So, nun mal der Reihe nach.
Wieso bekommt der bei einem scharfen Schwert Hiebverletzungen, frag ich mich.
Ich glaube, hier meint Lauti die Schnitte am Knochen, die durch einen Hieb und nicht durch einen Stich hervorgerufen wurden. Genaues muss er dazu sagen.
Ich glaube ein scharfes Schwert machte erst Sinn bei der Einführung von Fechtkünsten. Davor machte ein scharfes Schwert auch durch Kette und Rosshaar gambeson auch nur Hiebverletzungen.
Das ist so nicht ganz richtig. Ein Gambeson mit gepflochtener Rosshaarfüllung bietet schon einen recht guten Schutz. Von einem wirklich scharfen Schwert wird aber auch der beste Gambeson zerschnitten. In einer Schlacht des Frühmittelalters hatten allerdings nur die wenigsten Kämpfer ein Schwert, weshalb ein Gambeson als einzige Rüstung durchaus Sinn macht. Dennoch muss man sich vor Augen führen, dass auch ein guter Gambeson eher etwas für die Betuchteren Krieger war. Die meisten Kämpfer sind ohne gute Rüstung in die Schlacht gezogen, bzw. haben sich dass umgehängt, was sie so hatten. Leder, Stoff, Fell etc.
Außerdem ist eine Platzwunde eine schlimmere Wunde als ein Schnitt, um zur Logik zu kommen.
Das ist so nicht ganz richtig. Natürlich sind stumpfe Hiebverletzungen, besonders am Kopf oder wenn sie innere Verletzungen hervorrufen, sehr gefährlich. Dazu muss aber schon extrem hart und genau getroffen werden. Knochenbrüche allerdings, sofern sie nicht stark gesplittert waren, konnten recht gut geheilt werden. Schnittwunden jedoch haben bei den damaligen Bedingungen, besonders in bzw. nach einer Schlacht, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Infektionen hervorgerufen. Das hat dann entweder zum Tode oder zum Verlust der bradigen Körperteile geführt.
Der der gegen einen Ritter kämpfte, konnte ihn eher verletzen als töten. Egal ob scharf oder nicht. Das Töten eines Ritters ist im HoMi nicht gewünscht. Lebend war er mehr wert.
Das ist auch nicht so ganz richtig. Wozu soll es denn im Hoch-, bzw. Spätmittelalter die ganzen spezialisierten Waffen wie Panzerstecher, Kriegshammer, Kriegsaxt etc. gegeben haben, wenn nicht zum Töten eines gerüsteten Kriegers? Klar konnte man mit einem Hiebschwert gegen einen "Ritter" in voller Platte kaum was ausrichten. Aber da wurde ja schon oft genug geschrieben, dass sich die Schwertformen auch den "neuen", "besseren" Rüstungen anpassten... Außerdem ist ja nicht Ritter gleicht Ritter. Meines wissens wurden nur die Reichsten gefangen genommen und Lösegeld verlangt...
Also wieso sollte einer sein Schwert dauernd schleifen und Kerben rausmachen, und damit die wertvolle Klinge reduzieren wenn es Stumpf die gleiche Wirkung hat...
Prinzipiell gebe ich dir da Recht. Aber man sollte dabei folgendes bedenken. Im FMA war die Anzahl der stählernen Waffen recht gering. Auch Schildbuckel etc. waren nicht so weit verbreitet. Da ist die "Verletzungsgefahr" der Schwerter geringer. Im HoMi hatte Schwerter zwar durchaus noch einen hohen Wert. Aufgrund von sich herausbildenden "Waffenindustrien" und besseren Produktionsverfahren war insgesamt jedoch mehr hochwertiger Stahl vorhanden und Schwerter waren nicht mehr ganz so kostbar wie im FMA. Dann kommt es stark auf die Art und Weise an, wie das Schwert geführt wurde. Natürlich ist man in einer Schlacht von einem gesitteten Fechtkampf weit entfernt. Ich denke aber, dass ein geübter Schwertkämpfer sein Schwert durchaus artgerecht zu verwenden wusste und Ausbrüche und Scharten reduzieren konnte. Und als letztes kommt es auf die Geometrie der Klinge an. Ich hab mal ein Schwert geschmiedet mit einer Schneidleiste aus einem Kohlenstoffstahl mit 0,9% Kohlenstoff und einem Schneidenwinkel von 30°. Das Schwert hab ich so brutal getestet, dass darf ich eigentlich nicht erzählen... Naja, bei richtig heftigen Hieben auf gehärtete Stahlkanten war die maximale Schartentiefe 1,5mm. Maximal... Ist denke ich klar, je stumpfer der Schneidwinkel ist, um so stabiler die Schneide. Dass die Schwerter im HoMo dicker und schmaler wurden, wurde ja schon geschrieben... Gruß Jannis