Qualitätskriterien für eine gute Gruppe/Einzeldarstellung

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Um jetzt mal die Kurve zu kriegen, die Qualitätskriterien aufzuschreiben würde heißen, die ganzen Darstellungen zu sichten, deren Quellen zu hinterfragen,und und und. Dazu müßten denn alle /etliche erstml offenlegen, wo sie abgekupfert haben usw. Und wozu wäre das gut? Eigentlich nur für Veranstalter, die das sowieso nicht lesen würden, weil sie schon auf den ersten Seiten wegen Unkenntnis passen müssten. Wir reden hier ja nicht über Napoleonik,-was so 20 Jhre umfaßt-, sondern über Mittelalter, so mal eben 1000 Jahre ...
 
nochmal ganz kurz meine 5 Cent... Zunächst einmal: ich wollte Niemanden persönlich angreifen! Speziell auch dich nicht, Mara. Tut mir leid. Es war nur...ich weiss nicht, die Aussage? die Formulierung? ...die bei mir sofort negative Erinnerungen weckte, ja, an "A-PäpstInnen", deren Verhalten, im nachhinein betrachtet, ziemlich gut zu den Aussagen in Panzerreiters Post passen. Sorry, wenn das falsch rüberkam... ...und schon wieder weg, leise mitlesend und sich über die vielen guten Beiträge im Forum freuend... :thumbup: Grütze vom thorgest
 
Zum Thema "Qualitätskriterium für eine gute Gruppe/Einzeldarstellung" hab ich mal ne Anmerkung/Frage...
Diese wird jetzt grundlegend überarbeitet. Das Maschinengenähte wird durch Handgenähtes ersetzt, die Schnitte werden nach Funden gearbeitet. Schmuckstücke werde ich auch nach historischen Techniken anfertigen lassen, keine einfachen Abgüsse. Meine Gummisohlenschuhe, die grob an die Form von Funden erinnern werde ich zunächst in weiterbehalten (dies ist einer der erwähnten Kompromisse, da zunächst das Geld bzw. die Fertigkeit fehlt). Die Stoffe sind industriell gewebt und chemisch gefärbt. Diese jetzt im Aufbau befindliche Bekleidung wird für die nächste Saison (vieleicht auch die übernächste) reichen. Während ich diese trage, wird jedoch weiter für die nächste Tracht recherchiert und daran gebastelt. Diese wird dann handgewebt und historisch korrekt gefärbt sein.
Dieses Beispiel ist nur ein wahllos ausgesuchtes (sicher noch nicht mal das beste) von vielen aus der Szene. Es macht aber gut deutlich, wo viele LH'ler und Reenacter (und diejenigen die es werden wollen) meiner Beobachtung nach ihren "Authentizitätsschwerpunkt" legen. Nämlich im "zivilen" Bereich. Durch die Epochen hinweg wird von den "ernsthaften Darstellenden" im Bereich der Kleidung (und dem zivilen Hausstand/etc.) immer wieder darauf hingewiesen, wie absolut wichtig, der richtige Stoff, der richtige Schnitt, die pflanzliche Färbung, natürliche Garne, die richtige Holzart für Möbel, Werkzeuge, etc. sind. Das ist durchaus wichtig und hat auch seine Berechtigung. Es werden in diesem Bereich für hochwertigere Veranstaltungen sehr strikte "Kriterien" aufgestellt, die aber auch etliche "bemühte" Leute (die z.B. "nah dran" sind) ausschliessen. Eben auch oft wegen "Kleinigkeiten". Kann man (nein, muss man sogar) so machen! Ich bin dafür, die Latte für gewisse Veranstaltungen bewusst "hoch" zu hängen. Dann schaue ich mir (z.B. live, auf FB, Homepages oder auch hier im Forum) die beeindruckenden Bilderstrecken von Veranstaltungen an, die in der Szene einen guten bis sehr guten Ruf geniessen (sicher auch berechtigt!), ja teilweise sogar in den "Olymp" gehoben werden und stelle mir die Frage: Wie passt das denn zusammen? Wird hier mit zweierlei Mass gemessen? Fällt das keinem auf? :whistling: Gelten für den militärischen Bereich in der historischen Darstellungen andere Qualitätskriterien als für den zivilen? Der untere Kommetar von Panzereiter (bezogen auf eine Hastings Teilahme eines Bekannten) beschreibt das Gefühl ganz gut:
Er war ziemlich desillusioniert nachdem er zurückkam und erzählte mir, das sei stellenweise noch übleres GroMi als bei uns, selbst in vermeintlich "hohen" Kreisen [...]
Ob das jetzt "nur" auf den militärischen Bereich bezogen war, weiss (und glaube) ich nicht, es deckt sich aber mit meinen Beboachtungen, die ich immer wieder mache. Wie passt das zusammen? Auf der einen Seite muss im zivilen Bereich die Kleidung z.B. aus Seide, Wolle oder Leinen sein, Pflanzengefärbt, von Hand mit dem richtigen Garn vernäht, etc. Der Schuh muss Wendegenäht sein, das Leder dazu vegetabel gegerbt sein, etc.... (ich führe jetzt nicht alles auf, ihr wisst ja selbst was es für eine "A"-Darstellung benötigt). Und auf der anderen Seite? Da sieht man auch auf "den guten" VA's (bei LH'lern & Reenactern / und es sind oft keine Einzelfälle):
  • geschweisste Kalotten bei Helmen / Helm passt von der Grösse her nicht / etc.
  • Ringpanzer die zu gross, zu lang oder zu kurz sind / schlabberige Ärmel haben / von der Machart nicht in die Zeit passen / unvernietet / verzinnt sind / etc.
  • Schilde aus Sperrholz etc./ ohne Rohautbezug / mit "modernen" Farben angestrichen / etc.
  • stumpfe (teilweise nur entfernt Schwertähnliche) Schaukampfwaffen werden auf Museums-VA's getragen ( und nein, es wird in dem Moment nicht gekämpft), etc.
  • usw. usw.
Diesen Beitrag hab ich bewusst etwas provozierend verfasst. ;) Auch nehme ich mich selbst nicht aus, da bei mir auch noch nicht alles so passt wie ich es gerne hätte, bzw. es nach meinen Kriterien sein sollte. Aber es ist irgendwie schon seltsam, oder nicht? Dinge die umgemünzt auf den zivilen Bereich niemals gehen würden und ein absolutes "NoGo" wären, gehen im militärischen Bereich anscheinend ohne Probleme durch... Gelten diesbezüglich also andere Qualitätskriterien im LH/Reenactment?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die Beobachtung teile ich, eine Erklärung indes habe auch ich nicht. Allerdings habe ich ein paar Verdachtsmomente. Eine kurze Anekdote aus vergangenen Jahren: Freunde von mir waren ein paar mal auf Oerlinghausen eingeladen worden. Damals war das mehr oder weniger ein Ritterschlag in die A-zene. Nun sollte ich auch mal mitkommen. Allerdings wurde das vom Museum abgelehnt, das Originalzitat war: "Mit dem Schuppenpanzer kommt der mir nicht auf's Gelände!" Meine Zivilklamotte entsprach zudem nicht den Anforderungen, denn ich hatte nur brettchengewebte Borten dran, in dem Jahr waren allerdings gerade broschierte Borten Platz 1 auf der A-Rangliste. Ja, auch bei dem, was gerade besonders "authentisch" ist, gibt es Moden. (Der wahre Grund der Ablehnung war vermutlich aber schlicht, dass ich der Dame, welche damals die Orga und die Auswahl machte, in einer Internetdiskussion mal Kontra gegeben hatte.) Jedenfalls fuhr ich dann halt nicht mit. Und so blieb Oerlinghausen auch von dem bösen Schuppenpanzer verschont. Vor Ort allerdings - meine Freunde fuhren ja trotzdem wieder hin, sahen und berichteten - waren dann verzinkte Kettenhemden aus Indien zu sehen. Meine Rüstung wäre mit Abstand authentischer gewesen als alles, was dort zu sehen war. Was auch für den Rest des Metallkrams (Schwert / Helm...) galt. Bei mir: Replik nach Grabfund, dort: Schaukampfware aus Fernost. Soweit die Erfahrung, die sich mit dem deckt, was Erasco oben schrieb. Nun war es, was die fachliche Qualifikation der Verantwortlichen betrifft, damals dort schlicht so, dass die Dame ein gerüttelt Maß an Ahnung von ziviler Frauenkleidung aus dem FMA hatte (bei Männerkleidung war sie bereits erheblich weniger firm und auch ihr Wissen von Frauenkleidung konzentrierte sich auf einige Spezialgebiete), in militärischen Dingen aber war sie schlicht vollkommen blank. Sie hätte einen Hoplitenpanzer nicht von einem napoleonischen Küraß unterscheiden können. Folglich hängte sie in ihren zivilen Spezialgebieten die Messlatte überaus hoch, in militärischen Bereichen gab es dagegen überhaupt keine Latte. Ein extremes Missverhältnis. Ähnliche Situationen vermeine ich auch anderswo erkannt zu haben. Die "Experten", welche oft für die Konzeption, die Anforderungen und die Asuwahl der Darsteller zuständig sind, entstammten zumindest in der Vergangenheit einem Bereich der LH (oft) bzw der Museumspädagogik (selten), der gleichzeitig intellektuell, selfmarketing-erfahren und energisch ist. Das alles durchaus auch mit einem gewissen süffisanten Lächeln ausgesprochen. Kriegszeugs hatte in diesen Kreisen von jeher den Ruch, grundsätzlich gromig, niveaulos und nur der Schwanzverlängerung von Odin-brüllenden Kostümsäufern dienlich zu sein. Wer etwas auf sich hielt, der befasste sich mit Borten, Daubenschalen und Fibelkunde, nicht mit Waffen und Rüstungen. Man erigierte über Keramikscherben, nicht über Schwertern. Wer sich bevorzugt mit solchen Rüstgütern befasste, der war automatisch und grundsätzlich unter der Würde ernsthafter Living History. Diese Vernachlässigung des Militärischen scheint sich bis heute gehalten zu haben. Mir fällt selbst in Museen immer noch auf, dass die Leute dort von militärischen Dingen herzlich wenig Ahnung haben. In Deutschland möglicherweise auch mit einer deutlichen Stigmatisierung alles Kriegerischen aus historischen Gründen zu erklären. In der LH Szene - und da werde ich jetzt mit meiner provokanten These bestimmt energischen Widerspruch ernten - aber dadurch verstärkt, dass vor 15-20 Jahren eine bis heute in der Szene einflussreiche Gruppe von Leuten die Macht ergriffen hat, die sich durch betonte Konzentration auf zivile Spezialgebiete bewusst von der Masse absetzte, über diese erhöhte und sich selbst zur Elite der LH adelte. Mit viel Trommeln und mit ebensoviel Wegbeißen unliebsamer Konkurrenz, aber eben effektiv. Und genau diese Elite hatte und hat von militärischen Dingen wenig Ahnung.
 
Einige Ansatzpunkte aus dem hohlen Bauch (gelogen, der ist eigentlich grad ziemlich voll): Schwerpunkt des Hobbies:" Herstellung der perfekten zivilen Klamotte, "Leben zeigen" bedeutet im Zweifel, dass man seine Freizeit mit Recherche und Herstellung/Beschaffung der Ausrüstung verbringt. Schwerpunkt des Hobbies: "Schaukampf (Freikampf, historisches Fechten, Linefight....)" hingegen könnte eher bedeuten, dass man seine Freizeit mit Training bzw. dem Studium von Fechtbüchern oder Taktiken verbringt. Die dazu getragene Klamotte ist dann eher die notwendige Ausrüstung, aber nicht der eigentliche Inhalt des Hobbies. Die wird dann nicht um ihrer selber willen optimiert, sondern eben grad so dass man damit noch teilnehmen darf. Das gleiche sieht man ja oft bei sehr guten Handwerkern: die wissen alles über ihr Handwerk und die authentischen Herstellungsmethoden, laufen aber dabei im Carbone Hemd herum, weil die Klamotte eben nicht im Fokus des Interesses steht. Bei beiden Gruppen macht ein Veranstalter bewusst Abstriche, wenn er nicht die ganz große Auswahl hat: die Handwerker, weil sie wertvolles Sachwissen haben und vermitteln können - und bei den Kämpfern, weil man einfach gar nicht genug Leute, die gute Ausrüstung haben UND gut Kämpfen können auf den Platz kriegen würde, um irgend etwas zu zeigen. Die Leute, die sich in dem Bereich eine gute Ausstattung leisten können und wollen und diese dann auch noch bedienen können, gibt es sicher - aber wie viele davon? Wenn ein Museum mittelalterliche Kleidung herumliegen hat, welche das Publikum mal überziehen darf um sich besser in die Zeit versetzen, tiefer in das Thema eintauchen zu können, dann sieht man da in der Regel auch nicht Hand-, sondern gut erkennbar Maschinennähte. Das würde den sonstigen Ausstellungskriterien wohl auch nicht entsprechen (wobei ich da auch schon schreckliche Dinge gesehen habe), wird aber so in Kauf genommen weil der Fokus einfach woanders liegt und das Ideal nicht bezahlbar ist. Anderer Punkt, wobei der wohl nur eingeschränkt gelten kann ist der Verschleiß: Schaukampfwaffen, Rüstungsteile sind je nach Kampfstil eher Verbrauchsmaterial. Mag sein dass der authentisch hergestellte Helm sogar länger halten würde, aber ab einer gewissen Preisklasse blockt man dann doch lieber mit dem Arm, als dass der teure mundgeklöppelte Helm einen Kratzer abkriegt. Die Lösung, dass man dann alles doppelt mitbringt, einmal für die Schlacht und einmal zum Herzeigen, sprengt dann evtl. wieder den finanziellen und logistischen Rahmen.
 
... bei den Kämpfern, weil man einfach gar nicht genug Leute, die gute Ausrüstung haben UND gut Kämpfen können auf den Platz kriegen würde, um irgend etwas zu zeigen. Die Leute, die sich in dem Bereich eine gute Ausstattung leisten können und wollen und diese dann auch noch bedienen können, gibt es sicher - aber wie viele davon?
Ich denke das ist der entscheidende Knackpunkt. Ich schätze mal es gibt Deutschlandweit vl. ein paar Dutzend Leute die beides auf einem hohen Niveau erfüllen:
  • Gut Kämpfen (Technik, Kraft, Ausdauer, Taktik)
  • Kampfausrüstung gut bis sehr gut (Metallteile nach Fund auf Maß gefertigt, Polsterteile handgenäht, Schwert nach Original und dazu eine scharfe Variante der Kampfversion vorhanden)
Und die zivile Darstellung wird typischerweise auch benötigt (außer man kommt nur kurz für die Kämpfe und Verschwindet dann auf dem Schimmel im Sonnenuntergang). Da scheitert es dann bei fast jedem entweder an Zeit und/oder an Geld. Bezüglich der Auswahlkriterien: Es ist immer falsch wenn dies nur eine einzelne Person macht, da wie Panzerreiter schon gesagt hat die Gefahr besteht (und zwar eine sehr große) das diese Person halt doch nicht in allen Bereichen entsprechend fit ist. Oder doch nicht Objektiv handelt. Bei einem Kollegium ist das Risiko geringer. Und selbst dann wenn das Wissen für alle Bereiche vorhanden ist stellt sich wieder die Frage des Ziels:
... wird aber so in Kauf genommen weil der Fokus einfach woanders liegt und das Ideal nicht bezahlbar ist.
Da sind die Ziele oftmals schwammig oder auch gar nicht vorhanden (beziehungsweise nur in Köpfen und für andere nicht nachvollziehbar). Hier sollten Veranstalter/Organisatoren auch bereit sein zu akzeptieren das man gewisse Dinge einfach (noch) nicht machen kann, da entsprechende Leute fehlen. Weniger ist mehr wenn ich meinem Ziel treu bleibe.
 
ich hab zwar von Rüstung keine Ahnung Aber wenn ich sehe wie manche Leut rumklopfen versteh ich das viele nix teures auf net Schlacht tragen. Selber erlebt. Ein Bekannter hatte ein neues Schild gebaut. Viel Zeit und Geld investiert und bis auf die Farbe Materialien relativ authentisch so wie ich als Laie es beurteilen kann. Es war ein Umzug ausgemacht und eher er sich versah war er mitten beim geklopfe dabei und ein wiki mit seiner Axt haut ihm ein riesen Loch ins Schild. Der wär abgekotzt vor Wut. Muss das sein? Für sowas tuts ein Sperrholz schild auch.
 
Es war ein Umzug ausgemacht und eher er sich versah war er mitten beim geklopfe dabei und ein wiki mit seiner Axt haut ihm ein riesen Loch ins Schild. Der wär abgekotzt vor Wut. Muss das sein? Für sowas tuts ein Sperrholz schild auch.
... viel schlimmer finde ich hier, dass jemand unabgesprochen in einem Kampf beteiligt wird / mit einer Waffe angegriffen wird. X/
 
Das ist alles richtig mit dem Kämpfen und so. Insofern Zustimmung. Allerdings muss ich auch relativieren: Das gilt ja nur, wenn die Leute mit ihrem Zeug auch wirklich kämpfen. Und nicht jeder, der eine militärische Darstellung zeigt, tut oder will das auch. (Was Lisabeth anspricht, ärgert mich auch tendenziell: Dass, wer Waffen und Rüstung trägt, von einigen Leuten automatisch als Kämpfer angesehen wird. Wartet mal, bis ich zurückhaue - die Replik ist scharf und schlägt ein Kettenhemd durch. Erwiesenermaßen. Harr Harr... :evil: )
 
Schwerpunkt des Hobbies: "Schaukampf (Freikampf, historisches Fechten, Linefight....)" hingegen könnte eher bedeuten, dass man seine Freizeit mit Training bzw. dem Studium von Fechtbüchern oder Taktiken verbringt. Die dazu getragene Klamotte ist dann eher die notwendige Ausrüstung, aber nicht der eigentliche Inhalt des Hobbies.
....da bin ich ganz bei dir. Ich kann das jetzt natürlich nur aus FrühMi sicht beurteilen aber ich beobachte seit jahren das Feldschlachten etc. vermehrt eher als Sport denn als Historische Darstellung gesehen werden. Das schlägt sich auch in der gestaltung der Schaukampfwaffen nieder, Dänenäxte mit einem Blattgewicht von unter 400gr sind standard, Einhandäxte mit einem gesamtgewicht von unter 400gr, Wiki Schwerter mit einem POB der weniger als 6cm vor dem Parier liegt etc.. Das ist alles Sportoptimiert und erlaubt natürlich ein Handling das mit den Realen Waffen nicht mehr vergleichbar ist. Ähnlich sieht es dann auch mit den Rüstungen / Klamotten aus: Selbst ich als Gromi wundere mich manchmal wenn ich rechts und links am Schildwall längsschaue wo ich da hingeraten bin. Manche Leute sehen aus als hätten sie kurz vor der Veranstaltung mal eben noch nen Altkleidercontainer geplündert, andere als wären sie direkt aus dem Auenland aufs Feld gebeamt worden. Hauptsache möglichst leicht und es behindert die Bewegung nicht. Viele Leute laufen mittlerweile sogar unbehelmt, Barfuss und nur mit Hose und Tunika "Gepanzert" auf. Ich frage mich da mittlerweile warum ich mir das überhaupt antue und viel Geld in Rüstung Helm etc. investiere und das tonnenschwere Geraffel bei 30° stundenlang trage. Es bringt mir ja nur Nachteile! Ich scheide genauso nach nur einem Treffer aus wie jemand der überhauptnicht gepanzert ist, trage dafür aber das hohe Gewicht und bin in Atmung und Bewegung eingeschränkt. Dann vielleicht demnächst doch einfach in Bruche und Duschlatschen (aus Holz natürlich wegen der Authentizität) aufs Feld ....
 
Ja es fällt auf, dass militärische Darstellungen der frühmi bis spämi Epochen gern etwas grober wirken. Liegt vielleicht echt am Schwerpunkt Kampf und die Ausrüstung leidet darunter... Das ging mir schon vor Jahren auf den Keks, dass "Ritter" gerne festeres Schuhwerk wegen dem sicheren Stand bevorzugen und Leuten in wendegenähten auf den Füßen rumtrampeln... Oder Schwerter werden immer kürzer und leichter, damit der Arm mehr Ausdauer hat und länger benutzt werden kann, oder diverse Schutzvorrichtungen an den Händen, welche eher an Eishockey-Spieler erinnern... Alles unter dem Mantel der Sicherheit verdeckt und abgesegnet. Ich sehe aber auch noch ein ganz anderes Problem - der Kampf ansich. Wie historsich korrekt kann man einen Kampf tatsächlich darstellen in dem jeder beteiligte genau weiß, dass er sicher nicht sterben wird? Als mir vor einigen Jahren diese Thematik bewusst wurde, fing ich an weniger zu kämpfen und mehr auf die Qualität der Ausrüstung achten. Aber ein redender Kämpfer ist nicht so interessant wie einer in Aktion, was mich letzt endlich dann von der militärischen zur handwerklichen Darstellung geführt hat. Generell ist es aber durchweg immer so, dass nie so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird! Egal ob zivile oder milirärische Darstellungen, museale oder belebende VA's oder einfache Märkte, es gibt immer was zu meckern.... :D
 
Wobei wir jetzt langsam bei der (berechtigten) Kritik am Mittelalterdengeln, Codex Belli, etcetera angekommen sind. Dass das nicht im geringsten authentisch ist, ist ein alter Hut und ich glaube, dass Erasco schon eher die "intentional authentische" Darstellung meinte. (Sag mir, alte Dosensuppe, wenn ich falsch liege)
 
Oh ja, mit dem Thema "Musealer Wert Veranstaltungstypischer Feldschlachten" könnte man auch noch mal ein paar Threads füllen. Zumindest bei Veranstaltungen mit gehobenem Anspruch wäre es da auch gut, wenn der Veranstalter nochmal in sich geht und überlegt was da er eigentlich zeigen will: die moderne sportliche Adaption, wie sie sich mit ihren ganzen sinnlosen Auswüchsen eingebürgert hat (s. Hakons Beispiele), Hauptsache es knallt, rasselt und das Publikum hat was zu gucken? Waffen und Rüstung im Einsatz (egal wie, hauptsache in Bewegung)? Wie es in einer Schlacht tatsächlich zugegangen sein könnte (das will glaub ich gar niemand sehen)? Was man meines Erachtens realistisch mit einem gewissen Anspruch zeigen kann: - der tatsächliche taktische Ablauf einer Schlacht - also das ganz klassische Kriegs-Reenactment. Da braucht man dann wirklich viele Leute und dann ist es vielleicht auch ok, wenn man dafür nur noch eine 50-Meter-Regel für die Qualität der einzelnen Darsteller anlegt. - reines Hinhalten und Herzeigen: dafür braucht es dann keine Sportler sondern nur Leute mit genialer Ausstattung, die vielleicht noch was dazu sagen können wie die Waffen im Einzelnen eingesetzt wurden. Dann fehlt aber der Pling-Pling-Faktor, wenn sich keiner gegenseitig den Schädel einhaut. ("Papa, wann hauen sich die Ritter endlich?") - Ein wirklich hochkarätiges Turnier - braucht man halt "nur" die wirklich hochkarätigen Leute für. Für 99,999% der VAs nicht machbar. - mein Favorit: Zeigen von Waffen und deren Einsatz in einzelnen, langsameren oder auch mal schnelleren Gängen, mit Erklärungen fürs Publikum. Ist natürlich vor allem für die Spämies eine dankbare Sache, da man hier endlos überliefertes Material hat auf das man eingehen kann. Und wer nur begnadeter Fechter ist, aber nicht Herr seiner eigenen Museumswaffenkammer, kann die Techniken notfalls auch in Hemd und Bruche zeigen, das ist für die Darstellung einer Trainingssituation nicht einmal unrealistisch. Für eine Fechtschuldarstellung braucht man keine genieteten Kettenhemden, handgetriebenen Helme etc, sogar die stumpfe Fechtfeder kann exakt so wie die Fundlage es hergibt auch eingesetzt werden. Und sie überlebt auch mehr als eine Saison. Die Variante kommt nach meinen Erfahrungen auch sehr gut beim Publikum an, weil es auf der einen Seite Aktion sieht ("Papa, wann hauen sich die Ritter endlich?") und auf der anderen Seite auch wirklich informiert wird und sehen kann, dass ein Schwert eben keine platt geratene Eisenkeule sondern ein Präzisionsinstrument ist. Ich denke, für die "Späten" Kämpfer und hochkarätige Veranstaltungen wird der Trend auch in diese Richtung weitergehen, nur für die Frühmies ist das halt mangels Fechtmanuskripten keine so simple Lösung.
 
...Geht auch für Frühmis. Machen wir immer bei unserem Gruppenlager auf Gut Detzel. Erläuterung der einzelnen Waffen, Darstellung der möglichen Anwendung am Beispiel einer Duellsituation. Da kann man auch sehr schön den offensiven Schildeinsatz zeigen und das ganze dann in moderater Geschwindigkeit. Bisschen Erklärbär, zeigen warum diverse Hollywood moves Schwachsinn sind etc. Dafür braucht man eigentlich nur 4-5 Leute in unterschiedlicher Ausrüstung und Bewaffnung und einen der das Moderiert.
 

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