Qualitätskriterien für eine gute Gruppe/Einzeldarstellung

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Es gibt ja nicht umsonst den Unterschied in der Wortwahl Kostüm Verkleidung, damit ist der Laie aber oft überfordert. Gerade im Bereich Kultur / Veranstaltung / Feuilleton sind die Journalisten größtenteils Laien und haben von den Veranstaltungen, die sie besuchen, nicht mehr Ahnung als der durchschnittliche Besucher dieser Veranstaltung. Nicht jedes "böse" Wort ist auch bös gemeint. Hier kommt es sehr auf Aussage und Stil des gesamten Artikels an. Auch im Umgang mit "richtigen" Laien muss man sich teilweise sehr in Toleranz üben... Eine Bekannte von mir war im Sommer auf meine Empfehlung hin zum Celtoi nach Otzenhausen gekommen; leider hatten wir uns dort verfehlt. Letzte Woche traf ich sie wieder, buchstäblich zwischen Tür und Angel in einem Geschäft. Sie erzählte mir atemlos und enthousiastisch, wie gut ihr das Fest gefallen habe, wie sie gstaunt habe über die alten Handwerkstechniken - und dann, mit vor Begeisterung strahlenden Augen: "Und wie toll die alle verkleidet waren!" Das LH habe ich anscheinend schon so verinnerlicht, dass mir diese Wortwahl tatsächlich einen Stich gab. Trotzdem hab ich den Teufel getan, sie zu verbessern oder gar zu maßregeln. Zu ausführlichen Erklärungen war keine Zeit, also ließ ich das so stehen und hoffe einfach auf eine weitere Begegnung, um sie etwas mehr zu "keltisieren" ;) Sie hatte den Ausdruck "Verkleidung" sicher nicht bös gemeint; LH ist einfach absolutes Neuland für sie.
 
Meine Erwiederung auf diese Verkleidungssachen ist mittlerweile: "Ich bin nicht verkleidet, ich bin dem Anlaß entsprechend abgezogen", dazu ggf. die Frage ob man denn selber im Badanzug in die Oper gehe? :blues
 
@AndiP.: Treffend Formuliert! prost1 @Morgan: Da erinnert mich an eine Begebenheit vor vielen Jahren, als ich noch bei Poeta Magica war. Da stand eine junge Frau vor Holger und mir und hatte einige Fragen(Woher nehmt ihr die alten Lieder, macht ihr das professionell etc). Nachdem wir alles soweit beantwortet hatten kam dann der Nackenschlag:"Und die Instrumente sind auch selbstgebastelt?" :schock1 :cursing: :kopfwand Sie hat da bestimmt nicht nachgedacht, aber als Instrumentenbauer fühlt man da schon die eine oder andere Hitzewallung... Allerdings hat sie sich, nachdem wir sie auf den fauxpas hinwiesen, auch entschuldigt. Ich glaube, ich habe damals gesagt, der Hinweis,die Firma Hochtief habe die Autobahnbrücke gebastelt, über die sie gerade fährt, würde sie auch nervös machen. Das war wohl blickig genug! :D Es war tatsächlich Gedankenlosigkeit. Und das kommt wohl öfter vor... Grüße Jonny
 
Ich bin immer ein bisschen überrascht, wie extrem die Wirkungen von unterschiedlichen Bezeichnungen von Dingen und Tätigkeiten auf viele Leute sind. Damit geht anscheinend auch die Vorstellung einher, dass es irgendwie „absolut geltende, fest definierte“ Namen für alle möglichen Sachen gäbe. Aber dabei kennt es doch jeder, wenn er mit Freunden oder Bekannten aus einem anderen Teil Deutschlands redet, dass die „ganz ungewöhnlich reden“, manches seltsam putzig, derb, distanziert, kalt, kindisch, ruppig oder einfach nur bescheuert auf einen wirkt. Und da kriegt man doch auch ganz schnell heraus, dass die eine andere Sprache sprechen, die ich aber verstehen kann, indem ich einfach ihre Bezeichnungen für Dinge in meine übersetze. Das machen wir alle ununterbrochen. Klar kann es immer sein, dass ein anderer in Bezug auf eine bestimmte Sache unwissend ist oder tatsächlich etwas herabwertet, was ich nicht herabgewertet haben möchte – aber oft ist das auch nicht so. Ich sage zum Beispiel auch oft zu allen möglichen handwerklichen Dingen „basteln“, ob es nun „Kinderkram“ ist und den Schwierigkeitsgrad von Weihnachtsdeko aus Papier hat oder irgendwelches „Erwachsenenzeugs“, wo man ganz viel sägen, hämmern und ackern muss. Und wie viele benutzen gerade für die Sachen, die sie so gerne haben, Diminutive oder ähnliches? Oder nehmt meinetwegen die Biker mit ihren „Mopeds“, die wohl fast jeder kennt. Und dazu, dass man oft dazu neigt, Wörtern fest definierte Bedeutungen zuzuweisen: klar kann man das machen und das ist auch immer interessant, wenn man dadurch verschiedene Sachverhalte klären und erkennen kann, wie AndiP das zum Beispiel mit dem Unterschied von dem, was er als Kostüm und Gewandung bezeichnet, gemacht hat. Aber man darf dabei nicht vergessen, dass dabei nur die Sachverhalte fix sind (die jeweiligen Verhältnisse von Zweck und Inhalt zur Form) und die Bezeichnungen (in diesem Fall „Kostüm“ und „Gewandung“) erstmal völlig willkürlich sind. Manche nennen es vielleicht anders (oder benennen beides absichtlich mit nur einem Namen, weil sie davon ausgehen, dass der jeweilige Kontext die jeweils gemeinte Bedeutung auch dem Gegenüber automatisch klar macht), obwohl es natürlich für alle am einfachsten wäre, wenn es solche unterschiedlichen Benennungen nicht gäbe. Aber die gibt es nun mal oder kann es immer geben. Aber wie gesagt, schlimm ist das doch gar nicht: in der Regel weiß man doch, was der andere meint. Man kann also miteinander reden trotz dieser „falschen“, also unterschiedlichen Bezeichnungen. Es gibt tausend Gründe, warum jemand dieselbe Sache anders nennen kann. Aber so oft geht man weniger davon aus, dass derjenige eine andere Sprache spricht, also davon, dass er alle Sachen genauso bezeichnet wie ich und dementsprechend entweder unwissend ist (wobei in diesem Fall im Grunde nicht einmal davon gesprochen werden kann, dass er dieselben Sachen auf dieselbe Weise wie ich bezeichnet) oder er absichtlich meinen Kram herabwertet, indem er ihn absichtlich als etwas anderes darstellt, als was es in Wirklichkeit ist. Was ich eigentlich nur sagen will: Warum nicht lieber immer erstmal davon ausgehen, dass man dasselbe meint, statt dem anderen Unwissenheit oder im schlimmsten Fall Geringschätzung zu unterstellen? Wenn man das fälschlicherweise macht, ist man sogar selbst derjenige, der in Wirklichkeit Geringschätzung übt. Und falls ich das noch nicht deutlich machen konnte: Unterscheidungen und Differenzierungen finde ich super und wichtig! Schade wird es nur, wenn man sich irgendwann in Wortklaubereien verliert und man Differenzen wittert, wo Konsens herrscht oder herrschen könnte.
 
Danke Arche, sehr gut gesagt! :thumbup: Und ... Andere, an unserem Hobby interessierte, aber dennoch gänzlich unbeteiligte, müssen nicht über alle Gepflogenheiten, Einzelheiten und Bezeichnungen von Dingen und Tätigkeiten im Zusammenhang mit unserem Hobby Bescheid wissen. Wir wissen ebendiese Dinge über ihre eventuellen Hobbys ja auch nicht (immer) in allen Einzelheiten.
 
Du hast völlig Recht, Arché. Man darf "den anderen" tatsächlich wegen ihrer Unwissenheit in Bezug auf Fachausdrücke unseres Hobbys keinen Vorwurf machen. Deswegen sagte ich ja "Toleranz". Und tief durchatmen und niemanden verprellen :)
 
Um noch mal auf den Anfang zurückzuführen, ich finde man sollte sich das Handout von Andreas mal durchlesen. Diese, aus meiner Sicht, sehr gute Arbeit bietet eine fundierte Grundlage über Qualitätsanforderungen im Living History, die man sich zu Herzen nehmen sollte.
 
Was wir alles Interessantes anhaben... Das Rumgedruckse um die Benennung aus heutiger modischer und textiler Sicht ungewöhnlicher Kleidung hat bisweilen schon was Amüsantes. Irgendwie Verkleidung, aber dann doch wieder auch nicht, eher Kostüm, aber das klingt nach Fasching, lieber Gewandung, das klingt so schön romatisch mittelalterlich, und unser ganzer Kram ist auch nicht gebastelt, sondern rekonstruiert oder zumindest hergestellt - kann es sein, dass wir da ein kleines Egoproblem haben? ;) Ich trage für gewöhnlich Kleidung im karolingischen Stil. prost1 Das verlinkte Werk von Andreas ist interessant zu lesen und voll von durchaus - nach meinem Dafürhalten - wahren und relevanten Gedanken bzw Fakten, aber für ein Handout ist es mit 40 Seiten viel zu lang. Eine Grundlage ist es so nicht wirklich, es baut vielmehr seinerseits auf Grundlagen auf, die Andreas für sich im Vorfeld definiert hat und denen ich persönlich größtenteils durchaus zustimmen kann. Er geht weit über das gewohnte, abgegriffene Murmeltier "so authentisch wie möglich" hinaus in die didaktische und pädagogische Ebene und beschreitet damit einen Weg, den die übliche Diskussionswelt zum Thema "Qualität" aus unbekannten Gründen scheut wie der Teufel das Weihwasser. Er benennt auch treffend und kritisch der eigenen Zunft gegenüber Problematiken und Konfliktquellen, wie etwa die sehr schön benannte Diskrepanz zwischen der Authentizität des Vermittlers und der "pastness" des Besuchers. Es ist zweifellos befruchtend, das Werk zu lesen und man kann ihm, je nach Vorkenntnis, einige bis viele Kristallisationskeime für eigene, tiefere Gedanken zum Thema entnehmen. Aber, wie gesagt, es ist keine Grundlage, man muss die Grundlagen vielmehr herauslesen.
 
Man möge mir verzeihen, dass ich mich auf einen Post vom 5.11. beziehe, ohne mich zunächst durch die restlichen 6 Seiten gelesen zu haben, aber:
Um auf das erste Problem zurückzukommen: Wer setzt sich schon hin und erstellt einen Kitguide für die entsprechende Zeit? Ich bewundere jeden, der sich die Mühe macht, monatelang zu recherchieren, kann aber auch nachvollziehen, dass man das hart erworbene Wissen nicht jedem in den Rachen schmeißen möchte, der mal eben Mittelalter machen will. Immerhin hat man hart dafür gearbeitet - und der andere braucht nur eine pdf.-Datei zu öffnen.... :krank01
genau DIESE elitäre Denke hat mich damals dazu gebracht, dem MA-Forum den Rücken zu kehren, und auch das Hobby Mittelalter nach und nach einschlafen zu lassen. "...sollnse doch alle suchen, musst ick ja schließlich damals ooch..." was ist das denn für eine Aussage?? Bei anderen Hobbies hilft man sich in den Foren mit Rat und Tat, "gibt seine Quellen preis", stellt Bilder online, et cetera, nur hier finden sich seit Jahren immer wieder solche Aussagen. Es hat sich auf jeden Fall schon gebessert. Ich hab nach meiner Neuanmeldung hier viele gute, hilfreiche Beiträge und auch online gestellte Quellensammlungen gelesen, z.T. Sachen die ich mir damals alle mühselig in monatelanger Suche selbst zusammentragen musste. Vielleicht ist ja die neue Generation historisch Interessierter Menschen offener geworden, schön wärs ja. Zumindest das mitlesen macht wieder Spaß! und schon wieder leise in seiner Ecke verschwindend... viele Grütze vom Thorgest Trollaxt
 
Ich trage für gewöhnlich Kleidung im karolingischen Stil.
Da überlegt man immer wieder, wie erkläre ich es meinem Gegenüber und merkt gar nicht, wie einfach die Antwort sein kannn!!! Danke Panzerreiter. Damit kann ich dann auch das Wort Gewandung in der Versenkung verschwinden lassen.
 
"...sollnse doch alle suchen, musst ick ja schließlich damals ooch..."
Jein! Wenn es um allgemeine Dinge geht, wie zum Beispiel solch ein Leitfaden, teilen die meisten ihr Wissen schon. Wenn jemand freundlich nach Details nachfragt natürlich auch. Aber man muss einfach immer bedenken, was für eine enorme Arbeit in der Recherche steckt, gerade, wenn es um Spezialthemen geht. So recherchiere ich schon seit mehreren Jahren intensiv an einem Thema und habe am Anfang auch nichts davon weitergegeben, weil ich ganz einfach nicht wollte, dass plötzlich auf anderen Seiten meine Arbeit wiederzufinden ist. Nachdem nun aber in der Szene immer mehr bekannt geworden ist, dass ich mich mit dem Thema relativ gut auskenne, habe ich auch kein Problem mehr damit, das auf unsere Homepage zu stellen. Es ist zuzuordnen und die meisten wissen, wo es her kommt. Dann bin ich auch nicht bereit, mein komplettes Wissen auf einem goldenen Tellerchen zu präsentieren. Warum nicht? Ich weiß, wo ich was gefunden habe, habe aber keine Lust, dass alles auf den Punkt genau zusammenzufassen, das wäre mit Aufwand verbunden, den ich mir nicht machen möchte, weil es mir nichts bringt. Anders sieht es aus, wenn auch hier wieder geziehlte Fragen gestellt werden, dann such ich das auch gerne mal raus. Und mal ganz ehrlich, ich bin schon stolz auf das, was ich mir erarbeitet habe und damit in deinen Augen vielleicht auch ein klein wenig elitär. Aber das nehme ich mir nach der ganzen Arbeit, die ich hatte und immer noch habe einfach auch mal heraus.
 
:eek:ff2 Es gab da mal eine Handvoll ganz spezielle Menschen, die hatten die Attitüde, alle Leute von oben herab anzumachen, aufzutreten wie Gottes Geschenk an die Geschichtsforschung und ständig auffallend damit beschäftigt zu sein, der Beste zu sein und am meisten Ahnung zu haben. Und genau jene Menschen, so konnte man mit der Zeit feststellen, hatten einen Gutteil ihres Wissens von ebenjenen anderen Menschen, die sie stets so herablassend zu behandeln pflegten. Quasi zusammenerpresst mit ständigen "Kannst-du-das-belegen!?"-Attacken und hinterher als eigenes Wissen verkauft, das sie natürlich schon immer und ganz besonders vorher hatten. Das waren ineressanterweise auch gerade die Leute, die am lautesten das Lied des Selber-Recherchierens sangen und keine ihrer kostbaren Quellen oder Erkenntnisse preisgaben. Es reichte, dass sie regelmäßig bedeutungsschwanger darauf hinwiesen, solch großes Wissen zu besitzen. Ich weiß nicht, wie es anderen Leuten geht, aber in meinem Falle trugen diese Leute hauptsächlich dazu bei, dass ich mit meinen eigenen Erkenntnissen außerhalb eines sehr kleinen, intimen Rahmens sehr vorsichtig umging. Es ärgert einfach, wenn man für seine Erkenntisse erst herablassend belächelt wird, während die Erkenntisse fachlich zerpflückt und schlechtgeredet werden, um später dann von genau denen, die einen so schlechtredeten, exakt diese Erkenntisse und Quellen ganz selbstverständlich als ihre eigenen verkauft zu sehen. Ich habe viel von meinem heutigen, nebenbei erwähnt recht bescheidenen, Wissen von anderen Leuten, aber nichts davon von dieser Elite. Rückblickend kann ich feststellen, dass sich deren Beitrag eigentlich nur auf salbungsvolle Worte beschränkte. Das waren nicht wirklich viele, aber sie dominierten die Szene allein durch ihr Auftreten auf gewisse Weise und ich denke, viele, die das lesen, haben wahrscheinlich schon so eine Ahnung von dem einen oder anderen Namen in diesem Zusammenhang. Diese Leute gibt es immer noch, aber es ist recht ruhig um sie geworden. Möglicherweise weil im Laufe der Zeit nicht nur mir auffiel, dass es sich um einen klaren Fall von "Mehr Sein durch Scheinen" handelte? Das aber nur als kleiner Einschub für Thorgest. Und jetzt :back
 
Stellen wir uns mal ganz plakativ einen ganz bestimmten Stereotyp vor: Denjenigen, der super A ist / sein will / zu sein beabsichtigt und dafür auch mehr oder weniger Zeit in Recherche und Arbeitszeit investiert hat und zugleich einer der größten Meckerer über das absolut unhistorische Auftreten seiner Mithobbyisten (für denjenigen eher „Gegenhobbyisten“) ist. Von den zwei grundlegenden Möglichkeiten entscheidet dieser Stereotyp sich weiterhin meist dafür, sein Wissen zu hamstern, weil die anderen zu faul oder zu „schmarotzerhaft“ oder zu blöd oder was auch immer seien. Dabei denke ich, wäre auch für ihn die Alternativmöglichkeit doch letztlich zu bevorzugen und Informationen preiszugeben: ich teile mein Wissen mit und schaffe damit zumindest die Möglichkeit, dass sogar die faulen Nichtrecherchierer, die ihn auf den Veranstaltungen immer so ärgern, ihre Darstellung verbessern können. Das brächte nicht nur eventuell Spaß und die etwaige Möglichkeit, sich selbst dafür auf die Schulter klopfen zu können, sondern auch ein verändertes Umfeld in der Zukunft, in welchem er sich vermutlich bewegen wird. Verändert insofern, als die Darstellungsqualität auch der Leute um ihn herum gewachsen ist. Vorteile? Er muss mich nicht mehr so viel ärgern über Falschdarstellung und er hat eher die Atmosphäre, die er für die eigene Darstellung als passender empfinden muss, da laut Eigenaussage die mangelnde Qualität der anderen ja oft bedauert oder kritisiert wird. Fazit: Entweder flunkert der Stereotyp und in Wirklichkeit ärgern ihn die „schlechteren“ Darsteller nicht, weil das seine Voreiterrolle wahrt, die überdies wiederum nur von wenigen bemerkt wird (und man fragen kann, inwiefern der Voreiter sich eigentlich nicht viel mehr separiert und „neben“ statt „vor“ oder „über“ etwas steht) oder er erliegt einen Denkfehler und reagiert auf den empfundenen „Missstand“ auf eine Weise, die alles nur noch schlimmer statt besser macht. Von meiner Perspektive aus: ich habe mich auch schon oft geärgert, wenn ich in irgendwelchen Foren ganz interessante Threads finde und irgendwann Punkte erreicht waren, wo die Leute darauf verweisen irgendetwas nur noch per PN zu klären und für alle anderen Leute der Informationsstrom einfach abreißt, weil irgendjemand hamstern muss. Besonders wenn solche Posts einige Jahre alt sind, kann man in Eigenenergie nicht einmal mehr selbst diejenigen per PN kontaktieren. Aber das wäre ohnehin nur die zweite Wahl finde ich. Den Vorsprung haben die Leute doch eh schon und wenn sie ihre Informationen offen preisgeben würden, würden sie ihren Vorsprung auch nicht verlieren. Ich muss ja erst noch aufholen. Außerdem: Selbst wenn man selber recherchiert und Informationen preisgibt und andere einfach kopieren, ohne sich selbst die Arbeit zu machen, nachzulesen und so weiter, hat man doch noch immer einen „Vorsprung“. Die meisten kennen doch sicher den Unterschied zwischen „einen Text gelesen haben“ und „eine Inhaltszusammenfassung gelesen haben oder sich vom Kumpel schnell mal erklären lassen, was drin steht“ für die Uni oder die Schule. Und wie oft ist die zweite Taktik zusammengefallen mit einem ebenso selbstsicheren und fundierten Auftreten und Beurteilen des Textes, welches dem Auftreten derjenigen entspricht, welche die erste Taktik anwenden? Selten. Also auch hier übertragen aufs LH: Weitersagen ermöglicht Leuten in erster Linie erst einmal ihre Qualität zu steigern in Relation zu ihrem Arbeitsaufwand, den sie betreiben können oder möchten. Das kommt allen zu Gute, auch den "Fleißigen", weil sie nun von den „besser als vorher gewandeten“ und ausgestatteten oder was auch immer umgeben sind.
 
Ich für meinen Teil teile gern das bisschen, was ich glaube zu wissen, habt ihr ja schon gemerkt, geht auch manchem auf den Senkel. Was ich nicht gerne mache, den ganzen Kram auch noch mit den z.T. kleinen/kleinsten Quellenschnipseln zu belegen. Oder gar die eigenen Erkenntnisse/Erfahrungen mit Quellen zu belegen, sprich Meßreihen zu fahren, die einer wissenschaftlichen Überprüfung durch andere standhalten.... Dafür würde auf den Gebieten Schmieden und Bogenbau meine Lebenszeit nicht ausreichen. Und so gehts wohl vielen anderen auch. In ganz vielen Dingen ist es ja nun so, das sich erst aus der Summe von Quellenauswertungen ein Bild ergibt, will man dieses belegen, naja ein Bild und 3 Seiten Quellenangaben wären wohl nicht der Hit
 
Wissen zu sammeln ist eines - Wissen zu horten etwas anderes. Wie gut einer auch sein mag und wieviel Mühe er in seine Recherche gesteckt hat: Was ist, wenn derjenige in ein paar Jahren oder Jahrzehnten keinen Bock mehr auf sein Hobby hat, es nicht mehr aktiv ausüben kann oder schlicht verstirbt? Soll dann das ganze Wissen verloren sein und andere wieder bei Null anfangen? Jeder Wissenschaftler veröffentlicht seine Erkenntnisse, damit andere daran teilhaben und sie auf den Prüfstand stellen können. Das sollte im LH nicht möglich sein? Zudem vermutlich auch die Zeit, die man seinem Hobby zumessen kann, nicht ausreichen dürfte, um auf allen Bereichen zur Koryphäe zu werden. Eine Darstellung besteht ja nicht nur aus Klamotte, da gehören Schuhe und Lederwaren dazu, Schmuck, Fibeln, Waffen, Essgeschirr, Werkzeug, weiterer Hausrat ... Wer da Spezialkenntnisse auf mehr als einem Gebiet aufweisen kann, der macht das wahrscheinlich beruflich. Ich für meinen Teil bin jedenfalls dankbar, dass ich in meinem Verein jederzeit Hilfe bekomme - und sei es "nur" ein Link, welche Schuhe ich mir bestellen sollte, um bei meinem ersten großen Auftritt mit den Kelten diesen keine Schande zu machen! Dass mich da keiner "verarscht", darauf kann ich mich einfach verlassen und dieses Gefühl macht es mir auch leicht, meine Gedanken und Erkenntnisse mit anderen zu teilen
 
Was ist, wenn derjenige in ein paar Jahren oder Jahrzehnten keinen Bock mehr auf sein Hobby hat, es nicht mehr aktiv ausüben kann oder schlicht verstirbt? Soll dann das ganze Wissen verloren sein und andere wieder bei Null anfangen?
Wieso verloren? Irgendwoher wird es derjenige ja ebenfalls bezogen haben - selbst wenn es durch eigene Versuche entstanden ist gab es auch für die normalerweise eine Grundlage. Somit ist das Wissen nicht verloren, es sei denn, die ursprüngliche Quelle wird vernichtet. Nur die mundgerechten, fertig aufbereiteten Häppchen wären dann eventuell dahin.
 
genau DIESE elitäre Denke hat mich damals dazu gebracht, dem MA-Forum den Rücken zu kehren, und auch das Hobby Mittelalter nach und nach einschlafen zu lassen. "...sollnse doch alle suchen, musst ick ja schließlich damals ooch..." was ist das denn für eine Aussage?? Bei anderen Hobbies hilft man sich in den Foren mit Rat und Tat, "gibt seine Quellen preis", stellt Bilder online, et cetera, nur hier finden sich seit Jahren immer wieder solche Aussagen.
Ich glaube, ich werde hier pauschalisiert in eine Ecke geworfen. Um mal was richtig zu stellen: Ich horte mein Wissen nicht. Ich denke, jeder, der mit mir schon mal gemailt hat, der sich in Threads mit Themen, bei denen ich mich (halbwegs) auskenne mit mir "unterhalten" hat, weiß das. Ich kann es nur absolut nicht leiden, wenn sich jemand gar keine Mühe gibt und nur möglichst billig ein gutes Produkt abgreifen will. Wer dieses Hobby ernsthaft betreiben will, der wird um eigene Recherche nicht herum kommen. Dass wir alle dabei an unsere Grenzen stoßen, wissen wir selbst, dafür gibt es dann aber das Forum, in dem man andere fragen kann. Ich habe mit meinen Recherchen nicht nur viel Zeit verbracht - meine Bibliothek zu Spezialthemen zuhause hat mich auch mehrere hundert Euro gekostet. Wenn sich aber jemand auf meine Kosten einfach mein Wissen aneignen will (so nach dem Motto - "Bin neu hier, kannst Du mir mal Deine Schnittmuster oder Bauanleitungen schicken?" - lacht nicht, alles schon dagewesen! :whistling: ), da bin ich auch durchaus mal bereit, auf stur zu schalten. Ich weise dann immer darauf hin, dass dieses Forum ein gegenseitigen Geben und Nehmen ist, dass jemand, der sich aktiv hier einbringt auch irgendwann genug Punkte gesammelt hat, um Bauanleitungen herunter zu laden. Oder wenn ich merke, dass er schon eigene Arbeit investiert hat, helfe ich gern. Wenn mich jemand auf einem Markt anspricht, erkläre ich immer gern das eine oder andere. Wenn ich jetzt ein schlechter Mensch bin, nur weil ich mein Wissen nicht in einem Kitguide veröffentliche, dann ist das eben so. Fragen könnt Ihr trotzdem gerne weiter stellen. :D
 
hraban, das wissen , wos steht, ist verloren, wenn einer nicht teilt/teilen kann. Ich glaube, wenn ich mal nicht mehr bin, weiß auch keiner mehr, wie man nen Flitzebogen baut. Die Bauanleitung ist ja nun schon 2x nem Hackerangriff zum Opfer gefallen, und die paar, die noch ne Ahnung davon haben, schwächeln auch schon. Aber so ist das mit vielem, der Teufel steckt im Detail .... Aber tröstet Euch, sehr vieles Wissen ist mitgenommen worden, sonst gäbs hier nicht so viele Fragen
 
Jeder Wissenschaftler veröffentlicht seine Erkenntnisse, damit andere daran teilhaben und sie auf den Prüfstand stellen können.
Ich glaube, hier liegt einfach ein Missverständnis vor. Es geht nicht um neu gewonnene Erkenntnisse, sondern um das, was man im Laufe der Zeit alles an Daten zusammengetragen hat. Im übrigen sind wir keine Wissenschaftler, wir bekommen kein Geld für unsere Arbeit, da es ein Hobby ist und zahlen sogar noch Tausende dafür drauf. Beispiel, ich hänge seit einem Jahr dauernd am PC in Bilddatenbanken oder in Büchereien und fotografiere Bilder aus Büchern ab und habe einen guten Teil an Geld für Bücher über die Mode im 14ten jahrhundert ausgegeben. Herausgekommen ist eine eigene Datenbank Kleidung von 1320-1380, unterteilt in Männer, Frauen, Kinder, unterteilt in Cotte, Surcot, Unterkleidung, Mäntel und Umhänge, Kopfbedeckungen. Daneben dann noch Handwerk, Möbel, Hausrat und Sonstiges. Alles fein säuberlich geordnet, Bildunterschriften in zeitlicher Reihenfolge angelegt, etc., das alles unendgeldlich in meiner Freizeit. Das werde ich nicht komplett für alle zugänglich veröffentlichen, das waren nämlich Monate an Sucharbeit. Zudem dürfte ich das auch gar nicht, da die Bilder teilweise nur für den Eigengebrauch nutzbar sind. Wenn aber jemand geziehlt fragt, wie sah die Frauencotte um 1350 aus, die Heuke um 1380 oder die Männergugel um 1330, gebe ich natürlich gerne bereitwillig Auskunft auch mit dem Hinweis, wo dafür die passenden Belege zu finden sind oder schicke per Mail Bilder zu einem bestimmten Thema. Was Mara erwähnte, auch mein Mann ist mehrfach angesprochen worden, ob er Baupläne für seine Bliden rausgeben kann. Nein, kann er nicht. Erstens gibt es allgemein keine; zweitens hat auch er keine angelegt; drittens sind auf unserer Homepage genug Fotos auf die er dann verweist (Aber trotz des Verweises auf die Blidenfotos kam dann auch schon mal eine freche Antwort zurück, wieso er sich weigert, Baupläne rauszurücken.); viertens, auch bei seinen Bliden ist nicht alles perfekt; fünftens, Detailfragen hat er immer und gerne beantwortet. Und für meinen Teil ist das völlig ausreichend. Daher auch ganz klar ein Jein zur Wissensrausgabe: Details auf Anfrage ja, gerne; Komplett alles auf einmal für jeden, Nein! Da wir diese Diskussion schon woanders ausführlich hatten, sucht aber bitte mal selber wo :D (ich weiß es nämlich auch nicht ohne nachzusehen), sollten wir wirklich mal wieder back to topic,
 
Jeder Wissenschaftler veröffentlicht seine Erkenntnisse, damit andere daran teilhaben und sie auf den Prüfstand stellen können.
Ich glaube, hier liegt einfach ein Missverständnis vor. (...) Daher auch ganz klar ein Jein zur Wissensrausgabe: Details auf Anfrage ja, gerne; Komplett alles auf einmal für jeden, Nein! Da wir diese Diskussion schon woanders ausführlich hatten, sucht aber bitte mal selber wo :D (ich weiß es nämlich auch nicht ohne nachzusehen), sollten wir wirklich mal wieder back to topic,
Drei Mal Zustimmung.
 

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