Naja, bei allem Respekt vor unserem werten Panzerreiter, aber ich sehe die Sache -stellenweise- nicht ganz so. Ich habe diese Diskussion auch schon so oft geführt, dass ich darauf ehrlich gesagt keine rechte Lust mehr habe - die häufigen aufkommenden Sprüche vonwegen "Schwertballet" und "Gefuchtel" gehen m.E. an dem vorbei, was die HF-Szene bisher "erarbeitet" hat und zumindest man emipirisch beweisen kann. Ich werde bei meinen Ausführungen jetzt stark vereinfachen und nicht auf jede Epoche, jedes einzelne Fechtbuch, jede einzelne Technik und jede einzelne Situation eingehen. Meine Meinung zu dem Thema: Fechtbücher sind kein Mumpitz - historisches Fechten ist es auch nicht. Es gibt je nach Fechtbuch viele Techniken, die für eine "echte" Schlacht schlichtweg nicht geeignet sind. Man muss immer sehen, welche Intention hinter der jeweiligen Geschichte steht. Ob nun reiner, spektakulärer Schaukampf, Blosfechten usw.. Und natürlich fließt eine gewisse "Übertreibung" oder "Überhöhung" der Techniken sicherlich auch mit ein - letzten Endes würde ich aber sagen, dass das auch vom Meister/Lehrer abhängt. Und dazu wird -je nach Epoche und Region- auch nur ein geringer Teil der Bevölkerung gut in solchen Fechtechniken ausgebildet gewesen sein - aber man darf auch nicht vergessen, dass häufig ein Gros der Personen auf dem Schlachtfeld keine Dilettanten, sondern hochqualifizierte Elitesoldaten waren, die hart trainierten, um den Gegner überlegen zu sein, um schlichtweg zu überleben. Ich sehe da ebenfalls die Parallele zum modernen Kampfsport. In der jeweiligen Situation gibt es eine gewisse Anzahl sinnvoller Techniken, die ich effektiv einsetzen kann. Diese Techniken trainiere ich bevor ich kämpfe bzw. sie in einer "ersten Situation" einsetze in der Regel "bis zum Erbrechen". Bis ich sie sauber, kraftvoll, schnell und präzise ausführen kann, bis sie durch das "Muskelgedächtnis" (auch wenn diese Vorstellung natürlich stark abstrahiert ist) verinnertlicht sind. Wo man hinkommen kann, zeigen einige die Spitzenkräfte im Fechten oder heutzutage die "Elitesoldaten" und professionellen Kampfsportler und Kampfkünstler - damit ihr micht nicht falsch versteht: Nein ich bin auch kein Freund von "Meisterhypes", aber es gibt nunmal Leute, die bestimmte Dinge unglaublich gut beherrschen. Ich gehe -wie einige HFler- davon aus, dass es zumindest stets gewisse Konzepte und Systeme gab. Diese lassen sich in einige Werke (etwa "der" Edda) zumindest "reininterpretieren". Ab dem 13. JH haben wir ja dann auch mit dem I.33 das -zumindest nach derzeitigem stand- frühste, erhaltene, systematische Fechtwerk. Ich finde in diesem Zusammenhang einen Spruch auch ganz nett, der auf arsgladii gefallen ist und sich auf eine Fehde zu einer VK-Gruppe aus Norddeutschland bezieht. Dieser bezog sich auf die vermehrte "systematisierung" ihrer Kampfesweise und ging sinngemäß so "Wenn sie in 30 Jahren noch leben, könnten sie vielleicht ihr eigenes Fechtbuch schreiben". Ich halte das auch für logisch, wenn wir uns unseren Alltag angucken. "Der Mensch" braucht (logische) Systeme, Modelle und Gesetzmäßigkeiten um effektiv arbeiten zu können. Gerade in Kampfsituationen ist selten die Zeit da groß zu überlegen und sich ganz viele neue "Tricks" auszudenken - was nicht damit gleichzusetzen ist, dass man sich schon mögliche Züge und Taktiken im Vorfelde überlegen sollte oder kreativ kämpfen / improvisieren kann (aber auch das bedarf einer gewissen Übung). Nehmen wir mal an, die besagten Techniken haben ein realen Anwendungshintergrund im Kampf und sind kein "Gefuchtel": Zunächst bin ich auch etwas zwigespalten. Natürlich besitzen sich diese Techniken auch gewisse Nachteile - etwa die Gefahr sich akkut zu verletzen und Einschränkungen bei defensiven und offensiven Aktionen. Es wird wohl auch hier von der Situation abhängen. Wenn es auf Leben und Tod ankommt, riskiere ich ggf. die Verletzungen an der Hand, wenn ich damit meinen Gegner relativ sicher besiegen kann und mir andere Mittel in dier Situation als weniger geeignet erscheinen - etwa wenn mein Gegenüber der bessere Fechter an der Klinge ist oder ich den Überraschungsmoment nutzen will. Auch kann man als gut trainierter Mensch mit den Händen schon einen sehr festen Griff aufbauen - auch fässt man nicht unbedingt direkt an/in die Schnittkanten, sondern versucht den Druck auf die flachen Seiten zu bringen. In diesem Video -soll- der Toke wohl trotz allem gute Kraft angewandt haben und Rolad Warzecha ist ja von dem überzeugt, was er da tut. Ich kenne die Hammaborgs nicht persönlich (habe lediglich mal mit Toke einen Mailkontakt gehabt), aber eigentlich haben diese Herrschaften einen guten Ruf, weshalb ich ihnen schon Glauben schenken würde - das ist nunmal die Frage nach dem Vertrauen (in der Wissenschaft). Ich kann das persönlich nicht beweisen und will es eigentlich auch garnicht ausprobieren. Wie schon gesagt wurde: Viele renomierte Personen in der Szene sprechen weiterhin davon, dass eine Vielzahl der Waffen wohl erst im Ort wirklich scharf waren. Also da, wo man im Optimalfall bei einem Schnitt trifft. Arno Eckhardt sprach u.a. auf TV an verschiedenen Stellen davon, dass die Waffen ansonsten wohl i.d.R. maximal "beitelscharf" gewesen sind und eine entsprechende Geometrie aufweisen. Und natürlich waren nie alle Waffen gleich. Diese Schärfe und die scharfen Bereiche, als auch die Klingengeometrie selbst variierte. Ich bin aber auch kein Schwertpfeger und hatte leider noch keine "Originale" in der Hand und kann deshalb nur diesen Aussagen folgen - sie erscheinen mir aber logisch. Auch wenn man sich vor Augen hält, dass eine durchgehend "fein geschliffene" Klinge sich in einem Kampf vielleicht zu sehr und schnell abnutzen würde. Wie auch immer halte ich es deshalb für nicht zu weit hergeholt. Der "Mordhau" ist jetzt auch wieder eine besondere Feschichte und bezieht sich -afaik wie auch viele Konzepte des halben Schwertes- vor allem auf das Fechten in schwerer Rüstung, sprich Platte, wurde aber auch im Blosfechten adaptiert bzw. genutzt. Besonders bei gehärteten Rüstungsstücken hält sich (angenommen sie sind gut gepolstert und sitzen richtig - unsere Buhurt-Jungs können davon wohl ein Lied singen
) der direkte Schaden eines Schlages -auch mit viel Wucht- in Grenzen und der "Luckypunch", der Rüstung "zerschneidet" oder ein erfolgreicher Stich durch die Rüstung wird ggf. noch unwahrscheilicher. Bis starke Materialermüdungen auftreten, dauert es bei konventionellen Schlägen dann -höchstwahrscheinlich, denn ich habe diese Tests noch nicht durchführen können- auch entsprechend lange. Daher muss man die Kampfesweise anpassen, wie es entsprechend in den Fechtbüchern dargestellt ist (abgesehen von der Entwicklung neuer Waffen, wobei das hier auch mit rein spielt). Entweder versuche ich die Rüstung effektiver zu penetrieren, oder ich versuche die (wenigen) Schwachstellen besonders effekti zu treffen - dazu dann besonders Halbschwert und Ringen. Die Parierstange ist zumeist besonders robust und je nach Typ sogar relativ spitz auslaufend, sie penetriert die Rüstung entsprechend gut. Zudem kann ich je nach Griff besonders viel Kraft in den Schlag legen. Auch logisch, wenn man sich den Schwerpunkt, den Hebel und ggf. das Moment betrachtet. Auch zeigt Thalhofer in etwa den Einsatz der Parierstange / des Mordhaus als "Haken" um den Gegner ein Bein wegzuziehen o.ä.. Etwas distanzierter und vorsichtiger würde ich sagen: Alles in allem wird m.E. in diesen Werken dann zunächst gezeigt "was möglich ist". Wenn sich die Situation bietet, dann ist es "nice to have", aber auch dann wohl nur eine Möglichkeit von Verschiedenen - das fällt dann in gewisser Weise unter "kreatives Kämpfen". Wobei man sich natürlich fragen muss, wie oft man in so eine Situation kommt und wann sich sowas dann wirklich lohnt. Nun muss man aber auch sagen, dass der Wechsel ins Halbschwert oder in den Mordhau mit entsprechender Übung sehr schnell geht und man in diesen Positionen auch nicht wehrlos ist. Und im modernen Kampfsport (um diese Parallele wiederherzustellen) gibt es dann ebenfalls Techniken, bei denen man direkt in die Waffe greift. Diese Techniken sind gefährlich und werden nicht unbedingt empfohlen, aber sie werden -für "Notfälle" und oft erst an erfahrenere Personen- gelehrt. Das wären jetzt zumindest meine Cents zum Thema. Vielleicht meldet sich ja noch unser werter JPK, der nebst seinen erstklassigen Fähigkeiten, seiner Erfahrung und seinem großen Wissensschatz über das historische Fechten ja nun auch in Richtung "VK und Buhurt" strebt und vielleicht mit besonders hochwertigen, empirischen Berichten dienen kann, wie er es etwa auf FB regelmässig tut. Ansonsten gehe ich mit euch konform: "Das Katana" ist sowohl zeitlich, als auch von der Anwendung her nur schwer oder garnicht mit dem europäischen Langschwert gleichzusetzen. Sehr gerne verweise ich hierbei auch auf dieses Essay in englischer Sprache:
http://www.thearma.org/essays/knightvs.htm @Bruder Torian Da bin ich mir nicht so sicher. Ich denke -nein eigentlich weiß ich es-, dass es einige sehr herrausragende Schmiede dieses Gewerbes gibt. Im Gegensatz zu uns Europäern haben gerade die Japaner eine vergleichsweise gut dokumentierte Tradition afaik. In Deutschland gehört zu diesen "Spitzenschmieden" Stefan Roth. Für ein gutes, authentisches Schwert (egal ob europäisch oder asiatisch) braucht man auch kein "alte Eisen". Ledigilch die Zusammensetzung muss weitestgehend stimmen und das kann man relativ gut beeinflussen. Und es gibt mittlerweile auch einige Schmiede, die das Renneisenhandwerk wiederbelebt haben - darunter unser Timm und Jannis (Xerxes). Ich hoffe, ich habe dich nicht falsch verstanden. PS: Bitte verzeiht mir diese Wall oft Text, aber einige von euch wissen, dass mir dieses Thema sehr wichtig ist.