Qualitätskriterien für eine gute Gruppe/Einzeldarstellung

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Was die Preise angeht, solange es nichts messbares ist, sondern auch von der Mentalität, dem Geschmack und dem Wohlwollen von Menschen in der Jury abhängt, sehe ich das kritisch. Anders gesagt, fünf andere Jujoren hätten vielleicht anders geurteilt und fünf weitere wieder anders.
da bin ich stressfrei, denn wenn die Jury hochkarätig besetzt ist (z.B. mit gary Embleton), dann respektiere ich deren Auswahl... ich ziehe auch den Hut vor der Entscheidung des Nobelpreis-Komitees und da sitzen üblicherweise auch nicht nur Physiker, Chemiker usw. PS: Einschränkung... die Entscheidung Friedensnobelpreis an Obama und die EU hab ich auch nicht verstanden. :rolleyes:
 
Lieber Amici! Es geht auch nicht primär um Darsteller, sondern um die die uns sehen wollen. Marled
... und wer entscheidet das? Mal ehrlich wer darf da jetzt "mitspielen" und wer ist "nicht gut genug" um eine Liste auszuarbeiten? Es ist leider so wie Lorbi sagt, meistens diktiert der günstige Preis und nicht die Qualität der Darstellung ob jemand von einem Produktionsteam oder von einem Marktveranstalter einen haben will weil in den heutigen Tagen "Histotainment" den Info-Markt beherrscht und das ist nunmal an und für sich schon Niveau-Senkend für die mediale Welt der Dokumentationen. So oder so, ich fühle mich nicht dazu imstande manch einen guten Darsteller zuküntig vorzuschreiben ab wann er "wer" ist und manch einer der sich selber für den Größten hält wird sofort "Hier" schreien und der Meinung sein er wisse auf was es bei einer echten, originalen, unumstößlichen authentischen Darstellung ankommt obwohl ich der Meinung bin er könne mir nicht einmal die Schuhe zu binden (retorische Übertreibung, bevor mir gleich einer wieder deshalb doof kommt). Dabei ist sich die LH-Szene da - Gott sei's gedankt - selber noch nicht einig was es braucht um "dazu" zu gehören. Ein Beispiel, ich kenne Darsteller die meinen es wäre vom Nähniveau her besser per Maschine zu nähen weil wir nicht so fein nähen könnten wie ein Handwerker/Handwerkerin die das täglich gemacht hat. Sehe ich nicht so, weil der Stoff mMn falsch fällt wenn man ihn in der Maschine näht, selbst wenn ich wahrscheinlich nicht so gleichmäßig und kurzstichig nähe wie ein tapferes Schneiderlein um 1270. Beides gültige Ansätze, bloß wer erhält jetzt von euch den Zuschlag? Eine Archäologin meint, dass Handgewebter Stoff der heutigen Zeit nicht an das Niveau heran reicht, welches die Weber damals erreicht haben, schon deshalb nicht weil handgewebter Stoff heuzutage schon absichtlich "grob" gearbeitet wird damit man es auch sieht, aber ich kenne Darsteller wleche ihren Ansatz darin sehen es zu probieren. Die Archäologin widerspricht jetzt der "Handgewebt" = besser-Fraktion ist aber die Studierte. Bekommt sie jetzt mehr Punkte und die Darstellerin, welche Webfehler in ihrer Klamotte hat, aber alles von Anfang an verarbeitet hat einen Malus wegen "Schlechter Ausführung"? Oder steht ihr Engagement über der Studierten? Sag mir, Marled, wie willst du das fair beurteilen ohne den anderen zu brüskieren und - mal neben bei - die Szene um einen evolutionären Entwicklungszweig ärmer zu machen? Nichts für ungut, aber an einem A-Dogma sind schon bessere, sturere und gebildetere Leute gescheitert als wir.
 
Einschränkung... die Entscheidung Friedensnobelpreis an Obama und die EU hab ich auch nicht verstanden.
Ich auch nicht!! Nichtsdestotrotz kann eine Kommision noch so hochkarätig besetzt sein, solange Menschen die Leistung von anderen Menschen beurteilen, spielt immer auch der persönlich Geschmack mit rein. Bei fünf gleichguten Darstellern vergibt man nun mal nicht fünf erste Plätze. Wären alle gleich schnell gelaufen, sähe das ganz anders aus. Es ist halt leichter und gerechter eine Leistung messen zu können, als diese beurteilen zu müssen. LG Martina
 
Es tut mir leid, aber ich kann hier leider anscheinend nicht rüberbringen worum es mir eigentlich geht. Ich will keine Jury, ich will keine Vergleiche, ich will schon gar nicht das Konkurrenzdenken anfachen, das ist sowieso in der Szene schon lichterloh am brennen. Ich möchte ganz einfache (aber das einfach scheint relativ) Kriterien nach dem Motto: Was stellt ihr dar? In welchem Zeitraum bewegt sich eure Darstellung? Woran orientiert ihr eure Kleidung? Eure Schuhe? Welches Werkzeug benutzt ihr für das Handwerk? Wo geht ihr Kompromisse ein? Und dergleichen Fragen mehr. Da könnte halt mal ein Katalog von wissenswerten Fragen und Informationen zusammengestellt werden, anhand derer ein Außenstehender sich ein Bild machen kann. Fragen, deren genaue Beantwortung schon ein Kriterium darstellen. Einem Außenstehenden zu erklären, dass dieser Stoff jetzt hier aus handgesponnenem Garn in Z-Richtung mit einem Drehwinkel von 45% Grad nach Fund xy ungelöst hergestellt ist, schießt doch schon viel zu sehr über das eigentliche Ziel hinaus. Marled
 
Ich für meinen Teil habe bereits eine Art Leitfaden zusammengestellt speziell für den Lazarusorden, aber selbst dieser kann niemals als restlos fertig gestellt angesehen werden, weil immer wieder neue Erkenntnisse darin hineinfließen, so sehe ich das auch für die allgemewine Mittelalterszene. Mein Leitfaden gibt nur etwas Hilfestellung über das Leben und Wirken und die entsprechende Kleidung auskunft, mehr geben die derzeitigen Quellen auch nicht her, obwohl ich auch bereits seit mehreren Jahren recherchiere. Einen generellen Katalog halte ich recht schwierig schon anhand der verschiedenen lokalen Regionen, es sei denn jeder von uns schreibt einen gewissen teil und es wird als Gesamtwerk zusammen gestellt und immer wieder überprüft ob das was bereits geschrieben wurde denn in nächster Zukunft überhaupt noch aktuell ist.
 
Einen generellen Katalog halte ich recht schwierig schon anhand der verschiedenen lokalen Regionen, es sei denn jeder von uns schreibt einen gewissen teil und es wird als Gesamtwerk zusammen gestellt und immer wieder überprüft ob das was bereits geschrieben wurde denn in nächster Zukunft überhaupt noch aktuell ist.
Und über wieviel Bände soll das Gesamtwerk dann gehen und wer macht sich dann noch die Mühe, den durchzuackern, gerade von den Besuchern, die Marled angesprochen hat? Die Diskussion erinnert mich jetzt gerade ein wenig an den Anfängerleitfaden, der aufgrund seines Umfanges auch nicht durchführbar war. Alleine das Mittelalter geht grob über fast 1000 Jahre, dann kommen zur Zeit in der Szene immer mehr die Zweit-, Dritt- und Viertdarstellungen hinzu. Den Besuchern den Unterschied von Qualität und Quantität zu vermitteln erreicht man wohl kaum über einen Leitfaden, den eh kein Unbeteiligter liest, sondern eher über das was man zeigt. LG Martina
 
Ich hoffe, das geht in die Richtung die du hören willst Marled: Zunächst habe ich ein paar Prinzipien für mich festgelegt, nach denen ich vorgehe. 1. Was ich mache soll belegt sein. Im Zweifelsfalls, also wenn eine Interpretationsmöglichkeit unwahrscheinlich ist oder viel Spekulation und Wunschdenken beinhaltet wird darauf verzichtet. 2. Archäologischer Bodenfund->bildliche Darstellung->Erwähnung in Textquellen ist für mich nach Möglichkeit die Bedeutung der Quellen für Reproduktionen. 3. Sollten sich doch Dinge nicht nachweisen, sind sie allerdings anzunehmen, dann schaue ich nach Quellen (siehe 2), die Regional und/oder zeitlich naheliegend sind. 4.Moderne Frisuren, Piercings, Tatttoos, medizinische Notwendigkeiten vertusche ich nicht und nehme sie einfach als gegeben und nicht die Darstellung betreffend hin. 5. Eine stetige Verbesserung wird angestrebt. Kompromisse werden nun einmal gemacht, aus verschiedenen Gründen, wo sie müssen. Aber sie sollen immer weiter reduziert werden. 6. Da ich auch kämpfe, aber die belegte Ausrüstung nicht meinem modernen Anspruch an Schutzwirkung verfügt trenne ich diesen Teil von der Darstellung und habe hier andere Ansprüche. Hier gelten die bisher genannten Prinzipien nicht. 7. Meine Bekleidung und Ausrüstung soll in Erscheinung und Herstellung immer weiter dem historischen Original entsprechen. Das heißt in der Praxis: Zur Zeit habe ich eine komplette "Grob-Wikinger-Gewandung". Diese wird jetzt grundlegend überarbeitet. Das Maschinengenähte wird durch Handgenähtes ersetzt, die Schnitte werden nach Funden gearbeitet. Schmuckstücke werde ich auch nach historischen Techniken anfertigen lassen, keine einfachen Abgüsse. Meine Gummisohlenschuhe, die grob an die Form von Funden erinnern werde ich zunächst in weiterbehalten (dies ist einer der erwähnten Kompromisse, da zunächst das Geld bzw. die Fertigkeit fehlt). Die Stoffe sind industriell gewebt und chemisch gefärbt. Diese jetzt im Aufbau befindliche Bekleidung wird für die nächste Saison (vieleicht auch die übernächste) reichen. Während ich diese trage, wird jedoch weiter für die nächste Tracht recherchiert und daran gebastelt. Diese wird dann handgewebt und historisch korrekt gefärbt sein.
 
Allein die Frage "welche Zeit machst Du denn ?" wird mit unter schon als Provokation verstanden. Das ist mir schon passiert, und es war in keinster Weise böse oder mit böser Absicht passiert. Den Unterschied was macht eigentlich wer, wirklich verstanden zu haben, fände ich ein großer Fortschritt. Denn dann könnte ein jeder benennen was er macht und was er will und viel Streitpotenzial würde schlichtweg verpuffen. Beim Sport kann man das doch auch sachlich betrachten, da gibt es eine Vielfalt von Ballspielen, und unterscheidet in Fussball, Handball, Tennis ... niemand schmeißt dort alles in einen Topf, bloß weil alles der Gemeinsamkeit eines runden Sportgeräts bedarf. Aber beim "Mittelalter" pupst man den anderen an, weil er ein blöder Klugsch... oder ne Spaßbremse oder ein Gromi ist. Ich wünsche mir endlich ein Schubladendenken, denn dann kann man Linien ziehen, und klar benennen was man will.
 
Den Unterschied was macht eigentlich wer, wirklich verstanden zu haben, fände ich ein großer Fortschritt. Denn dann könnte ein jeder benennen was er macht und was er will und viel Streitpotenzial würde schlichtweg verpuffen.
:thumbup:
 
Ich wünsche mir endlich ein Schubladendenken, denn dann kann man Linien ziehen, und klar benennen was man will.
auch nicht so einfach... Bsp. öffentliches Fechten bei VA: Machen die Leutz Theaterfechten (einstudiert, szenisch, weitausholend und überdeutliche Bewegung zur besseren Erkennbarkeit), historisches Fechten (einstudiert??, anhand der Quellen fechtend), leichte Variante freies Fechten (stimmt die Schutzausrüstung oder sind aus gutem Grund moderne Erweiterungen dabei), Vollkontakt (auch hier: historische oder modern-adaptierte Schutzausrüstung)...?? Ich sah bislang da keine klare Linie bei solchen Auftritten (außer vielleicht bei den didaktischen Vorführungen auf der Veste Coburg). In Minden z.B. gab es m.M.n. schöne Hauerei (das Publikum war angetan), aber sichtbare Abstriche bei der Authentizität der Ausrüstung (und in der Kampfweise). Da klare "Schubladen" zu finden ist schwierig.
 
...da gibt es eine Vielfalt von Ballspielen, und unterscheidet in Fussball, Handball, Tennis ... niemand schmeißt dort alles in einen Topf, bloß weil alles der Gemeinsamkeit eines runden Sportgeräts bedarf.
Nun ja, vor Jahren sah ich auch mal auf einer Wiese zwei Leute bei einem Spiel, das ich für Federball hielt und sagte meinen Kindern das auch so. Das Gegröhle seitens der Spieler darauf traf mich völlig unvorbereitet: Man spiele BAD-MIN-TON! und kein Federball. Also auch da gibt's doofe Menschen. Und ich hatte in diesem Fall auch wirklich keinen Bedarf mehr, mich von diesen über die Unterschiede zwischen Federball und Badminton aufklären zu lassen. Und solange der GroMi im Carbone-Fähnchen von den LH-lern belächelt und in seinem evtl. latent vorhandenen Interesse am MA nicht ernst genommen wird und der GroMi gleichzeitig meint, den im bühnenreifen Ork-Kostüm dastehenden LARPer als "Spinner" bezeichnen zu dürfen, wird auch eine Kategorisierung und "Schubladisierung" nix nützen. Es gibt auch bei anderen Fragen kein "richtig" oder "falsch". Manch einer bastelt jahrelang an seiner Darstellung, nie ist sie ihm gut genug und er traut sich nicht mal, sie auf einem Markt vorzuzeigen. Andere hauen sich fröhlich ne einfache, fast schon GroMi-Darstellung zusammen, stürzen sich ins Getümmel und bauen auf dem Vorhandenen Stück für Stück auf, tauschen aus und ergänzen. Und wieder anderen ist das Handwerk, das sie präsentieren, so wichtig, vielleicht auch so teuer und aufwendig, dass sie auf die Gewandung keine Aufmerksamkeit "verschwenden". Auch das ist imho vertretbar. Eine Kategorisierung ist also einerseits schon notwendig, ist aber in meinen Augen vor allem eine Frage des Selbstverständnisses und der Selbstkritik. Wo stehe ich momentan, was ist mir wichtig, wo möchte ich hin und wie will ich dies erreichen? Wenn man sich darüber im Klaren ist, kann man das auch nach außen so vortragen und nimmt vielen Anfeindern schon von vornherein den Wind aus den Segeln. Wer auf die schlichte Frage "Welche Zeit machst du denn?" beleidigt reagiert, zeigt nur zu deutlich seine Angst, irgendwelchen Ansprüchen nicht zu genügen. Nach dem Motto "Huch" Meine Darstellung ist schlecht - sonst würde die doch sehen, dass ich Frühe Bronzezeit der Hintertupfinger Haselnusssammler-Kultur darstelle!" Oder die Reaktion zeigt bodenlose Arroganz, weil der Frager offensichtlich zu dumm ist, um sämtliche je dagewesenen Trachten zeitlich und örtlich sicher einordnen. Wie man den Umgang mit solchen Menschen vereinfachen kann, weiß ich nicht. Vermutlich hilft da auch keine Schublade. Leider...
 
Und solange der GroMi im Carbone-Fähnchen von den LH-lern belächelt und in seinem evtl. latent vorhandenen Interesse am MA nicht ernst genommen wird und der GroMi gleichzeitig meint, den im bühnenreifen Ork-Kostüm dastehenden LARPer als "Spinner" bezeichnen zu dürfen, wird auch eine Kategorisierung und "Schubladisierung" nix nützen.
Das ist das Beste, was ich hier lesen durfte! Das trifft es auf den Punkt
 
"Schubladendenken" ist auch nicht immer hilfreich. Aber gerade für Anfänger oder GroMis ist es doch hilfreich, genau das zu wissen. Mein Outfit ist ziemlich grob und nur teilweise mittelalterlich. Aber seit ich das für mich geklärt habe, kann ich mit viel Interesse über Webtechniken lesen, mich mit Nahtformen und Schnittmustern auseinandersetzen. Ohne Druck und ohne mich blöd zu fühlen. Ich bin nicht authentisch, für einen Markt reicht es. Aber sobald ich das in einem "theoretischen Raster / Kontinuum" einordnen kann, fängt es an entspannt zu werden. Dann laufe ich über einen Markt und sehe Menschen mit ausgeprägtem Einsatz und kann das dann anerkennen. Auf einer Turmhügelburg oder in Bärnau würde ich gar nicht erst in Klamotte aufschlagen, sondern in Zivil gehen. Solange ich persönlich weiß, wo ich stehe, wird vieles einfacher. Dann kann mich auch keine anmachen, weil meine Gewandung nicht "A" ist. Stimmt nämlich. :D Wenn ich mir jetzt - mit mehr Wissen - ein Schwert kaufen würde, könnte ich überlegen, ob ich mir eines zulege, einfach weil ich es cool finde, oder ob es von der Klassifizierung und vom Material in die Zeit einer eventuell zu entwickelnden Darstellung passt. Konnte ich vor einem Jahr noch nicht. Das gleiche "Kontinuum" könnte für Veranstalter und Filmemacher schon hilfreich sein, obwohl ich vermute, dass die Idee eines "Kriterienkataloges" nicht umsetzbar ist.
 
Hallo zusammen,
Und solange der GroMi im Carbone-Fähnchen von den LH-lern belächelt und in seinem evtl. latent vorhandenen Interesse am MA nicht ernst genommen wird und der GroMi gleichzeitig meint, den im bühnenreifen Ork-Kostüm dastehenden LARPer als "Spinner" bezeichnen zu dürfen, wird auch eine Kategorisierung und "Schubladisierung" nix nützen.
Das ist das Beste, was ich hier lesen durfte! Das trifft es auf den Punkt
Dem kann ich auch voll und ganz zustimmen! Aber nicht nur diesem Post. Es steht viel "wahres" in diesem Thema... Der Neid auf andere, eine gehörige Portion Egoismus und eben die Tatsache, dass nur wenige Menschen in der Lage sind, sich selbst mal gründlich zu reflektieren, wird dieses Hobby immer beschäftigen.
Solange ich persönlich weiß, wo ich stehe, wird vieles einfacher. Dann kann mich auch keine anmachen, weil meine Gewandung nicht "A" ist. Stimmt nämlich.
Das ist genau die richtig Einstellung dazu. Ist man sich über seine eigene "Qualität" - also dem Stand seiner persönlichen Kenntnisse/Recherchen und deren Umsetzung für sich selbst - zu (s)einer Darstellung im klaren, hilft das meiner Meinung nach auch schon viel weiter. Dazu benötigt es aber eben auch die Fähigkeit, sich selbstkritisch - und das auch womöglich noch öffentlich - mit sich und dem Hobby (egal ob GroMi oder LH) auseinander zusetzen... :rolleyes: Diese Fähigkeit besitzen viele Menschen nicht einmal im "normalen Leben"... da wundert mich es nicht, dass es denen dann im Hobby auch nicht gelingt...
 
Dazu benötigt es aber eben auch die Fähigkeit, sich selbstkritisch ...mit sich und dem Hobby ... auseinander zusetzen... Diese Fähigkeit besitzen viele Menschen nicht einmal im "normalen Leben"... da wundert mich es nicht, dass es denen dann im Hobby auch nicht gelingt...
:thumbsup:
 
Dazu benötigt es aber eben auch die Fähigkeit, sich selbstkritisch ...mit sich und dem Hobby ... auseinander zusetzen... Diese Fähigkeit besitzen viele Menschen nicht einmal im "normalen Leben"... da wundert mich es nicht, dass es denen dann im Hobby auch nicht gelingt...
:thumbsup:
dann darf ich mich zu den wenigen Menschen zählen, die aber auch wissen was sie tun und sagen und das auch im "normalen Leben" :thumbsup:
 
Silvia, wir denken doch schon in Schubladen. Das ist ja das Problem. Wir vergleichen Gromi mit voll authentischer Darstellung, als ob es dazwischen nichts gäbe. Womit du möglicherweise eher (d)ein Problem beschreibst, ist nicht, dass wir nicht in Schubladen denken, sondern dass die Szenewirklichkeit sich nicht an diese Schubladen hält. Die Quelle von Streit liegt bestenfalls marginal in irgendwelchen Reibereien zwischen Leuten, die wissen, was sie tun und wollen und dazu auch stehen. Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Authentiker einen Ork als Spinner abtut, denn es ist hier klar erkennbar, dass dieser keine historisch korrekte Darstellung macht und dies auch nicht glaubt oder vorgibt. Klar, der Authentiker würde den Ork nicht nach Bärnau lassen, aber da geht letzterer schon von sich aus nicht in Klamotte hin, weil er das genauso sieht. Auch bekennende GroMis, von denen es eine riesige Menge gibt, haben kein Problem mit der Szene der historisch Korrekten und umgekehrt auch nicht. Solange sich die Leute klar erkennbar an ihre Schubladen halten, hat niemand ein Problem, zumindest nicht in den 15 Jahren, seit denen ich das verfolge. Es gibt eine Handvoll Ausnahmen in einer Szene der hysterisch Korrekten, aber die haben immer und mit allem ein Problem; das wird niemand und kein Leitfaden / Kitguide / Kriterienkatalog der Welt ändern können. Das ist aber wurscht, solange man es wagt, diese Leute einfach zu ignorieren, nach ein paar notorischen Querulanten will ich nicht meine Auslegung, -richtung und -lebung des Hobbys der geschichtliche Darstellung ausrichten. Und schon gar nicht die Meinung, die ich von anderen Leuten habe. Probleme kann es geben, wenn etwa ein Authentiker helfen möchte und Details kritisiert, weil er nicht erkennt, dass sein Gegenüber mit historischer Korrektheit nicht viel am Hut hat und fälschlicherweise annimmt, derjenige stebe eine historisch möglichst korrekte Darstellung an. Das kann dann der Fall sein, wenn die Ausstattung des Letzteren besser ist, als für einen Gromi üblich, aber nicht so perfekt, wie der Erstere für eine historisch korrekte Darstellung annimmt. Jetzt passt er in keine Schublade mehr. Er ist für einen Gromi zu "gut", für einen Authentiker zu "schlecht" (Mann, wie ich diese ganzen Begriffe wegen ihres innewohnenden Konfliktpotentials hasse, aber mir fallen in dem Zusammenhang, über den ich schreibe, keine besseren ein, die nicht über die Maßen sperrig und lächerlich wären - sieh dazu divese Threads über political correctness...). Das ist es, was ich weiter oben angemerkt habe: In der ganze Sache spielen viel mehr Parameter eine Rolle, die zudem allesamt eben nicht digital, sondern analog sin, also stufenlos mit unendlich vielen, winzigen Variationsmöglichkeiten, als dass sie jemals in Schubladen passen würden. Das Denken in Schubladen ist aber eine der großen, menschlichen Schwächen. Wir versuchen ständig unbewusst, unsere Mitmenschen in Schubladen zu kategorisieren und zwängen dabei viele in eine Lade, in die sie schlicht nicht gehören. Das ist nicht deren Fehler, sondern unserer, schließlich haben wir uns eine Lade gezimmert, die nicht passt. In der Gesellschaft führt diese Diskrepanz zwischen Schubladendenken und Wirklichkeit dazu, dass wir Menschen kriminalisieren, die niemandem was tun, geschweige denn schaden wollen, aber deren Verbrechen darin besteht, schlicht nicht so zu sein, wie wir das gerne hätten. Und im Hobby ist das nicht viel anders; könnten wir die Leute für eine schlechte Klamotte einsperren, wir würden es tun. Zumindest einige von uns und die würden so laut wettern, agitieren und ob dieser Untat irgendwelche gesamtgesellschaftlichen Gefahren konstruieren, dass der Rest von uns Mitläufern es mittragen würde. Also nochmal: Das Problem sind nicht die fehlenden Schubladen, sondern die Leute, die diese fordern. Denn genau dieses Schubladendenken ist der Kern des Konflikts, nahezu jeden zwischenmenschlichen oder gesellschaftlichen Konfliktes in der Welt, aber eben auch speziell dieses Szeneproblems. Jetzt diese Schubladen in irgendwelchen Dokumenten festzuschreiben, hieße, die Menschen dazu zu zwingen, sich einer verqueren Weltsicht zu unterwerfen und statt der Lösung das Problem zu inthronisieren. Volksnah ausgedrückt: Den Bock zum Gärtner zu machen. So wie unsere Gesetzesbücher die irdischen Artefakte und unsere Staatsjuristen die Avatere des Gottes der Ungerechtigkeit sind, aus genau demselben Grunde. Und weil Marled ja nicht blöd ist, genau wie die Leute damals im Mittelalter, falls das noch nicht erwähnt wurde, will sie auch kein Regelwerk, sondern eine Anleitung, wie man zumindest abschätzen kann, wie historisch korrekt das, was ein Darsteller da macht, eigentlich ist. Eine Anleitung deshalb, weil sie für Leute gedacht ist, die von der Materie weit weniger Ahnung haben als einige von uns hier (nicht geschichtlich-fachliche Ahnung sondern Ahung von dem Problem, abzuschätzen, was man von einer pseudogeschichtlichen Darstellung halten soll - pseudogeschichtlich sind wir nämlich alle, egal wie authentisch), namentlich Verantwortliche für Fernsehdokus, Veranstalter von Geschichtsaktionen, welche einen gewissen Anspruch an historische Korrektheit haben, Lehrkräfte, die LH in ihren Unterricht einbauen wollen und andere Leute, die zumindest nominell einen Bildungsauftrag verfolgen. Nach welchen Kriterien können diese Leute die historische Korrektheit von Gruppen oder Einzelnen, die sie "buchen" wollen, einschätzen? Und nach welchen Kriterien können diese Gruppen ausgehen, eingeschätzt zu werden? Soweit, so sinnvoll in der Absicht. Solche Kriterien festzulegen ist aber nicht viel anders als das oben kritisierte Schubladenproblem. Das Problem ist ähnlich wie eines, das ich weiland in meiner Zulassungsarbeit thematisiert habe: Der Geschichtsunterricht soll bei den Schülern "Geschichtsbewusstsein" erzeugen. Das ist das vorrangigste Ziel des Geschichtsunterrichts an der Schule. Soweit, so gut, das ist eben genau das, was die Populärbildung etwa in Form von Dokumentationen im Fernsehen auch schaffen soll. Es geht eben nicht darum, isoliertes Faktenwissen zu generieren, etwa, was eine Daubenschale ist und wie sie hergestellt wird oder welche Webarten in der skandinavischen Eisenzeit verbreitet waren. Das ist akademisches Wissen, für Nichtakademiker also mehr oder weniger schlicht Nerd-Wissen. Nice to know, aber für den Durschnittsempfänger solcher Edutainement-Produkte selbst im anspruchvollsten Falle vollkommen überflüssig. Sie dienen nur als Mittel zum Zweck, um zu dem übergeordneten Ziel, der Vermittlung von Geschichtsbewusstsein, zu gelangen. Es sind gleichsam die Sprossen einer Leiter und es gibt viele Leitern, die auf's Dach führen. Nun ist aber genau das die Problematik an der Schule: Schafft es denn der Geschichtsunterricht (GU), Geschichtsbewusstsein zu erzeugen? Nein, in aller Regel nicht, seien wir ehrlich. Von 20 Schülern vielleicht bei einem und der hat das Geschichtsbewusstsein eher trotz und nicht wegen der Schule. Warum? Weil die Schule einen pädagogischen Kardinalfehler macht: Vor lauter Detailwissen, das vermittelt wird, verliert sie das eigentliche Ziel aus den Augen, das Geschichtsbewusstsein. Der Grund dafür ist übrigens bemerkenswert banal: Weil die Schule Noten produzieren soll, zum unanfechtbaren Produzieren von Noten klare und nachvollziehbare Vergabe von Punkten erforderlich ist und zum Vergeben und Zählen von Punkten wiederum abfragbares Wissen nötig. Die Schule vermittel also, kurz gesagt, ihr Wissen schlicht, um es später abfragen zu können. Und dieses abfragbare Faktenwissen kommt isoliert und mit viel zu wenig Zusammenhang aus einem unerschöpflichen Fundus, der geschichtlichen Wirklichkeit. Es gibt ungezählte Fakten, die ich pauken und dann abfragen kann. Das sind einzelne Tropfen aus einem riesigen See. Erkenne ich den See, wenn ich mir Tropfen daraus betrachte? Weiß ich, was den Wald ausmacht, wenn ich einen Holzscheit untersuche? Wenn wir nun, und nur deshalb langweile ich mit meinem ganzen Geschreibsel, einzelene Kriterien festlegen, nach denen die Qualität von Darstellern bemessen werden soll, dann sind wir im Begriff, eben diesen Fehler zu begehen. Wir picken aus einer Unzahl von möglichen Parametern einige einzelne heraus, als ob das Ganze nur aus diesen Teilen bestehen würde. Oder wir formulieren Parameter, die so allgemein gehalten sind ("ich bemühe mich, stets nah an der historischen Wirklichkeit zu arbeiten"), dass sie bei allem vordergründigen Wohlklang beliebig und inhaltsleer werden. Wir ersetzen also ein Raster, durch das Leute fallen (Schubladendenken), lediglich durch ein anderes, durch das sie fallen. Mit kleineren Schubladen zugegebenermaßen. Ich bin also einer Diskussion zu dem Thema, das Marled angestoßen hat, nicht abgeneigt, aber ich bin eben skeptisch, dass die sich daraus ergebende Diskussion nebst möglicher Ergebnisse mit großer Wahrscheinlichkeit eben doch wieder ein neuer Aufguss des alten Tees werden wird. Sie wird, so fürchte ich, wieder oberflächlich mit wieder denselben Klischeevorstellungen gefürht werden und wieder zu denselben, altbekannten Allgemeinplätzen führen.
 
Panzerreiter, du nimmst mir grad die Worte aus dem Mund, wenn ich mal überlege, das zu meiner Schulzeit der Geschichtsunterricht mehr durch geprügelt wurde und dabei vieles wichtige zum Thema Demokratie in der Antike und Mittelalter kaum bis garnicht mal zur Sprache kam, stattdessen wir uns im Naziregim festgebissen hatten und dann die Demokratie nach dem 2. WK kaum aufgegriffen haben. Kurzum gesagt, du hast es genau auf den Punkt gebracht.
 
Dem kann ich auch voll und ganz zustimmen! Aber nicht nur diesem Post. Es steht viel "wahres" in diesem Thema... Der Neid auf andere, eine gehörige Portion Egoismus und eben die Tatsache, dass nur wenige Menschen in der Lage sind, sich selbst mal gründlich zu reflektieren, wird dieses Hobby immer beschäftigen.
...und mich mit Inspiration versorgen... prost1 @Panzerreiter: prost1 prost1 prost1
 

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