Zum Thema
"Qualitätskriterium für eine gute Gruppe/Einzeldarstellung" hab ich mal ne Anmerkung/Frage...
Diese wird jetzt grundlegend überarbeitet. Das Maschinengenähte wird durch Handgenähtes ersetzt, die Schnitte werden nach Funden gearbeitet. Schmuckstücke werde ich auch nach historischen Techniken anfertigen lassen, keine einfachen Abgüsse. Meine Gummisohlenschuhe, die grob an die Form von Funden erinnern werde ich zunächst in weiterbehalten (dies ist einer der erwähnten Kompromisse, da zunächst das Geld bzw. die Fertigkeit fehlt). Die Stoffe sind industriell gewebt und chemisch gefärbt. Diese jetzt im Aufbau befindliche Bekleidung wird für die nächste Saison (vieleicht auch die übernächste) reichen. Während ich diese trage, wird jedoch weiter für die nächste Tracht recherchiert und daran gebastelt. Diese wird dann handgewebt und historisch korrekt gefärbt sein.
Dieses Beispiel ist nur ein wahllos ausgesuchtes (sicher noch nicht mal das beste) von vielen aus der Szene. Es macht aber gut deutlich, wo viele LH'ler und Reenacter (und diejenigen die es werden wollen) meiner Beobachtung nach ihren "Authentizitätsschwerpunkt" legen. Nämlich im "zivilen" Bereich. Durch die Epochen hinweg wird von den "ernsthaften Darstellenden" im Bereich der Kleidung (und dem zivilen Hausstand/etc.) immer wieder darauf hingewiesen, wie absolut wichtig, der richtige Stoff, der richtige Schnitt, die pflanzliche Färbung, natürliche Garne, die richtige Holzart für Möbel, Werkzeuge, etc. sind. Das ist durchaus wichtig und hat auch seine Berechtigung. Es werden in diesem Bereich für hochwertigere Veranstaltungen sehr strikte "Kriterien" aufgestellt, die aber auch etliche "bemühte" Leute (die z.B. "nah dran" sind) ausschliessen. Eben auch oft wegen "Kleinigkeiten". Kann man (nein, muss man sogar) so machen! Ich bin dafür, die Latte für gewisse Veranstaltungen bewusst "hoch" zu hängen. Dann schaue ich mir (z.B. live, auf FB, Homepages oder auch hier im Forum) die beeindruckenden Bilderstrecken von Veranstaltungen an, die in der Szene einen guten bis sehr guten Ruf geniessen (sicher auch berechtigt!), ja teilweise sogar in den "Olymp" gehoben werden und stelle mir die Frage:
Wie passt das denn zusammen? Wird hier mit zweierlei Mass gemessen? Fällt das keinem auf? :whistling: Gelten für den militärischen Bereich in der historischen Darstellungen andere Qualitätskriterien als für den zivilen? Der untere Kommetar von Panzereiter (bezogen auf eine Hastings Teilahme eines Bekannten) beschreibt das Gefühl ganz gut:
Er war ziemlich desillusioniert nachdem er zurückkam und erzählte mir, das sei stellenweise noch übleres GroMi als bei uns, selbst in vermeintlich "hohen" Kreisen [...]
Ob das jetzt "nur" auf den militärischen Bereich bezogen war, weiss (und glaube) ich nicht, es deckt sich aber mit meinen Beboachtungen, die ich immer wieder mache. Wie passt das zusammen? Auf der einen Seite muss im zivilen Bereich die Kleidung z.B. aus Seide, Wolle oder Leinen sein, Pflanzengefärbt, von Hand mit dem richtigen Garn vernäht, etc. Der Schuh muss Wendegenäht sein, das Leder dazu vegetabel gegerbt sein, etc.... (ich führe jetzt nicht alles auf, ihr wisst ja selbst was es für eine "A"-Darstellung benötigt). Und auf der anderen Seite? Da sieht man auch auf "den guten" VA's (bei LH'lern & Reenactern / und es sind oft keine Einzelfälle):
- geschweisste Kalotten bei Helmen / Helm passt von der Grösse her nicht / etc.
- Ringpanzer die zu gross, zu lang oder zu kurz sind / schlabberige Ärmel haben / von der Machart nicht in die Zeit passen / unvernietet / verzinnt sind / etc.
- Schilde aus Sperrholz etc./ ohne Rohautbezug / mit "modernen" Farben angestrichen / etc.
- stumpfe (teilweise nur entfernt Schwertähnliche) Schaukampfwaffen werden auf Museums-VA's getragen ( und nein, es wird in dem Moment nicht gekämpft), etc.
- usw. usw.
Diesen Beitrag hab ich bewusst etwas provozierend verfasst.
Auch nehme ich mich selbst nicht aus, da bei mir auch noch nicht alles so passt wie ich es gerne hätte, bzw. es nach meinen Kriterien sein sollte. Aber es ist irgendwie schon seltsam, oder nicht? Dinge die umgemünzt auf den zivilen Bereich niemals gehen würden und ein absolutes "NoGo" wären, gehen im militärischen Bereich anscheinend ohne Probleme durch...
Gelten diesbezüglich also andere Qualitätskriterien im LH/Reenactment?