Da ich grad in Schreiblaune bin ( sorry es wird etwas länger): All die theoretischen Erkenntnisse wie was aufgebaut werden soll sind ja fein und lehrreich. Ich selber bin etwas anders rein reingeschlittert. Man hat selber so Piepmätze sprich Falken und werde angefragt, ob man nicht an der nächsten Veranstaltung mit dabei sein wolle. Ok, klingt ja interessant. Zeitraum Hochmittelalter ist gegeben, da da ja die erste grosse Blüte der Falknerei gegeben war. Ausrüstung null. Also von heute auf sofort, muss Gewandung, Unterkunft und alles was man so braucht her. Man ist ja nicht nur Besucher und geht dann wieder nach Haus. Drum: Es musste einigermassen aussehen und den Zweck erfüllen. Das Interesse der Besucher war an einem ganz anderen Ort. Die interessiert es nicht im geringsten, ob nun alle Nähte von Hand genäht sind, ein Nagel irgendwo handgeschmiedet ist oder sonst was. Was ich machte war interessant. Hätte ich erst alles fein säuberlich recherchiert, anfertigen lassen oder selbst gemacht.... Ich säss heute noch zuhaus. Man stürzte sich in die Sache rein, hat Jahr für Jahr dazugelernt und sich verbessert und ist immer noch weit ab von wirklich A. Man hat ja auch sonst noch was zu tun und das Mittelalterding ist zwar etwas das einem fasziniert, aber wenn man da absolut alle Details beachten will, eine Lebensaufgabe. Ich bewundere alle die alles da bis aufs i Tüpfelchen selber machen oder anfertigen lassen. Dazu müsst ich aber aus einem Edlen Hause stammen um mir dies leisten zu können oder viel mehr Zeit haben. Bin nur Handwerker, kein Businessman, nicht studiert und war immer selbständig. Ein wohl recht freier aber unvermögender Lehensmann ( Mieter). Ich mache das Ganze sicher auch zum Teil für mich, aber man will ja nicht mit dem ganzen Krempel allein zuhaus rumhocken und eine Selbstschau machen. Also man verbessert Jahr für Jahr das Equipment, aber fast wichtiger ist für mich ist das: Warum und wieso hat was wo stattgefunden. Da ist für mich wichtiger als der richtige Nahtstich, dass um 970 im Kloster St. Gallen bereits die Falknerei an edle Jünger vermittelt wurde, Otto II. dort mit ausgebildet wurde. Der , der nachher verschiedene Ländereien in meiner nächsten Umgebung dem Kloster Einsiedeln schenkte. ( Faksimile dieser Urkunde hängt an der Wand). Der direkte Bezug zu meiner Umgebung ist gegeben. Die Geschichten drum herum. Dass dieses Kloster im Marchenstreit sich dann Flecken ausbedungen hat, weil sie dort ihre Vögel hielten. Dass der spätere Falkenkaiser Friedrich II, ausgerechnet dort wo wir unseren jährlichen Mittelalteranlass machen, 1212 die Thur überquerte und ein paar Meter nebenan lagerte. Dass im Winterthurer Wald bei der Kyburg ( wo die Reichsinsignien ein paar Jahre lagerten) eine fixe Regelung bestand wer wo die Falken und Habichte fangen durfte. Dass Junker Heinrich Escher einen Gerichtsfall provozierte, weil er einen Ulrich Hüssinger, Vortänzer einer ausgelassenen Handwersgesellengruppe, mit der Faust tracktierte, da dieser ihm dabei seinen Habicht von der Faust schlug..... Das interessiert den Besucher. Geschichten. Ob dann das Gewebe meiner Beinlinge absolut authentisch ist, Das Material der drei Knöpfe an meiner Surcotte original ist, ist ihm egal. Nur am Rande: Ich hab schon manchen "Edlen" an Anlässen angetroffen, super Bewaffnung, tolles Kettenhemd und nachts hat er sich den A... abgeforen, weil nichts zum zudecken da war. Wenn alles dann noch A nachgebaut ist, umso toller. Wie gesagt, Hut ab vor allen Künstlern hier ! Wenn ich mich aber erst rauswagen darf wenn alles passt. Nun, dann bleib ich ewig zuhaus. Hab mein tolles Museum für mich, und irgenwann wirds verscherbelt oder wandert in die Mulde. Mein Zeug wird wahrscheinlich zum Grossteil gar nicht so alt, weil es benutzt wird. Verschleiss unterliegt. Keine Museumsstücke. Den Topf brauch ich zum Kochen, Das Messer zum Schneiden etc. A ist toll ! Nur der Gegenstand alleine machts für mich aber nicht aus. Da fasziniert mich mehr der Zimmermann, der alleine mit Axt, Keilen und Hammer aus einem Stamm einen viereckigen Balken schlagen kann, als die noble Standfigur , absolut A, die Angst hat, sein Schwert könnte Flecken bekommen. ( Hatte mal einen "Notfall" wo eine Axt von Nöten gewesen wäre, aber alle Axt tragenden Darsteller hatten Angst, dass es Kratzer geben könnte). Also Geschichtsvermittlung hat für mich mit Geschichten zu tun. Wenn alles Andere auch noch passt um so besser. Nur der absolute A Stich bei der Gewandung alleine, machts aber auch nicht aus. Nun denn genug gequasselt. Ansichten dürfen und sollen verschieden sein.