Wobei der Schildwall auch eher eine Sache des Frühmittelalters ist. Den macht man in heutigen Freischlachten, weil er so herrlich effizient ist. Jedem sei zu diesem Thema die "Geschichte der Kriegskunst" von Hans Delbrück ans Herz gelegt. Das Buch ist zwar schon seeehr alt (1905), aber bis heute DAS Standardwerk. Im Kurzen: Im Hma ist das Fußfolk zumindest auf offenem Feld eine relativ vernachlässigbare Größe. Schlachten werden mit der Reiterei gewonnen, die Fußkämpfer dienen lediglich als Hilfswaffe. Der Fußknecht des Hochmittelalters ist in seiner Ausrüstung, Bewaffnung und Ausbildung für das Handgemenge da. Er Kämpft Mann gegen Mann, was man schon sehr schön an der großen Verbreitung von Handwaffen, für den Formationskampf zu kurzen Spießen, etwa 1Meter langen Äxten und den Großen Morgensternen (Mit Stacheln besetzte Keulen, nicht das Kette-und-Kugel Teil) sieht, Waffen die perfekt für den Einzelkampf auf engem Raum oder den Sturmangriff als Masse sind, aber in enger Formation völlig nutzlos. Auf freiem Feld kann er dem Angriff einer Linie Ritter wenig entgegensetzen. Natürlich können die Fußkämpfer dichter zusammenrücken, um den Reitern das Durchreiten zu erschweren. Auf lange Sicht jedoch ist die Reiterei überlegen, da sie im Trab auf das Fußvolk zugeht, mit den längeren Lanzen (Im Hma etwa 3-4 Meter im Gegensatz zu den zwischen mannslang und 2,50 Meter langen Spießen des Fussvolks) im Vorbeiritt auf den Feind einsticht und sich bei einem Gegenangriff mit der Geschwindigkeit ihrer Pferde zurückzieht. Wenn sich das Fußvolk auflöst, um den ständigen Nadelstichartigen Angriffen der Reiter zu entgehen, ist sowieso alles vorbei. Das Fußvolk kann einen Reitereiangriff lange genug beschäftigen, um der eigenen Reiterei die nötige Zeit zu geben, sich neu zu formieren. Aber ein der Reiterei auf Dauer ebenbürtiges Fußvolk haben erst die Schweizer mit ihren Blöcken aus mit 6 Meter Spießen bewaffneten Kämpfern aufgestellt. Vorher konnte ein Heer aus Fußkämpfern es im Direkten kampf mit der Reiterei nur aufnehmen, wenn ihm wie bei Kortrijk, Morgarten, Bannockburn, Crecy oder Agincourt das Gelände und/oder das Wetter zu Hilfe kamen. oder wenn die Reiterei sich bereits im Gefecht befand, wie in Worringen. In jedem Fall geht es darum, den Reitern den Beweglichkeitsvorteil ihrer Pferde zu nehmen. Für den Kampf auf offenem Feld ist das Fußvolk des Hochmittelalters auch garnicht da, es ist einfach nicht sein Zweck. Es ist wie gesagt mehr eine Hilfswaffe der Reiterei. Seine Stunde schlägt im Kampf um befestigte Orte (und selbst ein Hof mit nem Wiedenzaun drumrum kann ein befestigter Ort sein, wenn man es richtig anstellt) oder in dem Moment, wo es in der Feldschlacht dem geschlagenen Gegner den Rest gibt. Zudem sollte man sich bewusst machen, dass besagter Kampf um befestigte Orte eh den wesentlich größeren Teil Mittelalterlicher Gefechte ausmacht. Mit einer Feldschlacht hatte man im Prinzip nichts zu gewinnen. Anmerkung: Ich beziehe mich hier ausdrücklich NICHT auf Ausnahmen von der Regel, wie den Schottischen Schiltron, die Schweizer Gevierthauffen oder die Englischen Langbogenschützen - die nebenbei auch nichtmehr wirklich ins Hochmittelalter gehören. Äh, OK ich hab mich da wohl hinreißen lassen. Zum eigentlichen Thema: In der Tat besitzen erhaltene Schwerter aus der Zeit eine Schärfe und Stahlqualität, die sich nicht im Mindesten vor den Japanischen Katana verstecken muss. Schläge Schneide auf Schneide kommen praktisch nicht vor (auch im Freikampf macht es wesentlich mehr Sinn das gegnerische Schwert mit einem seitlichen Hieb gegen die Breitseite weg zu parieren, als einfach die eigene Waffe in den Weg zu stellen.) und die Reaktion auf eine Starke Rüstung des Gegners besteht nicht in einer Steigerung der Schlagwucht, sondern in gezielten Stichen auf die Schwachstellen der Panzerung.