Once upon "A" time ...

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Und ist auch klar, warum ich das in diesem Zusammenhang schreibe?
klar, uns eint die Faszination unseres schmucken Hobbys... Auf´s Mittelalter :trink02 !
 
Absolut großartige Zusammenfassung und absolut großartige Kommentare. Genau so ist es.
Living History-Darsteller und Kostümcamper miteinander zu vergleichen erinnert mich immer daran, dass es zwischen Fußball und Golf auch gravierende Unterschiede gibt. Klar, beide brauchen einen Ball, und beides sind Sportrichtungen, bei beiden steht der Spaß am Spiel und sicherlich auch der Wunsch nach Siegen im Vordergrund. Aber nicht jeder Fußballer kann golfen und nicht jeder Golfer kann Fußball spielen.
Der Vergleich trifft es meiner Meinung nach perfekt. Genau das versuche ich einigen Leuten seit Jahren zu erklären. Um den Vergleich aber mal weiterzuführen: Es gibt auch Leute, die spielen Fußball und Golf. Mein Männe arbeitet im Museum und wir machen gerne Museumsveranstaltungen und versuchen uns immer näher an die historischen Tatsachen anzunähern, so weit das eben mit der Fundlage möglich ist. Und da verändert sich die Darstellung zumindest in einigen Details eben ständig. Warum sollte man denn aber, wenn man nicht gerade im Museum ist, auch mal auf Märkten und Festivals unterwegs sein? Mein Männe liebt MPS, mir persönlich ist das einfach zu groß, bin lieber auf kleinen lokalen Märktchen unterwegs... Das hat aber beides in keinster Weise Einfluss auf das, was wir im Museumsbereich planen. Auch die Gewandungen für beides unterscheiden sich deutlich (auch wenn ich ab und zu einen Koller kriege und in voller FrühMi-Montur aufs MPS stiefle wenn ich schon hingeschleift werde). Scheinbar sind wir damit aber Einzelexemplare - aus beiden Richtungen gibt es blöde Sprüche, weil wir uns auch für die jeweils andere Seite interessieren. Finde ich persönlich sehr schade... Sind für mich zwei unterschiedliche Hobbies, und ich würde ehrlich gesagt auf beide sehr ungern verzichten.
 
So ich oute mich jetz mal... Ich bin ein absoluter Fan von Amicis Texten und formulierungen :) Und ich muss sagen mir wird hier aus der seele gesprochen.... Ich war geschockt, als ich vor nicht all zu langer zeit als A- N*A*Z*I beschimpft wurde. Ich habe dieses Wort jetz extra mit Sternen geschrieben damit es nicht gleich in der suchmaschiene auftaucht und ich muss sagen ich bin geschockt. Ich muss dazu sagen, selbige person hat mich vor 2 jahren noch belächelt, als ich ganz stolz mit meinem maschinene genähten kleid auf einen markt maschiert bin und meinte "was willst du mit deinen maschienenkleid" selbige person läuft noch immer mit dieser schwarzen plastik rüstung und schottenrock -oder was immer das ist- mit trinkhorn rum..... die begründung für diesen ausdruck war: "Ihr A-N**** seit so von euch überzeugt, das ihr wie damals die N**** keine andere Meinung zu lasst, nur was ihr in irgendwelchen büchern findet ist so" Entschuldigung soll ich jetzt wegen so jemanden die Geschichte neu erfinden oder wie??? Anderes Beispiel... Ich sitze im Lager und nähe mein Kleid, da kommt ein GroMi ausm Nachbarlager und meinte "Du wir bekommen bei L.C 30% Rabatt, du kannst gern über uns bestellen, dann musst du nicht in Bettlaken rumrennen wenn du kein Geld hast" Wir mussten alle nach Luft schnappen und uns am Stuhl festhalten..... Da fehlen mir einfach die Worte. Deshalb würde ich mir einfach wünschen "leben und leben lassen" Ich bin froh, dass es dieses Forum gibt und all die Leute die sich die Mühe machen zu recherchieren und uns an ihren recherchen teilhaben lassen. Auch wenn man mir jetzt vorwirft ich sei arrogant geworden oder habe mich verändert. Ja ich habe mich verändert, ich habe Spass am Hobby und fühle mich wohler in meiner Gewandung. Ich bin happy das es hier leute gibt die mir weitergeholfen haben, mich bei der hand aus meiner sackgasse.... aber deswegen toleriere ich trotzdem auch die, die nur spass haben wollen solange sie mir nicht erzählen wollen sie sind historisch korrekt Zum Them Geschichtspark.... ich finde es absolut korrekt, das es da ne kleiderordnung gibt. So genung aufgeregt ;)
 
das ist der erste Thread bei dem ich gerne diese "like-Buttons" von FB hätte :) Hach wie ihr mir aus der Seele sprecht. Ja, ich bin gerne A und ja ich Larpe auch gerne und ich lager gerne auf GroMi-Märkten und wenn es regnet, dann dürfen dort meine Kinder mit Gummistiefeln rumrennen (lustiges Bild handgenähtes Kleid, selbstgefärbt und dann Gummistiefel ) :)
 
@amici: Wieso hattet ihr in Bärnau Probleme mit der Kellerproliferation? Bärnau liegt doch in einem Teil Bayerns in dem es von Schratzellöchern nur so wimmeln sollte. Genau, nix mit Leergräbern, Aufbewahrungsorten für verirrte Seelen im Refrigerium Interim oder Zufluchtsorten bei Kriegsgefahr - die Dinger sind zum Lachen gebuddelt worden! Obwohl, wenn die Schrazllöcher nach den letzten Messungen so ca. im 12ten verfüllt worden sind... ist uns bei unserer Zeitstellung im 13ten das Lachen schon wieder sauber vergangen. :-( Und noch schnell den passenden Buchtip zum Thema: Das Lachen im Mittelalter, Jacques Le Goff (Fast so ein schöner Buchtitel wie Trunkenheit und Gewalt im Mittelalter, Reinhold Kaiser. Hachja, Recherche kann so schööööön sein. :p )
 
Ich sitze im Lager und nähe mein Kleid, da kommt ein GroMi ausm Nachbarlager und meinte "Du wir bekommen bei L.C 30% Rabatt, du kannst gern über uns bestellen, dann musst du nicht in Bettlaken rumrennen wenn du kein Geld hast"
Autsch.... :kopfwand Amici, vielen Dank für diesen tollen Text. :thumbup:
 
Ich sitze im Lager und nähe mein Kleid, da kommt ein GroMi ausm Nachbarlager und meinte "Du wir bekommen bei L.C 30% Rabatt, du kannst gern über uns bestellen, dann musst du nicht in Bettlaken rumrennen wenn du kein Geld hast"
Autsch.... :kopfwand
Japp, sowas ähnliches hatten wir auch mal... wir waren ganz froh auf einem Dorffest weit abseits der mit-Fell-umwickelten-Springerstiefel-Fraktion mit den Riesen-Methörnern zu stehen und dann kam einer von denen rüber und sagte nach einem fachmännischen Blick: "Ihr seht doch gar nicht so schlecht aus, ihr hättet euch doch auch zu uns stellen können..." Nun denn, auch ich schließe mich der Meinung meiner Vorredner an, der Aufsatz vom Amici trifft ins Schwarze. Aber irgendwie fühle ich mich zwischen den Stühlen, denn ich bin bemüht um eine historisch korrekte Darstellung - bin aber unzufrieden mit dem derzeitigen Stand der Dinge. Ist man mit sowas jemals fertig? Wahrscheinlich nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, ein Lottogewinn könnte helfen... denn auch wenn man viel selbst machen kann, alles geht nicht und Repliken etc. sind halt teuer! Und ich mag auch Mittelaltermärkte, zwar immer weniger in letzter Zeit aber ab und zu kann das ganz nett sein. Man muß da wirklich trennen zwischen dem eigenen Anspruch und dem, was andere machen. Mich stört es nicht, wenn wir eins der besten Lager am Platz haben und um uns herum die Samurai gegen die Highlander kämpfen - auch Touris sind meistens nicht so blöd, dass Ihnen der Unterschied nicht auffällt!
 
Erstmal stimme ich dem hier bisher geschriebenen zu und nebenher bin ich noch froh dass das Gespräch nicht off-topic entgleist ist! Daumen hoch für die hier herrschende Gesprächskultur! und:
[...]Aber irgendwie fühle ich mich zwischen den Stühlen, denn ich bin bemüht um eine historisch korrekte Darstellung - bin aber unzufrieden mit dem derzeitigen Stand der Dinge. Ist man mit sowas jemals fertig? Wahrscheinlich nicht.[...]
Sehe ich ähnlich, aber dieses Gefühl des "nie fertig" seins ist ein guter Indikator für den "A"nspruch -und fertig ist man nie! Das ist ja das schöne an dem Hobby.
 
auch Touris sind meistens nicht so blöd, dass Ihnen der Unterschied nicht auffällt!
das denke/hoffe ich auch und es ist schön, dass auch hier mal differenziert wird... Wir planen eine Mappe mit Details vor unserem Lager aufzustellen... zum Durchblättern für Interessierte... mit Bildbelegen und kurzem Text zu dem, was man bei uns sieht... Mal sehen, wie diese Mappe genutzt wird. :rolleyes:
 
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Diskussionsbeteiligten bedanken, die mit ihren Reaktionen meine Befürchtungen, dass dieses Thema in die falsche Richtung läuft, zerschlagen haben und stimme meinen Vorschreibern zu wenn ich hiermit meinen Respekt für die Konstruktivität und Sachlichkeit in diesem schweren Thema ausdrücke. Es tut gut zu sehen, dass eine solch schwere Diskussion mit den richtigen Leuten funktionieren kann. Dafür danke ich euch sehr.
 
Ich sitze im Lager und nähe mein Kleid, da kommt ein GroMi ausm Nachbarlager und meinte "Du wir bekommen bei L.C 30% Rabatt, du kannst gern über uns bestellen, dann musst du nicht in Bettlaken rumrennen wenn du kein Geld hast"
:groehl wie geil :groehl :groehl...und 30% :groehl
 
Daumen hoch für die hier herrschende Gesprächskultur!
Diesem Statement schließt sich der olle Petrus voll und ganz an . Vielen Dank für die interessanten Ansichten und mega - kultivierten Beiträge, gerade bei einem Thema, dass im Normalfall ein verbaler Mord - und Totschlags - Garant ist . :thumbup:
 
tja nun ....... Ersteinmal danke für den Eingangspost. Aber manchmal passierts ...... Da sind dann aus Bequemlichkeit doch plötzlich Sachen im Lager, die zwar in die dargestellte Zeit passen, aber absolut nicht zur Darstellung. Bequeme Stühle :)) und ein Vorhang im Zelt
 
Ich kann auch nur :danke sagen für deinen Beitrag lieber Amici. :thumbsup: Es liegt ja an jedem selbst ob er irgendwie mittelalterlich was darstellt oder er mit Belegen arbeitet. Und wie er mit diesen arbeitet. Wichtig finde ich es nur, das man dabei ehrlich damit umgeht. Und wie hoch man seine eigene Messlatte dabei legt. Wo es für den einen völlig ok ist 10 % Poliester in der Wolle zu akzeptieren und nicht sichtbare Nähte maschienen zu nähen, ist es für den anderen ein echtes Drama weil das hand und pflanzen gefärbte Garn eine Zutat beim Färben enthielt die es in der Region seiner Darstellung gar nicht gab. Nicht weil es irgendjemanden auffallen könnte sondern weil er selbst darum weiß und es ihn persönlich stört. Wichtig wäre an der Stelle halt offen und ehrlich zu sagen wo man seine Kompromisse/Abstriche gemacht hat. Wenn mir mal jemand vor 10 Jahren gesagt hätte, ich würde mal mit freuden einen Threat verfolgen, wo sich wer über eine Replik eines Holzlöffels freut und mich mitfreuen, also ich glaub dem hätt ich damals nen Vogel gezeigt :ups Das Schöne an unseren Hobby ist doch, das man eigentlich nie am Ende angekommen ist, es immer noch was zu verbessern gibt und der Level stetig steigen kann. Ich hätt schon dem Einen oder Anderen Darsteller die ich getroffen habe 95% A- Faktor gegeben. Allerdings hatten die ihre Messlatte für sich selbst so hoch gelegt das sie sich selbst nur 70% gegeben hätten um es jetzt mal überspitzt zu sagen. Da zeigt sich halt wie kritisch man mit sich umgehen kann.
 
Oh, das Thema... 8) Gut geschrieben, nicht nur von Amici, sondern auch von allen Anderen. Dem habe ich wenig hinzuzufügen. Außer: Ich finde es höchst interessant, dass das Ballspiel-Gleichnis acht einhalb Jahre nachdem es von Ralf H. für Liverollenspiel niedergeschrieben (und nochmal um die "Grabenmetapher" ergänzt) wurde nun auch hier auftaucht. Und ich kann jedem, der sich in einer Hobbyszene bewegt nur die Artikel zu Sozialverhalten im Larp-Wiki empfehlen. Mein Leben in verschiedenen Hobbys haben sie einfacher und entspannter gemacht.
 
Was Amici mit den Wissenschaftern anspricht, die das hauptberuflich machen .... Sie beschäftigen sich hauptberuflich mit den ihnen zur Verfügung stehenden Quellen, beschreiben diese und ziehen ihre Schlüsse, woraus dann andere im schlimmsten Fall ihre Schlüsse ziehen. Weswegen ich ja nur traditionell unterwegs sein will .... Ich beschäftige mich ja nun schon eine ganze Weile mit Bogenbau und auch historischen Bögen,(nicht nur mit dem überlieferten autochtonen Modell , von dem ich immer noch nicht weiß, wie es sich historisch entwickelt hat),weswegen ich mir da eine fundierte Meinung zu literarischen Quellen, Archäologischen Quellen, der wissenschaftlichen Aussagen und Expertenmeinung zu traue. Funde und Bilder sprechen für sich, was Wissenschafter und Experten dazu sagen, bezeugt zum Teil deren ,zur Zeit der Aussage , Unkenntnis von der Materie, zum Teil auch muß man Zweifel haben, das sie je einen Physikunterricht genossen haben. Eins jedenfalls konnte ich feststellen, die Miniaturenmaler haben sich sehr wenig künstlerische Freihet rausgenommen, sie malten die Bögen doch sehr dicht am Original. Die Proportionen zwischen Schütze, Pfeil, Spitze, Bogendicke und , Länge und Form sind im Groben entgegen der wissenschaftlichen Meinung stimmig. Auch wenn es wahre "Wummen" sind, die dargestellt werden. Die Aussagen der Wissenschafter hingegen sind manchmal mehr als Zweifelhaft, auch wenn sie Funde beurteilen und Experten sind. Wenn etwas unpraktisch oder unangenehm zu tragen ist, finde ich, ist auch die Meinung der Wissenschaft eher zweifelhaft und heftig zu hinterfragen. Allerdings wird dann eine andere Interpretation oder "Neuerfindung" (Blasebalg und Essen sind da die klassischen Beispiele) nicht mittelalterlicher. Dann lieber sagen, das es nach der eigenen Meinung nicht so , wie in der Literatur dargestellt, gewesen sein kann, das eigene aber sei neuzeitlich. (so wars wahrscheinlich auch nicht, gefällt mir aber besser)
 
Ich habe lange überlegt ob und was ich in diesem Tread schreiben soll. Jetzt nach ein paar Tagen möchte ich etwas dazu schreiben, doch dazu muss ich etwas ausholen und ein paar Schritte zurück gehen in meiner eigenen Vergangenheit. Ich habe in den 90er nach meinem Abitur Geschichte und Archäologie studiert (Schwerpunkt Napoleon und Französische Revolution und die Auswirkungen auf Europa). Und da im Kraichgau sich eine Burg an die andere reiht fing mein Interesse für das Mittelalter an und es wurde neben dem Studium zu meinem liebsten Hobby. Angefangen habe ich in meinem Wohnort und knüpfte erste Kontakte zum Ansässigen Adelsgeschlecht derer von Venningen in deren Burgen ich schon als kleiner Stepke Ritter spielte. Aus dem anfänglichen Woahhh wenn ich eine Rüstung sah wuchs mehr Interesse und ich began zu recherchieren wie man damals in Neidenstein lebte, wie sich der Ort und die Burg entwickelten und welche Zeugnisse der Vergangenheit heute noch sichtbar sind, aber vor allem was ging verloren. Ich bekam Einblicke in private Familienarchive derer von Venningen erfuhr von Bischöfen, freien Reichsrittern, Deutschmeister im Deutschen Orden und bald merkte ich wie sich ein richtiger Fächer vor mir ausbreitete und wie vielschichtig doch die Vergangenheit ist. Ich bekam eine Antwort auf eine Frage, doch die Antwort warf neue Fragen auf. Ich fing Ende der 90er an mir eine komplette Ausrüstung eines Ritters aus dem 12. Jahrhundert zusammenzustellen, weil gerade diese Zeit im Kraichgau für mich sehr interessant war. Damals war es aber noch nicht so leicht wie heute Kontakte zu knüpfen und in Kontakt zu bleiben, denn das Internet und die Handys steckten noch in den Kinderschuhe. So spulte ich damals tausende von Kilometern in meinem alten Polo ab und pilgerte von Museum zu Museum und von Burg zu Burg und von Archiv zu Archiv. Vor allem aber nervte ich so ziemlich jeden Professor mit Schwerpunkt Mittelalter im Radius von 200km mit Fragen und Briefen. Ich wollte alles ganz genau wissen und traf allsbald viele Gleichgesinnte. Mich faszinierte vor allem die gegenseitige Hilfe bei der Recherche, das austauschen von Tips und Informationen und der Zusammenhalt egal welche Epoche man recherchierte oder darstellte. Dann kam der Große Knall und ein schwerer Unfall warf mich aus der Bahn und es war erst einmal Schluss mit dem Hobby. Hinzu kam eine Partnerin, die das Hobbys verdammte. Meine Gesundheit fing sich wieder und ich traute mir auch körperlich wieder mehr zu, lernte meine heutige Frau kennen die sich auch für das Mittelalter interessiert und ich fing vor ca. 3 Jahren wieder meinen Einstieg ins Hobby Mittelalter an. Den Anstoss gab meine Frau indem sie mich immer wieder ermunterte, "Komm mach mal das schaffst du, ich weiss doch was es dir bedeutet" Die ersten Besuche auf Märkten machten wir aber ganz normal als Touris und ich lies meine Ausrüstung daheim in der Vitrine. Dann zog ich das erste Mal meine komplette Jahre lang recherchierte und zusammengestellte Ausrüstung zusammen und ging in Gewandung auf den Mittelaltermarkt in Hirschhorn. Ich dachte so unter Gleichgesinnten kommt man ja schnell in Kontakt und vielleicht ergeben sich interessante Gespräche, man hilft sich gegenseitig und ergänzt Wissen. Pfeifendeckel... Gegenseitige Abschottung gegenüber anderen die nicht die gleiche Epoche sind, Abschottung zwischen Authentisch und nicht Authentisch und eine in sich geschlossene Gesellschaft waren das was ich fand. Ich dachte ok ist vielleicht nur auf dem Markt so ist wo anders gaaaaaaaanz anders... wieder Pfeifendeckel... Hinzu kamen einige dumme Bemerkungen von selbsterannten A Gruppen, die die Nase rümpften sobald sie merkten ich kann nicht so wie sie oder muss einfach aufpassen und kämpfe nicht. Oder ich kann nicht Stundenlang sitzen und ein Stück Holz bearbeiten. Oder ich muss doch mal öfters ganz unauthentisch mitten im Lager ein Pillendöschen zücken und Tabletten nehmen und kann nicht viel und schwer heben. Meine Ausrüstung wurde immer bewundert, doch mich lies man recht schnell spüren "Ne passt nicht zu uns der kanns nicht authentisch darstellen!" Ich war kurz davor meine komplette Ausrüstung zu verbrennen so sehr hatte mich die teilweise doch sehr massiv negative Entwicklung in der Mittelalterszene entsetzt. Dann lernte ich die Freien Badener kennen. Auch Schwerpunkt 12. Jahrhundert aber nur 100% A wenn es sein muss und in den Rahmen passt. Ledersohle wenn der Anspruch auf Authentisch besteht, aber ansonsten Gummisohle weils bequemer ist und man die teure Ausrüstung so nicht unnütz runter reitet. Ich fühlte mich wohl. Keiner rümpfte mal die Nase als ich meine Ausrüstung in Richtung 14. Jahrhundert erweiterte, sondern ich bekam Unterstützung. So hatte ich es in Erinnerung. Die Szene heute ist mir doch stellenweise sehr fremd geworden und die gegenseitige Abschottung kannte ich in der Form früher nicht. Da wird über die Ritter mit IKEA Lampen gelacht oder über das versteckte Feldbett im Zelt die Nase gerümpft und erst einmal hinter vorgehaltener Hand sich das Maul zerrissen. Oder dieses Entsetzen hier im Forum wenn einem eine Gruppe mit Fellen um Springerstiefeln einem einbietet bei LC für 30% Rabatt was mit zu bestellen und sich zu einem rüber zu stellen. Gesehen-> in Schublade gesteckt-> Thema beendet und ROFL Smilies geschmissen. Der richtige Ansatz wäre gewesen sich zu bedanken und zu erklären warum man kein Interesse hat, vielleicht auch mal sich und die eigene Darstellung näher zu bringen. Sich einfach austauschen. Macht aber kaum noch einer heutzutage. Klappe zu Affe tot Thema gegessen herzlich gelacht. Vielleicht bin ich einfach auch nur altmodisch oder habe falsche Wertevorstellungen, aber die Entwicklung heute in der Szene ist mir stellenweise ein Graus. Anderes Beispiel Amici. Sein negatives Kommentar bezüglich der Aktion bei Media Markt lies bei mir erst einmal den Kamm schwellen und ich dachte schon wieder so ein Depp der alles besser weiß, alles madig macht und nur sich selbst darstellen will. Hätte jetzt auch sagen können Schublade auf ihn rein und Schublade zu Thema gegessen. Aber ich wollte mehr wissen. Habe mir die Homepage seiner Gruppe angesehen, habe seine Beiträge im Forum in verschiedenen Bereichen des Forums angesehen und mit anderen geschrieben um mir ein besseres Bild von ihm zu machen. Ich merkte er ist jemand der sehr viel Zeit und Interesse in das steckt was er tut und das was er tut will er fundiert tun. RESPEKT. So konnte ich ihn und sein Kommentar bezüglich der Media Markt Aktion auch besser verstehen. Und da wären wir wieder beim Leben und Leben lassen. Ich bin mir sicher ich könnte bestimmt Stundenlang auf einem Lager mit ihm fachsimpeln und Wissen austauschen, aber ich könnte mich niemals mit ihm in Rüstung an eine Tankstelle stellen und einen Schukampf vorführen. Was ich am Ende meines Romans sagen will ist einfach. Niemand ist gezwungen das zu mögen was ein anderer mag. Aber ein bisschen weniger Abschottung und ein wenig wieder mehr aufeinander zugehen könnten der Szene nicht schaden. In diesem Sinne das war mein persönliches Wort zum Sonntag
 
Ich finde es auch gut und wichtig, dass das Authentizitätsthema diskutiert wird, ohne sich die Köpfe dabei einzuschlagen :) Ich finde den Begriff der Authentizität als solchen durchaus brauchbar, wobei ich betonen möchte, dass ich A im Sinne von "Dinge so wiedergeben wie sie historisch waren" zwar für ein erstrebenswertes aber auch unerreichbares Ideal halte. Man kann also keine Darstellung machen, die A IST, wohl aber eine, die ANSTREBT A ZU SEIN. Ich vergleiche das gern mit der musealen Präsentation ausgegrabener Scherben: Man kann so einen Fund so wie er ist in eine Vitrine legen, das ist zwar 100% historisches Material, aber gibt keinen guten Eindruck von der früheren Form. Eine durchaus übliche Praxis ist, die fehlenden Stücke mit andersfarbiger Modelliermasse zu ersetzen, sodass ein vollständiger und verwendbarer Gegenstand entsteht. Man darf spekulieren um das Bild zu vervollständigen, entscheidend ist, dass erkennbar bleibt, was Fund ist, und was der Spekulation des Archäologen entspringt. Gut finde ich eine Darstellung dann, wenn im Kopf des Zuschauers ein Bild entsteht, was Historiker und Archäologen für plausibel erachten, und der Zuschauer dabei begreift, wieviel wir davon nicht wirklich sicher wissen. Wirklich schade und irgendwo verurteilenswert finde ich es, wenn sich da jemand ohne Hintergrundwissen in GroMi-Baumwollklamotte hinstellt und behauptet "So wars", so jemand tritt die Mühe von zig anderen mit Füßen. Ich könnte noch einiges mehr dazu schreiben, aber vieles wurde ohnehin schon gesagt, lassen wir es also dabei bewenden, dass ich mir auch mehr "sorgfältige Etikettierung" wünschen würde, und dass vielleicht mehr Veranstalter auf Darstellungsqualität achten sollten statt auf "Wer macht hier am meisten Party?".
 
Noch ein PS zu Tychon, der mich während des Schreibens überholt hat: Es ist natürlich ein großer Unterschied, ob ich eine Darstellung als schlecht einstufe oder einen Darsteller persönlich angreife. Darüber hinaus muss ich sagen, dass ein gewisser "Standesdünkel" auch auf Gegenseitigkeit beruht. Die Anhänger phantastischer Darstellungen verteidigen das was sie tun allzuoft mit Beleidigungen und heftiger Emotionalität, statt mit validen Argumenten. Wenn jemand aus Prinzip alle Argumente negiert, die man ihm anbringt, kann auch kein konstruktiver Austausch stattfinden. Allerdings habe ich auch schon das Gegenteil erlebt: Letztes Jahr war ich Lagergast bei einer Gruppe, die teilweise in Polyester herumlief; Im Laufe eines Wochenendes gab es immer wieder Situationen in der Art "Deine A-Gewandung muss doch furchtbar unbequem sein? - Nein, ist sie nicht", "Der Stoff ist sicher furchtbar teuer? - Auch nur 2€ mehr als was du anhast" usw. Einen Monat nach dem Lager kam ein Email mit der Bitte um Recherchetips, neulich wurde ich von deren Gruppenleiter angerufen mit der Einladung wieder mitzulagern, und der Ankündigung: "Meine Leute sind alle am Basteln, Nähen und Recherchieren, die kommen in Kotte zu den Treffen, ich glaube du wirst stolz auf uns sein". Also offen auf Leute zuzugehen und ihnen klarzumachen, was am Authentizitätsideal so interessant ist, kann so oder so ausgehen. Was Brillen etc angeht, halte ich es so, dass Hygiene und medizinische Notwendigkeit vor A geht, alles andere wäre irgendwo menschenverachtend.
 
Was Brillen etc angeht
das ist mal ein schönes Beispiel... meine Erlebnissse: - Darsteller bastelt sich sehr geschickt einen historischer Brillenform nachempfundenen Holzschild vor seine Brille... von mehr als 2 Meter Entfernung nicht zu erkennen, wenn man mal die Lederbänder, aufgeklebt auf den Bügeln, außen vor lässt... und fühlt sich schmuck UND hat den Durchblick, den er braucht - Brillenträger trägt zur top-schmucken A-Klamotte bewusst eine moderne Brille, weil er damit rechnet, dass die Touris schlau genug sind, dass einzuordnen (sieht aber zum Gewand schei... aus) - in der Gruppe hat der betreffende Pech gehabt, wenn er keine Kontaktlinsen verträgt und nicht (wie ich!) auf seine Brille verzichten KANN... Brille ist evil und passt nicht, also verboten Letzte Variante finde ich abartig und steht nicht zur Diskussion.... aber was ist besser an die zuerst genannten Versionen??? Persönlich gefiel mir die Camouflage-Brille gut, aber noch besser passt für mich eine schlichte moderne Brille. Es ist m.E. besser, überdeutlich zu machen, wo die Moderne anfängt, als mit Krampf und ohne echte Erfolgschance auf "authentisch" zu machen. Besser modern, als "sieht doch ungefähr mittelalterlich aus".
 

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