"Das böse Wort mit A" - lesenswerter Blogbeitrag

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Mal so als metaphysischer Gedanke: Wenn man das Hobby ohne Vermittlungsanspruch ganz für sich betreibt, sollte man dann nicht dieselben Kriterien für sich, wie für ein Publikum anlegen? Dann wird aus "Ich verarsche das Publikum nicht." eben "Ich verarsche mich nicht selbst." Und schon greift der Artikel wieder. ;)
 
Mal so als metaphysischer Gedanke: Wenn man das Hobby ohne Vermittlungsanspruch ganz für sich betreibt, sollte man dann nicht dieselben Kriterien für sich, wie für ein Publikum anlegen? Dann wird aus "Ich verarsche das Publikum nicht." eben "Ich verarsche mich nicht selbst." Und schon greift der Artikel wieder. ;)
An sich hast Du recht, aber wenn man das Hobby vielleicht wirklich nur auf internen / privaten Veranstaltungen und/oder Treffen ohne Publikum betreibt? Oder auch nur, weil man Spaß am Verkleiden oder am dazugehörigen Handwerk oder den Handarbeiten hat? Der persönliche Anspruch muss dann ja nicht der sein, alles zu 120 % "richtig" zu machen. Finde ich ...
 
Oder auch nur, weil man Spaß am Verkleiden oder am dazugehörigen Handwerk oder den Handarbeiten hat? Der persönliche Anspruch muss dann ja nicht der sein, alles zu 120 % "richtig" zu machen.Finde ich ...
Ich finde auch nicht, dass man in der Ausführung alles richtig machen muss, aber man sollte sich der eigenen Ziele und Methoden und vor allem deren Grenzen, bewusst sein. Um sich eben nicht selbst zu verarschen. Mir persönlich geht es inzwischen oft gar nicht mehr um die konkrete Ausrüstung (da kritisieren meist schon genug andere, bis ich dann mal dazu komme). Was mich persönlich auf die Palme treibt sind Geschichtsbild und Geschichtsbewusstsein vieler Leute, die "Mittelalter machen". Denn all die Aussagen im Artikel: Zum Wissen über Vergangenheit, der Wichtigkeit von wissenschaftlichem Vorgehen und Forschung zum Erhalt eines möglichst wahrscheinlichem Bild und der Begrenztheit des eigenen Fokus. Diese Aussagen gelten für die eigene Vorstellung und das Denken über die Epoche ja genau so, wie für die materielle Ausstattung. Und wer beim eigenen Denken diese Konzepte, trotz Kenntnis, Rat und Info-Möglichkeiten dazu ablehnt oder eben nicht bewusst macht, der verarscht sich aus meiner Sicht selbst. Nicht bei der Handnaht, nicht bei der Form des Schwertgriffs, nicht im konkreten Gespräch mit dem Publikum, sondern beim Denken, beim Reden, beim Schreiben. Ohne Vermittlungsabsicht macht man vielleicht nichts (oder nicht viel) kaputt, aber man macht aus meiner Sicht eben doch etwas falsch. Ich weiß aber auch, dass solche Dinge noch viel schwieriger zu verbessern sind, als irgendwelche Ausstattungsgegenstände. Es ist auch nicht selbstverständlich, dass man das eigene Denken und das eigene Geschichtsbild derart reflektiert. Auch nicht bei Leuten, die Geschichte studieren. Aber ich glaube, dass die entsprechenden Vorgehensweisen unabhängig vom Themenfeld die Welt zu einem besseren Ort machen würden. Große Worte für ein kleines Nischenhobby. Aber jeder hat so seine kleinen Feel-Good-Illusionen. :saint:
 
Die meisten "mittelalter"-Darstellungen sind nur deshalb so falsch, weil den Leuten kein besseres Bild vermittelt wird. Wer sich für das Hobby interessiert, steigt doch zumeist durch Mittelaltermärkte ein, und die Meisten (zumindest in meinem näheren Umfeld) gehen vorderhand davon aus, dass dieses Bild stimmt. Es ist nunmal nicht jedes Menschen Herangehensweise, alles kritisch nach Beweis und Quelle zu hinterfragen. Auf solchen Veranstaltungen gibt es einerseits Darsteller und Besucher. Der Besucher, neu im Hobby, glaubt, dass die Darsteller das Mittelalter "darstellen". Ich denke nun, dass genau da der Blogartikel einsetzt: Wer etwas darstellen will, sollte reflektieren, ob es denn auch richtig ist. Leider ist das ganze ein Teufelskreis. Wenn viele Leute falsche Darstellungen zeigen, wird das von noch mehr Einsteigern als "Wahrheit" aufgefasst und unter Umständen selbst umgesetzt. Ich denke, die meisten Mitglieder dieser Diskussion sind mit ihrer Darstellung bestrebt, möglichst genau an ihr Vorbild ran zu gehen. Für mich scheint es, als wolle dieser Artikel besonders diejenigen ansprechen, die dieses Ziel NOCH nicht verfolgen.
 
Es ist nunmal nicht jedes Menschen Herangehensweise, alles kritisch nach Beweis und Quelle zu hinterfragen.
Das sollte es aber sein. Nicht nur im Hobby, aber natürlich auch da. In Zeiten der Informationsflut aus dem Internet ist es mittlerweile wirklich schon überlebensnotwendig, jede Information die man bekommt erstmal kritisch zu hinterfragen und zu überprüfen. Tut man dies nicht gerät man viel zu schnell auf den Holzweg und ist evtl. sogar in Gefahr von wenig wohlmeinenden Individuen instrumentalisiert zu werden. Um aufs Hobby zurückzukommen: Recherche und Quellenkritik gehören nun mal zu unserem Hobby zwingend dazu und machen für die meisten auch durchaus einen Teil des Reizes aus den die Beschäftigung mit Geschichte ausübt.
 
Ich würde mal soweit gehen und sagen das die Auseinandersetzung mit Quellen und das drumherum (soziologisch, anthropologisch, etc.) ist der Kern des Ganzen. Ansonsten ist es schlicht Karneval oder - wenn finanzstark - Kostümcampen.
 
Das sollte es aber sein.
Ich würde mal soweit gehen und sagen das die Auseinandersetzung mit Quellen und das drumherum (soziologisch, anthropologisch, etc.) ist der Kern des Ganzen. Ansonsten ist es schlicht Karneval oder - wenn finanzstark - Kostümcampen.
Da bin ich in jeder Hinsicht eurer Meinung und ist es auch mein Wunsch, das so zu vermitteln. Ohne Quellenarbeit und Recherche geht gar nichts, das ist richtig. Und es sollte für Darsteller auch ein Ziel sein, das an die Besucher weiterzugeben, sprich auf Quellen zu verweisen, zur Literaturrecherche anzuregen.
Es ist nunmal nicht jedes Menschen Herangehensweise, alles kritisch nach Beweis und Quelle zu hinterfragen.
Dieses Problem wird man leider nicht so schnell ausmerzen können. Die meisten Leute sind von einem Ragnar Lothbrok ala Vikings leider mehr angetan, als von einem Harald Godwinson vom Teppich von Bayeux. Werden "bekannte" und als "richtig" geglaubte Bilder nur sehr schwer entfernt. Laufen dann noch ein paar in Fell und Leder verpackte Streitaxtkämpfer auf dem Markt rum, wird das Bild perfekt. Die tatsächliche Schönheit einer am original orientierten Darstellung zeigt sich eben erst nach der Beschäftigung mit ebendieser.
 
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Aber letztlich kommt es darauf an, wie die Darstellung verkauft und nach außen verkörpert wird. Man sollte schon ehrlich sein und wenn man das ganze vor Publikum macht, dann bitte auch richtig. Oder wenn nicht, dann ehrlich sein und sagen, dass es eben nicht ganz authentisch ist. Oder, wie in dem von mir erwähnten Fall, was man für sich macht und ohne Publikum und Lehrauftrag, das darf ja wohl so aussehen, wie man es selber gerne hat. Und DAS darf auch Fantasy sein. Wäre ja noch schöner, wenn ich für ALLES was ich im Zusammenhang mit dem Mittelalterhobby mache, auch zu 100 % belegen muss.
 
.... was ich damit sagen will, wenn ich mir Socken aus handgesponnener Skuddenwolle, die ich mit Ostereierfarben rosa gefärbt habe, in einem nachgewiesenen Stich nadelbinde, sind es immer noch nadelgebundene Socken. Ich kann der Nachbarin/Kollegin oder wem auch immer stundenlange Vorträge über Spinnwirtel, Schafe, Handspinnen, Nadelbinden, Pflanzenfarben und Socken im Mittelalter erzählen und meine leuchtend rosa Socken als Beispiel vorzeigen. Und eben sagen, dass ich diese eben so in der Farbe mag und sie auch gerne tragen - in der Darstellungen aber genauso solche Socken eben nicht in der Farbe hätte. Deswegen habe ich meinen Bildungsauftrag aber trotzdem erfüllt.
 
hey. bin noch neu hier und wenn ich mich mal im thema verhau oder es woanders besser aufgehoben währe sagt beschied. habe hier noch nicht alles durchforstet. zuerst mal tolles thema über das man bücher schreiben kann... die sache mit der authentik ist nicht leicht. Ich bin mal grundlegend der meinung (persönlich) das es betimmte darstellungen gibt die an einer perfekt abgestimmten auslage nicht vorbeikommen. Gerade Ritter, Templer und generell Armee beteiligte unterliegen ja einer generellen ,,kleidervorschrift,, ihrer herren, könige häuptlinge etc. Sobald es in einen bereich geht der weniger einem herren unterstellt ist ( bauern handwerker etc glaube ich das die persönliche note nicht nur eine mode frage der derzeitigen zeit ist sondern auch eine entscheidung des indiviuums... das ein bauer nicht die kleidung des adels trug mag sein aber das schnittmuster wird man ja an die eigenen anforderungen und vorlieben anpassen... Auch wenn man hier ebenfalls unterschiedliche leute hatte die ein gewisses modisches bedürfniss hatten und in der gesellschaft angepassst sein wollten und solche dennen das herzlich wurscht war... denke ich... dann ist da die große frage stelle ich jemanden aus der geschichte dar der bereits existiert hat oder mich selbst wie ich in dieser zeit gehandelt hätte? dann die frage ( vermutlich gerade im wiki, germanen kelten bereich ) habe ich handel getrieben? plünderungen vollzogen? ich denke das es jedem noch so strengen authentik-muss-mensch schwerfällt einen wikinger zu sagen das er die erbeutete waffe oder kleidung nicht nutzen darf... Ich glaube persönlich das man sich diese fragen erst mal beantworten sollte bevor man sich gedanken über ,,authentik,, macht. die frage nach dem jeweilligen jahrhundert finde ich manchmal auch überzogen denn meiner eigenen krativität steht ja eigentlich nichts im weg... warum nicht mal was älteres trage?? oder was erfinden? nur so am rande auch heutzutage gibt es veranstaltungen an dennen bewusst alte kleidung getragen wird die schon einige jahrhunderte überholt wahr... :keule1 :p :D :D :D :D wink mit dem zaunpfahl... aber damit möchte ich nur die richtigen harten authentik nazis etwas vom pferd holen ... ;-) was natürlich streng bewertet werden kann ist die material und herstellungsverfahrens frage aber hier wie oben so schön erwähnt finde ich auch das die ehrlichkeit und das fachwissen das ich dem besucher mitgeben kann ÜBER der authentik des produktes steht... denn was ist schon authentisch und nicht schon halb verrotet in irgend nem museum ... ;-) ich hoffe ich habe das thema nicht verfehlt und wenn doch sagt mir bitte wohin ich diesen eintrag lieber packe dann kopier ich in und lösche das hier. wie es befohlen wird Danke für dieses tolle forum und die tollen themen GRÜßE
 
Eine gewisse Individualität ist damals eine Zwangsläufigkeit gewesen. Wo wir heute eine Jeans kaufen, die industriell in tausendfacher Ausfertigung 1:1 gleich existiert, gab es diese Möglichkeit damals noch nicht. Die meisten Kleidungsstücke wurden von der Dame des Hauses per Hand gefertigt, maßgeschneidert passend für Ihren zukünftigen Besitzer. Das grobe Schnittmuster war regional und durch die Epoche als 'Mode' vorgegeben, und dennoch war jedes Teil ein Einzelstück mit individuellen Varianzen. Von daher kommt es stark darauf an, ob Du eine XXX-zeitliche (!) Darstellung anstrebst, oder eine 100%-ig korrekte 1:1 Rekonstruktion eines existierenden Fundes. Letzteres ist nur bei einer größtmöglicher Annäherung an das Original überzeugend. Bei ersterem hingegen können Schnitt, Farben, Nähte, Details sich individuell im belegbaren Rahmen bewegen. Zusätzlich waren die Materialien und Kleidung an sich erheblich wertvoller als heute. Da wurde vieles auch nach praktischen Gesichtspunkten entschieden. Bestes Beispiel sind die Schnittmuster der Kleider aus dieser Zeit. Wenn man die einzelnen Stücke zusammen legt, wird eine Stoffbahn durch diese Puzzlestücke perfekt und restlos ausgenutzt ;-)
 
Hallo Managarm, bitte lies einmal die Artikel zu "Opas alte Sachen" oder "Händler bei den Wikingern". Phatasie ist eine schöne Sache und sollte man auch dort ausleben wo sie gelebt wird z.B, im LARP. Mittelalterdarstellung hat eben seine Grenzen weil es sonst keine Mittelalterdarstellung ist. Das heist auch das man sich nicht einfach ein paar Dinge aus wer weis wievielen hundert Jahren herauspickt und diese dann in irgendeinen noch so haarsträubenden Zusammenhang bringt weil es eventuell unter Umständen so gewesen sein könnte! Jetzt liegt es an Dir dich dafür oder dagegen zu entscheiden. Mache es Dir doch einfach nenne es Phantasy und informierre dich hier nur zu einzelnen Dingen die Dich interessieren z.B. ein Helm, ein Schwert oder Freikampf etc. ... und den Begriff "NAZI" egal in welchem Zusammenhang finde ich nicht angebracht. Das ist ein politischer Begriff für eine Weltanschaung und keine Eigenschaft.
 
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Da gebe ich @Wolfram von der Oerz Recht! Man kann entweder eine Mittelalterdarstellung anstreben oder man ordnet sich selbst bei Fantasy ein und sieht alles lockerer. Was völlig in Ordnung ist und auch großen Spaß macht, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. PS: besonders den letzten Abschnitt finde ich sehr treffend, man sollte doch schon acht geben welche Worte man benutzt...
 
die frage nach dem jeweilligen jahrhundert finde ich manchmal auch überzogen denn meiner eigenen krativität steht ja eigentlich nichts im weg... warum nicht mal was älteres trage?? oder was erfinden?
Das finde ich z.B. sehr grenzwertig,denn auch z.B. ein Bauer im Bergischen Land des späten 13.Jahrhunderts wird damals seeehhhrrr sicher keine - wie auch immer erhaltene - Kleidung aus dem frühen 13.Jahrhundert getragen haben,weil die auch damals als veraltet galt. Und wenn Du meinst die Schnittart der Kleidung wird sich im Mittelalter der Einzelne schon mehr oder weniger nach eigenen Bedürfnissen ausgewählt haben,denn widerspreche ich dem,denn gerade im Hochmittelalter - um nur diese Epoche herauszugreifen - konnte sich die Kleidung vom Schnitt und der Verarbeitung schon sehr unterscheiden. Da können zwischen (als Beispiel) 1180 und 1250 "Welten" liegen,auch wenn es "nur" 70 Jahre Zeit sind. Aber 1930 trug man in Köln als Bürger auch andere Kleidung als 2010.
 
@Pit der Schreiber ya Grenzwertig mit Sicherheit. Aber wenn ich mich in Meinem Bekanntenkreis umsehe finde ich Niemanden der mit der Mode geht. ! auch Vorsicht, lässt sich schwer mit damals vergleichen ! Und wenn man was anderes tragen wollte ? Ich mein ich verstehe durchaus das es eine Entwicklung in der jeweiligen Zeit gab und man will ja Darstellen was in der jeweilligen Zeit passiert ist und getragen wurde. Wenn im Jahr 3000 allerdings behauptet wird jeder hätte skinny jeans getragen hoffe ich das meine Nachkommen wissen das ICH nicht dabei wahr... :) Allerdings glaube ich ist es schwierig herauszufinden wie das Individum vor über 1000 jahren dachte. Das es wahrscheinlich für eine Darstellung ungeignet ist ist klar. Aber ich finde man sollte im Hinterkopf haben das Individualität schon immer existiert hat. sonst ist alles gleich - heute wie gestern. Mich persönlich interessiert oft nicht nur wie ich etwas Darstellen kann sonder ich möchte mich auch gern in jemanden Hineinversetzen - in seine Denkweise. Schon allein um es zu Üben - fällt mir ja schon in der heutigen Zeit schwer. ;-) :) liebe grüße
 
Mittelalterdarstellung hat eben seine Grenzen weil es sonst keine Mittelalterdarstellung ist. Das heist auch das man sich nicht einfach ein paar Dinge aus wer weis wievielen hundert Jahren herauspickt und diese dann in irgendeinen noch so haarsträubenden Zusammenhang bringt weil es eventuell unter Umständen so gewesen sein könnte!
Soweit brauchen wir meiner Meinung garnicht gehen. Wir (!) als Menschen des 21.Jahrhunderts sind es gewohnt dass Jede(r) von uns anziehen kann,was ihm/ihr gefällt,sofern es sich nicht z.B. um Berufskleidung handelt oder bestimmte soziale Konventionen es entsprechend erfordern. Meinen bisherigen Recherchen nach dachte der mittelalterliche Mensch aber anders. Die heutzutage stark ausgeprägte Individualität ("Ich trage das,weil es mir gefällt und es auch nicht jeder Andere trägt!") dürfte ihm weitestgehend fremd gewesen sein.
 
@Managarm - Mit dem 'Hineindenken in die Menschen damals' gehst Du genau den richtigen Weg. Nur dann bitte nicht aus der heutigen Sichtweise, sondern aus der der jeweiligen Menschen. Heute gibt's das 1-Euro-T-Shirt von Primark & Co. Damit kannst Du Dir heutzutage dutzende individuelle Outfits zusammen stellen, ohne dass es Dir (finanziell) sehr weh tut. Nun die Menschen vor 1.000 Jahren. Die Frau des Hauses spann in Handarbeit das Garn, webte in Handarbeit den Stoff daraus, und nähte den per Hand zu einem Kleidungsstück. Das Material und das fertige Produkt hatten einen wesentlich höheren Wert als heute, allein schon wegen des vielfach höheren Arbeitsaufwandes. Deswegen waren auch die Schnitte der Kleidung eher praktisch und Materialsparend ausgelegt. Da werden die Frauen ihrem Mann ganz gepflegt einen Vogel gezeigt haben, wenn der mit individuellen Sonderwünschen à la 'ich hätte gerne eine 60er Jahre Schlaghose mit Fransen und Sternchen' ankam ;-)
 
Nun die Menschen vor 1.000 Jahren. Die Frau des Hauses spann in Handarbeit das Garn, webte in Handarbeit den Stoff daraus, und nähte den per Hand zu einem Kleidungsstück. Das Material und das fertige Produkt hatten einen wesentlich höheren Wert als heute, allein schon wegen des vielfach höheren Arbeitsaufwandes. Deswegen waren auch die Schnitte der Kleidung eher praktisch und Materialsparend ausgelegt.
Historisch ist diese Grundhaltung noch nicht lange her,in der jungen BRD der Nachkriegszeit war es noch bis weit in die 1950er Jahre bei den "kleinen Leuten" mit eher wenig Geld normal dass Kinder die Kleidung der anderen,wenn sie ihnen nicht mehr passte,"auftrugen...und Schuhe wurden,wenn sie nicht mehr heil waren,nicht weggeworfen sondern zum Schuster gebracht.
 
@Pit der Schreiber Du hast völlig Recht. Kenne ich live noch von meiner Großmutter, die hat auch immer noch Socken und andere Wäsche gestopft. Alle 'Individualität' - Gedanken von Managarm in allen Ehren, aber gerade auch die Personengruppen die er darstellen möchte, hatten viel grundlegendere Dinge im Kopf als einen möglichst persönlichen Kleidungsstil. Bestes Beispiel sind auch heute noch die einsamen Berghöfe in der Schweiz, Italien, etc. Die Menschen dort sorgen sich tagtäglich um das nackte Überleben. Deren Kleidung ist praktisch und zweckdienlich. Auch deswegen, weil sie nicht viel haben. Man darf nicht vergessen, dass wir hierbei nicht von Mode reden, sondern von schlichten Arbeitsklamotten. Genau wie bei den Menschen vor tausend Jahren. Ist die Arbeitskleidung eines Bauarbeiters heute individuell, oder praktisch? Oder die eines Schmieds, eines Installateurs, eines Dachdeckers? Die Menschen damals mußten den lieben langen Tag arbeiten, um einfach nur zu überleben. Da war modischer und individueller Schnickschnack mal sowas von egal. Genau das meinte ich auch mit 'Hineinversetzen'. Nicht aus heutiger Denkweise, wo man einfach in den Laden gehen und aus einem riesigen Sortiment aussuchen kann. Wo Kleidung an sich kein Grundproblem ist, sondern eine Selbstverständlichkeit.
 

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