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Zumindest Nesselstoff ist in der Herstellung nicht einfacher als Leinen und genauso ressourcenintensiv und aufwendig herzustellen . Hanf ist meines Wissens nach nicht für Kleidung, sondern eher für Seile und Schnüre verwendet worden.
 
Seit zwei Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Leinen, seit Januar sehr intensiv. Vor einer Woche hatte ich nun ein sehr interessantes Gespräch mit einem Archäologen geführt, der bemängelte, dass in der Szene fast ausschließlich Wollübergewänder getragen werden. Er geht davon aus, dass die damaligen Arbeitsgewänder wesentlich häufiger auch aus Leinen hergestellt wurden, als wir es jetzt darstellen. Ich weiß, dass es einige schriftliche Belege und auch einige Funde von Wollobergewändern gibt. Trotzdem hat mich das Gespräch nachdenklich gestimmt. Ein weiteres Problem ergibt sich für mich aus der Tatsache, das Leinen nicht gleich Flachs ist, sondern auch aus Hanf hergestellt sein kann. In den schriftlichen Belegen ist dies oft nicht zu differenzieren, da Leinen für beides steht (zum Beispiel in Lexikon des Mittelalters nachzulesen). Hanf ist wesentlich einfacher anzubauen und anspruchsloser als Flachs und gibt sehr lange Fasern. Als Argument für Wolle höre ich oft, dass die Verarbeitung von Flachs/Hanf wesentlich länger dauert. Dies ist sicherlich richtig, aber Wolle ist auch nicht ganz ohne Zeitaufwand zu verarbeiten. Schur, waschen, kämmen oder kardieren erforderte ebenfalls Zeit. Nicht jeder konnte sich Schafe halten, und ich weiß nicht ob es früher auch schon so war, dass man für die Tierhaltung mehr Land braucht, als für den Pflanzenanbau. Hanf lässt sich nur unwesentlich schwerer brechen wie Flachs, ansonsten ist die Verarbeitung identisch. Die Arbeitskleidung aus Leinen wäre zudem auch haltbarer, da die Pflanzenfasern belastbarer sind, insbesondere Hanfleinen. Zum Thema gefärbtes Leinen, ohne Aufwand nicht möglich, nur die Küpenfarbstoffe halten wirklich dauerhaft. So ist Köln zum Beispiel für den Export von Kogeler bekannt gewesen, blau gefärbtes Leinen. Allerdings gab es auch hier im Forum schön öfter Berichte über Versuche, Leinen zu färben, zum Beispiel wurden bei der Zwiebelfärbung gute Ergebnisse erzielt, die nur leider wieder verblassten. Im Mittelalter gab es verschiedene Färberberufe, darunter auch den des Schönfärbers. Dieser hat Kleidungsstücke neu eingefärbt. Das wiederum würde das Tragen von gefärbtem Leinen leichter ermöglichen. Interessant wäre hier für mich, wieweit sich Hanf färben ließe. Was ich hier nun geschrieben habe, sollen KEINE Behauptungen sein, sondern es sind lediglich Gedanken, die sich mir bei der Beschäftigung mit dem Thema Leinen aufgedrängt haben. Auch ich trage meine Wollobergewänder mit den üblichen Schnitten, wenn auch etwas skeptisch und ein wenig mit dem Gefühl, uniformiert zu sein. War es damals wirklich so? LG Martina
 
Kommt ja immer auf die Zeitstellung, Status etc. an. Aus Norddeutschland kenne ich aus dem 15. Jhdt. Leinen-Überbeinlinge zum Arbeiten. Im 9. Jhdt. hat Einhardt die Kleidung von Karl dem Großen mit "Leinenhose nach fränkischer Sitte" beschrieben. Edward III. hat in der Mitte des 14. Jhdt. seine Familie und Teile des Gefolges in grüngefärbte, leinene Sommerkleidung gewandet, in der "Ferne Zeiten" Ausstellung habe ich ein Stück Leinen aus dem 14. Jhdt. gesehen, dass mit blauem Modeldruck Brokat imitierte, etc. Leinen hat nunmal den Nachteil, dass es sich im Boden nicht so gut erhält wie Wolle oder Seide, da ist man dann oft auf Texterwähnungen angewiesen. Zu Hanf kenne ich noch eine Quelle - meine das wäre aus der Nähe Berlins im 13. Jhdt. gewesen - in der Bauern als Abgabe an ein Kloster Leinengewebe zu leisten hatten. Die Mönche wiesen extra darauf hin, dass sie keinen Hanf einzuweben hatten, der als minderwertig galt. Bis denn Thorsten
 
Kommt ja immer auf die Zeitstellung, Status etc. an. Aus Norddeutschland kenne ich aus dem 15. Jhdt. Leinen-Überbeinlinge zum Arbeiten. Im 9. Jhdt. hat Einhardt die Kleidung von Karl dem Großen mit "Leinenhose nach fränkischer Sitte" beschrieben. Edward III. hat in der Mitte des 14. Jhdt. seine Familie und Teile des Gefolges in grüngefärbte, leinene Sommerkleidung gewandet, in der "Ferne Zeiten" Ausstellung habe ich ein Stück Leinen aus dem 14. Jhdt. gesehen, dass mit blauem Modeldruck Brokat imitierte, etc. Leinen hat nunmal den Nachteil, dass es sich im Boden nicht so gut erhält wie Wolle oder Seide, da ist man dann oft auf Texterwähnungen angewiesen. Zu Hanf kenne ich noch eine Quelle - meine das wäre aus der Nähe Berlins im 13. Jhdt. gewesen - in der Bauern als Abgabe an ein Kloster Leinengewebe zu leisten hatten. Die Mönche wiesen extra darauf hin, dass sie keinen Hanf einzuweben hatten, der als minderwertig galt. Bis denn Thorsten
Hallo Thorsten, bin heute erst über Deine Antwort gefallen, upps. Beim Lesen der Färberbücher "Ein Buch von alten Farben" von E. E. Ploss und "Handbuch der Naturfarbstoffe" von Schweppe bin ich gerade auf mehrere Hinweise von gefärbten Leinen gestoßen, unter anderem auch auf einen Bericht über Karl dem Großen, in dem die Rede von rot gefärbten Leinenhosen ist. Auch im Grab von Tutanchamun wurde rot gefärbtes Leinen gefunden, dessen Farbe allerdings leicht ausblutete, da sie nicht durch beizen fixiert war. Und von einer Gelbfärbung gibt es Belege für das Hochmittelalter. Super wäre, wenn Du mir die Textquellen von dem grün gefärbten Leinen und dem Hanf schicken könntest. Im Moment bin ich dabei, alles was ich über Leinen finden kann, zusammenzutragen und dann mal auszuwerten. Viele Grüße Martina
 
Moin Martina, der Hinweis auf das grüngefärbte Leinen stammt aus "Fashion in the age of the Black Prince ". Ich habe das gerade verliehen, meine aber, dass die Quelle die überlieferten Haushaltsausgaben Edwards III. waren. Das mit dem Hanf und dem Kloster war imo irgendwo in der Nähe von Berlin, ich kriege gerade meine Quelle nicht in den Kopf.Gegebenenfalls sprich mal die Ruth Hirschberg von der Marca Brandenburgensis an, ich meine, die Info von ihr bekommen zu haben. Die hat auch einiges an Erfahrung mit Hanfstoffen afaik über Düppel. Bis denn Thorsten
 
Hallo Thorsten, vielen Dank, ich werd mich dann mal weiter drum kümmern. Viele Grüße Martina
 

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