Für einen relevanten Zusammenhang zwischen einer Gesetzesverschärfung und einem Amoklauf möchte ich bitte erst die entsprechende Studie mit entsprechender Signifikanz sehen.
Waffengleichheit! Gleiche Belegpflicht für beide Seiten. Kurz: Ich auch! Und zwar von genau jenen, die nach jedem Amoklauf oder jeder spektakulären Straftat reflexartig nach einer Gesetzesverschärfung rufen.
In den letzten 40 Jahren ist sehr viel mehr passiert als nur eine Verschärfung von Waffengesetzen. Zunehmende mediale Präsenz, Wertewandel, Strukturwandel in der Gesellschaft, familiäre Umstrukturierungen, etc. Das Ökosystem eines Kindes/Jugendlichen setzt sich aus verschiedenen Mikro- und Makrokosmen zusammen, die seine Einstellung und Entwicklung beeinflussen, sprich diese ist hoch multifaktoriell.
Völlig korrekt. (Mit einer kleinen Einschränkung: Streng genommen nicht Öko- sondern Soziosystem. Als Biologe graust mich die Verwendung biologischer Fachbegriffe durch Soziologen mitunter) Und genau deshalb frage ich mich, weshalb man meint, der Problematik all dieser Faktoren mit der Verschärfung von Gesetzen zu ganz anderen Themenbreichen begegnen zu können, anstatt sich über die einzelnen Faktoren Gedanken zu machen. Man behandelt nicht Ursachen, sondern Symptome. Wenn man schon argumentiert, dass man ein Volk als Ganzes nur mit (verschärften) Gesetzen zu einem vernünftigen, weitgehend (grabes-?)friedvollen Zusammenleben zwingen kann - einer These, der ich persönlich vehement widersprechen möchte und einer Gesellschaft, die tatsächlich nur so zu funktionieren imstande ist, der ich mich entziehen möchte, was aber nach unserer Gesetzeslage leider nur durch Selbstmord möglich wäre - warum dann nicht konsequent mit diesen Gesetzen auf die wahren Ursachen zielen?
Würdest Du das auch von kommunistischen Staaten behaupten?
Ja.
Oder diktatorisch geführten?
Ja.
Im Gegenteil führt eine zunehmende Befreiung von Pflichten zu einem Verfall von Werten.
Sag ich doch. Die Befreiung vom Selberdenken führt zum Verfall ethischer Werte gleichwie Eigenverantwortung. "Das hat doch alles der Staat geregelt, wenn's legal ist, kann ich's machen". Unser Exbundespräsident mag stellenweise ein eigenartiger Mensch gewesen sein, aber er hat - wenn auch in einem auf delikate Weise anderen Zusammenhang - in der Dämmerung seiner Amtszeit einige wahre Worte gesagt, etwa: "Nicht alles, was juristisch legal ist, ist auch moralisch einwandfrei". Ich sekundiere...
Auch wenn individuelle Entscheidungsfreiheit allgemein als hohes Gut gesehen wird (was sie in gewissem Maße unbestritten ist), hat sie ihre Grenzen dort, wo die Menschen vor lauter "MEINE Freiheit" nicht mehr sehen, wo der Mensch neben ihnen steht. Der ständige Ruf nach individueller Freiheit zieht einen Egoismus nach sich, der seinesgleichen sucht und die Menschen den Blick für das Kollektiv, die Gemeinschaft, verlieren lässt.
Brisante These. Mir ist da eine Regierungs- nebst Gesellschaftsform bekannt, in der, es ist noch gar nicht so lange her, etwa 70 Jahre, durch eine massive Bevormundung, Regelung und Überwachung von Seiten des Staates, die Menschen erst so richtig zu echter Nächstenliebe, Zusammenhalt und gegenseitiger Achtung gebacht worden waren. Ethische Werte und Moral wurden damals zu einem nachhaltigen Vorbild für die freie Welt... [Definition Ironie laut Brockhaus: "
Eine meist spöttische Äußerung, die mit verstelltem Ernst das Gegenteil von dem meint, was sie sagt"] Was man damals sehr schön gesehen hat: 1. Die Gesellschaft will keine Wahrheiten, sie will Feindbilder. Gib sie ihr per Gesetz und sie wird erst so richtig enthemmt. Der Staat hat's ja erlaubt. Kriminalisiere Andersdenkende per Gesetz und das Volk wird sie dir, linientreu, an den Galgen liefern. Alles perfekt legal, brave Bürger... 2. Nicht die Widersprüchler können die größte Gefahr darstellen, eher die Gesetzestreuen. Und am gefährlichsten ist am Ende die Ordnungsmacht selbst. Nicht nur das völlige Fehlen staatlicher Kontrolle kann Dämme brechen lassen, sondern auch die Übertreibung staatlicher Kontrolle.
Und solange das Gros der Menschheit nicht in der Lage ist, vernunftgeleitet zu handeln, habe ich lieber das eine oder andere verschärfte Gesetz als einen Haufen unberechenbarer Idioten,
Vergiss nicht, dass wir in einer Demokratie leben. Politik wird auf den Druck der Masse gemacht, Gesetze zwangsläufig auch. Diese Masse ist aber, wie Du selbst sagst und wobei ich Dir völlig zustimme, nennen wir es mal: intellektuell einfach strukturiert mit der Tendenz zur Ignoranz und dem Wunsch nach einfachen Lösungen. Kurz: Genau der Haufen unberechenbarer Idioten, vor denen Du Angst hast, macht mehr oder weniger die Gesetze, nach denen Du lebst. Paradox, oder?
Panzerreiter, stimmt. Nur wenn Du die Politiker auf ein Gesetz aufmerksam machst, das entschärft werden soll, so sagt die Lebenserfahrung, kommt eben nur was noch blödsinnigeres raus ....
Da muss ich uneingeschränkt zustimmen. Was aber, das zeigt ebenfalls die Lebenserfahrung, nicht nur für Ent- sondern eben auch für Verschärfungen gilt. Und genau deshalb sollten Verschärfungen nicht leichtfertig aus einer momentanen kollektiven Erregung heraus beschlossen werden. Denn den Mist, der dabei herauskommt, tragen wir Jahrzehnte, wenn nicht sogar Generationen lang mit uns herum. Um nicht missverstanden zu werden: Es geht mir gar nicht um dieses eine Detail in diesem einen Gesetz. Es geht mir darum, dass diese Gesellschaft, in der ich lebe (und die mir mittlerweile ob ihrer kollektiven Doofheit eigentlich gestohlen bleiben kann) dieses Land, in dem ich lebe (das ist mein Problem: Ich liebe meine Heimat, aber nicht notwendigerweise die Leute, die darin leben. Ich habe aber 40 Jahre gebraucht, das zu erkennen) mit ihrer Fixiertheit auf die vermeintlich allseligmachende staatliche Kontrolle übersehen hat, dass diese inzwischen eklatant kontraproduktive Effekte zu zeigen beginnt. Beschrieben wie oben: Man überlegt beim Zusammenleben mit seinen Mitmenschen nicht mehr, ob etwas anständig ist, sondern ob etwas juristisch legal ist. Darf man Leute bescheißen? Ja, wenn ein bestimmter Wortlaut und eine bestimmte Schriftgröße verwendet werden. Analog zu unserem aktuell disktuierten Gesetz: Darf ich Messer mit mir rumschleppen? Ja, wenn die Machart soundso und die Klingenlänge soundso ist. Das soll Sicherheit bringen? Ich leg Dich auch mit der Nagelfeile um, wenn's sein muss. Den Dominik Brunner haben sie mit dem Schlüsselbund erschlagen, die haben nicht mal eine Nagelfeile gebraucht. Nicht
was ich rumtrage ist wichtig, sondern
wer es rumträgt und zu welchem Zweck! Keine aufmunitionierten Maschinengewehre, klar, kein Thema, aber wie kann man die Gefahr, die von scharfen Sachen ausgeht, an konstruktiven Merkmalen festmachen? Wie kann man überhaupt, selbst bei minimalen Hirneinsatz, sich durch solcherart undurchdachte Gesetze sicherer fühlen? Die machen die Welt nicht sicherer, sie vermitteln nur das trügerische Gefühl der Sicherheit, was im Übrigen genau das ist, was sie meiner konspirativen Meinung nach auch machen sollen: Das Volk beruhigen und den Staat als den besorgten Beschützer dastehen lassen. Ist er nicht, er ist selbst völlig planfrei, was man da machen kann, die Wähler sollen es bloß nicht merken. Ich habe nicht Angst vor Idioten, sondern vor Idioten, die ihre Rechte kennen! Denn gegen die darf ich mich nicht wehren. Der Staat und sein Justizsystem sind schon lange zum Erfüllungsgehilfen der Idioten geworden. Ich lehne keine Gesetze ab, ich lehne Gesetze ab, die schneller geändert (meist verschärft) werden, als man sie auswendig lernen kann. Ich lehne Gesetze ab, die so komplex und widersprüchlich geworden sind, dass nicht mal mehr die juristische Elite Deutschlands, die Verfassungsrichter einstimmig durchblicken. Ich lehne Gesetze ab, nach denen ich mit dem Spruch "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht" gerichtet werde, obwohl ich diese unüberschaubare Masse an Gesetzen gar nicht alle kennen
kann. Und ich lehne einen Staat ab, der sich selbst immer mehr aus der gesetzlichen Verantwortung, die er seinen Bürgern auferlegt, herausmogelt. Ich darf keinen Rufmord begehen? Warum darf es dann ein Staatsanwalt? Ich darf niemandem Gewalt androhen? Warum werden dann Polizisten, die das tun, befördert? Vor dem Gericht sind alle gleich? Warum hat meine Aussage dann keinen Bestand gegen die Aussage eines Polizisten? Ich darf niemandem ohne Grund nachspionieren? Warum darf es dann der Staat? Ich darf niemanden anonym und vermummt vermöbeln? Warum darf es dann die Polizei? etcetera, pp. Diese bedenkliche Attitüde unseres "Beschützers" ist es, die mir in Verbindung mit Gesetzesverschärfungen am Fließband, himmelangst werden lässt. Und deshalb bin ich prinzipiell gegen alle und jede weitere Gesetzesverschärfung, die nur den Bürger, aber nicht den Staat selbst betreffen, bis der Staat sich wieder auf seine Primärtugenden besinnt, die er vor allem anderen vorzuleben und zu erfüllen geschworen hat: - Vernunft - Ehrlichkeit - Selbstkritik - Moral Erst wenn er das wieder gelernt hat, darf er wieder an Gesetzen rumdoktern.