Hinrichtungen im Mittelalter

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Original von nixx71
Original von Lord Michael Die Hinrichtung als "Event" wird gern in Filmen so dargestellt das eine pöbelnde Menge mit Dreck nach dem Delinqunten wirft und ihn beschimpft. Ich wage es mal dieses Bild zu bezweifeln oder dieses Verhalten als eine Art von Selbstschutz auszulegen, nach dem Motto: Wenn die Herren sehen was ich tue dann wissen sie das ich ergeben untergeben bin.
Hallo Das muß man aber wieder im Sinne des Glaubens sehen. Der Glaube und die Gebote standen im Mittelalter im Mittelpunkt. Was also werden gläubige Bürger mit einem Dieb (du sollst nicht stehlen) gemacht habe? Oder einem Mörder, oder Ehebrecher, usw. Grüße Robert
 
Original von Ulf
Original von Areus
Nicht nur die Stadt musste für eine Hinrichtung zahlen sondern auch der Henker, die Kosten wurden aufgeteilt.
Erklär das bitte genauer. Der Henker war doch ausführendes Organ 8|
Einer Stadtverordnung der Stadt Köln um 1450 ist zu entnehmen das er vor der Hinrichtung dem Gefängniswärter ein Huhn im Wert von vier Schillingen, und für das Läuten der Glocke nochmals 4 Schillinge geben musste. Ferner hat er den Bütteln ein Viertel Wein, ersatzweise 8 Schillinge zu geben. Die Gerätschaften welche zur Hinrichtung benötigt wurden zb. Seil, Richtschwert, Kessel zum Sieden uvm. musste er zum Teil aus eigener Tasche zahlen. Solche Verordnungen hatten mehrer Städte. Ferner zb. Nürnberg und Augsburg. Quelle: Irsiglier/Lassotta, Bettler und Gaukler, Dirnen und Henker Nowosadtko, Jutta, Scharfrichter und Abdecker "der Alltag zweier unehrlicher Berufe“ in der frühen Neuzeit 1. Auflage Stand 1994 Uvm.
 
Original von Ulf
Original von Lord Michael Die Hinrichtung als "Event" wird gern in Filmen so dargestellt das eine pöbelnde Menge mit Dreck nach dem Delinqunten wirft und ihn beschimpft. Ich wage es mal dieses Bild zu bezweifeln
Eher nach dem Scharfrichter wenn er nicht nach Volkes Sínn gerichtet hatte.
Original von nixx71 Hallo Das muß man aber wieder im Sinne des Glaubens sehen. Der Glaube und die Gebote standen im Mittelalter im Mittelpunkt. Was also werden gläubige Bürger mit einem Dieb (du sollst nicht stehlen) gemacht habe? Oder einem Mörder, oder Ehebrecher, usw. Grüße Robert
Die Ehre spielte aber auch eine große Rolle. Hohn und Spott waren bei einer vielzahl von Spiegelstrafen dem Deliquenten sicher. Ergo Volksbelustigung.
 
Original von Ritter Randolf Also, ich denke Abschreckung und Belustigung kann man in diesem Fall nicht pauschalisieren. Beides ist bestimmt richtig. Man muss sich natürlich auch immer die Umstände der Hinrichtung vor Augen führen. Die Ehebrecherin war bestimmt für die anwesenden Frauen eine Abschreckung. Der gehasste König, der sein Volk unterdrückte und peinigte, leiden und verhungern lies. Die Hexe, deren böse Kräfte das ganze Dorf fürchtete weil ja plötzlich immer mehr "Zeugen" das magische handeln und gar wunderliche Dinge in ihrer Umgebung bestätigen konnten, bis aus einer Woge der Angst eine Flut des Hasses wurde, ....... Wurden solche Leute hingerichtet, dann war es ein Fest !! Berichten zufolge Johlte die Bevolkerung als der Henker den Kopf des gehassten Königs in die Höhe reckte und tanzten die Dorfbewohner um den Scheiterhaufen bis die verdammte Hexe verbrannt war und lachten, als sie die Asche verstreuten. Denn sie taten ja Ihrer meinung nach nichts unrechtes. Diese Menschen haben an Gott gesündigt. Die Bevölkerung war unglaublich fromm und ebenso unglaublich abergläubig. So musste doch nur "Gott will es so" gerufen werden und "Hexen sind keine Menschen" als Legitimation herangeführt werden um alle Zweifel aus der Welt zu räumen. Die Werte und Ansichten in der damaligen Zeit waren völlig anders. Und selbst heute jubeln die Menschen wenn andere hingerichtet werden (Ich denke da an eine Filmaufnahme einer gesteinigten Ehebrecherin, die sogar von ihren eigenen Brüdern lachend mit steinen beworfen wurde bis sie tot war. Das ist erst einige Jahre her) Es kommt natürlich immer darauf an, WEN es bei der Hinrichtung getroffen hat, oder ?? So traurig das auch ist. :-( Hoffentlich wird es bald eine Zukunft ohne Todesstrafe geben. Wobei mir einfällt: Viele haben hinter vorgehaltener Hand gesagt, Kinderschänder und Mörder etc. sollten besser getötet als eingesperrt werden. Sonst kommen die wieder frei und machen weiter. Also ganz aus den Köpfen ist das selbst hierzulande nicht, solange man sich einreden kann: DER / Die hat es doch verdient. Aber vielleicht werden die Menschen ja doch nochmal schlauer ..... irgendwann
 
Original von Benno König, Hexe, tandaradei... und das ganze Volk jubelte und war von Herzen froh... Könnten wir bitte wieder weg von den Gebrüdern Grimm und zurück zu gesicherten historischen Fakten kommen? Ich merke so langsam, dass viele hier echt ein ziemlich Klischee-belastetes Bild vom Mittelalter haben. We :love: it finster.
 
Original von Ritter Randolf Entschuldige dass ich Dich da jetzt endtäuschen muss, aber das ist kein Klischee denken a´la Gebrüder Grimm sondern durchaus ein Zeitzeugenbericht. Wieso auch nicht, der Anblick eines toten / Sterbenden bzw. eines geschundenen Körpers war zu der damaligen Zeit nichts besonderes sondern alltäglich. Oft wurde den Opfern ja publikumswirksam der Prozess gemacht und unter den qualen der Folter gibt warscheinlich jeder alles zu, um erlöst zu werden. Das hat denke Ich mal nichts mit Märchen zu tun. Andersrum: Wann sind diese Märchen denn entstanden ?? Doch genau zu dieser Zeit und wurden dann den Kindern erzählt. Und wenn in dem Märchen für die Kinder das Töten, erschlagen, verbrennen etc. einer vermeintlich "bösen" Figur zu etwas gutem stilisiert wird, gibt das dann nicht auch rückschlüsse auf die damalige Denkweise ??
 
Original von Ritter Randolf Also, ich habe jetzt einige Stunden alles bei mir zuhausedurchgewühlt, aber leider nicht gefunden, was ich gesucht habe. Wir haben dieses Thema damals in der Schule (Anfang der 90er) sehr ausführlich im Religions- und Geschichtsunterricht behandelt. Da hatte ich ein tolles Buch drüber mit Briefen, Gerichtsurteilen und Kupferstichen oder auch anderen zeitgenössischen Bildern. Leider finde ich dieses Buch gerade nicht, aber bin mir sicher , dass es noch irgendwo bei mir rumfliegen muss. Sobald ichs wieder habe werde ich dann mal einige Teile daraus Posten. Woran ich mich noch am besten erinnern kann: Da war auf einem Bildnis ein Pfahl zu sehen, an dem zwei Frauen scheinbar unbekleidet festgebunden waren. um ihnen herum, brennender Reisig und Stroh, die Gesichter schmerzerfüllt schreiend. Um dieses Schauspiel herum waren Tische aufgebaut an denen Menschen saßen, sich die Verbrennung anschauten, die Kelche hoben und Musikanten die spielten. Ein anderes beispiel kann ganz leicht für jedermann (und natürlich Frau) selbst ergoogelt oder erwikit werden. Mal ohne die Hexen: Nehmt Doch mal den lieben Bußprediger Girolamo Savonarola. Besonders in seiner Lebensgeschichte ganz am ende ....... Richtig, sein Tod. Lest euch das mal durch, dann braucht man da eigentlich nichts mehr zu zu sagen. Hier ein kurzer auszug aus Wikipedia: Ohne den Rückhalt König Karls, aber auch aufgrund der Opposition der Franziskaner und einiger Dominikaner sowie der verfehlten Mehrheit seiner Anhänger bei den städtischen Wahlen zur Signoria im Frühjahr 1498, kam es in Florenz schließlich zu einem Stimmungswandel. Bereits am 13. Mai 1497 wurde Savonarola von Papst Alexander VI. als „Häretiker, Schismatiker und Verächter des Hl. Stuhles“ exkommuniziert. Als der Papst vom Magistrat der Stadt, unter Androhung des Interdikts für die ganze florentinische Republik, forderte, den Bußprediger gefangen zu nehmen, und eine von Savonarola angekündigte und vom Volk gierig erwartete Feuerprobe durch feindliche Ordensleute und politische Gegner verhindert wurde, schleppte die aufgebrachte Menge Savonarola aus dem Kloster. Er wurde eingekerkert, gefoltert und nach seinem Eingeständnis der ihm zur Last gelegten Verfehlungen zum Tode verurteilt. Vor seiner Hinrichtung widerrief er seine Eingeständnisse, doch man fälschte seine Prozessakte diesbezüglich. Savonarola wurde schließlich mit zwei Mitbrüdern (Domenico Buonvicini und Silvestro Maruffi) vor einer riesigen Menschenmenge zunächst gehängt und dann verbrannt. Dies geschah auf der Piazza della Signoria - dem gleichen Platz, auf dem er zuvor die „Verbrennungen der Eitelkeiten“ hatte veranstalten lassen. Da einige Frauen versuchten, Knochen als Reliquien mitzunehmen, wurde die Piazza gesperrt und am nächsten Tag Savonarolas Asche in den Fluss Arno geworfen. Es gibt dazu noch einige schöne Bilder im Netz zu finden, einfach mal nach suchen. Dieser Text beinhaltet ja eigentlich alles was Ich bisher geschrieben habe. Hohes öffentliches interesse, ein aufgebrachter Mob, gefälschte Prozessakten, erfolterte aussagen und der bejubelte tod. Habe aber auch im netz gelesen, das die meisten Akten und Schriften über die Prozesse und Hinrichtungen Vernichtet und verlorengegangen sind. Und wie geduldig Papier sein kann wissen wir ja. Also ist das mit den historischen Belegen zu dem Thema eh alles recht schwierig. Gruß Ritter Randolf
 
Original von Benno Kupferstich, Savonarola, spätes 15. jhdt. in Italien... Sorry, aber das hat alles nicht mehr wirklich viel mit dem Mittelalter zu tun. Viele der Dinge, die wir heute mit dem "Finsteren Mittelalter" verbinden, stammen de facto aus den ach so aufgeklärten und zivilisierten Zeiten von Renaissance und Absolutismus. Rechtlose, völlig armselig lebende Bauern, Herrscherwillkür, Hexenjagd, die völlig marodierende Inquisition, Banditen zu hauff in den Wäldern... Alles Dinge, die man heute zuerst mit dem Mittelalter in Verbindung bringt, die aber, zumindest in dieser Intensität, erst in den 200 Jahren danach auftauchen. Sorry, aber bevor du mir eine Quelle von vor 1450 nördlich oder vor 1350 südlich der Alpen lieferst, (Ab mitte des 14. Jahrhunderts läuft in Italien definitiv die Renaissance an.) betrachte ich die von dir beschriebenen Zustände weiterhin als Klischee.
 
Original von Ulf
Original von Benno Sorry, aber bevor du mir eine Quelle von vor 1450 nördlich oder vor 1350 südlich der Alpen lieferst, (Ab mitte des 14. Jahrhunderts läuft in Italien definitiv die Renaissance an.) betrachte ich die von dir beschriebenen Zustände weiterhin als Klischee.
Klischee würde ich dies nicht betrachten, gut die meisten Quellen sind erst so ab +- 1450 vorhanden. Diese beschreiben aber ehrer das Starfmaß eines Deliquenten aber und den Vollzug. zb. das Stadtbuch von Augsburg von 1276 Mal ganz OT Zum Zeitraum des Mittelalters 6. bis 15. Jahrhundert genauere Quelle habe ich z.Zt. nicht verfügbar. Irgend jemand hat den Kalender verschlampt wo darauf steht "Heute ist das Mittelalter aus." Und jetzt keine ewige Disskussion über Beginn und Ende MA. Macht ein extra Thema dafür auf, sofern noch nicht vorhanden.
 
Original von Ritter Randolf Mit Klischee tue ich mich in der Sache jetzt auch etwas schwer und ausserdem ist das hier meiner Meinung nach auch ein Forum für Gedankenaustausch. Ich werde mich hier nicht anmaßen zu schreiben: "Das ist so und Basta weil das da in nem Buch steht" Woher soll man wissen das das die einzige Wahrheit ist ?? Vielleicht steckt auch in jedem Märchen und jedem "Klischee" ein Körnchen Wahrheit ?! Viele Kupferstiche, Briefe und Berichte wurden viel später geschrieben oder erstellt und auch nicht selten von Menschen, die gar nicht dabei waren sondern die mündlichen Überlieferungen verarbeitet haben. Ich denke jetzt einfach mal, ohne Belege und ohne sichere Quellen, dass es bestimmt beides gab. 1. Sowohl die Hinrichtungen die vom Volk (aus welchen Gründen auch immer) gefeiert wurden, jene die gefeiert wurden, weil sie gefeiert werden mussten (Stickwort: Besser die als Ich und die da oben sollen sehen wie ergeben ich bin) 2. Und es gab sicherlich zum großen Teil auch die Hinrichtungen die beim Volk Angst und Schrecken verbreitet haben. Aber wie ich schon in einem vorherigen Beitrag schrieb: Viele Briefe und schriftliche Nachweise sind vernichtet worden oder verloren gegangen. Nur weil es nirgendwo steht, heißt das nicht das es das nicht gegeben hat. Man denke nur mal an heutige Todesurteile und die Öffentlichen Reaktionen darauf Bitte zerreißt mich jetzt nicht ;-) Pax RR
 
Original von DaniC ich kann nich anders...
Nur weil es nirgendwo steht, heißt das nicht das es das nicht gegeben hat.
das ist genau der Punkt, der dich nirgens auch nur einen Schritt weiterbringt. Wenn es nicht genug Quellen gibt, dann ist das eben ein noch nicht genug erforschter Bereich. Wenn man den mit reiner Spekulation ausfüllt, ist damit keinem geholfen. Der Thread steht unter historische Grundlagen, und da sind historische Arbeitsmethoden ein Muss. Die beißen nicht und können von jedem erlernt werden. Und solange du uns nicht beweißt, dass Negativbeweise neuerdings wissenschaftlich möglich sind, wird sich daran nix ändern. Ich zitiere mal den Hergils, wenn er das nicht mag soll er mich bitte rügen: Um eine ausgewogene Diskussion und Bewertung der eigenen Recherche zu haben, sollte sich jeder Teilnehmer an einem Diskussion - Thread darüber im klaren sein, dass eine Argumentation mit : ich habe gehört, ich denke, ich meine, nicht zur Wissenserweiterung der Forenmitglieder dient. und jetzt viel Spaß beim Auswerten von gesichertem Material. Der Mensch muss Mut zur Lücke haben, das haben Wissenschaftler in dem bereich in jedem Falle.
 
Original von Ritter Randolf
Zitat von DaniC: Wenn es nicht genug Quellen gibt, dann ist das eben ein noch nicht genug erforschter Bereich. Wenn man den mit reiner Spekulation ausfüllt, ist damit keinem geholfen.
Ja, gut. Im großen und ganzen muss ich Dir da natürlich recht geben. Ich habe jetzt auch nicht gefordert:" Treibt die Darstellung ad absurdum". Lediglich von mir der gut gemeinte und hoffentlich nachvollziebare Hinweis, dass man manchmal auch etwas zwischen den Zeilen lesen soll und drüber nachdenken, was denn sonst in der damaligen Zeit mit diesem Gedankengut hätte passieren können in dieser oder jener Situation. Eben, Was ist glaubhaft, denkbar und plausiebel. Ich will auf keinen fall diese Schauspiele die auf den meisten Mittelaltermärkten "abgefeiert" werden gut und historisch korrekt loben. Unterhaltsam für das Volk allemal. Geschichte Wird von Siegern geschrieben und deshalb muss man bei einigen Quellen auch aufpassen ;-) ............. Also verstehe Ich das jetzt richtig, dass Ich in diesem Tread einer der wenigen bin, der Denkt das es im 13. / 14. Jhdt. vorkam, dass aus einer Hinrichtung ein Volkfest / eine Volksbelustigung wurde ??
 
Original von Benno Ok, ein letztes mal zum Thema Hinrichtungen, bevor das Ganze hier völlig OT wird: Ich halte einfach nichts von dieser leicht eindimensionalen Vorstellung, Hinrichtungen wären gefeiert worden, oder hätten Angst und Schrecken verbreitet. Ich hoffe, Hergils verzeiht mir, dass ich hier nur mit Argumenten und nicht mit Quellen arbeite, aber Quellen zum Thema wie der Sachsenspiegel und diverse Abbildungen und Beschreibungen von Hinrichtungen sind eigentlich hinlänglich bekannt. Hier geht es eher um die Auslegung dieser Quellen. Hier also meine Interpretation der Quellenlage: Die öffentliche Hinrichtung dient im Grunde zwei Zwecken: 1. Volksbelustigung: Meine Heimatstadt hat um 1300 zwischen 300 und 500 Einwohnern. 2/3 aller Städte im Reich haben unter 1000. Die Dörfer sind natürlich nochmal wesentlich kleiner. Das Leben in einem so kleinen sozialen Umfeld ist vor allem eines: Stinklangweilig. Den Andrang bei solchen Hinrichtungen kann man meiner Ansicht nach eher mit dem Phänomen der "Gaffer" vergleichen. Die Leute haben weder Mitleid mit dem Delinquenten, noch Feiern sie seinen Tod. Es gibt einfach selten Gelegenheit, solch eine Hinrichtung zu sehen. Man ist neugierig und schaut sich das Ganze an, ohne genauer drüber nachzudenken, was da eigentlich gerade passiert. Der Unterschied zu heutigen Gerichtsshows ist marginal. Kennt ihr die Szene aus "Leben des Brian", wo die Mutter sagt: "Ist das Langweilig hier! Lass uns zu ner Steinigung gehen!" Ich will den Film nicht als Quelle benutzen, aber die Szene drückt genau das aus, was ich meine. Der Mensch, an sich eigentlich relativ intelligent, kann in der Masse erstaunlich dämlich sein. Jemand, der heutzutage auf der Autobahn extra langsam an einer Unfallstelle vorbeifährt, um mehr zu sehen, denkt auch nicht darüber nach, dass da gerade Menschen in Lebensgefahr schweben. Oh, und zum Thema Angst und Schrecken: Menschen sind Meister darin, schreckliche Dinge zu sehen und sich einzureden, dass sowas immer nur den Anderen passiert, niemals ihnen selbst. Der häufigste Satz, den man von Menschen hört, die einen Schicksalsschlag erlitten haben ist: "Ich hätte nie gedacht das MIR sowas passieren könnte." 2. Bezeugung eines Rechtsaktes Das Mittelalterliche Rechtssystem ist geprägt von dem Gedanken einer gesellschaftlichen Ordnung, die durch einen Rechtsbruch aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Darauf beruhen auch die "spiegelnden" Strafen, bei der die Strafe dem Vergehen entspricht, z.b. Handabhacken bei Dieben. Die Strafe dient dazu, das Gleichgewicht zwischen Recht und Unrecht wiederherzustellen. Da die Wahrung besagter Ordnung bis heute die primäre Aufgabe einer jeden Regierung ist, aus der sie ihren Machtanspruch herleitet, ist es nur klug, möglichst viele Untertanen zusehen zu lassen, um ihnen zu zeigen, dass ihr Herr seinen Job erledigt, und dadurch seine Stellung verdient. Zudem erfordert ein Urteil eben auch Zeugen, die Bestätigen, dass es vollstreckt wurde. Gerade im mittelalterlichen Rechtssystem benötigt man die Zuschauer also, um seinen Herrschaftsanspruch zu legitimieren und aus der Hinrichtung einen rechtskräftigen Akt zu machen. Zum Thema, "nenn mir doch mal den Termin, an dem das Mittelalter endet": Natürlich gibt es Übergangszeiten für Epochen, aber zum ersten muss mann wenn etwas in dieser Übergangszeit das erste mal auftaucht und auch danach, in der nächsten Epoche noch da ist, notwendigerweise davon ausgehen, dass dieses Etwas ein Phänomen der neuen und nicht der alten Epoche ist. Und zweitens liegen die große Zeit der Kupferstiche und die Zeit Savonarolas in Italien SO dermassen weit nach diesem Übergang, dass man beides auf keinen Fall als Beispiel für das gesamte Mittelalter hernehmen kann. Mit "Klischee" meine ich im Übrigen nicht etwa die Rechtspraxis an sich, die ja hinreichen belegt ist, sondern die lustige Vorstellung, dass die Bevölkerung Europas im Mittelalter aus einem Hauffen verängstigter ****en bestanden hätte, die alle paar Wochen vor irgendeinem tyrannischen König oder einer bösen Hexe beschützt werden mussten. DAS ist definitiv Mär und nicht Historie. Ich hoffe ich habe meine Meinung anschaulich dargelegt und hinreichend verifiziert. Falls weiterer Diskussionsbedarf zum Thema Hinrichtungen im Mittelalter besteht, könnte Hergils oder ein anderer Mod den diesbezüglichen Krempel aus diesem Thread vielleicht in einen Neuen packen? *liebguck* *ganzartigbittebittesag* Das Thema ist nämlich eigentlich zu interessant, um den Thread jetzt deswegen zu schliessen. Amsonsten, lasst uns alle ab jetzt beim Thema Volksbelustigung bleiben. Die werden doch wohl noch andere Mittel und Wege gefunden haben, sich ein bisschen zu vergnügen, als Leute umzubringen, oder?
 
Original von Ritter Randolf @Michi: Schwer zu sagen ob es jetzt wirklich ein Fest oder lustiges Spektakel war oder wie Benno schon meinte, Ablenkung vom Alltag unter Zuhilfenahme aller Unzulänglichkeiten der menschlichen Wahrnehmung (Zitat "Mir kann sowas ja nicht passieren) Meine These: Diese Menschen die als Schaulustige dabei waren (teilweise sogar Kinder) und auch die Durchführenden wähnten sich anscheinend nichtmals im Unrecht. Die zum Tode verurteilten Menschen haben (Offiziell) an Gott oder ihren Mitmenschen gesündigt, haben ein mehr oder minder gerechtes Verfahren und eine Verurteilung bekommen und erleiden lediglich ihre gerechte Strafe. ....... Klar, wenn man sich das lange genug einredet ...... Aber um einen ungefähren Eindruck zu bekommen wie das so vom "Publikum" aufgenommen wurde könnt ihr ganz einfach mal das Internet nach heutigen Exekutionen z.B. in Afrika oder Saudi Arabien durchforsten. Ihr werdet entsetzt sein Pax
So, und nun könnt ihr weitermachen ..
 
Original von Ritter Randolf @Michi: Schwer zu sagen ob es jetzt wirklich ein Fest oder lustiges Spektakel war oder wie Benno schon meinte, Ablenkung vom Alltag unter Zuhilfenahme aller Unzulänglichkeiten der menschlichen Wahrnehmung (Zitat "Mir kann sowas ja nicht passieren) Meine These: Diese Menschen die als Schaulustige dabei waren (teilweise sogar Kinder) und auch die Durchführenden wähnten sich anscheinend nichtmals im Unrecht. Die zum Tode verurteilten Menschen haben (Offiziell) an Gott oder ihren Mitmenschen gesündigt, haben ein mehr oder minder gerechtes Verfahren und eine Verurteilung bekommen und erleiden lediglich ihre gerechte Strafe. ....... Klar, wenn man sich das lange genug einredet ...... Aber um einen ungefähren Eindruck zu bekommen wie das so vom "Publikum" aufgenommen wurde könnt ihr ganz einfach mal das Internet nach heutigen Exekutionen z.B. in Afrika oder Saudi Arabien durchforsten. Ihr werdet entsetzt sein Pax
@ Randolf Ich würde sagen es ist egal was es war ob Fest oder lustiges Spektakel oder Ablenkung vom Alltag .ich find so was makaber und Menschen unwürdig . Es waren ja nicht nur Hinrichtung Die Öffentlich Vollzogen wurden sonder auch der Pranger . Ich frag mich manch mal was in der ihren Köpfen vorgegangen sein muss ? Scheint manchmal eine Mischung zwischen Bestrafung , Abschreckung , und Belustigung gewesen zu sein . Vor allem das an den Pranger stellen . Ich kann mir auch vorstellen das der Das ungehindert gucken eine Rolle spielte . Vor allem wen man da an die Hexenverfolgung Denkt . Dort wurde ja schon bei den Verhören den Frauen die Kleidung weggenommen . So das jeder der der beim Verhör dabei war überall hin sehen konnte . Teilweise wurden Sie ja auch nackt Hingereichte . Ich frage mich dann was das mit Belustigung zu tun hat . Außer führ die Schergen
 
Auch in der heutigen Zeit kommt es unter extremen Lebensbedingungen (die im Vergleich zu uns heute im Mittelalter warscheinlich täglich herrschten) auch immer zur Verrohung der Menschen. Deutschland während des dritten Reiches, USA während der Sklaverei und des Nord/Süd Krieges, ex jugoslawien während des Krieges, etc. Sowas kommt häufig vor und in allen Gesellschaftsschichten. Ist vermutlich auch psychologisch bedingt.
 
@ Randolf Ja da hast du wohl recht ist schon irgend wie Beängstigend das es immer noch Folterungen In unser zeit gibt . Ich mein wir müssen in Sachen USA und Foltern gar nicht soweit zurück . Wen ich es richtig im Kopf hab war es im letzten Irak Krieg wo eine Angehörige der US – Arme Gefangen Gefoltert hat . Und auch sie hat ihr Opfer die Kleidung wegen genommen Auch sonst erinnert manch Sachen doch an das Mittelealter .
 

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