Habe in fitteren Zeiten recht viel Kyukushin-Karate und Muay Thai geübt. Meine über die Jahre durch Erfahrung und viele Erlebnisse sich ausgebildete Meinung ist die, dass solche Betätigung sehr intensive Auswirkung auf die Charakterheranbildung, besonders junger Menschen ausübt - im Guten wie im Schlechten! Da gibt es Diejenigen, welche durch das Training eher ausgeglichen und friedvoll werden. Die verbeugen sich mit wahrer Hochachtung zum Partner/Gegenspieler vor dem Kampf, zeigen Interesse für die Historie, halten sich mit prahlerischen Hinweisen auf ihre Kunst/ihren Sport eher zurück und entwickeln mit der Zeit auch eine philosophische Betrachtungsweise über das Kämpfen. Mit Prollerei und Prügeleien haben die Nichts am Hut. Dann aber gleiten auch viele in eine Verhaltensweise ab, die ich mit "niederen Instinkten" assoziieren würde. Bei jeder Gelegenheit suchen sie einen Anlass ihre Stärke und ihr vermeintliches Können zu demonstrieren. Ihr ständiges Gebaren, also auch die Körpersprache, Kleidungsstil und andere Dinge deuten darauf hin. Psychologisch gesehen wird so ein Verhalten oft angenommen um andere, nicht so tolle Eigenschaften/Schwächen zu kompensieren - besonders durch das Draufhinweisen auf die eigene Stärke und die Schwäche anderer Gruppierungen, sucht man Bestätigung. So hab ich eine lokale Thai-Boxing-Veranstaltung in Bremen verlassen, weil sich das Publikum, welches sich in zwei Parteien und ethnische Gruppenzugehörigkeiten spaltete, während der Kämpfe zu prügeln anfing. Die modernen "Cagefights" tun einen weiteren Dienst dazu. Bei einem Stiloffenen Turnier, auch in Bremen, artete ein Kampf zwischen einem Thai-Boxer und einem Wing Tsun-Kämpfer zu einer blutigen Prügelei aus. Die jeweiligen "Fans" der Kontrahenten tauschten auch schon "böse Blicke" aus. Ein chinesischer Kung Fu-Lehrer, der mit seinen Schülern dort eine Vorführung gegeben hatte, sprach in sichtlich traurigem Flüsterton zu ihnen: "Bitte applaudiert nicht - wir wollen gehen". Die Ursache sehe ich u.A. vor allem in schlechten Vorbildern. Ein Junge aus meiner Kindergruppe meldete sich beim Kickboxen an, was ich als sportliche Aktivität durchaus unterstützen würde. Nach ein paar Trainingsstunden sagte er begeistert: "Mein Trainer meint, in ein paar Monaten bin ich stärker als alle meine Freunde" - na klasse! Hätte er sich doch besser beim lokalen Karateverein angemeldet, wo er zuerst mal lernt seinem gegenüber Respekt und Wertschätzung zu erweisen! Bedauerlicherweise beobachte ich ähnliche Entwicklungen auch in der Schwertkampfszene. Wenn man gewisse oben erwähnte Videos anschaut, stellt man leider fest, dass der Inhalt und die Botschaft in erster Linie darauf abzielen, die Schwäche Anderer und die eigene, vermeintliche Stärke herauszustellen. So wird dann jeder, der eine Andere, eher auf Bewegungslehre und gemeinsamem Erleben basierende Form des Waffentrainings ausübt, als Betreiber von "Schwertballet" verunglimpft - sehr zum Schaden des allgemeinen Rufes der Vollkontaktsportler/-künstler. Klar, wer den Kampf als Kampf übt, wird besser kämpfen können! ...aber wenn das dann alles ist...? Daher ist vor Allem darauf Acht zu geben, dass die geistige Entwicklung mit der körperlichen mithält - unter diesen Vorraussetzungen wäre Vollkontakt für mich in Ordnung, sei es nun als Sport oder als Kampfkunst.