Mittelalterliche Getränke ohne Alkohol?

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Ich meinte, daß Du erstmal den Syrup nimmst, bis Du eigenen hergestellt hast. Das wird ja vor nächstem Jahr nix. Außerdem musst Du ja den Syrup noch selbstverdünnen. Ist fast wie selbstgemacht...
Syrup geht gerade noch, Du hattest auch Rhönsprudel genannt. und das ist dann ja fertig. Ich tendiere gerade zu gewürztem Apfelsaft. Traubensaft ist zwar weinähnlicher, Apfelsagt hat aber deutlich überzeugender geschmeckt.
 
Preiselbeeren wären eine Option. Nicht nur weil die ultimativen nachfahren der Wikinger, vom Stamme Ingvar Kampradsons leckere Preiselbeerlimonade ausschenken, sondern weil der englische Name Lingonberry vom schwedischen Lingon kommt, abgeleitet vom altnordischen Begriff lyngr
 
Wie gesagt, Saft muss nicht belegt werden und kann dennoch als belegt angenommen werden. Und zwar nicht wegen dem "ich schreib nicht alles auf was ich mir in den Mund schiebe", denn ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass die das gemacht hätten wenns doch so toll ist. Es macht keinen großen Sinn, Saft zu trinken, wenn dieser ohne großen Mehraufwand nur mit etwas Geduld keimfrei und haltbar wird und damit dann große Mengen Wasser entkeimt werden können. Und das ist ohne Vakuumverpackungen, Pasteurisierung, Kühlschrank und solchem Zeug ein wichtiges Argument. Natürlich wurde auch mal beim Früchte auspressen etwas Saft getrunken, das macht ihn aber nicht automatisch zum Tafelgetränk. Lammfond ist ja auch keins, obwohl man in der Küche durchaus mal ein paar Schluck davon zu sich nimmt, wenn man welchen zubereitet und anschließend verarbeitet. Da man in der Regel aber eben ein Fass erst wieder befüllen kann, wenn man es leer getrunken hat und hinterher ja auch was trinken muss, wurde zwangsläufig Saft getrunken. Nur eben nicht unter dem Namen Saft, sondern als sehr junger Wein.
 
Es macht keinen großen Sinn, Saft zu trinken, wenn dieser ohne großen Mehraufwand nur mit etwas Geduld keimfrei und haltbar wird und damit dann große Mengen Wasser entkeimt werden können.
Dazu habe ich eine Verständnisfrage: Wasser war damals verkeimt, pur trinken war also lebensgefährlich. Wenn man es aber mit Wein oder Bier vermischt hat, wurden die Keime abgetötet?
 
Wein ist ziemlich sauer und hat einen relativ hohen Alkoholgehalt, beides Sachen die lebensbedrohliche Keime nicht unbedingt gerne haben. Man sollte nicht unbedingt das verseuchtetste Brackwasser benutzen, aber grundsätzlich lässt sich Wasser so desinfizieren. Wurde später auf Schiffen mit Schnaps genauso gemacht, nur ließ sich da natürlich weit mehr Wasser mit aufbereiten. Das Bier des normalen Menschen war damals vermutlich eher dünn(Nachkriegsbiere hatten bei uns wegen Rohstoffknappheit teilweise auch nur noch ein Prozent Alkohol), was dann aber bedeutet, dass das Wasser bereits drin ist, gekocht wurde und hinterher Alkohol enthält, weiter verdünnen würde vermutlich nicht viel bringen. Je nach Kultur standen auf Bier verdünnen auch hohe Strafen aus, allerdings im Ausschank, nicht zuhause, was durch eine mögliche Keimgefahr durch zu dünnes Bier erklärt werden könnte. Der Schutzpatron der Brauer, Arnulf von Metz, ist deswegen heilig, weil er eine Brauerei gesegnet hat woraufhin niemand, der das Bier dieser Brauerei getrunken hat, an Krankheiten gestorben ist, wie es die Abstinenzler alle taten. Das hätte allerdings auch ohne Segnung funktioniert, vermutlich wusste er mehr als die anderen und hat sie so zum Bierkonsum gebracht und damit gerettet.
 
Da ich davon noch nichts in diesem Thread gelesen habe hier noch ein Zusatz: Bartholomäus Anglicus beschreibt in seiner Enzyklopädie De proprietatibus rerum von 1235 die unterschiedliche Qualität von Wasser (Quellwasser ist am saubersten, danach Flußwasser, Wasser aus Seen, Wasser aus Teichen und schlussendlich Sumpfwasser). Zumindest ihm war also schon damals bekannt das Quellwasser zu bevorzugen sei und so hat man es vl. dann auch pur getrunken. Ein "Bruder Leonard" aus dem Kloster St. Jacques in Liège (heutiges Belgien) schreibt das Wasser eines der zu bevorzugenden Getränke sei und empfiehlt es gegenüber Ale und Bier. Quelle: https://leslefts.blogspot.de/2014/02/this-is-one-of-severalposts-exploring.html
Alle tranken möglichst kein Wasser, sondern zumindest Bier mit eher allg. schwachen Alk.gehalt.
Da bin ich anderer Meinung. Es wird oft geschrieben das Wasser besser sei den Durst zu stillen als Wein. Als Beispiel sei hier der aus Mailand stammende Arzt Joannes de Mediolano mit seinem Werk Regimen sanitatis Salerni (anfang 16. Jhd.) zitiert: "...that though water be more cōuenient to quenche thyrste than wyne.." Quelle: http://quod.lib.umich.edu Laut dem Tacuinum Sanitatis aus Wien (spätes 14. Jhd. bis frühes 15. jhd.) soll warmes Wasser besonders von Menschen mit einem kühlen Temperament, alten Leute, im Winter und in kalten regionen getrunken werden. Quelle: http://www.godecookery.com/tacuin/tacuin02.htm Jedoch sollte laut dem Regimen Sanitatis Salernitanum, einem Gedicht aus dem 12 oder 13 Jhd., kein Wasser während der Mahlzeiten getrunken werden, da dieses den Magen herunterkühlt (Wasser galt als kaltes Getränk). "Drinking and eating at the same time may be harmful, since water Cools the stomach, and the food is liable to remain undigested." Quelle: http://www.godecookery.com/regimen/regimn04.htm In derselben wird auch empfohlen nicht zu viel unverdünnten Wein zu trinken um lange zu leben. "Be sparing of undiluted wine, [...] Do these things well, and you shall live along time." Summa sumarum vermute ich das es ähnlich ist wie heute: Die meisten Menschen trinken lieber Getränke mit Geschmack als pures Wasser. Auch wissen heute die meisten Menschen das man kein Wasser aus stehenden Gewässern trinken sollte. Ich vermute dieses Wissen war auch damals verbreitet, doch schrieben, wie heute, nur wenige darüber da es banal ist. Daher das nur seltene aufkommen von nachweisen über das trinken von Wasser im Vergleich zu Bier und Wein. Hingegen finde ich keinerlei Hinweise und Belege für Säfte. Wir verwenden diese auf Veranstaltungen auch, jedoch als "Weinersatz" nur Traubensaft.
 
Hallo Schwester Amalia, sie müssten nicht nur, sie haben auch: Die Posca war (manchmal gewürztes) Essigwasser, ein alkoholfreies Massengetränk in Rom. Noch in den 80ern bayrischen Religionsunterricht habe ich "gelernt", dass die röm. Legionäre Christus verhöhnen wollten, als sie ihm verdünnten Essig gaben - es war aber eher so, dass es tatsächlich gut gemeint war!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Kleiner halb-OT-Exkurs zum Thema Wasser und dessen Mitnahme auf Schiffen. Es wurde bereits erwaehnt, dass dieses ein Problem war, aber... Erst einmal waren die Menschern damals durchaus mit einem aktiveren Immunsystem versehen als der heutige Mitt/Nord-Europaer. D.h. ein gewisser Anteil an Verkeimung wurde "einfach weggesteckt". (Vgl. heutige Menschen in Afrika/SO-Asien) Wirklich frisches Quellwasser haellt sich einige Tage, bevor es schlecht wird. Das reichte fuer die gaengige Kuestenschiffahrt. In speaterer Zeit hatte man entdeckt, dass das Wasser in den Faessern eine gewisse Entwicklung durchmacht. Die Faesser muessen luftdicht verschlossen werden. Dann folgt eine Phase von 2 Monaten, in denen das Wasser ziemlich "lebendig" wird. Allerdings haellt dies nicht endlos an. Es wird der Punkt erreicht, an dem das Milieu im Fass "umkippt" und sich die toten Mikroorganismen als schleimiger Belag absetzen. Danach war das Wasser wieder "relativ gefahrlos" zu konsumieren. (Es soll nur schlecht geschmeckt haben.) Jetzt war die Gefahr eher, dass die Dauben arbeiteten und Salzwasser aus der Bilge ins Fass eindringt. Der Alkohol wurde in der Royal Navy auch immer erst zum Ende des Tages ausgegeben und diente eher dazu, die Besatzung dann doesig zu halten.
 
Adalbert hat das schon sehr schön zusammengefasst, ich möchte hier nur noch mal durch eine andere Quelle das Thema Wasser untermauern. Fruchtsäfte wurden hier ja auch vermehrt angesprochen. Man kann sagen das natürlich Fruchtsäfte getrunken wurden. Die Sorten richteten sich nach Anbau und Nutzpflanzen bzw. was man ausgeben konnte. Aber die Frage war ja nach Wasser.... Wasser ist von grundlegender Bedeutung für das Überleben der Menschheit, noch im Mittelalter haben die meisten Menschen das meiste Wasser durch die Nahrung aufgenommen, durch die Lebensmittel. Bedenken über die Reinheit und seinen Mangel an Prestige machte Wasser zu einem Getränk das von den oberen Klassen gemieden wurde, und selbst diejenigen, von bescheide neren Mitteln entschieden sich für Fruchtsäfte, Bier oder Wein, wann immer möglich. Es war im mittelalterlichen Europa üblich den Wein mit Wasser zu mischen. Wasser wurde fast ausschließlich als Getränk von den Armen getrunken, spielte dennoch eine wichtige Rolle in der mittelalterlichen Essens Produktion und Verbrauch. Das Wasser war der Hauptbestandteil in Bier und Met, und auch in Salzlake. Mann verwendet eine Wasser-Salzlösung ausgiebig für die Konservierung von Lebensmitteln. Als flüssigen Bestandteil hatte Wasser auch eine prominente Rolle in unzähligen Rezepten. Darüber hinaus war Wasser primäres Reinigungsmittel für Nahrungsmittel und Küchen- und Geschirr. Ärzte rieten ab von Trinkwasser mit einer Mahlzeit einzunehmen wegen seiner kalten und nassen Qualitäten, die zu einer schweren Verdauung führen könnte. Man unterschied in der Qualität der verschiedene Arten von Wasser wie Regenwasser, Quellwasser, Brunnenwasser, Fluss Wasser, Seewasser, Schnee und Eis.Quellwasser wurde als das am besten und stehendes Wasser, Schnee und Eis wurden als die die schlimmste Qualität betrachtet. Ich habe das mal übersetzt auf folgernder Quelle: Alan Davidson, The Oxford Companion to Food (Oxford, U.K .: Oxford University Press, 1999); MelittaWeiss-Amer [Adamson] "Zur Entstehung, Tradierung und Lexik deutscher Kochbücher und Rezepte des Spätmittelalters "(Diplomarbeit, Universität Waterloo, 1983); Terence Scully, Die Kunst des Kochens im Mittelalter Eine kleine Frage noch hierzu.
Wirklich frisches Quellwasser haellt sich einige Tage, bevor es schlecht wird. Das reichte fuer die gaengige Kuestenschiffahrt
Ich zitiere einen Bericht aus "Der Welt": „Schlecht“ werden im herkömmlichen Sinn kann Trinkwasser nicht – es enthält weder Eiweiß noch Zucker, die verrotten, verschimmeln oder vergären könnten. Doch wenn es in einem geöffneten Behälter aufbewahrt wird, verändert sich die chemische Zusammensetzung des Wassers. Es nimmt CO2 auf, und ein Teil der Flüssigkeit verwandelt sich in Kohlensäure. Dabei handelt es sich zwar nur um einen winzigen Bestandteil (etwa 0,13 Prozent), doch das reicht schon, um den pH-Wert des Wassers zu senken und den Geschmack etwas säuerlich zu machen. Gefährlich ist das nicht – es schmeckt nur nicht. Während das Wasser offen da steht, ist es allerdings Bakterien ausgesetzt. Nach einem Tag an der Luft ist Wasser aber in der Regel weiterhin trinkbar.* Danach vermehren sich die Mikroben aber in Windeseile. Auch die winzigen Staub- und Schmutzpartikel, die selbst in der saubersten Wohnung in der Luft herumwirbeln, landen zu guter Letzt im offenen Wasserglas. Mal ganz zu schweigen davon, dass Fliegen oder Mücken die Wasseroberfläche mit Vorliebe nutzen, um ihren Laich abzulegen. Wer bei diesem Gedanken noch aus dem verlassenen Glas trinken möchte, muss wirklich durstig sein. In diesem Sinne, hält es sich wohl um einiges länger.
 
Interessant ist ja in dem Zusammenhang auch,dass einige Orden wie die Benediktiner und die Zisterzienser bewusst an Flüssen oder in deren Nähe ihre Klöster bauten,weil sie das Wasser nutzten,zum Kochen,als Waschwasser aber eben auch für Getränke-
 

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