Pafnutii
Well-known member
Ja, ich gebe zu, bei der Jagszene habe ich ein wenig Advocatus Diaboli gespielt ^^ Hmm, der Unterschied ist der, dass Angel und Fischpfeil nicht fuer den Einsatz gegen Menschen geeignet sind, wuerde ich sagen. Davon abgesehen wirft diese Jagddarstlung eh ein, zwei Fragen auf. Wurden noch lebende Wildsauen tatsaechlich mit grossen Messern angegriffen? Oder soll die, zuvor mti dem Spiess erledgte, Wildsau mit dem Sax aufgebrochen und/oder ausgewaidet werden. Das gibt die Darstellung allerdings nicht wieder... Etwas schwammig das ganze.
Bei den Hiebmessern, die im 10. Jahrhundert in Teilen Skandinaviens und des Baltikums in Gebrauch sind, ist der Fall aber auch ganz anders gelagert. Die Teile sind nachweislich ein Statussymbol einer kleinen Oberschicht, waehrend Saxe zumindest in manchen anderen fruehmittelalterlichen Gesellschaften ziemlich weit verbreitet gewesen zu sein scheinen. Das Hiebmesser ist unabhaengig vom Sax entstanden. Bitte nicht Aepfel mit Birnen vergleichen. Bewaffnung = Zeichen von Freiheit, soweit stimme ich dir zu. Wenn ich nach den Primaerquellen gehe, kann ich aber ganz gut dagegen argumentieren, dass Saxe immer und ueberall von Freien als Zeichen ihres Standes getragen wurden. Archaeologisch: Bei den Grabinventaren variiert die Haeufigkeit von Saxen je nach Region ziemlich stark. Im alamannischen Bereich kommen sie ziemlich oft vor im fraenkischen gar nicht so oft. Auch wenn Beigaben nicht als 1:1 Spiegel der Bewaffnung waehrend des Lebens gesehen werden koennen, zeigt sich, dass die symbolische Bedeutung regional variierte und man nicht verallgemeinern sollte. Zweitens kommen selbst im alamannischen Bereich, wo es viele Saxe gibt, Grabinventare vor, die zwar Waffen (Spatha, Spiess, Schildbuckel, etc.) beeinhalten, aber kein Sax. Es handelt sich also offensichtlich um Freie, waffentragende Maenner, deren Familie aber bei der doch sehr selbstdarstellerischen Handlung des Bestattens mit Beigaben, auf ein Sax verzichtet hat. Umgekehrt wurden Spatha und Sax nicht selten kombiniert. Das Schwert scheint mir das eindeutigere Zeichen der Freiheit zu sein. Das Sax als reines Symbol ist nicht noetig und ein funktionaler Zweck demnach anzunehmen. Ikonographisch: In den zeitgenoessischen Darstellungen kommt der Sax unregelmaessig vor. Der Mann auf dem Grabstein von Niederdollendorf, der Wolfskrieger auf der Guttenstein Scheide und der Mann auf dem Middleton Cross haben eines. Der Mann auf dem Grabstein von Leutesdorf, die Krieger auf der Trossinger Leier, der Krieger auf dem Reiterstein von Hornhausen, die Krieger auf den Bronzeblaettchen der Vendelhelme, auf Elfenbeinschnitzereien wie dem Franks Casket etc. pp. sind keine Saxe zu sehen. In den Folianten, Psaltern (alles nachmerowingerzeitlich, glaub ich) kommen so gut wie gar keine Saxe vor. Der Schweinejaeger aus dem von dir geposteten Calendarium Salzburg scheint eine grosse Ausnahme zu sein. Fazit: Ein allgemeiner Gebrauch als Statussymbol ist aus den Quellen nicht ablesbar, ein funktionaler Aspekt jedoch schon. Ich finde den weiten geographischen und zeitlichen Rahmen der Diskussion uebrigens zunehmend als problematisch. Grosse Teile Europas ueber sechs Jahrhunderte und zig Formen sind hier Diskussionsgegenstand. Koennen wir es irgendwie eingrenzen? Vielleicht auf Kontinental Europa und Merowingerzeit?Auch Du selbst bringst diesen Punkt, Deine Skepsis betonend, an der ein oder anderen Stelle in die Diskussion ein, z.B.: