Ich bin immer ein bisschen überrascht, wie extrem die Wirkungen von unterschiedlichen Bezeichnungen von Dingen und Tätigkeiten auf viele Leute sind. Damit geht anscheinend auch die Vorstellung einher, dass es irgendwie „absolut geltende, fest definierte“ Namen für alle möglichen Sachen gäbe. Aber dabei kennt es doch jeder, wenn er mit Freunden oder Bekannten aus einem anderen Teil Deutschlands redet, dass die „ganz ungewöhnlich reden“, manches seltsam putzig, derb, distanziert, kalt, kindisch, ruppig oder einfach nur bescheuert auf einen wirkt. Und da kriegt man doch auch ganz schnell heraus, dass die eine andere Sprache sprechen, die ich aber verstehen kann, indem ich einfach ihre Bezeichnungen für Dinge in meine übersetze. Das machen wir alle ununterbrochen. Klar kann es immer sein, dass ein anderer in Bezug auf eine bestimmte Sache unwissend ist oder tatsächlich etwas herabwertet, was ich nicht herabgewertet haben möchte – aber oft ist das auch nicht so. Ich sage zum Beispiel auch oft zu allen möglichen handwerklichen Dingen „basteln“, ob es nun „Kinderkram“ ist und den Schwierigkeitsgrad von Weihnachtsdeko aus Papier hat oder irgendwelches „Erwachsenenzeugs“, wo man ganz viel sägen, hämmern und ackern muss. Und wie viele benutzen gerade für die Sachen, die sie so gerne haben, Diminutive oder ähnliches? Oder nehmt meinetwegen die Biker mit ihren „Mopeds“, die wohl fast jeder kennt. Und dazu, dass man oft dazu neigt, Wörtern fest definierte Bedeutungen zuzuweisen: klar kann man das machen und das ist auch immer interessant, wenn man dadurch verschiedene Sachverhalte klären und erkennen kann, wie AndiP das zum Beispiel mit dem Unterschied von dem, was er als Kostüm und Gewandung bezeichnet, gemacht hat. Aber man darf dabei nicht vergessen, dass dabei nur die Sachverhalte fix sind (die jeweiligen Verhältnisse von Zweck und Inhalt zur Form) und die Bezeichnungen (in diesem Fall „Kostüm“ und „Gewandung“) erstmal völlig willkürlich sind. Manche nennen es vielleicht anders (oder benennen beides absichtlich mit nur einem Namen, weil sie davon ausgehen, dass der jeweilige Kontext die jeweils gemeinte Bedeutung auch dem Gegenüber automatisch klar macht), obwohl es natürlich für alle am einfachsten wäre, wenn es solche unterschiedlichen Benennungen nicht gäbe. Aber die gibt es nun mal oder kann es immer geben. Aber wie gesagt, schlimm ist das doch gar nicht: in der Regel weiß man doch, was der andere meint. Man kann also miteinander reden trotz dieser „falschen“, also unterschiedlichen Bezeichnungen. Es gibt tausend Gründe, warum jemand dieselbe Sache anders nennen kann. Aber so oft geht man weniger davon aus, dass derjenige eine andere Sprache spricht, also davon, dass er alle Sachen genauso bezeichnet wie ich und dementsprechend entweder unwissend ist (wobei in diesem Fall im Grunde nicht einmal davon gesprochen werden kann, dass er dieselben Sachen auf dieselbe Weise wie ich bezeichnet) oder er absichtlich meinen Kram herabwertet, indem er ihn absichtlich als etwas anderes darstellt, als was es in Wirklichkeit ist. Was ich eigentlich nur sagen will: Warum nicht lieber immer erstmal davon ausgehen, dass man dasselbe meint, statt dem anderen Unwissenheit oder im schlimmsten Fall Geringschätzung zu unterstellen? Wenn man das fälschlicherweise macht, ist man sogar selbst derjenige, der in Wirklichkeit Geringschätzung übt. Und falls ich das noch nicht deutlich machen konnte: Unterscheidungen und Differenzierungen finde ich super und wichtig! Schade wird es nur, wenn man sich irgendwann in Wortklaubereien verliert und man Differenzen wittert, wo Konsens herrscht oder herrschen könnte.