Heidensohn
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Da es ein nicht unproblematisches Thema ist, habe ich mich entschlossen meine Fragen in einem Bereich zu stellen, der nur für angemeldete Personen einsehbar ist. Immerhin geht es um Religion. Wie vielleicht der eine oder andere hier mitbekommen hat, habe ich einen gewissen Interessenschwerpunkt auf mittelalterlicher Ordensgeschichte. Verschiedene Projekte nähern sich dabei der Fertigstellung und eine große Frage wird immer drängender: "Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?" - Beziehungsweise ihrer "Wiedergabe" auf Veranstaltungen. Ab 1100 ist man in Europa entweder Christ, Jude, Muslim, oder bekommt bald ein Problem mit Deutscherren bzw. Mongolen. Elemente des religiösen Lebens, von der Kathedrale bis zum Kreuzzeichen, waren allgegenwärtig und der Anteil an Geistlichen war in der Bevölkerung wahrscheinlich höher, als der von Adeligen. Es heißt, dass man um 1250 in Mittel- und Südeuropa keine zwei Tage reisen konnte, ohne über einen Franziskaner zu stolpern. - Was sieht man davon in den verschiedenen modernen Wiedergaben des Mittelalters? Den machthungrigen Bischof, den intriganten Kardinal, den sadistischen Inquisitor, den versoffenen Pfarrer, den geilen Bruder. Aus Gründen des Kostümaufwands begegnen im Marktbereich vor allem die letzteren beiden. Im geschichtsnäheren Bereich hat es zwar mehr bessere Ritterordensangehörige, aber immer noch nur ganz wenige Geistlichkeitsdarsteller. Ich würde selbst mit meiner Darstellung gerne was an diesem von mir als unschön empfundenen Zustand ändern. Einen ganz normalen Geistlichen darstellen, der eben auch nur ein Mensch, aber eben ein mittelalterlicher und geweihter ist. Ich kenne schon einige der zahlreichen Probleme, habe aber nichts dagegen sie hier aus anderem Blickwinkel nochmal zu hören und neue kennen zu lernen. Ich möchte nun gerne von Euch lieben Mitusern wissen: 1. Empfändet ihr mehr historische Religion auf Veranstaltungen als Bereicherung? 2. Wie seht ihr den speziellen Plan sowohl einen wandernden Minoriten, als auch einen predigenden Dominikaner als Darstellung je nach Veranstaltungssituation aufzufahren? 2. Würdet ihr entsprechendes "Rollenspiel" unterstützen? (Speziell: Bei einer Predigt an den richtigen Stellen raunen, betroffen gucken, sich bekreuzigen, jubeln? Ein lateinisches Ave Maria mitsprechen?) 3. Wie schätzt ihr eure eigene Befähigung und die von Zuschauern ein gespieltes historisches Christentum von praktiziertem heutigen Christentum zu unterscheiden? Und wenn's erlaubt ist, um eure Antworten besser einschätzen zu können: 4. Wie haltet ihr selbst es mit der Religion? Ich persönlich bin ja Agnostiker, glaube nicht an Gott, aber sehr wohl in die Macht des Glaubens und die Berechtigung der Kirche. Diskussionen (bis zum gepflegten Streit) zu diesen Frage und dem generellen Thema heiße ich ausdrücklich willkommen. Solange der Forumssegen nicht schief hängt dürfen hier durchaus Meinungen aufeinander prallen. Viele Grüße Sebastian P.S.: Kann es sein, dass in der Vorstellungswelt der meisten Leute genau zwei Klischeebilder des mittelalterlichen Geistlichen existieren? Der fette Sack und das hässliche Klappergestell mit dem stechenden Blick? Ist im Gegenzug schonmal jemanden aufgefallen, dass in den bekannten Liedern vom Bauern, der früh aufstand, oder dem Mönch, der vor ein Nonnenkloster kam, nie gesagt wird wie die Herren aussahen? Oder auch nur wie alt sie sind? Also ich könnte die Bäuerin schon verstehen, die sich einen jungen, gutaussehenden, am Ende sogar studierten Pfaffen angelt, der noch dazu einen flotten Spruch auf den Lippen hat, als ihn der Ehemann erwischt. 8)