Friethjoph
Well-known member
Da das Thema ja auch Katanas betrifft geb ich als Kendoka mal meinen Senf dazu... Kendo ist eine "versportlichte" Abart des traditionel japanischen Schwertkampfes und bildet zusammen mit dem Iaido zumindest einen nicht unerheblichen Teil der im japanischen "Spätmittelalter" (oder besser: der Edo Zeit) vorhandenen Techniken in Japan ab. Außerdem haben viele andere Techniken in Familiär geführten Dojos überlebt. Diese Ausgangssituation ist zunächstmal eine gänzlich andere als in Europa, aber sie sollte helfen zu verstehen, das das, was im Folgenden kommt nur einen kleinen Teilbereich des "japanischen Fechtens" abdeckt, der zudem noch von der Lehrmethode abhängt Kendo kennt 4 Grundschläge - Men auf den Kopf, Kote auf die Hand, Do auf den Bauch und Tsuki auf die Kehle. Der letzte Schlag ist eigentlich ein Stich und wird nur Danträgern beigebracht, also vergessen wir ihn erstmal. Bleiben 3 Schläge auf die 3 Haupttrefferflächen. Diese 3 Schläge übt ein neuer Kendoka - neben stundenlanger reiner Fußarbeit - bis zum Erbrechen. Dabei gehts vor allem um Fußarbeit (Schere Schließen!), Handarbeit (Wringen!) und Haltung (Aufrecht, Kopf oben!). Beherrscht man die drei Basisschläge, kommen Veränderung der Fußarbeit dazu - z.B. Nananoburi (Seitwärtsschritt und dabei schlagen). Diese (erweiterten) Grundtechniken begleiten übrigends einen fortgeschrittenen Kendoka als Aufwärmtechniken immer weiter. Erst wenn die Grundtechniken soweit beherrscht werden, dass das Schewert inetwa da stoppt (also trifft) wo es soll, wird überhaupt Partnerübung gemacht - allerdings auf die seitlich ausgestreckte Waffe (um Verletzungen zu vermeiden). Wenn das gut beherrscht wird, dann wird der Anfänger zum Rüstungsträger, also wird ab dann mit Vollkontakt geübt. Dabei gibt es mehrere Trainingsarten: Jigeko (echter, freier Kampf), Kakerigeko (es werden von beiden Seiten absichtlich Lücken geboten, die getroffen werden sollen) und allerlei andere Übungen (z.B. Doppel- oder Tripelschlagtechniken, spezielle Abläufe wie ). Außerdem lernt der Rüstungsträger Varianten der 3 Grundtechniken wie Sayu-Men (nicht mittig das Men sondern rechts/links versetzt), Mitte behaupten oder die kurzen Techniken, bei denen das lange Ausholen nach oben wegfällt sondern über einen Stich nach vorne und anschließendes zuschlagen gepunktet wird. Getrennt vom derartigen Übungsbetrieb wird auch Kata unterrichtet, das heißt spezielle, formalisierte Kämpfe mit festgelegten Rollen, Schritten, Schlägen - und vorgegebenem Ausgang. 10 Davon sind allgemeingut der Kendoka (1-7 sind Katana-Katana-Katas, 8-10 Katana-Wakizashi-Katas), aber speziell in den japanischen Schulen gibt es durchaus "Geheimkatas" und "Geheimtechniken" die unterrichtet werden. Diese Katas finden sich zum Teil auch im Iaido wieder, das neben diesen noch "Angriffe" auf andere Zielgebiete kennt - Beinschlagadern, Achseln und andere. Allerdings ist Iaido kein Kampf mehr sondern nur reine Katas. Aber auch das Kendo kennt Fechtbücher. Zum Beispiel das moderne "Kendo: Lehrbuch des japanischen Schwertkampfes" von Kotaro Oshima, Kozo Ando und Ichiko Mandt. Das ist aber wie gesagt eine moderne Quellem, die niochts mit historischem Fechten zu tun hat. Dennoch ist Kendo wie Iaido aus dem japanischen Schwertkampf der Samurai hervorgegangen und trägt noch viele Merkmale davon. Wenn man nun bedenkt, das die Samurai als Kriegerkaste sich bis zur Meiji-Restauration (genauer: bis 1876/77) gehalten hat, dann kann man hoffe ich davon ausgehen, dass viel von der Lehrmethode noch erhalten geblieben ist. Der Samurai wird also auch erst Das Gehen neu gelernt haben (oder hat es von Kindesbeinen auf gleich richtig gelernt) bevor er sein erstes HOlzschwert bekam um dann mit seiner ersten stumpfen Klinge zu üben. Das sich im Kendo doch sehr viel von dieser historischen Lehrmethode gehalten hat fällt zum Beispiel auf, wenn man das bekannteste historische japanische Fechtbuch, das Gorin-no-sho (Buch der 5 Ringe) des Autodidakten Musashi, mit dem modernen Kendo vergleicht und eine Menge ähnlicher bis gleicher Punkte findet, auf die wertgelegt wird. Haltung und wie gekämpft werden soll zum Beispiel, aber man muss bedenken, dass im Gorin-no-sho auch viel Philosophie versteckt ist und es gerne auf Wortbilder zurückgreift, dafür aber keine einzige Illustration hat.