auf der Baustelle längst nicht alles rund läuft, verdeutlicht ein weiteres Beispiel: Der zuletzt für September angekündigte Bau einer kleinen Holzkapelle, die die Handwerker als erstes Bauwerk in Angriff nehmen wollten, wird wohl erst im kommenden Jahr beginnen. Das 11,5 mal 6,5 Meter große Bethäuschen soll der Vorläufer der Steinbasilika werden, in der einmal Platz für 2000 Menschen sein wird. Der Bauantrag sei gestellt, berichtet Bert Geurten, auf der Baustelle sei man bereits dabei, die Balken für das Kirchlein zurechtzusägen. Seltsam nur, dass beim Zuständigen [sic] Landratsamt in Sigmaringen niemand von dem Vorgang weiß. Lars Patrick Berg, Sprecher der Behörde, teilte am Montag auf Anfrage schriftlich mit: „Anträge auf Erteilung einer baurechtlichen Genehmigung, namentlich der angesprochenen Kirche/Kapelle, liegen hier bis heute nicht vor. Im Gegenteil: Herr Geurten hat beim Fachbereich Recht und Ordnung im Landratsamt Sigmaringen eine gaststättenrechtliche Erlaubnis beantragt. Nachdem kein Gebäude ersichtlich war, für das eine solche Genehmigung hätte erteilt werden können, wurde Herr Geurten gebeten, einen entsprechenden baurechtlichen Genehmigungsantrag einzureichen, bis heute trotz Mahnung Fehlanzeige.“ [...]