GEMA verliert das Augenmaß

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.
Die GEMA geht davon aus, dass jeder Komponist einen Wahrnehmungsvertrag bzw. Berechtigungsvertrag mit der GEMA geschlossen hat (sog. GEMA-Vermutung, geregelt in § 13c Urheberrechtswahrnehmungsgesetz). Es gibt kommerzielle Anbieter von sog. Production Music, die hierfür GEMA-freie Musik anbieten. Diese verlagsähnlichen Unternehmen räumen den Kunden (Nutzern) in der Regel ein einfaches Recht ein, das zur öffentlichen und gewerblichen Nutzung eines fertig produzierten Musiktitels berechtigt. Ob für die Nutzung des produzierten Titels auch die GVL-Rechte geklärt sind, sollte der Nutzer sich von den Anbietern von GEMA-freier Musik unbedingt bestätigen lassen. Das größte Angebot sind Instrumentaltitel aus den Bereichen: Dance, Pop, Entspannungs- und Filmmusik. GEMA-freie Gesangsaufnahmen findet man in der Regel nicht. Quelle Wikipedia
Wie sollen den bitte Walther v.d. Vogelweide, Oswald v. Wolckenstein, Guillaume de Machaut, "Anonymus, 14.Jhd." etc. einen Vertrag mit der GEMA geschlossen haben??? Meines Wissens fallen auch alle traditionell überlieferten "Volkslieder" nicht in die GEMA-pflichtigen Stücke - so hat doch die Piraten Partei kürzlich ein GEMA-freies Kinderliederbuch zum freien Gebrauch bei öffentlichen Kinderfesten im KTH herausgegeben. Dieses enthält ausschließlich traditionelle Volks-/Kinderlieder. Meines Wissens muss man bei einem nicht eindeutigen Nachweis der Herkunft zunächst zahlen, kann sich dann aber (umständlich) die Kohle wieder zurückholen. So hat mal eine Band aus der "Carmina Burana" aufgeführt und der Veranstalter musste zahlen, da Carl Orff als Komponist vermutet wurde. Jedoch gab es die Kohle zurück als nachgewiesen wurde, dass es sich um die Rekonstruktion der mittelalterlichen Originalmelodien handelte. ...seither schrieb ich auf GEMA-Zettel stattdessen nur noch "Benediktbeurer Liederhandschrift, 11.-13. Jhd" als Quelle - dann wusste eh niemand was gemeint war. Ich hatte da noch nie Probleme, und gezahlt hat bisher niemand auch nur einen Cent wenn ich irgendwo auftrat.
 
Ich bin Musiker. Ich habe den Musikbereich bei ein paar kleineren Mittelalterfesten organisiert. Die GEMA nervt mich kolossal. Seit Jahren. Jetzt noch mehr. Urheber- und Verwertungsrecht sind inzwischen eine Schlangengrube, bei denen jemand, der eigentlich nur Musik machen oder hören will, ohne Expertenrat praktisch nicht mehr durchsteigen kann. Ich rate jeder kleinen Musikgruppe vor einem Auftritt zu prüfen, ob "übernommene" Stücke tatsächlich traditionell, oder gema-frei sind. Der "Marktklassiker" Schockschwere Not, mein Eheweib ist tot stammt so beispielsweise von der ostdeutschen Gruppe Horch und ist gema-pflichtig und die Melodien vieler "mittelalterlicher" Stücke gehen auf die Altmeister von Ougenweide zurück. Bei einigen Irish Traditionals kann es sich auch um Kompositionen der letzten 30 Jahre handeln. Es lohnt sich sehr für offizielle Auftritte eine gema-freie Setlist in der Schublade zu haben. Wenn man wirklich alte Sachen nimmt, eigenes hat und sich mit anderen gema-freien Kleinkünstlern freundschaftlich austauscht, dann gaht das ganz gut. Außerdem rate ich jedem Veranstalter kleiner Feste und Märkte konsequent ihre eigenen Stücke gema-frei haltende Gruppen zu buchen. Das stärkt die lokale Musikszene und spart Geld und Nerven. Im Bereich von Diskotheken und Konservenmusik allgemein sehe ich das wieder etwas anders, aber bei Livemusik... :cursing:
 
Prüfen kann man zunächst bei: https://online.gema.de/werke/. Das Lied muss richtig geschrieben eingetippt werden. Gibt man z.B "Palästinalied" in die Suchmaschine, so zeigt diese viele verschiedene Versionen an. Walther von der Vogelweide wird neben Anderen als Komponist angezeigt. Merkwürdigerweise hat er sogar eine eigene GEMA-Nummer. ?( Es kann sich natürlich nur um Bearbeitungen, und bei den anderen angezeigten Komponisten nur um Bearbeiter des Liedes handeln... ...wobei Walther ja selber nur ein Bearbeiter (der Melodie) war. ;)
 

Neueste Beiträge

Oben