Bei dem Thema scheint es, obwohl es außer dem Fernsehen noch viele andere (bessere) Informationsquellen gibt, ganz heftig durcheinander zu gehen. Daher möchte ich mal ein paar Fakten richtigstellen: Damast, wie er im Europa des frühen Mittelalters hergestellt wurde, ist ein sog. Schweißverbundstahl. Er besteht NICHT zwangsläufig aus harten und weichen Schichten. Man könnte ihn so herstellen, aber dann wäre er für Klingen nicht geeignet, weil er dann u.U. in der Schneide im Gebrauch wellenförmig verschleißen würde. Daher nimmt man solche Damaste als Dekor, z.B. bei einer Dreilagenklinge als äußere Schichten. Die Schneidlage besteht dann aus einem gut härtbaren Stahl. Damast aus harten und weichen Schichten könnte nur entstehen, wenn die einzelnen Lagen recht dick wären UND wenn er nur wenigen Feuerschweiß-Zyklen ausgesetzt war. In dünnen Stahllagen gleicht sich bei Temperaturen oberhalb von ca. 900°C der Kohlenstoffgehalt durch Diffusion aus. Dieser Ausgleich wird um so gleichmäßiger, je mehr Schweißungen ausgeführt wurden. Verwendet man unterschiedliche Stahllegierungen, dann kann man diese nach der Fertigstellung der Klinge durch ein ätzendes Bad in ihrer Struktur darstellen. Ob in Damaskus jemals Klingen in nennenswerten Mengen hergestellt wurden, ist nicht sicher. Jedoch war Damaskus im frühen Mittelalter ein wichtiger Handelsort, an dem auch Waren aus Indien verkauft wurden. Es spricht manches dafür, dass indischer Tiegeldamast (auch als Wootz, Kristallisations- oder Schmelzdamast bezeichnet) hier verkauft wurde. Die Legende vom "Damast-Erz", das irgendwann einmal erschöpft war, ist sicher Unfug, soweit damit Damaskus gemeint war. Da aber bei der Herstellung von Wootz als Kristallisationsbildner bestimmte Metalle (z.B. Vanadium) zugesetzt wurden, wäre es denkbar, dass eine solche Quelle in Indien erschöpft gewesen sein könnte. Japanische Klingen wurden NICHT aus Damast hergestellt, wenngleich der verwendete Stahl durch mehrfaches Falten und Verschweißen gereinigt und verfeinert wurde. Man nennt diesen Vorgang "Raffinieren", und der so erzeugte Raffinierstahl wurde eben nicht mit einem Stahl anderer Legierung, sondern mit sich selbst verschweißt. Wird ein solcher Stahl geätzt, dann zeigt sich keine deutlich kontrastierende Struktur. Der Grund für dieses Verfahren in Japan ist der Gleiche wie für jenes der Europäer (etwa 9 bis10 Jahrhunderte früher): es ging um die Reinigung und Homogenisierung des Roheisens, das aus dem Rennofen kam. Daher kann man sagen, dass mit der Erzeugung von gutem, reinem Mono-Stahl Arbeit eingespart wurde, ABER das war ein viel geringerer Unterschied, als häufig vermutet wird. Alle Stähle waren nach heutigen Vorstellungen unrein, daher konnte man auf das Falten und Feuerschweißen nicht verzichten. Damaststahl - auch der heute hergestellte - hat keine besseren Eigenschaften als die bei seiner Herstellung verwendeten Stahlkomponenten. Er lässt sich nicht höher härten und ist nicht schnitthaltiger. Er ist auch nicht flexibler, aber er kann in technischer Hinsicht mit guten Monostählen mithalten und ist optisch einfach attraktiv. Die Zahl der Lagen verbessert die technische Qualität eines Damasts nicht. Die Römer waren ausgezeichnete Schmiede und Metallkünstler und stellten früh schon Damast her. Zwar haben sie ihr GLADIUS von den Ibero-Kelten übernommen und sicher auch Waffen von den Kelten gekauft, aber die römischen Kriegserfolge wären ohne eine existierende eigene Produktion und Versorgung mit funktionierenden Waffen nicht möglich gewesen. Freundliche Grüße Jean