Laut der GuttenPlag Wiki sind auf über 60% der Seiten angebliche Plagiate gefunden worden, da müßte doch eigentlich schon vorher aufgefallen sein, es tut doch nicht Not jetzt eine öffentliche Hetzjagd zu starten.
Abschreiben und Abschreiben sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Es gibt das Abschreiben, das jeder macht und kein Hahn kräht danach, weil es eben jeder macht und es nicht "weh tut". Und es gibt da Abschreiben, das dann wohl doch etwas zu offensichtlich gemacht wurde und hier wohl doch "weh tut". Ich mache mir nicht die Mühe, seine 500 Seiten Diss zu lesen und zu bewerten ob oder ob nicht Plagiat. Das soll die verantwortliche Uni-Kommission in den nächsten Wochen klären. Nach allem, was ich in den Medien in den letzten Tagen erfahren habe, ergibt sich für mich folgendes Bild: - Ein Jurist hat eine Doktorarbeit geschrieben. - Ein nicht unerheblicher Teil seiner Doktorarbeit ist wortwörtlich anderswo schon mal abgedruckt worden und demgemäß nicht als Zitat gekennzeichnet worden. - Abstract/Einleitung und die Conclusio sind ebenfalls von solchen Stellen durchsetzt. Meine persönliche Schlussfolgerung? In einer wissenschaftlichen Arbeit sind Zitate, also wortwörtlich anderswo abgedruckte Textstellen, als solche zu kennzeichnen. Genaugenommen müssen sogar mündliche "Zitate", also ein "Herr XY aus der Arbeitsgruppe so und so hat die Methode so und so verwendet aber nicht publiziert" eben als "von Herr XY, mündlich, nicht publiziert" gekennzeichnet werden. Klar ist aber auch jedem, der eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben hat, sei es nun Diplomarbeit oder Dissertation, dass einem da schon mal das eine oder andere Zitat möglicherweise doch durchrutschen kann. Nur, und hier kommen die Knackpunkte aus meiner Sicht: 1. Im Abstract, in der Einleitung und in der Conclusio DÜRFEN solche Schnitzer niemals nicht passieren! Im gesamten Rest der Arbeit auch nicht, klar, nur das werden sich nur Freaks auf dem Feld durchlesen, wenn sie es für ihre eigene Arbeit brauchen. Und die würden die Zitate auch als Zitate erkennen, wenn sie keinen Computer zu Hilfe nehmen, um die Textpassagen nebeneinander zu legen. Aber Abstract, Einleitung und Conclusio sind die Abschnitte, die sich JEDER durchliest. Auch jene, die eher themenfremd sind. 2. Ein Jurist sollte sich von berufswegen schon darüber sehr viel mehr im Klaren sein, was Diebstahl geistigen Eigentums im juristischen Sinne bedeutet. 3. Ich finde es einfach nur armselig, wenn sich ein Herr von und zu G. jetzt Krokodilstränen kullernderweise in der Öffentlichkeit ausheult, dass er seine Diss neben seinem ach so anstrengenden Job, seinem jungen Vater sein und was weiß ich noch alles in sieben Jahren geschrieben hat. Entschuldigung, aber das ist eine echt harte Klatsche für alle Diplomande und Doktoranden in Deutschland und sonst wo auf der Welt, die ihre Diplom- und Abschlussarbeiten unter folgenden Bedingungen schreiben: als Diplomand noch abends oder am Wochenende irgendwo jobbend oder irgendwo noch nen HiWi-Job an der Uni, um über die Runden zu kommen. Und als Doktorand von befristetem Vertrag zu befristetem Vertrag während der Promotionszeit sich zu schleppen, meist auf einer halben Stelle sitzend (also etwa 1000 euro monatlich Netto) zu bekommen, aber dennoch statt 20 vertraglich vereinbarten Wochenstunden mindestens 60 Stunden in der Woche im Labor, in irgendwelchen Bibliotheken oder hinterm Schreibtisch sitzend zu verbringen und wenn man nicht gerade in einem "reich mit Drittmitteln begütertem" Institut seine Dissertation schreibt darf man auch noch Beten und Hoffen, dass einem nicht auch noch der Geldhahn endgültig zugedreht wird. (Während meiner Zeit an der Uni habe ich einige Doktoranden erlebt, die wenigstens monateweise Arbeitslosengeld während ihrer Diss bezogen haben, ehe sie finanziell wieder auf einer einigermaßen regulären Doktorandestelle saßen. Und wiederum andere konnten froh sein, wenn sie 800 bis 900 Euro Netto bekamen, weil sie nicht nach BAT IIa/2 bezahlt wurden, wie die Doktoranden bei uns normalerweise, sondern einen 80-Stunden-Hiwi-Vertrag zu rund 12 euro Brutto die Stunde...) Und da soll mir ein Herr von und zu G. noch mal ins Gesicht sagen, er hätte eine ach so harte Zeit als Doktorand gehabt...