Ich möchte mich erst einmal bei Amici bedanken, das er dieses Thema aufgegriffen hat und dann bei allen anderen, dass dieser Thread nicht ausgeufert, sondern sachlich geblieben ist. Das ist, wenn ich mal Vergleiche zu anderen Foren ziehe, bei diesem Thema leider nicht immer der Fall. Natürlich ist unsere „Mittelalterlandschaft“ bunt. Jeder sieht sein Hobby anders und jeder geht mit einer anderen Intention an die Sache. Man muss sich fragen: - Was will ich mit meinen Hobby bezwecken ? - Welche Ziele möchte ich erreichen ? - Welche Personen (Zielgruppe) will ich mit meinem Hobby ansprechen ? - Wie weit kann ich gehen, was ist mir überhaupt möglich? Die Antworten auf diese Fragen sind selbstverständlich nicht immer die gleichen. Manch einer geht in die eine, andere in die andere Richtung. Trotzdem sollte es für jeden eine Selbstverständlichkeit darstellen, die jeweils andere Meinung zu akzeptieren. Ich selbst bin über einen „Germanen-Händler“ (Thomas) zu diesem Hobby gekommen. Dieser Händler ist alles andere als A. Kann er ja auch gar nicht anders sein. Er braucht eine breite Produktpalette, damit er auf den Märkten was verkauft und er davon leben kann. Meine Lebensgefährtin hat Geschichte studiert, ihr Vater war Leiter eines Museums und beide hatten schon an archäologischen Grabungen teilgenommen. In welche Richtung unser Weg führte kann man sich ja jetzt denken. Dennoch bin ich dem Thomas dankbar und wir sind auch immer noch sehr gut befreundet. Ja, hin und wieder lagern wir auch zusammen. Und ich habe auch keine Probleme damit, wenn er auf seinem Steckstuhl sitzt und mir mit seinem Trinkhorn zuprostet. Es kommt aber auch immer auf die jeweilige Situation an. Es gibt Märkte und Lager, da kann man das machen. Bei musealen Sachen aber eben nicht. Nun würde Thomas aber auch nie auf eine museale Veranstaltung gehen, von daher ergibt sich das nicht. Und wenn ich selbst auf einen Mittelaltermarkt gehe (ob nun gewandet oder ungewandet), dann rege ich mich auch nicht über Steckstühle, Feen, Drachen, Trinkhörner und ähnliche Dinge auf. Wozu auch? Ein Mittelaltermarkt bietet „Histotainment“ und erhebt nicht den Anspruch wie ein Museum oder ein Freilichtmuseum. Obwohl: Eine Geschichte noch dazu. Wir waren letztes Jahr auf dem MA Markt in Oelber. Da war ein Stand, der aus einen grünen Gartenpavillon und einem Gartenklapptisch aus Alu bestand. Auf dem Tisch stand auch die Thermoskanne, gut sichtbar. Dahinter ein netter Herr in LC Tunika, Jeans und normalen Strassenschuhen. Im Kessel über dem Feuer brodelte eine durchsichtige Flüssigkeit, die ich nicht identifizieren konnte. Ich war neugierig und fragte, was er denn da machen würde. Ich koche Beinwellsalbe sagte er. Halt! Moment! Dachte ich, das ist ja höchst interessant. Das im Frühmittelalter aus der Beinwellwurzel Salbe hergestellt wurde wusste ich. Aber nicht wie es geht. Ich habe mich sehr lange unterhalten und bin am Schluss glücklich mit einer Beinwellwurzel und einer Dose Salbe weitermarschiert. Für mich der beste Stand des Marktes. Aber das ist wohl nur meine Sichtweise. Ok, ich gehöre auch zur „A-Fraktion“. Aber dieses Wort „authentisch“ mag ich eigendlich gar nicht. Diejenigen, die 100% A sind, die liegen schon seit 1300 Jahren in ihren Grabhügeln. Wir können uns wirklich nur annähern und versuchen so dicht ranzukommen wie möglich. Wenn mich jetzt einer Fragen würde, zu wieviel Prozent ich mich als A einstufen würde, dann würde die Zahl sehr sehr niedrig ausfallen. In meiner Gewandung sind 4 Rekonstruktionen zu finden, die ich mir nach Fund anfertigen liess. Drei davon sind sogar aus dem selben Grab. Aber deshalb bin ich noch lange nicht „authentisch“. Und das wäre ich auch dann noch nicht, wenn ich anstatt meines Zeltes ein transportables altsächsisches Langhaus mit auf den Markt/Lager nehme und noch zwei Ochsen darin aufstalle. Auch der „GroMi“ (Dieses Wort mag ich eigendlich auch nicht) verdient meine volle Anerkennung. Auch er hat sich Gedanken zur seiner Darstellung gemacht und lediglich die oben genannten Fragen für sich anders beantwortet als ich. Warum soll ich jetzt sagen, du bist schlechter oder besser als die anderen? Auch er setzt sich in gewisser Weise mit dem Mittelalter auseinander. Warum soll ich ihn belehren und ihn auf eine andere Schiene bringen, auf die er doch gar nicht möchte? Ein nettes Gespräch und eine fachliche Diskussion ist dabei natürlich immer drin. Nur sollte man dabei die Meinung des jeweils anderen auch respektieren. Spaßfraktion? Was ist das? Ich habe Spaß an meinem Hobby, so wie ich es betreibe. Sonst würde ich das ja wohl auch sonst nicht machen. Obwohl, zugegeben: Wenn mir vor 10 Jahren mal jemand gesagt hätte, das ich mich mal stundenlang in Museen rumtreiben würde, archäologische Blätter wälze und mich freue, wenn ich neue essbare Pflanzen entdecke, den hätte ich für verrückt erklärt. In dem Sinne "Auf´s Mittelalter" :trink02