Kleine Frage am Rande, was darf ich mir unter "grobe Saxe" vorstellen?Bleibt nur noch die Frage, ob es auch grobe Saxe gab
Kleine Frage am Rande, was darf ich mir unter "grobe Saxe" vorstellen?Bleibt nur noch die Frage, ob es auch grobe Saxe gab
Nicht für ungut... mit einem 38er einem Wildschwein einen Fangschuss antragen ist schon grenzwertig. Die Patrone bringt einfach zu wenig Energie ins Ziel. Wenn die Sau liegt mag das noch angehen. Damit ein annehmendes angeschweißtes Wildschwein abfangen wollen ist russisches Roulette. Wenn es unbedingt die Kurzwaffe sein muss, dann eine deren Patrone entsprechende Leistung bringt. Glock 22 bzw 23 in .40S&W oder Revolver in .357 oder .44 Magnum mit Hohlspitzmunition (komplette Energieabgabe im Ziel, Risiko Durchschuss minimiert) ist bei Jägern als Kurzwaffe weit verbreitet. Dennoch werden die meisten Fangschüsse mit der Langwaffe ausgeführt. Kurzes führiges Gewehr und leistungsstarke Patrone (oft 8x57IS oder 9,3x62). Ist sicherer. Wer mit der Kurzwaffe nicht permanent übt, schießt vorbei wenn ein stinkwütendes Wildschwein mit 80kg und mehr aus der Dickung bricht und auf einen zuhält. Sorry für OT und zurück zum Sax[...]da braucht's schon größere Kaliber. Für den Fangschuss dann vielleicht, wie die 38er beim modernen Jäger.
Das ist einleuchtend, aber nicht zwingend. Nach dieser Logik dürften sich auch moderne Allzweckwerkzeuge (Schweizer Taschnmesser...) nicht verkaufen, da ja prinzipiell für jede Tätigkeit ein viel besseres Spezialwerkzeug zur Verfügung stünde. Ein merowingischer Krieger, der in den Krieg zieht, oder ein Skandinavier auf Vikingtour hat aber ziemlich sicher keine Werkzeugkiste dabei, auch wenn er zuhause vielleicht eine besäße. Fazit: Aus der prinzipiellen Verfügbarkeit guter Werkzeuge lässt sich noch lange nicht die Inexistenz schlechter Werkzeuge ableiten. (Das klassische Umkehrschlussproblem)3. Die Maenner, die Saxe besassen, waren freie Maenner, die demnach in den damaligen Gesellschaften wohl zumindest Bauern mit eigenem Hof waren. Auf diesen Hoefen wurden sehr viele Arbeiten selbst verrichtet und entsprechend duerften diverse, unterschiedliche, speziealisierte Werkzeuge vorhanden gewesen sein, so dass ich mich frage, was man mit diesem tollen Allzweckwerkzeug denn haette machen wollen.
Dito, ebenfalls nicht kausal zwingend. Siehe den Tortenheber. Die Verwendbarkeit des Einen erstreckt sich nicht automatisch auf die Verwendbarkeit des Anderen. Zumal sich dieses Argument auch problemlos umdrehen lässt: In vielen Gräbern wurden Schwert/Spatha und Sax gefunden. (Ermihalyfalva/Siebenbürgen, Blucina/Brünn, Blumenfeld/Konstanz, usw usf) Wäre der Sax eine Waffe, würde das dann nicht das Schwert überflüssig machen? Oder umgekehrt? Und wenn mehrere Waffen erlaubt sind, warum dann nicht mehrere Werkzeuge? Ich tippe bei längeren Saxen schon auch auf eine grundsätzliche Bestimmung als Waffe.4. In merowingerzeitlichen Graebern, in denen Saxe liegen, liegt auch ziemlich oft ein Messer. Handelte es sich um ein Allzweckwerkzeug, wuerde es dann nicht das Messer ueberfluessig machen?
Ja, wahrscheinlich wurden Saxe im Laufe ihrer langen Geschichte auch mal fuer Dinge ausserhalb des militaerischen Bereichs benutzt. Aber damit kann man meines Erachtens nicht begruenden, dass es sich per Definition um ein Allzweckwerkzeug handelt. Es wurden auch schon Leute mit Haemmern erschlagen. Das macht Haemmer nicht zu Werkzeugwaffen. Kriegsaexte und Holzbearbeitungsaexte haben unterschiedliche Axtblaetter. Beide sind fuer die jeweils andere Aufgabe schlecht bis nicht geeignet. Eine Zimmermannsaxt wird keine Waffe, auch wenn ich damit jemanden erschlage. Und ein Fokosch wird kein Werkzeug wenn ich mit dem Nacken mal einen Nagel einschlage. Wir reden von allen Saxen. Diese Formen bestanden nicht nebeneinander, sondern nacheinander. Hast du einen Reim darauf? Warum der Formenwandel wenn Werkzeug/Allzweckgeraet?Ich denke, man sollte sich nicht auf dieses alles-oder-nichts-Prinzip versteifen. Das führt auf den Holzweg. Zuerst einmal: Von was für Saxen reden wir? Es gibt relativ kurze, messerähnliche Saxe, Langsaxe bis hin zum Schwertsax.
Die meisten Saxe sind mit einer einfachen Griffangel im Heft verankert. Knaeufe, an denen die Griffangel befestigt sein koennte, gibt es sehr selten. Vernietungen mit dem Griff nie. Wie lange wuerde diese Verbindung beim Holzhacken halten? Wirken auf Weiche Ziele duerfte wesentlich weniger Probleme bereiten. Mit einer Waffe, auch einem Schwert wuerde ich Schlaege/Parraden vermeiden, bei denen sehr viel Kraft auf die Klinge uebertragen wird, schon alleine wegen der Bruchgefahr und dem Zerstoeren der Schneide. Von daher ist das Problem beim Kaempfen geringer. Und das bringt mich gleich zum naechsten Punkt:Bei Kurz-, aber auch Langsaxen ist diese Vermutung dagegen viel unsicherer.
Moderne Versuche im LH Bereich halte ich nur dann fuer aussagekraeftig, wenn die verwendeten Reproduktionen wirklich solche sind und die technischen Eigenschaften denen der Originale entsprechen.Wenn jemand mit dem Ding erfolgreich Holz hacken kann, ja, warum denn dann nicht? Zumal es Arbeiten außerhalb des Kampfes gibt, für die ein Langsax sich durchaus vorzüglich eignet, z.B. als Buschmesser/Machete.
Warum nicht? Also das wird man auf so nem Schiff auch noch irgendwo unterkriegen. Was sie definitiv nicht dabei hatten, wie ich in einem vorhergehendem Post geschrieben habe, waren Saxe. Die gab es im wikingerzeitlichen Skandinavien praktisch nicht.Skandinavier auf Vikingtour hat aber ziemlich sicher keine Werkzeugkiste dabei, auch wenn er zuhause vielleicht eine besäße
Das Argument habe ich schon ind der Fachliteratur gelesen. Das koennte man damit begruenden, dass der Sax eine andere Funktion hat als das Schwert. Aehnlich wie heute Angehoerige von Spezialeinheiten neben ihrem Scharfschuetzengewehr auch noch eine Pistole als Seitenwaffe tragen, ebenso MG-Schuetzen (heute auch noch? Kenne mich da nur mit WW2 aus). Die Pistole hat eine andere Funktion und ersetzt die Hauptwaffe nicht. Aber es wird ja allgemeinhin angenommen, dass der Sax ein Allzweckwerkzeug sein soll, das andere Werkzeuge (wie z.B. Messer) ersetzt. Insofern sehe ich die Indizien fuer meine Beurteilung ein wenig schwerer wiegen. In meinen Notizen habe ich gefunden, dass in Schriftquellen der Sax ausdruecklich als Waffe und nicht als Werkzeug angesprochen wird. Leider habe ich mir nur die Sekundaerliteratur, in der ich das gefunden habe, und nicht die Primaerquelle notiert. :-/Zumal sich dieses Argument auch problemlos umdrehen lässt: In vielen Gräbern wurden Schwert/Spatha und Sax gefunden. (Ermihalyfalva/Siebenbürgen, Blucina/Brünn, Blumenfeld/Konstanz, usw usf) Wäre der Sax eine Waffe, würde das dann nicht das Schwert überflüssig machen? Oder umgekehrt? Und wenn mehrere Waffen erlaubt sind, warum dann nicht mehrere Werkzeuge?
Ich habe in meinem Leben schon ziemlich viel Zeit im Freien verbracht, teilweise mehrere Wochen am Stueck. Das einzige Werkzeug, das ich dabei mitfuehre, ist ein Messer. Ich bin immer sehr gut ohne Sax oder Axt ausgekommen. Ausserdem, was sollte einen Krieger daran hindern sich Werkzeug auf den Hoefen vor Ort aehem... "auszuleihen"?Ein merowingischer Krieger, der in den Krieg zieht, oder ein Skandinavier auf Vikingtour hat aber ziemlich sicher keine Werkzeugkiste dabei, auch wenn er zuhause vielleicht eine besäße.
Echt? Es gab keine vernieteten? Noch so ein Reenactor- Fehlglaube. Inzwischen kommt mir unser Nachbar, der früher auch mal reenactet hat wie ein ziemlicher Gromi vor :/ Aber ich glaube, ich habe mal irgendwo in den Birka- Tafeln einen Sax gesehen, der hinten an der Angel etwas dicker war. Könnte eine Niete sein, könnte aber auch Rost sein. Ich schau noch mal nach. Auch ansonsten ist die authentische Befestigung im Griff mir bisher ein Dorn im Auge. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das mit Birkenpech gehen soll. Ich würde aber eher sagen, dass man sowohl bei der Verwendung als Waffe als auch beim Allzweckwerkzeug einen festen Griff echt gut gebrauchen kann. Wenn man unter dem Schildrand durchsticht im Schildwall und der Gegner den Sax zwischen den Rippen hat, hat man glaub ich ein ernstes Problem wenn der nicht fest ist. Irgendwie muss man die Klinge ja wieder rauskriegen. Ich bin ansonsten auch dafür dass alles oberhalb der 50 cm Eher den Waffen zuzurechnen ist. Ich arbeite grade an einem eher kurzen ( 20 cm) Klinge. Bin mal gespannt, was bei dieser Diskussion rauskommt. Wenn ich mich nach der Diskussion damit nicht mehr auf einen Markt trauen würde, macht das nix und der Sax kommt in die Werkstatt als Allzweckmesser. Ich finde den Ansatz interessant, dass der Sax das Symbol für Freiheit gewesen sein könnte. Übrigens muss ich sagen, dass das eine sehr schöne Diskussion ist, mit langen und meistens sinnvollen Beiträgen, der Ton ist auch noch sehr Freundlich :thumbsup:Die meisten Saxe sind mit einer einfachen Griffangel im Heft verankert. Knaeufe, an denen die Griffangel befestigt sein koennte, gibt es sehr selten. Vernietungen mit dem Griff nie. Wie lange wuerde diese Verbindung beim Holzhacken halten? Wirken auf Weiche Ziele duerfte wesentlich weniger Probleme bereiten. Mit einer Waffe, auch einem Schwert wuerde ich Schlaege/Parraden vermeiden, bei denen sehr viel Kraft auf die Klinge uebertragen wird, schon alleine wegen der Bruchgefahr und dem Zerstoeren der Schneide. Von daher ist das Problem beim Kaempfen geringer.
Diese Extrembehauptung ist mir in der Form völlig neu. Es wird vielleicht angenommen (ob es das "allgemeinhin" wird, sei mal völlig dahingestellt), dass es sich beim Sax um ein Allzweckgerät handelt, aber eine Ausschließlichkeit, dass man damit (alle bzw einen Großteil der) anderen Werkzeuge ersetzen wollte, konnte ich so noch nie hören oder lesen. Wenn man freilich diese These (ersetzt alle anderen Werkzeuge) diskutieren wollte oder sollte, dann wäre das Ergebnis eindeutig. Allerdings sollte man die Reihenfolge einer Argumentation beachten. Zuerst gibt es eine These, dafür sucht man Argumente. Umgekehrt - man hat schöne Argumente und sucht sich dazu eine passende, zu widerlegende These - wird die Argumentation freilich zur Farce. Woher hast Du denn diese "weit verbreitete" These? Dass der Sax ein Allzweckwerkzeug sei mit der Intention, andere Werkzeuge zu ersetzen? Womöglich ist mir da etwas entgangen, was ja durchaus möglich ist. Sollte diese Theorie tatsächlich irgendwo ernsthaft herumgeistern, bin ich ihr bezüglich ganz auf Deiner Seite.Aber es wird ja allgemeinhin angenommen, dass der Sax ein Allzweckwerkzeug sein soll, das andere Werkzeuge (wie z.B. Messer) ersetzt.
Ich habe mich längere Zeit mit Billig-Macheten, die um Längen mieser verarbeitet waren als frühmittelalterliche Saxe, durch die Regenwälder von Papua-Neuguinea gehackt. Und ich habe damit auch Holz gehackt. Keine Bäume gefällt, aber etwa Lagerfeuer- bzw Grillholz. Die Befürchtung, dass sich die Klinge oder der Griff dabei ruinieren, kann auch ich nicht bestätigen. Ich musste regelmäßig nachschleifen, aber nur, weil die Klingen billiger Asien-Schrott waren, etwas besserer Baustahl.Gerade letztere nutze ich häufig, gelockert hat sich noch nichts.
Der Umstand, dass wir jetzt ins "was-wäre-wenn" abdriften. Ins "Die waren ja schließlich net blöd, damals...". Wobei sich die Argumentation mangels konkreter Quellen (Beipackzettel, Bedienungsanleitungen, gesetzliche Vorgaben zur Nutzung von Saxen...) ohnehin stark auf Vermutungen und "kann-ich-mir-(nicht)-vorstellen" abstützt. Auch die meine. :whistling: So lange die Eingangsfrage unverändert ist, wofür der Sax verwendet wurde, nich, wofür er womöglich optimiert war, bleibt die Antwort schwer: Wir waren nicht dabei. Wir wissen es nicht. Ich tippe weiterhin auf: Er wurde wohl für alles verwendet, wofür er prinzipiell tauglich war. Und das ist viel.Ausserdem, was sollte einen Krieger daran hindern sich Werkzeug auf den Hoefen vor Ort aehem... "auszuleihen"?
hättest du da weitere Info's für mich, soweit ich das überblicke gibt es auch Hinweise auf frühere Funde (Northolt Manor) Und in der Lex V. steht wörtlich "scramasax" - stammt das nicht von Gregery of Tours "scramasaxos" !?Die spaetesten Belege fuer den juengsten Saxtyp in England weisen auf das fruehe 11. Jahrhundert,
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