Qualitätskriterien für eine gute Gruppe/Einzeldarstellung

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marled

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Gibt es eigentlich schon irgendwo sowas wie einen Kriterienkatalog für eine gute Gruppe/Einzeldarstellung? Wonach z. Bsp. sind die Gewinner von Minden ausgesucht worden? Oder sollten wir hier mal eine Sammlung wichtiger Kriterien beginnen. Ich fände es schon wichtig, wenn es so einen Kriterienkatalog gäbe, an dem sich Veranstalter/Museen/Fernsehen orientieren könnten und was evtl. auch Anfängern eine Richtung weisen könnte. Man könnte da auch unterscheiden zwischen musealem Anspruch und Unterhaltungsanspruch, weil beides durchaus nicht immer vereinbar und gewünscht ist. Marled
 
Da die Norm erst ab 1979 entstanden ist, eher nicht 8). Aber im Fernsehen z. Bsp. sieht man immer wieder ganz grausliche Darstellung, egal welche Zeit, welches Genre. Meiner Meinung nach vor allem deshalb, weil die Macher keine Ahnung davon haben, wie eine gute Darstellung aussehen kann, genausowenig wie ich Ahnung von der ISO 9001 habe. Mit so einem Kriterienkatalog in der Hand könnte zumindestens das öffentlich-rechtliche, das ja auch einen Bildungsauftrag verfolgen soll, schonmal die Speu vom Weizen trennen. Marled
 
Die ISO 9001 bescheinigt mehr oder weniger nur, dass ein Betrieb seine Verwaltung / Buchhaltung im Griff hat. Ob er seine Arbeit gut macht, untersucht diese Norm nicht. Zum Kriterienkatalog: Es gab schon viele Versuche, so was zu definieren. Die allermeisten krankten daran, dass der entsprechende Initiator aufzählte, was er an sich gut fand und das dann als allgemeine Qualitätskriterien festzulegen versuchte. Streng nach dem Prinzip: Ich bin gut, weil ich ich bin und alle anderen sind nur gut, wenn sie es so machen wie ich. Das Ganze wurde dann für gewöhnlich in scheinseriöse Worte mit pseudowissenschaftlichen Einsprengseln gekleidet und mit einem mehr oder weniger amtlich klingenden Namen versehen. Ich erinnere dabei durchaus bewusst an diverse Erklärungen, die nach Städten mit Universitäten benannt waren. Dass dabei mitunter Kriterien festgelegt wurden (z.B. die Befolgung der "Grundlagen guter wissenschaftlicher Arbeit", die eigentlich von Universitäten für Universitäten festgelegt worden waren), die von Darstellern überhaupt nicht erfüllt werden können, zeigt, wie weltfremd solche Versuche bisweilen waren. Jedde solche Initiative stolpert ohenin zuerst mal über den Umstand, dass "gut" von dermaßen vielen Faktoren abhängt, die fast alle im Ermessen des Einzelnen liegen, dass eine objektive Festlegung schlicht unmöglich sein dürfte. Und solange jeder Versuch einer objektiven Diskussion nebst anschließender Definition mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einigen wenigen, nicht unbekannten Szenegrößen infiltriert und dominiert werden wird, bin ich da skeptisch. Das Problem, das Marled beschreibt, sehe ich schon auch. Ob es lösbar ist, bezweifle ich allerdings. Genauso wie es schlechte Fernsehserien gibt, weil ein demokratisch relevanter Anteil der Zuschauer damit zufrieden ist, wird es auch schlechte Darstellungen, Märkte, Dokus geben, weil der demokratisch relevante... Grundsätzlich bin ich einer Diskussion nicht abgeneigt, aber irgendwelche Kriterien festzulegen, nach denen andere Leute ihre Darstellung gut machen oder nicht, das möchte ich mir schlicht nicht anmaßen.
 
Die Idee nicht nur gut, sondern sogar sehr gut. Ich fürchte nur, dass die Umsetzung unmöglich ist. Für eine Qualitätskontrolle ist ein Kontrollorgan unerlässlich - und genau das ist der Punkt, an dem das scheitert. Wer sollte denn - wenn wir das mal nur auf den deutschprachigen Raum begrenzen - in 5 Staaten flächendeckend kontrollieren können? Von der Vereinsmeierei mal ganz abgesehen, da wäre eine ähnliche Gemütlichkeit wie bei den Pferde- oder Hundezuchtvereinen zu erwarten. Umsetzbar wäre also "nur" eine Selbstverpflichtung der Gruppen/Darsteller zu vorgefertigten Kriterienkatalogen. Das müssten mehrere sein, weil man ja verschiedene Kategorien (Markt/Museum/Film) und Leistungsgrade abdecken müsste. In der Form könnte ich mir das dafür dann recht gut vorstellen.
 
Für eine Qualitätskontrolle ist ein Kontrollorgan unerlässlich
Halt! Es geht um die Kriterien, nicht um die Kontrolle. Das ist das einzige, was mich stört: Alles muss kontrolliert, geprüft und abgenommen sein. Wo bleibt denn da der Spaß? Wenn man auf jede Kleinigkeit achten muss, sich nicht frei im Hobby bewegen darf. Jeder soll das machen, worauf er Lust hat. Ich denke hier soll es eher um Vorschläge gehen, nicht um ein Kontrollorgan, welches die Einhaltung dieser überprüft. Wo kämen wir denn da hin? :huh:
 
Nö, Kontrollorgan soll auf keinen Fall sein und es sollen sich die Gruppen ja auch nicht an so einen Kriterienkatalog halten müssen. Es würde nur Außenstehenden erleichtern, zu unterscheiden, was geschichtlich in der Darstellung vertretbar ist und was nicht. Und wer möchte!, kann sich selbst ab und zu mal überprüfen, inwieweit er/sie einem bestimmten Standard entspricht. Marled
 
Wo bleibt denn da der Spaß? Wenn man auf jede Kleinigkeit achten muss, sich nicht frei im Hobby bewegen darf.
oh, schon in Nr. 6... ich hätte erst später damit gerechnet: Anspruch an historische Genauigkeit vs. Spaß 8o Zum Thema: Wenn es einem z.B. TV-Macher wichtig wäre, könnte er längst auf anspruchsvollere Darsteller zurückgreifen... sie tun es nicht, weil es ihnen mgl.weise wurscht ist. - Wir haben hier ja regelmäßig einen Blick ins Klosterprojekt... siehe dort, wie ein großartiges Projekt auch am geringen historischen Anspruch der Verantwortlichen scheitert OBWOHL es entsprechende Beratung gibt (äh, gab). Mein Fazit: Totgeburt. ;(
 
Also auf gut deutsch einen Kitguide für jede Zeitstellung und jeden Ort basteln. Für mich sind Gruppen qualitativ hochwertig, die einen solchen Kitguide für sich erstellt haben, diesen auch mit Funden bzw. Belegen nachweisen können und sich weitgehend daran halten. Weitgehend insofern, dass ich selbstverständlich heute nicht immer die 1:1 Umsetzung haben kann, allein was Kleidung angeht. Hier gibt es nur wenige Menschen in der Szene, die nicht nur das Schaf scheren, sondern die Wolle auch dementsprechend verarbeiten. Die sind dann qualitativ gaaaaanz hochwertig. Aber sicherlich an einer Hand abzuzählen und es wären somit immer die gleichen, die Preise gewinnen. Sicherlich fließt in den Mindener Preis nicht nur eine gut recherchierte und umgesetzte Darstellung ein, sondern auch der Nachweis, dass dies den Leuten im entsprechenden Rahmen auch nahe gebracht wird. Wer qualitativ hochwertig auf einem Spaßmarkt sitzt, wird sicherlich weniger Hoffnung haben, mal in Minden auf der Bühne zu stehen. Wer sich aber museal bzw. pädagogisch betätigt und sein Wissen weiter vermittelt, der sollte dafür auch belohnt werden. Um auf das erste Problem zurückzukommen: Wer setzt sich schon hin und erstellt einen Kitguide für die entsprechende Zeit? Ich bewundere jeden, der sich die Mühe macht, monatelang zu recherchieren, kann aber auch nachvollziehen, dass man das hart erworbene Wissen nicht jedem in den Rachen schmeißen möchte, der mal eben Mittelalter machen will. Immerhin hat man hart dafür gearbeitet - und der andere braucht nur eine pdf.-Datei zu öffnen.... :krank01
 
Ohne Kontrolle ist das nichts für Aussenstehene, sondern nur was für Innenstehende. Was jetzt ja kein Nachteil sein muss. Wie Mara das schon richtig feststellt, würde das auf eine Sammlung an Kitguides rauslaufen, meiner Ansicht nach noch ergänzt um eine "A-Faktor-Bewertung, die dann auch Dinge wie Schafrasse, Schafhaltung, Art der Schur, Webrahmen, Spinnmethode, etc... berücksichtigen müsste. Also richtig viel Arbeit. Und das für mehr als nur einen.
 
Nein , kein Kitguide - das ist für einen Außenstehenden viel zu verwirrend. Schaut euch doch mal eine Darstellung an, von deren Zeitrahmen ihr keine oder kaum Ahnung habt und stellt euch Fragen dazu! Wie zum Beispiel die Frage nach dem Schuhwerk, die Gruppe, der Einzelne sollte das zufriedenstellend mit Angabe von Quellen beantworten können. Wobei natürlich auch ein Außenstehender erkennen kann, wenn moderne Springerstiefel getragen werden, man muss nur seinen Blick darauf richten. Die Kriterien sollen Laien darauf aufmerksam machen genauer hinzuschauen, sie müssen dabei nicht unterscheiden können, ob die Borte jetzt von 950 oder 767 ist, aber er/sie sollten danach fragen können, wo sie herkommt. Allein die Fragenach dem genauen Darstellungszeitraum und der -region könnte einige Gruppen, die durchaus auch schon mal im Fernsehen vertreten sind, ins Schleudern bringen. Marled
 
Na, mal gucken was hier wieder an Inspiration für mich rausspringt... :thumbup: :thumbup: :thumbup: Grüße :allah Jonny
 
Meiner Meinung nach vor allem deshalb, weil die Macher keine Ahnung davon haben, wie eine gute Darstellung aussehen kann,
... oder weil die jenigen welchen sich darum reißen unbedingt in's Fernsehen zu kommen und die Produzenten sich die guten Darsteller durch zu viel Kompromisse mit schlechten Gruppen vermießt haben, wie man sehr gut an der Doku-reihe: 1000 Jahre Bayern sehen konnte. Aber wir weichen ab.... Eine Art "A-Bewertungskatalog" à la Wollstoff (3%), richtige Webart (4%), richtige Schafrasse (6%) ist, wie ich an anderer Stelle schon einmal versucht habe zu erörtern weder Zielführend, noch hilfreich - eher sogar schädigend. LH ist eine Einstellung kein Gütesiegel.
 
Jonny, halt dich zurück, sonst schick ich dir Hans :wiki4 auf den Hals. Marled
 
oh, schon in Nr. 6... ich hätte erst später damit gerechnet: Anspruch an historische Genauigkeit vs. Spaß 8o
Bitte nicht falsch verstehen! Worauf ich hinaus wollte war folgendes: Ich strebe für mich selbst eine qualitativ hochwertige Darstellung an und nicht weil ich von einem Kontrollorgan dazu gezwungen werde. Das klang nämlich im Post von AndiP so. Ich vertrete immer noch die Meinung, dass jeder machen soll, was er will. Man muss für sich entscheiden, wie hoch man seine eigene Darstellung ansiedeln will. Beides ("A" oder "Ambientich") hat seine Vor- und Nachteile. Hauptsache ist, dass man dann keine Falschinformationen verbreitet, á la: Das war damals so (im LC-Hemd) Aber das ist eine andere Diskussion :back
 
Lieber Amici! Es geht auch nicht primär um Darsteller, sondern um die die uns sehen wollen. Marled
 
Gut gedacht, allerdings geben die Kriterien im Regelfall die Veranstalter vor, museal ist klar, aber der große Rest denkt immer an das Geschäft. Auch das Publikum erkennt leider oftmals selten den ( doch so wichtigen ) Unterschied. Qualität ist daher irgendwie fließend. Habe mich übrigens beim letzten Forentreffen mit Matthias in den Zusammenhang länger unterhalten. Solange gewisse Gruppen mit fellbeklebten Bundeswehrstiefel großen Beifall und auch Kohle bekommen, erübrigt sich m.E. eine Qualitätsdiskussion im Allgemeinen. Für museale Ansprüche sind die Vorgaben bekannt. Nur "gute Darstellungen " kann ich als solche " verkaufen " und Anerkennung finden. Ansonsten steht die Offenheit im Vordergrund; vor allem den Leuten keinen Scheiß erzählen. Passen die Schuhe nicht, ist was mit falscher Naht, falscher Stoff oder Schnitt, alles o.K. solange ich nicht das Gegenteil behaupte. Ich denke die Qualität kommt mit den eigenen ( wachsenden ) Anspruch, der Belegbarkeit und insbesondere den " wo will ich hin " ... Aber ein Qualitätssiegel per Verordnung ist m.E. nicht machbar. Und beispielsweise jede Fernsehdoku hat andere Ansprüche.
 
... das kommt davon wenn so langsam tippt ... :whistling: Marled und Sartir sind wohl gleichermaßen meiner Meinung.
 
Hier gibt es nur wenige Menschen in der Szene, die nicht nur das Schaf scheren, sondern die Wolle auch dementsprechend verarbeiten.
Die Schwierigkeit beginnt für mich da schon, ob man eine Sache perfekt beherrscht oder mehrere Sachen einigermaßen bis gut. Als Beispiel nehm ich da mal die Wolle. Eine Bäuerin hätte damals wahrscheinlich das Schaf geschoren und die Wolle bis zum Stoff auch weiterverarbeiten können, viele Arbeitsgänge einigermaßen bis gut beherrscht. Eine städtische Garnmacherin hätte geschorene, vorgewaschene, gekämmte Wolle bezogen und dann zu Garn verarbeitet, bevor es dann zum Färben, Weben, Walken, Aufrauhen weiterging; also eine Sache tagtäglich gemacht und perfekt beherrscht. Ich kenne wirklich sehr gute Darsteller, die sich spezialisiert haben und ihr Handwerk perfekt beherrschen; dafür aber zum Beispiel keine handgenähte Kleidung tragen, kein Leinenzelt haben, Schuhe von der Stange tragen etc.. Umgekehrt gibt es dann Darsteller, die eine perfekte Ausrüstung besitzen, dafür aber handwerklich nicht soviel zeigen können. Dann gibt es die Darsteller die ihre Zeit dafür opfern, alles selber zu fertigen und diejenigen, die vieles kaufen, dafür aber Wochen und Monate für ein bestimmtes Thema recherchieren. Für mich ist es da ganz ganz schwer, überhaupt einen Ansatz für einen allgemeinen Kriterienkatalog zu finden. Jeder der dieses Hobby ernsthaft betreibt hat da seine eigenen Schwerpunkte. Was die Preise angeht, solange es nichts messbares ist, sondern auch von der Mentalität, dem Geschmack und dem Wohlwollen von Menschen in der Jury abhängt, sehe ich das kritisch. Anders gesagt, fünf andere Jujoren hätten vielleicht anders geurteilt und fünf weitere wieder anders.
 

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