Qualitätskriterien für eine gute Gruppe/Einzeldarstellung

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Wie ich das mal für mich definiert habe.... Habe mal versucht das Thema aus Sicht des i.d.R. nicht in gleicher Weise fachkundigen Besuchers anzugehen. Wenn mich ein Marktbesucher nur anschaut ohne Fragen zu stellen, soll ihm ein (nach meinem heutigen Kenntnisstand, - Funde, primäre Bildquellen, sec. Literatur)) möglichst treffender Gesamteindruck von der dargestellten Person geboten werden. (Kleidung in Form und Farbe passend zu Zeit und Stand, Ausrüstung, etc.) So mache ich erst einmal nichts "kaputt". Wenn ich mit den Leuten in's Gespräch komme, erkläre ich dann gerne bei den einzelnen Kleidungsstücken und Gegenständen was daran dem belegten Stand entspricht. Beispiele: Ich erkläre gerne, dass die Cotte zwar gemäß bestimmter Abbildung/Belege geschneidert ist, der Stoff modern gewebt und chemisch gefärbt wurde, der Farbton aber damals mit einer Pflanzenfärbung mit dem Kraut XY erzeugt werden konnte und die Webart..... ggf. habe ich dann noch ein kleines Soffmuster in Pflanzenfärbung dabei, um den Vergleich zu ermöglichen. Ja, ich versuche nach und nach die chemischen Farben durch natürliche zu ersetzen, aber das geht eben nicht "auf einen Schlag" und bis dahin will ich das Hobby auch nicht "ruhen" lassen. Ja, der Pfeilschaft ist selbst geschnitzt und die Spitze ist handgeschmiedet, aber die Verklebung erfolgte mit einem modernen Klebstoff, da ich die langwierig gefertigten Einzeltücke auch wirklich schiesse und dann der Verlust einer solchen Spitze im Schlamm (beim Cloutschiessen) ziemlich ärgertlich ist. (bitte jetzt keine Diskussion über die Klebkraft hist. Klebstoffe - sollte nur ein Beispiel sein) Ja, einen solchen Bogen kann man sich in Form und Abmessungen so vorstellen, aber dieser hier ist aus Esche gefertigt. Ein Original wäre vermutlich(!) aus Eibe gewesen weil.... (dann habe ich z.B. noch ein kleines Stück Eibenholz dabei, um die Unterschiede zu zeigen..) usw. Meine Erfahrung damit: Das Publikum ist oft regelrecht "dankbar" für die offene und ehrliche Reflektion der eigenen Darstellung und fragt dann um so interessierter weiter nach, da es die phantasievollen, von sich selbst überzeugten Erklärungsschwalle einiger "LC-Ritter" unter dem Motte: (Ironie: ON) "Ja, dieser dünne Dosenblechhelm wurde genau so getragen und die Gummisohlen-Wildlederstiefel hat man genau so gehabt!" (Ironie: OFF), auch nicht glauben kann und sich dann eher "veräppelt" fühlt. Soweit mein Gedanke dazu.
 
Friedebart Kompromisse finde ich gar nicht so schlimm, wenn man dazu steht. Ich weiß auch bei machen Dinge nicht wie ich sie lösen soll und für anderes fehlt mir das Geld, bzw sind andere Anschaffungen im realen Leben wichtiger, als die fürs Hobby. Was ich auch festgestellt habe - je mehr Jemand weiß, um so mehr ist er bereit auch einmal "weiß ich nicht" zu sagen. Einfach weil man weiß, das Wissen sammeln, ein Fass ohne Boden ist.
 
Friedebarth, gerade das ist einer der Punkte, der dich beim Publikum ankommen lässt: Dass Du zugibst, nicht alles zu wissen und die Korrektheit in Person zu sein. Das macht Dich glaubwürdig und, ganz wichtig, auch sympathischer. Beides bei publikanen Tätigkeiten, speziell wissensvermittelnden, sehr wichtige Punkte. Bei der Kunst, Menschen Wissen zu vermitteln, in der Lehre "Didaktik" genannt, gelten gewisse eigene Zusammenhänge und Prinzipien. Gerade da hapert es oft bei fachlich sehr guten Darstellern. Sie haben nicht verinnerlicht, das man den anderen da abholen muss, wo er steht (fachlich) und was eine didaktische Reduktion ist. Mich ärgert immer wieder die Meinung, auch in Wissenschaft und Lehre, selbst in der Bildung höchstselbst, dass Fachwissen alles sei, der ganze didaktische und pädagogische Kram sei trivial und komme ohnehin von selbst. Dabei ist das eine Kunst für sich, die teilweise erlernbar, aber wie so vieles andere auch eine Frage des Talents ist. Ich habe schon Darsteller erlebt, bei deren Fachwissen ich nur ehrfurchtsvoll den Blick senken konnte und bei deren Ausrüstung ich bewundernd das Haupt neigte. Aber eines konnten sie nicht: Die Leute begeistern. Sie dozierten, langweilten, gaben ausführlich Antworten auf Fragen, die ihnen gar nicht gestellt worden waren und waren ganz offenbar vor allem eines: fürchterlich authentisch und historisch korrekt. Aber sie waren in etwa so mitreißend wie eine Vitrine voller Tonscherben im Museum für Frühgeschichte. Die Leute gingen eigentlich nur aus Höflichkeit nicht davon. Für eine geschichtsvermittelnde Tätigkeit muss ich mir klar darüber sein, was meine "Kunden" wollen, was sie mitbringen, was ich eigentlich erreichen möchte. Das ist in dem Umfeld, in dem unsereiner für gewöhnlich tätig ist und um das es in diesem Thread, soweit ich das annehme, auch geht, nicht dasselbe wie an der Universität. Wir wollen zuerst mal Lust auf das Thema machen, ein generelles Interesse an Geschichte, ob allgemein oder spezielle Epochen, wecken oder, wenn man nicht gänzlich abwegig davon ausgeht, dass etwa der Zuschauer einer Doku oder der Besucher einer einschlägigen Veranstaltung (nicht aber bei Besuchen in Schulen!) dieses Interesse schon mitbringt, es fördern und verstärken. Wir müssen einen Lernwillen schaffen, wenn wir ein Lernziel erreichen wollen. Wir wollen, als nächstes, Zusammenhänge vermitteln, nicht isoliertes Faktenwissen. Denn dafür brauche ich kein LH, das geht mit anderen Lehrmethoden einfacher und nicht schlechter. Für diese Zusammenhänge nutzen wir geeignete fachliche Schwerpunkte, die wir miteinander verknüpfen, um eben so die Zusammenhänge erkennbar zu machen. Diese Schwerpunkte (das sind quasi die im anderen Post erwähnten Tröpfchen des Sees) sind aber nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck. Da ist es ein Fehler, zu sehr in die Tiefe zu gehen statt in die Breite, auch wenn es natürlich juckt, das eigene Detailwissen zu beweisen. Für Zuhörer/-schauer, die nicht dieselbe Wissensmatrix haben wie ich, lebt dieses Detail nicht und es fehlt die Begeisterung für Kleinigkeiten, deren mögliche Faszination ich selbst während langer Recherche erfahren konnte. Nie vergessen: der Andere ist die Hauptperson, nicht ich. Ich will vermitteln, keine Selbstdarstellung machen. Und wenn ich letzteres möchte, dann sollte ich das nicht als Bildungsauftrag verkaufen. Was brauche ich eine pflanzengefärbte Klamotte, wenn ich zeigen will, wie die Leute in etwa aussahen? Die Farben müssen passen, nicht die Technik der Färbung. Die werden erst dann wichtig, wenn ich zeigen will, wie die Leute damals die Stoffe bunt bekamen. Das ist aber möglicherweise ein ganz anderes Thema zu einem anderen Zeitpunkt. Ich nenne eine Replik, die in der Optik stimmt, aber mit modernen Mitteln hergestellt wurde, eine didaktische Replik. Sie erfüllt für das, wofür sie verwendet wird, völlig ausreichend ihren Zweck. Es macht überhaupt keinen Sinn, sie prinzipiell zu schmähen oder sich ihrer zu schämen. Die ganzen "Qualitätskriterien", die in der Vergangenheit immer wieder mal definiert wurden, stammten allesamt von Leuten mit guter Ausrüstung und großem Fachwissen, aber ich vermisste jedesmal selbst die fundamentalsten pädagogischen oder didaktischen Elemente. Selbst der authentischste Darsteller kann aber für eine geschichtsvermittelnde und möglicherweise auch noch unterhaltende Tätigkeit eine glatte Fehlbesetzung sein. Trotz seiner 100 Punkte nach der vorliegenden Liste. Wenn wir was besseres aufstellen wollen, dann dürfen wir diesen Aspekt nicht vernachlässigen.
 
:thumbsup: Das gefällt mir. Friedebarths Faden toll aufgegriffen und erweitert. Da ist ja schon fast ein "Kriterienkatalog für die Vermittlung der Darstellung". :D
 
@Panzerreiter: O.K., da sind 1 1/2 Jahrzehnte Ausbildertätigkeit wohl pädagogisch doch nicht ganz spurlos an mir vorbei gegangen :D . ... und dennoch ist mir gerade durch Deinen Beitrag erst bewußt geworden, was mich an manchen "Geschichtsvermittlern" trotz ihres hohen Fachwissens stört. Du hast recht, nicht nur die fachliche, sondern auch die methodische Kompetenz der Vermittlung muß stimmen. Wenn wird denn schon einen Kriterienkatalog zusammen stellen (was m.E. nie wirklich funktionieren wird), dann gehört das mit dazu. Zumindest für die Auswahl bei Veranstaltungen mit Publikumsverkehr. (für TV und Film vielleicht nicht so dringend - da machend die Redakteure dann die Fehler :D ). Ich hatte neulich erst das Gespräch mit der Organisatorin einer VA mit wissenschaftlichem Anspruch und hätte ihr auch gerne feste Kriterien für die Auswahl der Darsteller gegeben, aber ausser ein paar Beispiel-Gruppen die aus dem musealen Bereich bekannt sind und vielleicht noch einem schwachen Hinweis auf Dinge wie z.B. die Aachener Erklärung, ist mir da auch kein guter Weg eingefallen. (daher hab' ich's dann gelassen) Daher verstehe ich das Anliegen von marled sehr gut, hab' aber auch keine allgemeine Lösung.
 
Daher verstehe ich das Anliegen von marled sehr gut, hab' aber auch keine allgemeine Lösung
Es wird keine allgemeine Lösung geben können, da das Thema einfach zu umfangreich ist. Trotzdem finde ich gerade den von Dir und von Panzerreiter angesprochenen Punkt hier noch am Aussagekräftigsten und am Wichtigsten, nämlich der Umgang mit dem Publikum. Dem kann man eigentlich nicht mehr viel hinzufügen.
 
Ich persönlich und meine Gruppe hängen ja eher dem "wissenschaftlich belegt und so adäquat wie möglich mit allem drum und dran" nach. Allerdings find ich das jetzt nicht das endgültige Kriterium für "gute" Darsteller und Gruppen. Hier gibt es zB Gruppen, die können einfach verdammt viel in Sachen historischem Kampf, nähen aber die Innennähte ihrer Kleidung mit der Maschine, das macht aber gar nix, weil ihr Lehrinhalt der Kampf und die Show ist und darin sind sie fast unschlagbar. Wieder andere haben ein echtes Händchen für ein Handwerk, legen aber überhaupt keinen Wert auf die Belegbarkeit ihrer persönlichen Kleidung. Auch das ist völlig in Ordnung für mich. Und dann gibts ja auch noch solche, die jeden Fitzel selbstgesponnen und geerntet und nach Belegen rekonstruiert haben, aber einfach in der Vermittlung total unfähig weil einfach totale A********** oder sozial inkompetent sind :) Es macht ja nicht jeder das Gleiche in dem Hobby. Solang man sich selbst und dem Besucher gegenüber ehrlich ist und das richtig vermittelt, möge doch bitte jeder das machen, was er glaubt. Drum find ich besonders den Newcomer Preis von den Mindenern toll, weil er nicht den Stand der Gruppe, sondern ihre Entwicklung und ihre Bemühung beurteilt.
 
Ich finde den Ansatz von Fridebarth prima. Den Leuten Dinge und Zusammenhänge erklären und im wahrsten Sinne des Wortes "begreifbar" machen und dabei mit Freude und Wissen die thematischen Aspekte vermitteln. Das macht die Sache auch für mich aus und offensichtlich auch für viele Menschen. Und wer unter den Beinlingen eine authentische Unterhose trägt, kann das doch auch gerne tun. Das würde ich niemals kritisieren, es aber auch nicht als meinen persönlichen Maßstab definieren. Ich werde jedenfalls auch zukünftig mit dem Auto anreisen, Grillanzünder benutzen und mein Essen fürs Lager im Supermarkt holen. Ich habe aber auch zukünftig einen gewissen Anspruch an mich und meine Darstellung (Rolle) und werde die sorgfältig und intensiv recherchieren. Gerade das ist ja auch ein ganz wichtiger Reiz und Teil meiner Passion. Und mal so, jedem kann und will man es ja auch nicht recht machen. Aber ich verstehe schon den Ansatz, da etwas regelnd oder kontrollierend zu beeinflussen oder zu prägen. Existentiell und subjektiv brauche ich das aber für mich nicht. Nicht, weil ich so gut wäre, sondern weil ich für mich und meine Darstellung bestimmte Grenzen erreicht habe. Diese Genzen zu überschreiten, würden mir die Freude nehmen, weil ich mich dann zu eingeengt fühlen würde. Ist halt mein Ansatz. Gruß Gilge
 
ich finde die 2m-idee nen guten ansatz, auf den man aufbauen kann: auf 2m kann niemand ne hand- von ner maschinennaht unterscheiden & auch andere sachen nicht. vor allem ist die 2m-idee auch mit etwas weniger geld umzusetzen und die gegenstände/nähte/wasauchimmer kann dann der geneigte nach & nach ersetzen
 
Friedbarth :thumbsup: genau so und nich anders. wiso immer irgendwelche Märchen erfinden um manche Sachen zu entschuldigen.... Ich oute mich hiermit als Kompressionsstrumpfträger. Ja zu mir wurde auch schon gesagt, dass das nicht A ist und ich deswegen eine Heuchlerin bin, weil ich auserdem meine Zähne putze auf Lager. Nur muss ich sagen geht Gesundheit vor. Was bringt mir ein Lager ohne meine medizinischen Strümpfe wenn ich dann Schmerzen habe und ausser Füßehochlegen nix machen kann den ganzen Tag. Erklärt man das den Besuchern, haben sie dafür Verstänndniss und bedanken sich für die Offenheit. Das andre extrem hab ich letzte Saison erlebt, die Gruppe war so A die besaßen bereits nen Heiligenschein. Die sind auch tatsächlich bei Einbruch der Dunkelheit schlafen gegangen und sobald es hell wurde, saßen alle Versammelt beim Frühstück. Sorry da frag ich mich wo bleibt da der Spass?
 
Das andre extrem hab ich letzte Saison erlebt, die Gruppe war so A die besaßen bereits nen Heiligenschein. Die sind auch tatsächlich bei Einbruch der Dunkelheit schlafen gegangen und sobald es hell wurde, saßen alle Versammelt beim Frühstück. Sorry da frag ich mich wo bleibt da der Spass?
Woher weißt du, daß ihnen nicht genau das Spaß macht? Gibt's eine allgemeingültige Definition für das Empfinden von Spaß?
 
Woher weißt du, daß ihnen nicht genau das Spaß macht?
:thumbup: wäre zwar auch nicht meins, aber das sollte doch dieser Gruppe überlassen werden.
 
Da muss ich dir recht geben. Ich finde es halt schön abens zusammen sitzen, gemütlich plaudern, weil unter Tags kommt man ja nicht dazu oder eher wenig
 
Also, wenn man den ganzen Tag gesabbelt hat, den ganzen Tag irgendein Handwerk / irgendeine Handarbeit vorgeführt hat, den ganzen Tag Kinder bespaßt und Besucher durch die Anlage geführt hat und den ganzen Tag mit daran gearbeitet hat, die Veranstaltung am laufen zu halten, hier und da Ansprechpartner ist und immer und überall gleichzeit sein muss - dann fallen wir auch schon mal bei Einbruch der Dunkelheit ins Bett. Und morgens gemeinsam frühstücken und danach aufräumen, damit für die Veranstaltung alles ordentlich ist das gehört für mich dazu. Und außerdem verpasst jeder, der nicht zum Frühstück erscheint die einzig wahren Rühreier :D Die Zeiten an denen wir bei Veranstaltungen nachts womöglich bis zum Sonnenaufgang am Feuer saßen sind vorbei. Entweder sind wier alle zu alt dafür :p oder einfach zu müde, da die Nacht ja auch schon spätestens um 8 vorbei ist. :sleeping: Klar sitzen wir auch manchmal noch am Feuer und erzählen und singen und lachen, aber eben nicht mehr die ganze Nacht. Um mal beim Thema zu bleiben ... meine Qualitätskriterien an mich sind: - stelle den Zeitraum den Du darstellst möglichst begrenzt dar. - bleibe möglichst bei der Darstellung in einer Region - ist es nicht die, in der Du momentan lebst, dann stelle deine Heimatregion. Ist auch dasd nicht möglich suche dir eine Region/Zeit und bleib bei dieser. - du kannst Deine Darstellung (möglichst alle Deine Ausrüstungsgegenstände und Kleidungsstücke) mit Quellen belegen und deine Wahl dieser Darstellung schlüssig begründen - du brauchst keine erfundene Lebensgeschichte a'la "letztgeborene Tochter eines Raubritters die vom Feind des Vaters in den Orient entführt wurde und dann zurückkehrte" - denn du stellst einbfach Dich selbst dar - in der Kleidung der gewählten Zeit - du "lebst" Deine Darstellung auch nach Veranstaltungsernde, bzw. Öffnungszeit, d.h. alles moderne ist auch dann nicht zu sehen und wird so weit wie möglich nicht benutzt (Flaschen auf dem Tisch z.B.) - du kannst Kompromisse die du eingehst (eingehen musst, ggf.) begründen und tust es auch Und ... Du wirst nicht trotz rasenden Kopfschmerzen und halb blind in der Dämmerung über die Wiese stolpern, nur weil du die Brille nicht aufsetzen willst. Denn das zählt für mich zu den Dingen, die ein Besucher durchaus erkennen kann - eine Brille ist ein modernes HIlfsmittel und gehört nicht zur Darstellung. Lieber eine moderne Brille als "Geschichtsfälschung" mit historisierenden Brillen betreiben wenn sie nicht in die Zeit und zur Darstellung passen. Wichtig ist für mich, daß man seine Kleidung und Ausrüstung möglichst nahe an den Belegen und Quellen anfertigt/anfertigen lässt. Ich nähe alles mit der Hand, werde aber niemanden verteufeln, der das nicht kann/will und auch was mit der Maschine näht. Lieber eine tolle Klamotte, die aber maschinengenäht ist als ein, absolut grobmittelalterliches Kleidungsstück welches aber mit der Hand genäht ist. Genau so ist es mit pflanzengefärbten Stoffen. Warum nicht einen industriell gefärbten Stoff, der euinem pflanzengefärbten täuschend ähnlich sieht für den Anfang nehmen. Natürlich erzählt man dann nicht den Besuchern, das es selbst gefärbt ist ... man verweisst dann eben auf den Kollegen/die Kollegin, die pflanzengefärbte Stoffe hat und kommt so toll ins Gespräch. Und ich habe noch keinen Besducher erlebt der sich dann "schaudernd" abgewandt hat, sondern eigentlich immer nur welche, die erstaunt waren, dass man so viel über sich und die Darstellung erzählen und begründen konnte und auch zu "Schwachstellen" und Kompromiossen" stand. Wie man so vieles erklären kann und dann auch sollte - denn Komminikation ist wichtig, gerade bei den Veranstaltungen die wir so machen. Ergänzung: Aus Veranstaltersicht stelle ich an Gruppen und Einzelpersonen die bei uns die Burg beleben, bzw. als Lager an Veranstaungen teilnehmen folgende Qualitätskriterien: 1. und vor allem anderen: die "Chemie" zwischen Veranstalter und Gruppe muss stimmen. Das enstcheidet sich manchmal bereits beim ersten Kontakt. Eine Gruppe kann noch wie toll sein ... kommt sie so rüber als würde ohne sie gar nichts laufen dann ist es sehr schwer (alles schon erlebt) - Die Darstellung sollte einer Zeit / Region entsprechen und erklärbar sein - Die Darstellung sollte als Gesamtbild stimmen - Lieber Maschinengenähte, dafür aber stimmige Klamotte als handgenähte nicht stimmige Klamotte - Handwerk und Handarbeit sollen vorführbar gezeigt werden, die Gruppe muss sich und ihr Tun erklären wollen und können
 
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Find ich richtig treffend und passend ausgedrückt, Lisabeth! Grad Kompromisse sollten gut und schlüssig begründet sein. Bei uns Spät-LaTène-Kelten haben wir ja das Problem, das brandbestattet wurde. Speziell in "unserem", doch recht lange bewohnten Ringwall wurde auch nix Textiles gefunden. Es gibt meines Wissens auch aus der entsprechenden Zeit und Region keine brauchbaren Beschreibungen von keltischen Frauen und keine Darstellungen der selbigen. Wenn ich mich also auf Funde und Quellen ausschließlich aus meiner Zeit und Region verlassen müsste, dürfte ich de facto mir die Fibeln an die nackten Schultern pinnen und ansonsten in situla und Asche gehen. Das hat man nämlich gefunden. Da aber der Peplos bzw. Peplos-ähnliche Kleidungsstücke davor und danach und zeitgleich in der sehr weitgefassten "Nachbarschaft" getragen wurde (und die Fibeln ja auch gefunden wurden), ist der Peplos das wahrscheinlichste Kleidungsstück der Keltin unserer Zeit und Region. Das kann man aber problemlos so kommunizieren und ein ähnliches Vorgehen empfiehlt sich eigentlich bei allen Situationen, die man eben nicht oder nur ungenau mit Funden oder anderen Quellen belegen kann. Manches erschließt sich eben nur indirekt. Wenn man mehrere Möglichkeiten zur Auswahl hat, ist das Wahrscheinlichere imho auch die beste Lösung.
 
@Lisabeth und vor allem: lieber eine gute maschinennaht, als eine schlechte handnaht. hab schon nähte gesehen, wo ich mich gefragt habe, ob derjenige die im suff gezogen hat
 
Ich finde es halt schön abens zusammen sitzen, gemütlich plaudern, weil unter Tags kommt man ja nicht dazu oder eher wenig
Genau, das macht einen Großteil der Passion, Faszination oder auch des Spasses aus, weswegen ich das Ganze mache. Da geht es nicht um Komasaufen, sondern um Feuer, gutes Essen und Trinken und jede Menge Erzählerei und Albernheiten. Boooaaahh, ich freue mich schon auf die kommende Saison!!!! Gruß Gilge
 
Ja Gilge so wollte ich es eigendlich gestern ausdrücken. Mir ist eben aufgefallen das diese besagte Gruppe so krampfhaft A gewirkt hat. Als würde sie einer fernsteuern. Wo ist dann der spass. Klar ich bin auch schon um 22 Uhr im Zelt verschwunden. Was ich sagen wollte ist, was bringt eine Gruppe die aussieht wie aus dem Museum entwendet, dann aber auch mimiklos dasitzt. Dann muss man sich nicht wundern wenn von Besuchern fragen kommen wie "müssen Sie das machen" oder "haben sie was angestellt das sie hier so sitzen müssen" man kann den Besucher auch ruhig mal durchs Lager führen, was anfassen oder anprobieren lassen (kindern nen helm aufsetzen und der Tag ist gerettet) aber nich dasitzen wie versteinert, ja nix anfassen, dreckig machen oder bewegen. Das is dann für mich auch eine glaubhafte Gruppe um wieder aufs Thema zu kommen
 
Danke Lisabeth. Aus deinen Aussagen könnten schon mal einige Kriterien für die Hand des Veranstalters, des Organisators gezogen werden. Marled
 
Ich fasse mal zusammen unter der Prämisse: Veranstalter/Organisator möchte eine, sagen wir mal, FrühMiGruppe im weitesten Sinn ordern. Seine Fragen, um sich ein Bild zu machen, könnten also sein: Welchen Zeitraum stellt ihr dar? Welche Region? Welche Kleidung tragt ihr und an welchen Quellen ist sie orientiert? Welche Materialien benutzt ihr dafür? dto für andere Ausrüstungsgegenstände? Welches Handwerk/Handarbeit wird gezeigt? Welche Werkzeuge benutzt ihr und wie sind diese belegt? Welche Kompromisse müsst ihr eingehen? Was verwendet ihr, für das es keinen direkten Nachweis gibt? Lässt sich wahrscheinlich noch fortsetzen. An der Beantwortung der Fragen kann ein Veranstalter, sofern er ein wenig Vernunft walten lässt, schon ablesen, ob das ganze fundiert ist oder nicht. Zusammen mit einer Vorstellung per Flyer, HP oder Fotoserie kommt doch schon einiges rüber. Natürlich ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass jemand bei der Beantwortung schwindelt. Aber das lässt sich wohl nirgendwo vermeiden. Mit diesem Fragenkatalog hätte ein Veranstalter eine erste Handhabe, ob die Gruppe, die er ordern möchte oder die sich bewirbt, eine fundierte Darstellung betreibt oder eine zusammengeschusterte. Da sind natürlich keine Feinheiten wie Fadendichte oder Handnaht drin, die für Insider interessant sind, aber das soll es ja erstmal auch nicht sein. Marled
 

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