Projekt: Radlos

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Ulf

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Hallo Foris, in einer kleinen Gesprächsrunde entstehen manchmal die unmöglichsten Ideen. So entstand in unserer Gruppe die Idee der virtuell experimentellen Archäologie. Projekt „Was wäre wenn“ oder „Ich bin ratlos und benötige ein Rad“ Die Geschichte: November Anno 1350 Wir befinden uns in einem kleinen Dorf im HRRDN umgeben von viel Wald und mehr als 1 Woche von der nächsten Ortschaft entfernt. Ferner verfügt das Dorf über kein Lasten- bzw. Reittier. Der ortsansässige Wagner musste sich mit seinem Werkzeug auf Befehl seines Lehnsherren auf einen Feldzug begeben und kam nie mehr zurück. So war das Dorf ohne Wagner. Da der Winter vor der Tür steht und die Bevölkerung des Dorfes dringendst einen Handkarren zur Fortbewegung größerer Lasten benötigt, hatte sich der Rat des Dorfes zusammengesetzt und beschlossen, dass der Mann des Dorfes mit den besten Kenntnissen der Holzbearbeitung einen Handkarren zu bauen habe. Leider hatte dieser kein Fachkenntnisse betreffend des Radbaus. Speichenstärke, Sturz und nur die Kenntnis, das Rad ist rund. Ferner Fachkenntnisse sowie Werkzeuge der Holzbearbeitung. Ergo, der Mann muss mit seinen Holzbearbeitungskenntnissen und Werkzeugen einen Handkarren bauen. Das Gestell war schnell gebaut, doch nun hatte er ein Problem“ Wie erfinde ich das Rad neu“ So und nun seit ihr die Bewohner des Dorfes und helft dem Mann. Wer hat den richtigen Rat für den Bau von einem Rad. Aufgeht es zum MA-Simulator Welche Lösung unter den oben genannten Bedingungen hättet ihr.
 
Lustige Idee. Wie wäre es mit einem Sumerer-Rad? Also eines ohne Speichen, aus drei entsprechenden Brettern zusammengesetzt, mit einem Reifen aus Eisen drumrum.
 
Ich hab mit meinen Kollegen einen Tribok gebaut. Der hat auch Räder verpasst bekommen. Wir hatten alle keine Ahnung von Räderbau :D und haben einfach aus einem sehr dicken Holzbrett (ich würde das schon eher Baumscheibe als Brett nennen 8| ) Kreise ausgesägt und dann ein Metallband drumgeschmiedet. Also so ähnlich, wie Morgans Vorschlag...
 
Der Bilderlink geht nicht. Aber ich weiß, welchen Karren du meinst ^^
 
Diesen Karren gibt es auch bei "Ironclad" (siehe Lindybeige auf Youtube). Aber ich würde für einen Handkarren nicht versuchen, ein Vollholz-Rad bauen. Vor allem, wenn ich schon weiß, dass es Speichen gibt. Und das Wissen hat der Mann in Deiner Geschichte ja. Das Hauptproblem ist ja nicht die Speichendicke, weil alles besser ist als Vollholz, sondern die Befestigung an der Nabe. Die Frage wäre auch, welche Vorräte im Bezug auf Achshülsen etc. der Wagner noch da gelassen hat. Wenn nicht, ist vor allem die Achskontruktion das größere Problem.
 
Ich schlage zur Fortbewegung ,besonders in anbetracht des nahenden Winters,den Bau eines Schlittens vor-erscheint mir sinvoller.Bis zum Frühjahr kann man dann über Räder nachsinnen :whistling:
 
Nette Idee, aber mal ehrlich: Die Situation ist derart an den Haaren herbeigezogen, dass es weh tut. Hat ein wenig was von "Du stehst nach dem Atomkrieg in der Strahlenwüste und brauchst dringend einen Eimer, aus was baust du ihn?" Und dann kommt eben noch hinzu: Nicht zwei runde Dinger zu machen ist das Problem, die drehbare Achse und ihre Befestigung am Karren bräuchte wohl noch mehr Versuch-und-Irrtum-Reihen bis zum Erfolg. Das im Kopf würde ich sagen: Wir legen zusammen was geht, geben vier zuverlässigen jungen Männern genug Proviant und Geld - und dann warten wir zwei Wochen, bis sie mit einem großen Karren, zwei Ochsen und vielleicht sogar noch einer Kuh zurück sind. Unterwegs sollen sie den Lehensherrn ordentlich anbetteln und davon berichten, dass ein ganzes Dorf am krepieren ist, außerdem drei Kerzen in der größten Kirche auf dem Weg stiften, dass der Winter nicht zu hart wird, und beim nächsten Wagner anfragen, ob er einen Gesellen hat, der umsiedeln würde. Und während man wartet wird ein Schlitten gebaut und alles was zum Überleben nötig ist mit der versammelten Mannstärke des Dorfes brutal über Schlamm geschleift. :wiki2
 
Ich tendiere ebenfalls zu einer Vollholzversion. Bretter, gegenteilig verschlagen - wie beim Rundschild - aber eben etwas dicker. Oder gleich Rundschilde- nöh 1350 waren die sicher Mangelware im HRRDN. Also ein Scheibenrad aus Brettern statt Schild. Weil der kommende Winter angesprochen wurde, Nägel - Spikes - auf die Laufflächen genagelt. Als Naben Lanzenschäfte abgesägt und mit den Lanzenspitzen an den Achsen mit den Lanzenspitzen versplinten. Oder den Schmied - alternativ den mit den dicksten Armen - und das Karrengrundgestell mit 2 Stangen verlängert - Travois -. Die Stangenschleife ist eine seit dem europäischen Neolithikum eingesetzte Vorrichtung zum Transport von Gütern zwischen Feld oder Wald und Siedlung. Ideal auf unwegsamem Gelände und ihr braucht keine Räder. Der Bau geht sehr schnell und ihr habt Zeit für eine halbe Helles ... prost1
 
Muss auch sagen, dass die Situation eher abwegig ist. Wenn man in einer agraischen Gesellschaft lebt und nicht mal Tiere hat, die den Pflug ziehen koennen, hat man ein ernsthafteres Problem als die Abwesenheit von Raedern/Waegen. Auch sollte man mal bedenken, dass es bis ins Hochmittelalter vermutlich sehr wenige Leute gegeben hat, die in der Lage waren ein gutes Rad herzustellen. Sicherlich hatte davor nicht jedes Dorf, jeder Weiler und jeder Einzelhof einen Wagner. Das Scheibenrad ist in Mitteleuropa aber seit dem fruehen Neolithikum belegt. Ich glaub nicht, dass im Spaetmittelalter irgendjemand ohne einen Wagner einfach nur hilflos gewesen waere, oder sogar grossartig ueber die Alternative zu einem Speichenrad haette nachdenken muessen. Je nachdem wann und wo man lebt hat man aber auch evtl. noch nicht mal ein Wegnetz das so ausgebaut und befestigt ist, dass es einen vernuenftigen Einsatz von Waegen ermoeglicht und kommt daher auch ganz gut ohne zurecht.
 
Könnte es sein, das es hier nicht um Rekonstruktion und "vernünftige" Szenarien geht sondern um ein Gedankenexperiment?
 
Das habe ich auch so verstanden. Dennoch gehe ich immer noch davon aus, dass nicht die Konstruktion des Rades mit Speichen ein Problem darstellen sollte. Jeder normale Zimmermann kann im Zweifelsfall ein Speichenrad herstellen. Eventuell nicht elegant, aber machbar. Das Problem bleibt die Achsbefestigung, da bin ich sicher. Obwohl das eventuell einfacher ist, wenn man schon ein Original gesehen und damit gearbeitet hat.
 
Also prinzipiell sehe ich das reine Befestigungsproblem nicht wirklich: Achse durch die Nabe, vorne und hinten nen Achsnagel, kann auch Holz sein, und gut is. Wie das läuft/dreht, wie lange das hält und vor allem wie sich das beim fahren anhört ..... :schock1
 
Naja, so ohne Achshülsen und entsprechende Schmierung stelle ich mir das schwierig vor. Aber ich habe es noch nie ausprobiert. (Das Geräusch will ich mir gar nicht vorstellen.)
 
Deswegen wollte ich die Lanzen zerlegen, die Lanzenspitzen bieten ja Laufnabe - die Tülle - und den Splint - die Spitze - gleichzeitig. 2 Fliegen mit einer Klappe sozusagen. Aber vielleicht erlöst uns Ulf, er ist gerade online sehe ich ... 8)
 
Das im Kopf würde ich sagen: Wir legen zusammen was geht, geben vier zuverlässigen jungen Männern genug Proviant und Geld - und dann warten wir zwei Wochen, bis sie mit einem großen Karren, zwei Ochsen und vielleicht sogar noch einer Kuh zurück sind. Unterwegs sollen sie den Lehensherrn ordentlich anbetteln und davon berichten, dass ein ganzes Dorf am krepieren ist, außerdem drei Kerzen in der größten Kirche auf dem Weg stiften, dass der Winter nicht zu hart wird, und beim nächsten Wagner anfragen, ob er einen Gesellen hat, der umsiedeln würde. Und während man wartet wird ein Schlitten gebaut und alles was zum Überleben nötig ist mit der versammelten Mannstärke des Dorfes brutal über Schlamm geschleift. :wiki2
Diese Lösung ist sehr gut ( :thumbsup: ) wollte aber (Rad kaufen) vermeiden, deshalb die haarsträubende Geschichte. Jetzt wird es noch haarsträubender: Nach ca.4 Monaten des hoffnungslosen wartens taucht plötzlich einer der jungen Männer im Dorf auf und berichtet, dass auf dem Rückweg die Gruppe überfallen und alle bis auf ihn selbst niedergemetzelt wurden. Geld und Proviant weg, noch 1 Wagner und 3 Leute weniger, Frühling, Problem Rad noch hier. :D
Könnte es sein, das es hier nicht um Rekonstruktion und "vernünftige" Szenarien geht sondern um ein Gedankenexperiment?
Richtig erkannt :thumbsup: :thumbsup: Und damit sich keiner aufhängt nachdem er die Geschichte gelesen hat. Kurz und bündig: Gedankenspiel. Ein Laie will ein Rad bauen, wie? Warum; Einfach mal so die Gedanken spielen lassen, etwas zu erstellen wenn die Mittel und Finanzen eingeschränkt sind. Zum Thema Achse und Scheibenrad gibt es eine nette Rekonstruktion eines Fundes, allerdings älter als Mittelalter. Und erstaunlich auf welche Lösung man damals schon gekommen ist. http://www.raderfinder.de/classic/ Quelle: http://www.raderfinder.de/classic/
 
?( ... auch ein gedankenspiel sollte zu einer Lösung kommen ... ?( ... und 1350 ging der Link noch nicht :rolleyes:
 

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